Hilfe! Hitlers Rhetorik...

felixk123

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Hallo zusammen,

ich habe im Rahmen meines Geschichtskurses ein Essay über die These zu verfassen, ob Hitlers rhetorische Begabung sowie seine Eloquenz ein wesentlicher Grundpfeiler seiner Machtergreifung war.
Ich weiß allerdings nicht wirklich, wie ich anfangen soll. Kann mir da jemand helfen?

liebe grüße,
Felix
 
Vielleicht analysierst du einfach mal ein paar Reden von ihm vor und nach der Machtergreifung. Lass dir von deinem Lehrer welche geben. Es gibt z.B. den Quellenband Der Nationalsozialismus. Dokumente 1933-1945 von Walther Hofer. Den besitzt deine Schule garantiert in mehrfacher Ausführung. Parallel kannst du dann ja mal auf dem ein oder anderen Videoportal schauen, wie dieselben Reden auf dich gesprochen wirken.

Weiterhin solltest du dich mit zwei Dingen befassen: Hitlers Wahlkampf und was diesen von dem anderer Politiker unterschied (ich gebe dir einen Tipp: Flugzeug) und, wie Hitler tatsächlich an die Macht kam. So würde am Ende eine runde Sache dabei herauskommen.
 
Fang doch ganz am Anfang an: Hitler wurde in den ersten Jahren nach dem 1. Weltkrieg von der Reichswehr gesponsert, weil er reden konnte.

Ohne sein rhetorisches Talent keine finanzielle Unterstützung
Ohne Unterstützung keine politische Karriere
 
steffen04

Fang doch ganz am Anfang an: Hitler wurde in den ersten Jahren nach dem 1. Weltkrieg von der Reichswehr gesponsert, weil er reden konnte. Ohne sein rhetorisches Talent keine finanzielle Unterstützung
Ohne Unterstützung keine politische Karriere

Das er von der Reichswehr gesponsert worden sein soll ist mir nun aber neu!!! Kannst Du das belegen? Quelle?
 
Zuletzt bearbeitet:
Richtig ist, dass Hitler auch nach dem Krieg noch bei der Reichswehr verblieb und in dieser Zeit erstmals mit der Kleinstpartei DAP, der späteren NSDAP in Berührung kam. Dass aber die Reichswehr ihn für's Reden bezahlt hätte, ist auch mir völlig neu. Ich glaub, da werden zwei Sachverhalte vermischt: Die Zugehörigkeit zur Reichswehr 1921 und das Sponsoring durch Industrielle, als die NSDAP bereits eine reichsweit bekannte Partei war.
 
Ich hab gerade keinen Zugriff auf meine Bücher/Quellen. Aber reden wir hier nicht über Allgemeinplätze?

Adolf Hitler trat 1919 der DAP bei. 1920 wurde aus der DAP die NSDAP. 1921 wurde Hitler Parteivorsitzender. Dafür war sein rednerisches Talent verantwortlich, mit der er aus einer Hinterzimmerversammlung die Anfänge einer Massenbewegung schuf.

Während der gesamten Zeit wurde er von der Reichswehr bzw. deren Vorgängerorganisationen besoldet. Die Armee wurde in genau dieser Zeit zügig von einem Personalbestand von mehreren Millionen zu Kriegsende auf 100.000 Mann verkleinert. Die lange Besoldung Hitlers war also kein Normalfall.

Die Reichswehr wollte Einfluss im nationalen Parteienspektrum haben, Hitler war ein gutes Werkzeug, da guter Redner.

Wenn Hitler also nur, sagen wir mal, über mein rednerisches Talent verfügt hätte, hätte er sich wahrscheinlich schon 1919 nach einer anderen Tätigkeit umschauen müssen.

Also ich würde mit der These ein Essay für einen Geschichtskurs hinbekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das rhetorische Talent Hitlers soll insbesondere in seinen Fähigkeiten als "Medium" bestanden haben. Er begann seine Reden sehr verhalten und unsicher, dann gelang es ihm nach und nach, die Stimmung im Saal zu erfassen, so dass er schließlich in der Lage war, genau das auszusprechen, was seine Zuhörer hören wollten.
 
Hallo zusammen,

ich habe im Rahmen meines Geschichtskurses ein Essay über die These zu verfassen, ob Hitlers rhetorische Begabung sowie seine Eloquenz ein wesentlicher Grundpfeiler seiner Machtergreifung war.
Ich weiß allerdings nicht wirklich, wie ich anfangen soll. Kann mir da jemand helfen?

liebe grüße,
Felix

Eloquent waren Hitlers Reden eigentlich nicht, in punkto Rhetorik war ihm Goebbels sicher überlegen, und viele seiner Reden wirken heute fast grotesk, zumal ihnen Stil und ein logischer Aufbau fehlte. Seine eigentliche Begabung bestand darin, eine große Menge in eine homogene Masse zu verwandeln, an Ängste, Emotionen Traumata zu appellieren, und das auszusprechen, was viele dachten.

Entdeckt wurde er bei einer Hinterzimmerpartei, der DAP, die er als Spitzel der Reichswehr beobachten sollte. Er hörte eine Zeitlang gelangweilt zu, doch als ein Redner die Selbstständigkeit Bayerns vom Reich forderte, griff er diesen so vehement an, das Anton Drexler und Dietrich eckart auf ihn aufmerksam wurden: "Der hat a Goschen, den könnt ma brauchen". Das war am 24. Februar 1920. Bald schon füllte er Bierkeller und bekam schließlich den Zirkus Krone voll. Aus dem Spinner und dem Trommler wurde der König von München, bis der Putsch von 1923 scheiterte. Im Prozess der eigentlich in Leipzig hätte stattfinden müssen, überließ ihm der Vorsitzende, ein alter Bekannter, der ihn schon einmal milde behandelt hatte, den Gerichtssaal als Podium, so dass Hitler und nicht Ludendorff als Hauptperson da stand. Man hätte Hitler nach Österreich abschieben können, und wegen Hochverrat und Landfriedensbruch hätte man H. in Leipzig ein paar Jahre einbuchten können. Aber die Herren von Kahr und von Lossow wollten kein Aufsehen, und der Vorsitzende wurde dafür Obergerichtsrat.
 
steffen04

hier aus Wiki
Politischer Aufstieg (1918–1933)

Propagandaredner der Reichswehr

Am 21. November 1918 kehrte Hitler aus Pasewalk nach München in die Oberwiesenfeldkaserne des 2. bayerischen Infanterieregiments zurück. Er versuchte, der Demobilisierung der Reichswehr zu entgehen, und blieb deshalb bis zum 31. März 1920 Soldat. In dieser Zeit formte er sein politisches Weltbild, entdeckte und erprobte sein demagogisches Redetalent.[64]
Vom 4. Dezember 1918 bis 25. Januar 1919 bewachte Hitler mit 15 weiteren Soldaten etwa 1000 französische und russische Kriegsgefangene in einem von Soldatenräten geleiteten Lager in Traunstein. Am 12. Februar wurde er nach München in die 2. Demobilmachungskompanie versetzt und ließ sich am 15. Februar zu einem der Vertrauensmänner seines Regiments wählen. Als solcher arbeitete er mit der Propagandaabteilung der neuen bayerischen Staatsregierung unter Kurt Eisner (USPD) zusammen und sollte seine Kameraden in Demokratie schulen. Am 16. Februar nahm er daher mit seinem Regiment an einer Demonstration des „Revolutionären Arbeiterrates“ in München teil.
Am 26. Februar 1919 begleitete Hitler als stiller Beobachter den Trauerzug für den fünf Tage zuvor ermordeten Eisner.[65] Am 15. April ließ er sich zum Ersatzbataillonsrat der Soldatenräte der Münchner Räterepublik wählen, die am 7. April ausgerufen und am 13. April als „kommunistische Räterepublik“ proklamiert worden war. Nach deren gewaltsamer Niederschlagung im Mai 1919 denunzierte Hitler andere Vertrauensleute aus dem Bataillonsrat vor einem Standgericht der Münchner Reichswehrverwaltung als „ärgste und radikalste Hetzer […] für die Räterepublik“, trug damit zu ihrer Verurteilung bei und erkaufte sich das Wohlwollen der neuen Machthaber. Später verschwieg er seine vorherige Zusammenarbeit mit den sozialistischen Soldatenräten.[66] Diese wird meist als Opportunismus oder als Beleg dafür gewertet, dass Hitler bis dahin kein ausgeprägter Antisemit gewesen sein könne.[67] Er schloss sich anders als andere Angehörige seines Regiments auch keinem der gegen die Räterepublik aufgestellten Freikorps an.[68]
Im Mai 1919 traf Hitler erstmals den Leiter der „Aufklärungsabteilung“ im Reichswehrgruppenkommando 4, Hauptmann Karl Mayr, und wurde einer von dessen „V-Leuten“. Er nahm vom 5. bis 12. Juni sowie vom 26. Juni bis 5. Juli 1919 auf Empfehlung des 2. Infanterieregiments an „antibolschewistischen Aufklärungskursen“ an der Universität München für „Propaganda bei der Truppe“ teil.[69] Damit erhielt er erstmals eine politische Schulung durch deutschnationale, alldeutsche und antisemitische Akademiker, darunter Karl Alexander von Müller, der Hitlers Talent als Redner entdeckte, und Gottfried Feder. Dieser soll ihn laut Eigenaussage 1925 damals „zur Gründung einer neuen Partei“ angeregt haben.[70]
Am 22. Juli wurde Hitler zu einem „Aufklärungskommando“ von 26 ausgewählten Ausbildern der Münchner Garnison abgeordnet, die angeblich von Bolschewismus und Spartakismus „verseuchte“ Soldaten im Reichswehrlager Lechfeld, darunter viele ehemalige Kriegsgefangene, propagandistisch umerziehen sollten. In dem Kurs dazu vom 20. bis 24. August trat Hitler als Redner hervor, der auch mit antisemitischen Äußerungen starke Emotionen wecken konnte.[71] Er stieg anschließend zur „rechten Hand“ Mayrs auf, der ihn vermutlich im Herbst 1919 Ernst Röhm, dem Mitgründer der geheimen rechtsradikalen Offiziersverbindung „Eiserne Faust“, vorstellte.[72]
Mayrs V-Leute sollten neue politische Parteien und Gruppen in München überwachen. Dazu nahm Hitler am 12. September 1919 erstmals an einer Versammlung der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) im Sterneckerbräu teil, wo er heftig der von einem Diskussionsteilnehmer geforderten Sezession Bayerns vom Reich widersprach. Der Parteivorsitzende Anton Drexler lud ihn wegen seiner Redegewandtheit zum Parteieintritt ein.[73]
Im Auftrag Mayrs verfasste Hitler am 16. September für Adolf Gemlich, einen Teilnehmer der Lechfelder „Aufklärungskurse“, ein „Gutachten zum Antisemitismus“. Darin betonte er, das Judentum sei eine Rasse, keine Religion. „Dem Juden“ seien „Religion, Sozialismus, Demokratie […] nur Mittel zum Zweck, Geld- und Herrschgier zu befriedigen. Sein Wirken wird in seinen Folgen zur Rassentuberkulose der Völker.“ Daher müsse der „Antisemitismus der Vernunft“ seine Vorrechte planmäßig und gesetzmäßig bekämpfen und beseitigen. „Sein letztes Ziel aber muss unverrückbar die Entfernung der Juden überhaupt sein. Zu beidem ist nur fähig eine Regierung nationaler Kraft […] nur durch rücksichtslosen Einsatz national gesinnter Führerpersönlichkeiten mit innerlichem Verantwortungsgefühl.“ Mayr stimmte Hitlers Ausführungen weitgehend zu.[74]
Aufstieg zum Führer der NSDAP

Hitlers Mitgliedskarte der DAP


Hitler erbat am 4. Oktober 1919 Mayrs Erlaubnis, der DAP beizutreten, beantragte am 19. Oktober die Aufnahme[75] und wurde als 55. (nicht wie von ihm stets behauptet siebentes) Mitglied aufgenommen.[76] Ab Herbst 1919 beeinflusste der antisemitische Schriftsteller Dietrich Eckart Hitlers Denken, verschaffte ihm Kontakte zum Münchner Bürgertum sowie wichtigen Geldgebern, förderte ihn als rechtsradikalen Agitator bei sozialen Unterschichten und propagierte ihn ab März 1921 als künftigen charismatischenFührer“ und Retter der deutschen Nation.[77] Von ihm übernahm Hitler bis 1923 die Verschwörungstheorie eines angeblichen Weltjudentums, das sowohl hinter der US-amerikanischen Hochfinanz als auch dem „Bolschewismus“ stecke.[78]
1920 wurde Hitler „Werbeobmann“ für die DAP. Am 24. Februar benannte sie sich zur NSDAP um. Hitler trug das von ihm, Drexler und Feder verfasste 25-Punkte-Programm vor.[79] Am 16. März 1920 stellte Dietrich Eckart ihn in Berlin einigen Initiatoren des Kapp-Lüttwitz-Putsches (der am Folgetag zusammenbrach) vor, darunter Wolfgang Kapp, Erich Ludendorff, Ernst Graf zu Reventlow und Waldemar Pabst.[80] Bei einem weiteren Berlinbesuch 1920 traf er Heinrich Claß (Alldeutscher Verband), der Hitler anschließend finanziell unterstützte und den Ausbau und die Entschuldung der Parteizeitung Völkischer Beobachter vorantrieb.[81]
Als Hitler zum 1. April 1920 aus der Reichswehr entlassen wurde, konnte er von seinen Honoraren als Parteiredner leben und erreichte im Jahresverlauf pro Auftritt 1200 bis 2500 Zuhörer. So warb er neue Mitglieder für die NSDAP an, der damals der rechtsradikale Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund und die der Thule-Gesellschaft nahestehende Deutschsozialistische Partei (DSP) noch starke Konkurrenz machten.[82] Er hielt Drexler von einer Vereinigung der NSDAP mit der DSP ab, setzte aber am 7./8. August in Salzburg ein Bündnis mit der österreichischen DNSAP durch, um den alldeutschen Anspruch seiner Partei zu unterstreichen.
In einer Grundsatzrede vom 13. August 1920 („Warum sind wir Antisemiten?“) erklärte Hitler erstmals ausführlicher seine Ideologie: Alle Juden seien aufgrund ihres angeblich unveränderlichen Rassencharakters unfähig zu konstruktiver Arbeit. Sie seien wesenhaft Parasiten und täten alles zum Erlangen der Weltherrschaft, darunter (so behauptete er) Rassenmischung, Volksverdummung durch Kunst und Presse, Förderung des Klassenkampfes bis hin zum Mädchenhandel.[83] Damit machte er den rassistischen Antisemitismus zum Hauptmerkmal des NSDAP-Programms.
Mit einem langen Regenmantel über dem Anzug, einem „Gangsterhut“, einem auffällig sichtbaren Revolver und einer Reitpeitsche zog Hitler die Aufmerksamkeit bei Münchner Empfängen auf sich. Anhänger beschrieben ihn als „grandiosen Volksredner“, der „äußerlich irgendwie zwischen Unteroffizier und Handlungsgehilfen, mit gezierter Unbeholfenheit und zugleich so viel Redegewalt […] vor einem Massenpublikum“ auftrat.[84] Hitler wandelte die SA von einer „Saalschutztruppe“ mit in eine paramilitärisch geordnete Schläger- und Einschüchterungstruppe der NSDAP um.[85] Er entwarf Hakenkreuzfahnen und Standarten für Machtdemonstrationen der SA in Stadt und Land.[86]
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http://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Hitler#cite_note-86
http://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Hitler#cite_note-86

Das ist so wie du es schreibst nach Stand der Forschung falsch. Hitler wurde als er noch Soldat war als Spitzel gegen linke wie rechte Gruppen eingesetzt. Dementsprechend wurde er auch geschult. "Gesponsert" wurde er dabei nicht, aber er hat sicher seinen normalen Wehrsold erhalten und vermutlich auch Spesengeld.
Nach seiner Entlassung konnte er aber aufgrund seiner rhetorischen Fähigkeiten seine Brötchen als Parteiredner verdienen.
 
Hallo, jkt

Erstmal danke für den Text.

Aus dem geht doch klar hervor, dass Hitler auch von der Reichswehr als rhetorisches Talent erkannt und gefördert wurde. Nachzulesen ab "Im Mai 1919....ff" Dass in seinem Soldbuch nicht "Redner" stand, nehme ich auch nicht an. Aber bezahlt wurde er von der Reichswehr.

Was ist eigentlich aus den anderen 25 Teilnehmern des Aufklärungskommandos geworden? Ich meine, falls die nur rumgestümpert hätten und trotzdem so lange wie Hitler bezahlt worden wären - dann wäre mein Essay widerlegt.
 
Ein paar zusätzliche Bemerkungen zur Rhetorik von Hitler.

„Ein Mann, der die Macht besitzt, sagte Woodrow Wilson in seiner Botschaft in Kansas am 6. Mai 1911, der aber gewissenlos ist, könnte, wenn er eine beredte Zunge hat und sich um nichts anderes als seine eigene Macht kümmert, dieses ganze Land in Brand setzen, weil dieses ganze Land glaubt, dass etwas nicht stimmt, und weil es begierig ist, jenen zu folgen, die vorgeben, es aus Schwierigkeiten herausführen zu können.“ (Bendix, zitiert in; Neuman, S. 59)

Mit dieser Analyse pointiert Wilson die Gefahr, die Demokratien droht, wenn in realen oder in künstlich und hysterisch erzeugten Krisensituationen Politiker an die Macht kommen, die sich des Staates bemächtigen als wenn der Staat sich ihren Vorstellungen unterzuordnen hätte.

Dass die NSDAP die Krise systematisch durch den Terror auf der Straße in Kooperation mit dem Medienimperium eines Hugenbergs (DNVP) gekonnt inszeniert hatte, ist mehr als einmal im Forum dargestellt worden. Und auch die Inszenierung von Hitler als „Messias“, der als alleinige Person in der Lage wäre, diese – künstliche inszenierte – Krise zu beheben, wie Herbst es dargestellt hatte.

Wesentlich für die Inszenierung waren dabei die Reden von Hitler, die sich an historische Vorbilder anlehnten und in ihrer Dramaturgie einer gewissen Gleichförmigkeit folgte (vgl. Burleigh,Pos. 2234).

Entsprechend den eigenen Aussagen von Hitler orientierte er sich in der Rhetorik und der Gestik an die Französische und die Russische Revolution , aber auch in einem starken Maße an den in seinen Rede stark projizierten Populismus eines Lloyd George (HMK, S. 433). Wobei die „Bewunderung“ wohl gegenseitig verlief.

Hitler lobte die Qualität der Reden, die auf der fundierten Kenntnis der Stimmung der breiten Masse aufbaute und ihm die Herzen öffnete. Dieses ermöglichte ihm, dass das Volk hinter ihm stand.
Interessant ist, dass Hitler die Instrumente, die zur Verführung nötig waren, sehr deutlich benannte. Es waren vor allem die Schlichtheit der Sprache, die Ursprünglichkeit seiner Ausdrucksweise und die Verwendung von leicht zu verstehenden Beispielen der einfachsten Art. Diese Kompetenz sieht Hitler als Beleg für die herausragende politische Fähigkeit von Lloyd George an.

Es ist somit nicht die Qualität der Rhetorik, die einen erfolgreichen Populisten ausmacht, sondern es ist die Einfachheit der Argumente. Diese werden aber nur deshalb erfolgreich geglaubt, weil zwei Bedingungen erfüllt sein muss.

1. Es muss ein reales Bedürfnis im Volk vorliegen, diesen schlichten Argumenten als angebliche Problemlösung glauben zu wollen. Und dieses Bedürfnis kann dabei auf der oben künstlich herbeigeführten „Bedrohung“ aufbauen
2. Weil es einfach ist, kann es durch simple Wiederholung der Botschaft „gelernt“ werden. Da die Botschaft häufig genug schlicht genug ist, muss sie ohnehin nicht differenziert erfaßt werden.

Diese Einsicht von Wilson in die Verführbarkeit der Massen und die Erkenntnis eines Hitlers, dass die Instrumente der Verführung fast beliebig reproduzierbar sind, ist die Basis für Formen von „Populismus“, die sich in ihrem Politikverständnis im Bereich autokratischer Vorstellungen bewegen.


Bendix, Reinhard (1973): State and society. A reader in comparative political sociology. Berkeley: University of California Press.
Burleigh, Michael (2000): The Third Reich. A new history. London, New York: Macmillan; Hill and Wang.
Herbst, Ludolf (2011): Hitlers Charisma. Die Erfindung eines deutschen Messias. Frankfurt, M.: Fischer-Taschenbuch-Verl.
Neumann, Franz (2004): Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933-1944. Ungekürzte Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag
 
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Es ist somit nicht die Qualität der Rhetorik, die einen erfolgreichen Populisten ausmacht, sondern es ist die Einfachheit der Argumente. ...
Thane, das führt leicht in die Irre. Die Einfachheit der Argumente mag den Populismus ausmachen. Die Redekunst aber zeichnet den erfolgreichen Populisten aus.
Auch wenn sie in diesem Falle auf Massenwirkung zielt.
 
Thane, das führt leicht in die Irre. Die Einfachheit der Argumente mag den Populismus ausmachen. Die Redekunst aber zeichnet den erfolgreichen Populisten aus.
Auch wenn sie in diesem Falle auf Massenwirkung zielt.

Ich weiß nicht, ob Hitler dem zustimmen würde. In "Mein Kampf" hat er sich ja dazu ausgelassen, was eine erfolgreiche Propaganda auszeichnet:

"Jede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau nach der Aufnahmefähigkeit des Beschränktesten unter denen an die sie sich zu richten gedenkt. Damit wird ihre rein geistige umso tiefer zu stellen sein, je größer die zu erfassende Masse der Menschen sein soll. Handelt es sich aber darum, ein ganzes Volk in ihren Wirkungsbereich zu ziehen, kann die Vorsicht bei der Vermeidung zu hoher geistiger Voraussetzungen gar nicht groß genug sein. Je bescheidener dann ihr wissenschaftlicher Ballast ist und je mehr sie ausschließlich auf das Fühlen der Masse Rücksicht nimmt, umso größer wird ihr Erfolg sein.
Gerade darin liegt die Kunst der Propaganda, dass sie die gefühlsmäßige Vorstellungswelt der großen Masse begreifend, in psychologisch richtiger Form den Weg zur Aufmerksamkeit und zum Herzen der breiten Masse findet. Daß dies von unseren Neunmalklugen nicht begriffen wird, beweist nur deren Denkfaulheit oder Einbildung

Mein Kampf, S.197-198)

Wenn man sich mal die rhetorischen Ergüsse erfolgreicher Populisten ansieht, wird man weder bei einem Donald Trump, noch bei einem Orban, Le Pen oder anderen auf filigrane Rhetorik stoßen. Sprachlich bewegt sich das oft auf unterem Niveau, sachliche Argumente sucht man meist vergeblich, dafür gibt es reichlich kontrollierte Tabubrüche und Tiraden, hinterher kann man es ja immer noch zurücknehmen oder behaupten falsch verstanden oder zitiert worden zu sein. Man hat es ja nicht so gemeint. Aber man hat es sehr wohl genau so gemeint, und die barbarische Botschaft hat ihre Empfänger erreicht.

Der Wortschatz eines Donald Trump gleicht dem eines 14-Jährigen, und seine Wähler halten ihn tatsächlich für einen der Ihren, weil er ihre Sprache spricht, ihre Vorurteile teilt und weil er sich traut auszusprechen, was andere erst nach dem 10. Bier von sich geben.

Kurt Tucholsky sagte mal über Hitler sinngemäß: "Den Mann gibt es ja gar nicht, er besteht nur aus Geschrei.

Hitlers Erfolg als Redner basierte nicht auf brillianter Rhetorik, sondern auf seiner Fähigkeit, eine Anzahl von Einzelpersonen in eine Masse zu verwandeln. Je größer und je heterogener das Publikum war, umso lieber. Am Ende schaffte er es, aus einer Zuhörerschaft eine Masse, einen Mob zu machen, der seine Individualität aufgab, der in der Menge aufging. Nicht die Kraft der Argumente zeichnete Hitler aus, sondern seine Fähigkeit, Affekte zu mobilisieren, Ängste, Frustrationen, Neidgefühle, Wut, Hass zu entfesseln. Wie gesagt, seine Reden, wenn man sie liest, wirken oft holprig, es mangelt an einem logischen Aufbau, stilistisch waren sie meist grottig. Aber Hitler war authentisch. Das, was er sagte, glaubte er in dem Moment selbst. Jedenfalls nahmen ihm seine Zuhörer ab, was er sagte. Es waren ihre eigenen Ängste, die eigenen Komplexe, die eigenen Hassgefühle, und die teilte er mit seinem Publikum, die verstand er auf seine Zuhörerschaft zu übertragen. Er erzeugte ein "Wir-Gefühl", er präsentierte einen Feind außerhalb des "Wir-Mikrokosmos" und er versprach Rettung und Erlösung, inszenierte sich als einen Messias, den der Himmel geschickt hatte.

Inhaltlich war das, was er sagte, ziemlich dünn, und er sagte fast immer das Gleiche. Die Botschaft war barbarisch, aber die Mittel, mit denen er sie verbreitete, war modern. Ähnliches hatte es in europäischen Wahlkämpfen kaum je zuvor gegeben, allenfalls in den USA gab es vergleichbares. Es war weniger die Redekunst, als die Kunst der Volksverhetzung und Demagogie, die Hitler beherrschte. Die beherrschte er allerdings meisterhaft.

Das Erfolgsrezept war/ist relativ einfach: 1. Erzeuge ein Wir-Gefühl, 2. Erzeuge ein Feindbild, 3. Erzeuge bei der Zuhörerschaft das Gefühl, Teil einer zahlenmäßig großen einmütigen Gemeinschaft zu sein, lass sie selig in der Masse aufgehen. 3. Erzeuge das Gefühl, dass deine und ihre Interessen die gleichen sind. 4. Präsentiere einfache Lösungen für komplexe Probleme.
 
Wenn man sich mal die rhetorischen Ergüsse erfolgreicher Populisten ansieht, wird man weder bei einem Donald Trump, noch bei einem Orban, Le Pen oder anderen auf filigrane Rhetorik stoßen. Sprachlich bewegt sich das oft auf unterem Niveau, sachliche Argumente sucht man meist vergeblich, dafür gibt es reichlich kontrollierte Tabubrüche und Tiraden,
Wenn man davon ausgeht, dass Rhetorik filigran sein muss, oder eine hohes sprachliches Niveau, um eine solche zu sein dann hast Du sicher recht.
Ich bin davon ausgegangen, dass der Zweck Rede im Überzeugen besteht, und damit auch die "Kunst" der Rede. Unter der Voraussetzung waren Hitler, Göbbels oder Kar Lueger sicher gute Redner.
Das Erfolgsrezept war/ist relativ einfach:...
.. 5. habe einen überragenden Charismatiker, sprich Redner.
Ich denke aber, wir sehen das, abgesehen von dieser Kleinigkeit, beide genauso.
 
Aus klein wird groß, wenn krisengetrieben:
Issue Ownership zu Versailles, Antisemitismus, Volksgemeinschaft, Verschwörungen etc.
Issue Ownership in Presidential Elections, with a 1980 Case Study on JSTOR

Aus grün wird blau, aus fake wird Fakt, wenn oft genug statuiert:
Konformitätsexperiment von Asch – Wikipedia
... und seine Varianten.

Beides sind Fixgrößen und anerkannte Mechaniken in Anthropologie, Sozialwissenschaften, Ökonomie.

Hier kann man mal aus Geschichte lernen - Empirie im besten Sinne, daneben gab es selbstredend auch Experimente - wie es funktioniert und wie man etwas nicht machen sollte (ohne jetzt tagespolitisch auszufliegen).
 
Eine neue Studie zur Wirkung des - angeblichen - Charisma und der - angeblichen - überzeugenden Rhetorik von Hitler.

Die tendenziell anhand einer empirischen Analyse seiner Auftritte und den Wahlergebnissen die Skepsis hinsichtlich dieser "Erfolgsfaktoren" bestätigt.
https://www.hertie-school.org/de/ma...lkampfauftritte-hatten-nur-geringen-einfluss/

Die These des interessanten Links Hitlers Redetalent hätte „nur geringen Einfluss“ gehabt, ist nicht aus sich selbst heraus schlüssig, da ja andere Erklärungsmodelle für die fehlende Korrelation von Auftritt und Erfolg möglich sind.
Das hätte den Verfassern ausreichend auffallen dürfen um sich darüber zu äußern.
Auch ist die Fähigkeit durch Rede zu überzeugen auf verschiedenen Ebenen, allgemeines Publikum und eigene Anhänger etwa, möglicherweise unterschiedlich wirksam.
..oder man denke an einflussreiche Kreise.
Die Studie ist interessant, deren These in der Überschrift fraglich.
 
Erklärmodelle hin oder her: Den politischen Erfolg dieses Hampelmanns in der ausgehenden WR habe ich nie verstanden. Bzw. ich beginne zu verstehen, dass Wähler bereit sind offensichtliche persönliche Schwächen und innere logische Brüche in einem Gedankengebäude zu ignorieren. Auf der anderen Seite macht das immer noch nicht klar, wieso es einem Mann mit derart offensichtlichen inneren Brüchen gelingen konnte, einen derartigen Perosnenkult um sich herum zu schaffen.
 
Kann man das überhaupt verstehen, oder findet sich der wacklige Boden eher auf der tieferen Ebene geschichtlicher Analogien, dies schon schwer genug zu ergründen sind?
Und wurde nicht eben ein halber Analphabet zum Häuptling der ersten Macht des Planeten gekürt?
Das sind echte Grundfragen. Wie geht sowas?

Grüße hatl
 
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