thanepower
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Und bei Menschen sind es ja auch nicht gerade die privilegiertesten Stände, welche ihre jungen Männer zu Kanonenfutter machen. Das ist in der Funktion dasselbe. Man setzt die im Hinblick auf die Fortpflanzung entbehrlichsten den höchsten Risiken aus.
"Bei Multan schließlich versuchte er, die Stadt praktisch allein zu erobern. Dadurch zog er sich seine lebensgefährlich Verwundung zu."
Der angesprochene ist "Alexander der Große", der aufgrund bestimmter sozialer Codes im Rahmen seiner Gefährten selber an exponierter Stelle kämpfte. (Keegan: Die Maske des Feldherren, S. 114).
Bereits diese Situation läßt Zweifel zu an obiger Feststellung.
Für die Germanen und die Wikinger kann man eine ähnlich starke Exponiertheit der Anführer / Könige in der Schlacht erkennen. Im Mittelalter eine ähnliche Situation, es sei an Azincourt erinnert, bei der die europäische "adelige Blüte" ihr blaublütiges Leben aushauchte.
Ähnliches ließe sich über die Kriegsführung von FdG noch sagen, die einen hohen "Blutzoll" unter den Adeligen verzeichnete, weil es für ihn das Selbstverständlichste war, als Adeliger in einem Krieg aktiv zu kämpfen und auch für die napoleonische Zeit führen die Generäle, gerade der Kavallerie noch von "Vorne".
Bis hin in die Anfangszeit des WW1, in der die "niedrigeren" Offiziere aus einem elitären Selbstverständnis heraus, noch von "Vorne" ihre Einheiten durch eigenes gutes Vorbild führten. Nicht zuletzt auch, weil die realistische Gefechtausbildung in der deutschen Armee vor 1914 nicht besonders ausgeprägt war.
Ergo: Die sozialdarwinistische und funktionalistische Sicht auf die soziale Reproduktion von feudalen Gesellschaften ist in dieser Einfachheit nicht zutreffend.
Vielmehr war es das genuine Vorrecht des "Schwertadels" eine Waffe zu führen und für seinen "Anführer" in den Krieg zu ziehen. Somit: Die Institution des Schwertadels sorgte durch seine permanente Reduzierung für eine "künstliche Verknappung" und durch das "Geben" des eigenen Lebens für den Herrscher für die Legitimation der eigenen Privilegien. Etwas verkürzt argumentiert (vgl. z.B. Duby: Krieger und Bauern und auch Bendx: Könige oder Volk)
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