Hatten Schutzzölle Einfluss auf den Ausbruch des Krieges?

Alpha

Mitglied
Ich habe neulich von der Theorie gehört das US-Schutzzölle Einfluss auf den Ausbruch des 2. Weltkrieg gehabt haben könnten. Klang alles ziemlich wirr. Ich weiß noch nicht mal ob es um die Weltwirtschaftskrise ging, die der NSDAP ihren Weg zur Macht erleichterte oder um den Krieg an sich ging, letzteres kann ich mir aber nur sehr schwer vorstellen.

Ich habe wie gesagt keine Ahnung was an der Theorie dran ist. Habt ihr schon mal davon gehört?
 
Vermutlich sind damit Darstellungen in der Literatur wie bei Ikeda (oder folgend zB Miller, Bankrupting the Enemy) gemeint, die den Weg Japans in den Krieg mit den USA mit ökonomischen Faktoren der 1930er erklären, (und weitgehend die japanischen politischen Entwicklungen oder japanischen Imperialismus ausblenden,)

wirtschaftlich von den USA ausgehend/beginnend mit den massiven Zollerhöhungen des
Smoot-Hawley Tariff Act – Wikipedia
 
Einen Ansatz, der die wirtschaftliche Rivalität zwischen dem 3. Reich und der USA betont, kam ja von Juncker.

Wäre zumindest ein Ansatz, die Frage von Schutzzöllen bzw. eines autarken europäischen/asiatischen Binnenmarkts, basierend auf Landmacht, als Grund für die Eskalation des Verhältnisses zwischen den USA und dem 3. Reich zu begreifen.

Wobei interessanterweise, wenn man sich die Dokumente zu Hitlers Amerikabild ansieht (Junker: Kampf, S. 157ff) das Argumentationsmuster einer jüdischen Weltverschwörung, das auf die UdSSR projiziert wurde, auch auf Roosevelt projiziert wurde. Und so FDR zur Marionette des "internationalen Judentums" durch Hitler stilisiert wurde.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass Hitler zwar die grundsätzliche Interessenkonvergenz zwischen den USA und dem 3. Reich betont, allerdings dieses nicht gilt, solange durch die "Juden" der Gegensatz nicht verstärkt wird.

Damit erweitert er einerseits die Verschwörung in Richtung der USA und liefert gleichzeitig bereits die profilaktische Legitimation, dass das 3. Reich zwar nicht gegen die USA hätte kämpfen müssen, aber gegen eine vom "Judentum" unterwanderte und gesteuerte USA.

Junker, Detlef (1975): Der unteilbare Weltmarkt. Das ökonomische Interesse in der Außenpolitik der USA 1933 - 1941. Zugl.: Stuttgart, Univ., Habil.-Schr., 1974. 1. Aufl. Stuttgart: Klett
Junker, Detlef (1988): Kampf um die Weltmacht. Die USA und das Dritte Reich 1933 - 1945. Düsseldorf: Schwann
 
Wobei interessanterweise, wenn man sich die Dokumente zu Hitlers Amerikabild ansieht (Junker: Kampf, S. 157ff) das Argumentationsmuster einer jüdischen Weltverschwörung, das auf die UdSSR projiziert wurde, auch auf Roosevelt projiziert wurde. Und so FDR zur Marionette des "internationalen Judentums" durch Hitler stilisiert wurde.

Hat Roosevelt sich aus Hitlers Sicht vor dem Krieg etwas "zu schulden kommen lassen" oder war der als amerikanischer Staatschef automatisch schuldig an einer Weltverschwörung beteilligt gewesen zu sein.

Wobei Roosevelt ja soweit ich weiß eigentlich immer für Freihandel war.
 
Was sicher stimme, dass die gute Politik der Amerikaner nach dem 2. Weltkrieg ein Faktor war um die Situation politisch zu beruhigen.

Indem sie Westeuropa sich nicht selbst überlassen haben, sondern die Europäer wirtschaftlich integriert. Es gab für die USA wirtschaftlich nur einen Grund den Welthandel zu fördern ihre Überschüsse, die USA selbst konnte durchaus autark gut leben.

Nach dem Krieg öffneten sie die Märkte und ironischer Weiße profitierten vor allem die Deutschen davon, dessen Industrie bei weitem nicht so zerstört war, wie immer behauptet. Die Schwächen der Deutschen Kriegsindustrie, wurden zu Stärke nach dem 2. Weltkrieg indem individuelle hochkomplexe Maschinen geliefert wurden. Während im Krieg dieses Klein - Klein gegenüber den Massen an T-34 die zu Zehntausenden produziert wurden.

Die Amerikaner haben die Ausbreitung des Kommunismus mit ihrer intelligenten Wirtschaftspolitik verhindert und der Demokratie eine Chance gegeben.

Hätten die Amerikaner Europa sich selbst überlassen, wer weiß was passiert wäre. Wobei die Öffnung der eigenen Märkte für europäische Waren und der Know How Austausch noch wichtiger war, als die Marschalplanhilfen.
 
Indem sie Westeuropa sich nicht selbst überlassen haben, sondern die Europäer wirtschaftlich integriert. Es gab für die USA wirtschaftlich nur einen Grund den Welthandel zu fördern ihre Überschüsse, die USA selbst konnte durchaus autark gut leben. ...

... Die Amerikaner haben die Ausbreitung des Kommunismus mit ihrer intelligenten Wirtschaftspolitik verhindert und der Demokratie eine Chance gegeben.

Und die Marshallplanhilfen waren nur dazu da den Kommunismus zu stoppen und die Nachfrage in Europa anzukurbeln? Das deckt sich so gut wie gar nicht mit dem was ich bisher gehört habe, wobei ich zugeben muss dass es nicht besonders viel war.

Anders gefragt: Wie würde Europa heute aussehen, wenn der Plan der Amerikaner funktioniert hätte? Ich persönlich glaube, dass dieses Konzept von Außenwirtschaft nicht funktioniert hätte, aber mich würde schon interessieren wie andere das sehen.
 
Natürlich gab es humanitäre Überlegungen und man sollte den USA dafür dankbar sein und wie es ohne dem gewesen wäre kann dir niemand sagen. Aber aus der Geschichte lernt man das Elend und Armut sicher nicht Demokratie fördern.
 
Anders gefragt: Wie würde Europa heute aussehen, wenn der Plan der Amerikaner funktioniert hätte? Ich persönlich glaube, dass dieses Konzept von Außenwirtschaft nicht funktioniert hätte, aber mich würde schon interessieren wie andere das sehen.

Das kann Dir keiner beantworten. Wenn es Dich interessiert, dann wirst Du kontrafaktische Überlegungen zu "Zukünften" am besten im Rahmen der Szenariotechnik entwickeln können.

Die Qualität der alternativen Zukünfte wächst mit der inhaltlichen Kompetenz und bedeutet zunächst, viel zu lesen, um die zentralen - auch kausalen - Verknüpfungen zu verstehen.

https://www.sowi-online.de/praxis/methode/szenariotechnik.html

Aber aus der Geschichte lernt man das Elend und Armut sicher nicht Demokratie fördern.

In diesem Sinne empfehlenswert und sie liefern schon die entsprechenden Gleichungen zum Schätzen von Wahrscheinlichkeiten für politische Entwicklungen. In seiner Formalisierung des Modells leisten sie Vorarbeiten für die Entwicklung eines Szenariomodells.

Acemoglu, Daron; Robinson, James A. (2007): Economic origins of dictatorship and democracy. 1. publ., [repr.]. Cambridge: Cambridge Univ. Press.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das kann Dir keiner beantworten. Wenn es Dich interessiert, dann wirst Du kontrafaktische Überlegungen zu "Zukünften" am besten im Rahmen der Szenariotechnik entwickeln können.

Die Qualität der alternativen Zukünfte wächst mit der inhaltlichen Kompetenz und bedeutet zunächst, viel zu lesen, um die zentralen - auch kausalen - Verknüpfungen zu verstehen.

Vielleich als Anknüpfungspunkt ein kleiner Vergleich: Nach dem Ende der DDR gingen viele westdeutschen Firmen davon aus das sie nun auf einen Schlag mehrere Millionen Konsumenten gewinnen würden, für deren Ausgaben schon der Staat einspringen würde. Das ganze hat natürlich auch nicht funktioniert und wirkt bis heute nach.
 
Zurück
Oben