Die Verscharrung neugeborener Mädchen im vorislamischen Arabien & Abolition dieser Praxis im Qurʾān

Chan

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Aus Gesetzen lässt sich eindeutig erkennen, dass es das Problem gab. Vor Mohammed wurden die geborenen Mädchen lebendig begraben, also kann es kein Matriarchat in Arabien gegeben haben, wie es einige sich vorstellen.

So klar ist das nicht, dass vor Mohammed in Arabien neugeborene Mädchen (oft) lebendig begraben wurden.

Die Stelle findet sich im Koran 16,58-59 und besagt im originalen Wortlaut sinngemäß lediglich, dass "eine Frau" unter bestimmten Umständen lebendig begraben wurde. Weder von Geburt noch von Tochter ist da die Rede. Sofern diese Angaben in Übersetzungen gemacht werden, handelt es sich um eine Interpretation.
 
So klar ist das nicht, dass vor Mohammed in Arabien neugeborene Mädchen (oft) lebendig begraben wurden.

Die Stelle findet sich im Koran 16,58-59 und besagt im originalen Wortlaut sinngemäß lediglich, dass "eine Frau" unter bestimmten Umständen lebendig begraben wurde. Weder von Geburt noch von Tochter ist da die Rede. Sofern diese Angaben in Übersetzungen gemacht werden, handelt es sich um eine Interpretation.

Übersetzung und Kontext: wa'd (Kindstötung) wird hier angesprochen. Das q16:58-59 etwas anderes referenziert als Kindsmord, ist nicht Stand der Islamwissenschaft.

Statt vieler (die wissenschaftliche): Encyclopaedia of the Qurān, Band II, S. 511

Artikel Infanticide: The murder of an infant.

As referred to in the Qurān, infanticide (wa'd) connotes the act of burying alive, and it means the killing of an unwanted infant, usually a girl, by the simple expedient of burying her soon after birth. The termination of the life of a helpless child (see children) is condemned in Islamic law as prohibited and inexcusable (see prohibited degrees; law and the qurn), and in passages referring to infanticide, the Qurān affirms the sanctity of life.

Female infanticide was common enough among the pre-Islamic Arabs to be assigned a specific term, wa'd (see pre-islamic arabia and the Qurān).

Two dramatic passages in the Qurān refer to this act:

“They give daughters to God (glory be to him), but they themselves would have what they desire. When the birth of a girl is announced to one of them, his face grows dark and he is filled with inward gloom. Because of the bad news he hides himself from men: should he keep her with disgrace or bury her under the dust? How ill they judge” (q 16:57-8);

“When the infant girl, buried alive, is asked for what crime she was slain… Then each soul shall know what it has done” (q 81:8-9, 14).

Five other verses refer to infanticide (q 6:137, 140, 151; 17:31; 60:12).
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So klar ist das nicht, dass vor Mohammed in Arabien neugeborene Mädchen (oft) lebendig begraben wurden.

Die Stelle findet sich im Koran 16,58-59 und besagt im originalen Wortlaut sinngemäß lediglich, dass "eine Frau" unter bestimmten Umständen lebendig begraben wurde. Weder von Geburt noch von Tochter ist da die Rede. Sofern diese Angaben in Übersetzungen gemacht werden, handelt es sich um eine Interpretation.

Übersetzung und Kontext: wa'd (Kindstötung) wird hier angesprochen. Das q16:58-59 etwas anderes referenziert als Kindsmord, ist nicht Stand der Islamwissenschaft.

Statt vieler (die wissenschaftliche): Encyclopaedia of the Qurān, Band II, S. 511

Der Qurʾān ist an der angesprochenen Stelle - wie so häufig - durchaus rätselhaft. Das Problem ist eben, dass man den Qurʾān teilweise parallel lesen müsste mit der Bibel und anderen Quellen, was natürlich in der heutigen islamischen Welt dummerweise vielfach verpönt ist, da man nur mit Kenntnis der entsprechenden Stellen aus Bibel und anderen Quellen überhaupt manche Verse des Qurʾān verstehen kann.

Ein weiterer Zugang wäre die Tafsīr-Literatur (tafsīr ~ Qurʾān-Exegese), damit käme man immerhin in die Zeit des klassischen Islam (also die spätere Umayyaden- und frühe ‘Abbāsidenzeit) zurück und könnte da nachlesen, wie der Vers von Muslimen ca 100 bis 200 Jahre nach der hiǧra verstanden wurde. Aber das wird wahrscheinlich in den Artikel der Encyclopaedia of the Qurʾān eingegangen sein.

In dem anzitierten Vers (16, 58) ist von unta die Rede, das ist das ~'weibliche Wesen'~, im Vers zuvor allerdings von den banāt (16, 57), also den Töchtern:
Wa-yaǧʿalūn(a) li-llāh(i) l-banāt(i) subḥānahū wa-lahum mā yaštahūna. Wa-ʾidā buššira ʾaḥaduhum bi-l-ʾuntā ẓalla waǧhuhū muswaddan wa-huwa kaẓīm(un).
Es geht in der ganzen Passage darum, ob die Leute Gott gegenüber dankbar sind für die Geburt einer Tochter oder ob sie ihm undankbar sind. Insofern ist das mehr als Interpretation, es ist Kontext.
 
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