Kreuzfahrerburgen im Abseits - Quellen? Bzw. Mittelalterliche Quellen über Petra?

El Quijote

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Ich habe ja nun schon die eine oder andere Kreuzfahrerburg gesehen, in Syrien[1] (vor dem Bürgerkrieg), im Libanon[2] und in Jordanien[3]. In Petra gibt es zwei Kreuzfahrerburgen, von denen ich heute eine besucht habe, Qala'at Habiz. Die Burg selbst ist recht klein und als Burgruine nicht besonders sehenswert, wenn man nicht weiß, dass es sich um eine Kreuzfahrerburg handelt, dann erkennt man sie auch nicht als Burg. Man hat von dort oben sehr wohl einen schönen Blick auf das Tal von Petra und auch in zwei Seitentäler, die abseits der hauptsächlichen Touristenrouten liegen, aber es gibt in Petra weitaus bessere Aussichtspunkte, die ebenfalls nur von einem Bruchteil der Besucher Petras frequentiert werden.

Weshalb stelle ich nun meine Frage? Es ist so, dass Petra immer so dargestellt wird, dass Johann Ludwig Burckhardt als erster Europäer nach Petras Untergang in der Spätantike die Ruinenstätte betreten habe. Da aber in der Stadt gleich zwei Kreuzfahrerburgen liegen, kann das ja nicht stimmen. Im Museum von Petra gab es einen Hinweis, dass Wilhelm von Tyros schrieb, dass in der Region - aber was heißt das genau? - vorwiegend Olivenanbau betrieben wurde und dass in arabischen Quellen der Besuch des Mamlukensultans 1276 der letzte bekannte Account von Petra sei. Das müsste also Baibars gewesen sein, der da Petra besucht hatte.

Klar, das an der Weihrauchstraße liegende Kerak ist bekannt, nicht zuletzt durch Rainald de Châtillon, der mehrfach den Frieden brach und angeblich sogar eine Schwester(?) Saladins vergewaltigt haben soll. Aber was ist mit den Kleinburgen in Petra? Sind die irgendwo vermerkt? Gibt es dazu erhaltene Quellen, die weiteres liefern, als der vage Hinweis auf Wilhelm von Tyros?




[1]Krak de Chevaliers, Saône/Saladinsburg, Latakiyya
[2]Byblos, Sidon
[3]vorige Tage zum zweiten Mal Kerak, heute Qala'at Habiz über den Ruinen von Petra, Ajloun nur im Vorbeifahren
 
Das ist zwar mal wieder nur ein Schnipsel, aber vielleicht hilft es. Hier sieht man die beiden Kleinburgen als Außenposten von Montreal, was auf Balduin I. von Jerusalem hindeuten würde.
"Erst im frühen 12. Jahrhundert wurde die Region um die Felsenstadt Petra wieder vorübergehend besiedelt, europäische Kreuzritter errichteten die beiden kleinen Burgen Vaux Moise und Sela als Außenposten der größeren Kreuzfahrerburg Montreal."
 
Rainald von Châtillon amtierte ja als Fürst von Transjordanien (Oultejourdain). In dieser Funktion kontrollierte er die Verbindungswege zwischen Ägypten und Syrien, dem Herrschaftsbereich von Saladin. Dabei überfiel er regelmäßig die von Kairo nach Damaskus ziehenden Karawanen, dabei auch zwischen dem Königreich Jerusalem und Saladin ausgehandelte Waffenstillstände brechend. 1182 unternahm er eine Raubfahrt zu See, die er von der Dolchspitze des Golfs von Akaba aus leitete. Dabei überfielen seine Piraten die Häfen von Mekka und Medina und töteten dabei mehrere Pilger. Allein schon deshalb hatte es Châtillon auf Platz 1 von Saladins Liste der besonderen Freunden gebracht. Das Châtillon aber eine Schwester von Saladin vergewaltigt hätte, halte ich für ein Gerücht. Mir sind in diesem Zusammenhang keine Berichte über eine solche Tat bekannt.

Petra jedenfalls lag im Herrschaftsbereich der Fürsten von Transjordanien. Und es erscheint mir als durchaus glaubwürdig, dass auch die Kreuzritter hier an diesem wichtigen Knotenpunkt der Weihrauchstraße eigene Befestigungen angelegt haben.
 
Das Motiv, dass ein als negativ besetzter Gegenspieler (meistens auch der Verlierer) eine Frau vergewaltigt, die meistens in Beziehung zu seinen Gegnern (den Vertretern der "guten" Seite) steht, findet sich so häufig in den Chroniken und Geschichtsbeschreibungen (die ohnehin nicht für besonders seriöse Quellen halte, dass eindeutig unter Klischee fallen dürfte.
 
Hallo,
wo dazu was in Quellen steht, kann ich leider auch nicht angeben, aber archäologisch wurde da wohl schon einiges unternommen.

In diesem Aufsatz:

https://www.researchgate.net/profil...tra_Jordan/links/55eef60108aef559dc44a582.pdf

werden sogar fünf Festungen bei Petra genannt:
"In the area surrounding Petra, five fortresses were
built in the first fifteen years of the XII century and
abandoned after 1187..."

Geht eigentlich um Archäobotanik, nennt aber Literatur zu den Burgen. Der Schwerpunkt der Archäologen ist wohl meist al-WuʿAira (Vaux Moise – Wikipedia ), auf der Karte in dem Aufsatz (S.70, 2. Seite des pdf) ist aber auch "al Habis" vermerkt. Das wird
, wo El Quijote war, sein. Zudem ist "Sela" auf der Karte verzeichnet.
al-WuʿAira und Sela waren Außenposten von Montreal (laut Wikipedia "Petra"). Ob das auch auf al Habis zutrifft? Dafür müsste man vermutlich tief in die Schriften der Archäologen tauchen. Dabei könnten sich dann sicher auch Hinweise zu den Quellen finden.
 
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