Handel zur Zeit Caesars

Hannes

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Hallo liebes Forum

Ich habe die letzten zwei Tage versucht etwas über Import und Export zur Zeit Caesars von Italien, Mittel und West Europa zu finden.
Viel war es aber nicht, was ich heraus gefunden habe.
Ich weiß nicht, vielleicht suche ich falsch, keine Ahnung.

Könntet ihr mir helfen bitte? Welche Waren wurden zur Zeit Caesars von Gallien und Noricum in- und exportiert ?

Bei Noricum wurde das berühmte Eisen ins Römische Reich verhandelt,
in Gallien Wein und Garum oder?
Welche wichtigen Güter wurden noch zu See oder Land transportiert?
Von Noricum ging es über die Bernsteinstraße, in Gallien war Masillia ein wichtiger Umschlag Platz oder?
Außerdem hab ich gelesen Caesar organisierte seinen Getreide Nachschub für seine Soldaten über Narbo.

Könntest ihr mir hier nochmal kurz helfen bitte?
Ich habe wirklich versucht mich einzulesen bräuchte aber nochmal eure Unterstützung bitte.

Danke
 
Das habe ich jetzt zu Noricum gefunden.


In Noricum wurde der Handel durch die großen Handelshäuser aus Oberitalien kontrolliert. Die italienischen Händler der spätrepublikanischen-frühaugusteischen Zeit waren vor allem an den Bodenschätzen, wie z. B. dem norischen Eisen, dem Gold und dem Bergkristall interessiert. Das Eisen wurde schon in Noricum selbst am Magalensberg zu Waffen und Werkzeugen verarbeitet, ebenso Buntmetall wie z. B. Fiebeln. Bei Bronzegefäßen zeigte sich ein anderes Bild, diese produzierte man vielfach in Mittelitalien und Campanien und importierte sie über die großen Handelshäuser nach Noricum. Viele der Erzeugnisse aus Bronze wie Fiebeln, Lederbeschläge, Löffel und Nadeln wurden auch in den Donaugegenden erzeugt, entweder von Handwerkern in den Städten und vici oder auch in kleinen Werkstätten in den villae rusticae. Probegüsse aus Blei, Fehlgüsse und Gussbecher belegen dies auch im römischen Oberösterreich.

Weiß noch jemand etwas zu Gallien?
 
Viel war es aber nicht, was ich heraus gefunden habe.
Es gibt ja auch nicht viel. Schriftliche Quellen gibt es wenig bis keine bzw. die schriftlichen Quellen, die es gibt, sind äußerst vage. Bleibt die Archäologie. Wir wissen, dass insbesondere die Oberschicht bereits vor den Römern einen mediterranisierten Lebensstil pflegte. Wohlgemerkt: Mediterranisiert, nicht mediterran. Das beinhaltet in erster Linie den Genuss von Wein und den Gebrauch von mediterraner Keramik bzw. Kratern aus Buntmetall... Die Frage ist halt, welche Gegenleistung keltische Fürsten für ihren Zugang zu mediterranen Luxusgütern leisteten. Klar, der norische Stahl ist bekannt. Hin und wieder wohl auch mal Rohstoffe (Pferdehaar, Bernstein...). Vielfach wird sich die Gegenleistung aber auch gar nicht im archäologischen Befund niederschlagen. Man muss z.B. auch damit rechnen, dass meinetwegen griechische oder etruskische Händlerdiplomaten sich mit wertvoller Keramik, Münzen, Wein etc. Durchgangsrechte oder auch militärischen Schutz (Geleit) erkauften.
 
Wie funktioniert das im Römischen Reich genau?

Wenn ein Händler zB Keramik oder Wein nach Noricum transportierte, hatte er entweder in diesem Beispiel eine eigene Werkstatt oder einen eigenen Weinberg auf dem seine Arbeiter die Ware produzierten? Oder gab es Händler die solche Waren billig in Italien einkauften und sie dann zum Bestimmungs Ort transportierten?

Ich hab gestern von einem Garum Händler im großen Stil gelesen, der seine Garum Produktion in Pompei hatte.

Außerdem habe ich gelesen, dass manche Händler zusammen Schiffe für den Transport mieteten. Etwas ähnliches wird es wohl zu Land auch gegeben haben. Also das man sich zu größeren Handelskaravanen zusammen schloß um sicherer zu reißen?
 
Wir wissen von den Römern, dass es bestimmte Keramikwerkstätten gab, die teils über Generationen liefen. Die wichtigste Terra Sigillata (hochwertige Luxuskeramik) ist die arretinische (aus dem heutigen Arezzo, Arretium). Am meisten (aber immer noch wenig) wissen wir über die Töpfer in Graufesenque. Hier scheint es mehrere Töpferwerkstätten gegeben zu haben, die sich kooperativ einen Ofen teilten. In welchem Verhältnis die Händler zu den Töpferwerkstätten bzw. zu den Brennern standen, ist - zumindest mir - nicht bekannt.
Bei einer Werkstatt in Arezzo wissen wir dank der Stempel (daher Sigillata), dass ein junger Sklave zunächst zum Freigelassenen des Besitzers wurde und später zu dessen Nachfolger. Ob er auch die Tochter des Besitzers geheiratet hatte, wie mir mein Kopf vorspiegelt, mag Phantasie sein, ist ca. 20 Jahre her, dass ich im Proseminar von dieser Story hörte. Auch bei weniger prestigeträchtiger Töpfereiware können wir aber - in Xanten/CUT z.B. anhand der Fingerabdrücke auf den Fehlbränden nachgewiesen (Werkstattabfälle sind sowieso ein ganz wichtiges archäologisches Zeugnis) - ganze Biographien von Töpfern nachzeichnen. Caesar dürfte die Terra Sigillata allerdings nicht mehr kennen gelernt haben.

Wie ich schon sagte: Über den Handel in der republikanischen Zeit sind wir nur unzureichend informiert. Wir wissen natürlich von Cato, dass der schreibt, dass man ein Landgut nahe bei (wirtschaftsstarken) Städten anlegen bzw. kaufen solle, damit der Gewinn, den es abwirft, nicht durch die Transportverluste aufgewogen wird. Alternativ gehen auch schiffbare Flüße, Häfen oder gut frequentierte Verkehrswege: oppidum validum prope siet aut mare aut amnis, qua naves ambulant, aut via bona celebrisque.
 
Vielleicht könnte man den Threadtitel präzisieren in "Römischer Handel zur Zeit Julius Cäsars mit der Keltike"?

Leider kann ich kein Buch nennen, dass umfassend sich diesem Thema angenommen hat. In Birkhans "Kelten -Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur" findet man einiges, in anderen Überblickswerken leider nur wenig.
Zur Quellenlage, den Schriftquellen: verstreut findet man Informationen bei Plinius, Strabon, Diodor, Cäsar, oft auf Poseidonios von Apameia ethnographische Schrift zurückgehend. Vereinzelt findet man auch wie am Kärntner Magdalensberg 300 Wandinschriften (lateinisch), die über die Geschäfte mit Italien Auskunft geben, auch über Kredite und Verpfändungen. So gibt es eine Inschrift, die genauestens alle Waren eines Eisenhändlers (oder Schmieds?) aufführt, Ambosse, Ringe, Haken, Kessel usw. man erzeugte Äxte in zwei Gewichtsklassen, die tonnenweise nach Rom exportiert wurden. (Birkhan, S.354). Dieter Timpe hat in "Der keltische Handel nach historischen Quellen" In: Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel und Nordeuropa. Teil I. (Göttingen 1985) (nur noch in Bibliotheken) alle Zitate aus griechischen und römischen Schriftquellen zusammengefasst. Die antiken Schriftsteller zitieren jedoch nicht systematisch, informieren zwar über zahlreiche Erzeugnisse, liefern aber kaum Informationen über Märkte, Handelsorganisation, die Warendistribution, und die handelnden Subjekte. So klafft ein offensichtlicher Widerspruch zwischen den archäologischen Funden eines umfangreichen Handwerks und der Distribution der Erzeugnisse (Manching alleine liefert 200 verschiedene Typen eiserner Geräte, davon 20 nur zur Metallbearbeitung) und dem Fehlen der sozialen Klasse der Handwerker und Kaufleute in den Quellen (Cäsar schreibt in seinem Galliendiskurs im Buch VI, dass es in Gallien nur zwei Klassen von Ansehen und Bedeutung gebe, die Druiden und die Ritter (der Adel) (VI;13). Gleichzeitig schreibt er nebenbei immer wieder von Händlern, von denen Gerhard Dobesch zurecht vermutet, dass es sich um keltische Mercatores handelt (Kaufleute informieren in Vesontio/Besancon die römischen Legionäre über die Germanen (b.G.I,39,1); die Nervier gewähren Händlern keinen Zutritt und führen keinen Wein und Luxusgüter ein, die anderen belgischen Stämme schon (b.G.II,15,4), die Ubier sind kultivierter als andere rechtsrheinische Germanen, weil sie häufig Kaufleute bei sich haben (b.G.IV,3); und die Sueben verkaufen an Händler ihre Kriegsbeute (Sklaven?) b.G.IV,2; in Oppida umringt das Volk die Kaufleute, um Neuigkeiten zu erfahren (b.G.IV,5); Cäsars Absicht nach Britannien zu segeln wird dort durch Händler bekannt b.G.IV,21,5), von den Galliern fahren nur Kaufleute nach Britannien (IV, 20,2-4) (dazu ausführlich G.Dobesch in "Handel und Wirtschaft der Kelten in antiken Schriftquellen", Dürnberg und Manching, Wirtschaftsarchäologie im ostkeltischen Raum, 1998). Eine andere Schriftquelle sind die Entlehnungen in den römischen Wortschatz: der "keltische" Wagenbau muss besonders fortschrittlich und möglicherweise in Details technisch überlegen gewesen sein, nicht nur Fahrzeugbezeichnungen (carrus, reda, essedum) wurden entlehnt, sondern auch technische Begriffe wie der Wagenkasten (ploxenum) oder die Halterung, die Joch und Deichsel verbindet (* kelt. ambilatium, mlat.amblacium). Nur: waren das Technikexporte, arbeiteten keltische Handwerker als Wagner in Rom? Oder fuhren Gallier mit ihren Wägen nach Italien, um sie dort gewinnbringend zu verkaufen (wie heute Gebrauchtwagen entlang der westafrikanischen Küste bis zum Senegal oder weiter gefahren werden)?.
Was wissen "wir" aus den Quellen, was verhandelt wurde? Strabon spricht zum Beispiel von den zahlreichen Schaf - und Schweineherden Galliens, sodass eine große Menge Sagum-Mäntel (wahrscheinlich aus Wollfilz) und Pökelfleisch nicht nur Rom, sondern den meisten Teilen Italiens zugeführt werden (Strabon IV,4,3).
Schon vorher spricht er vom schönsten eingesalzenen Schweinefleisch, dass von den Sequanern nach Rom gesandt würde (Strabon IV, 3,2). Bei der Beschreibung des aquitanischen Gallien nennt er die Leinenweberei der Cadurci (Strab IV,2,2), die Eisenarbeiten der Bituriges Cubi, die Silbergewinnung der Ruteni, und die Goldverarbeitung der Tarbelli. Explizit vom Handel spricht er in diesem Zusammenhang nicht. Ein oft zitiertes Handelsprodukt, über das man real jedoch wenig weiß, sind Sklaven. Diodors Zitat, das Kelten so trinksüchtig seien, und die römischen Händler dies zu ihrem Vorteil ausnutzen würden, und den Galliern Wein auf dem Wasserweg und zu Lande auf dem Wagen zuführen, und für jedes Faß (Amphore?) Wein einen Sklaven eintauschen, und gewinnen mit diesem Handel unglaubliche Summen (Diodor, Kap.V, 26).
Zum Weinhandel hier: Etruskische und römische Weinkulturen im Chianti Bei Transportschiffen mit bis zu 10.000 Amphoren kann man sich den Umfang dieses ertragreichen Handels vorstellen.
Was fehlt? Ursprünglich tauschte nach den archäologischen Funden Massalia gegen den Wein auch Getreide ein, bei Grabungen wurden Amphoren neben Dolien für die Getreidebevorratung gefunden. Bei den meist nur schlecht für den Getreideanbau geeigneten Böden und wenigen Niederschlägen der Provinz Narbonensis kann dies auch ein Teil des römisch-gallischen Handels in spätrepublikanischer Zeit gewesen sein, zumindest um die Versogung der Provinz zu garantieren. Zinnhandel mit Cornwell hatte sicher nicht mehr die Bedeutung wie in der mittleren Latènezeit, da Eisen Bronze aus vielen technischen Bereichen verdrängt hatte. Daneben erfährt man, dass mit Pferden, Jagdhunden, Käse, und vielem mehr gehandelt wurde, neben dem vom Umfang umfangreichen Großhandel gab es anscheinend auch einen Markt für Spezialprodukte, Delikatessen und Luxusartikel: Plinius merkt allerdings an, daß der gallische Ziegenkäse medikamentös riechen würde (Plinius nat.XI,97). Vielleicht wurde auch Butter exportiert, (Plinius nat. XXVIII,133ff) oder Bier (Plin.mat.VIII,11). Ein anderes Modeprodukt, dass anscheinend besonders die Römerinnen interessierte (nach Martial und Cato wurde diese Torheit nur von Römerinnen betrieben! Aber welcher Mann gibt schon zu, seine Haare zu färben!), war sapo, eine Art Seifenshampoo, nach Plinius aus Buchenasche und Ziegentalg hergestellt, mit dem Haare rötlich oder heller gefärbt werden könnten , die erste Erwähnung bei Varro (rust.I,7,8) bezeugt die Herstellung in Gallien, bei Plinius ist die Erzeugung in Wiesbaden (Mattiacum) erwähnt (Plin. nat.XXXI,81). Wahrscheinlich war zusätzlich Ätzkalk (Galenus, de simpl. med.90) und pflanzliche Farbstoffe im sapo (Ovid. am.III,163ff), die eine Rotfärbung bewirkten.
Zu den archäologischen Quellen, insbesondere den neueren Einschätzungen französischer Archäologen über spätlatenezeitliche Produktionszentren, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt ein wenig schreiben.
 
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Ein anderes Modeprodukt, dass anscheinend besonders die Römerinnen interessierte (nach Martial und Cato wurde diese Torheit nur von Römerinnen betrieben! Aber welcher Mann gibt schon zu, seine Haare zu färben!), war sapo, eine Art Seifenshampoo, nach Plinius aus Buchenasche und Ziegentalg hergestellt, mit dem Haare rötlich oder heller gefärbt werden könnten , die erste Erwähnung bei Varro (rust.I,7,8) bezeugt die Herstellung in Gallien, bei Plinius ist die Erzeugung in Wiesbaden (Mattiacum) erwähnt (Plin. nat.XXXI,81). Wahrscheinlich war zusätzlich Ätzkalk (Galenus, de simpl. med.90) und pflanzliche Farbstoffe im sapo (Ovid. am.III,163ff), die eine Rotfärbung bewirkten.
Ich kenne saipo als germanisches Wort will mich darum aber nicht streiten. Jedenfalls latinisiert zum Vulgärlateinischen, welches den Akkusativ als Standardfall verwendete (saipone[m]), ist saipo heute die Grundlage von
dt. Seife
eng. soap
dän. sæbe
scots saip (Scots ist ein in Schottland separat vom Englischen weiterentwickelter angelsächsischer Dialekt, kein Gälisch)
jiddisch זייף -seif/seip (ich kenne leider die Regeln des jiddischen nicht ob die so gelten wie im Hebräischen, da würde פ sofit (פ in Endstellung, also ף) /f/ gelesen, ich würde annehmen, dass die Variante mit /f/, da jiddisch ein aus dem Mittelhochdeutsche entwickelter Dialekt ist, korrekt ist.)

isl. sápa
ndl. zeep
schwed. såpa oder tvål
norw. såpe


gr. σαπούνι sapúni
frz. savon
cat. sabó
span. jabón
bask. xaboi
port. sabão

nhebr. סבון sabon
arab. صابون ṣābūn

pers. صابون ṣābūn
urdu صابن ṣābun

paschtu. سابون sābūn
kiswaheli sabuni

Man kann daran sehen, dass das Produkt an sich, jedefalls über die Zeitläufte hinweg, im ganzen römischen Reich verhandelt wurde und dann gewissermaßen wohl mit der islamischen Expansion (Persien, Afghanistan, Pakistan, zentrales Ostafrika) weiterverhandelt wurde, auch wenn das heutige Produkt Seife oder z.B. Aleppo-Seife wenig mit dem antiken Produkt mehr gemein hat.
Oder natürlich bei lateinamerikanischen Sprachen: aymara jawuna; quechua hawun.

Bei den neukeltischen Sprachen ist das Ergebnis so, dass irisches Gälisch ein mit gallúnach wenig ausreiß.
Walisisch (Cymraeg) sebon
schott. Gälisch siabann
Manx shiabin
Bretonisch saon/soavon.
Da das Wort den im -n- erhaltenen lateinischen Akkusativ aufweist, würde ich es für kein keltisches Erb- sondern ein wohl (anglo-)normannisches Lehnwort halten.
Dagegen weisen die germanischen Sprachen und Finnisch das Wort alle ohne das -n- aus dem lateinischen Akkusativ auf.
Beim Manx, dem irischen und dem schottischen Gälisch muss man wohl außer dem anglonormannischen Einfluss ab dem 13. Jhdt. vor allem für das Schottische einen starken französischen Einfluss (auld alliance; Stewarts/Stuarts) annehmen.
 
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Ich kenne saipo als germanisches Wort will mich darum aber nicht streiten.
Bei Birkhan (Kelten, S.1065) wird sapo mit einem - über dem a geschrieben. Einem Makron, wie ich gerade nachgeschaut habe. Er schreibt dazu:
"Sapo ist mit deutsch Seife, engl. soap usw. (<urgerm.saipio) sicher etymologisch verwandt, wenn das lautliche Verhältnis auch im einzelnen dunkel bleibt; vgl.DAG 220, S.908; André (1955), S.349; GKAR S.248ff. W.-H. 11,S.478; Gernia (1981), S.112 f. Meist wird das Wort als keltische Entlehnung aus dem Germanischen angesehen, ähnlich wie braca (mit Makron). Das Problem ist das schwer erklärbare Nebeneinander der Wurzelvokale germ. ai : galloromanisch a (+Makron). Dieses hat aber vielleicht in der Bezeichnung der Schafwolle, auch der das sagum (Wollfilz) gefertigt wurde, als laenae, griech. xxx gegenüber lat. lanae (mit Makron über dem a, Bitu) (Strabon IV, 4,3) eine Entsprechung."
 
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jiddisch זייף -seif/seip (ich kenne leider die Regeln des jiddischen nicht ob die so gelten wie im Hebräischen, da würde פ sofit (פ in Endstellung, also ף) /f/ gelesen, ich würde annehmen, dass die Variante mit /f/, da jiddisch ein aus dem Mittelhochdeutsche entwickelter Dialekt ist, korrekt ist.)
Äh... hier habe ich heute Nacht zu deutsch gedacht; nicht wegen des -f- sondern wegen des -s-. Im Deutschen ist das 'runde' -s- ja normalerweise ein weiches -s-, korrespondiert mit dem -z- in anderen Sprachen wohingegen -s- in anderen Sprachen eher 'scharf' ausgesprochen wird, wie unser -ß-. Ich habe das Zajin (ז) nicht als solches beachtet: Also zeif oder zeip, weich gesprochen.
 
Im Prinzip also, wie ich es mir gedacht hatte, mit -f-. Dann können wir ja wieder mehr zurück in die Antike kehren, um enger am Thema Handel zur Zeit Caesars zu bleiben (ob mit der Keltiké, das muss der Threadersteller entscheiden). (Obwohl ich zugeben muss, das da noch einige andere historiolinguistisch interssante Beobachtungen im Material stecken, aber die führen weiter vom eigentl. Thema weg.)

Für mich ist soweit akzeptabel, dass kelt. *sāpo und germ. *saipo nebeneinander stehen. Nun kenne ich mich mit dem Keltischen überhaupt nicht aus, kenne aber die Behauptung, dass die keltische Flektion der lateinischen nicht unähnlich gewesen sei, weiß aber nicht, wie fundiert diese Behauptung ist. Nun ist es ja ein Phänomen des Vulgärlateinischen, dass hier der Akkusativ der Standardfall war (also nicht etwa dominus amicum expectat sondern dominum expectat amicum [zusätzlicher Änderung: Verb direkt im anschluss ans Subjekt anstatt, wie im klass. Latein korrekt, in Endstellung], was wir sowohl an antiken Graffiti nachvollziehen können als auch anhand der romanischen Sprachen, wenn auch nicht unbedingt an den Standardkonjugationen wegen Wegfall des Flexionsmorphems.

Wenn man also dem neukeltischen Seifenwort unterstellen wollte, dass es ein Erbwort und kein Lehnwort sei, müsste man annehmen - oder belegen können - dass im Keltischen - vielleicht im Sprachbund mit dem Lateinischen - dasselbe Phänomen, die Standardisierung des Akkusativs passiert sei und dass sich der keltische Akkusativ vom lateinischen in der historischen Rückschau nicht unterscheiden ließe. Dazu dürfte es aber keltologischer Spezialisten bedürfen, welche vor allem das rekonstruierte Altkeltisch in- und auswendig kennen.

Und waren außer der "Seife" zum Haare färben nicht auch Echthaare aus der Keltiké und dem "Barbaricum" als Importschlager beliebt in Rom?
 
Zum Beispiel der gallische Schinken, von dem Strabon schwärmt.
Salz ist eines der Produkte - neben Eisen - mit denen die Keltiké assoziiert wird. Die Hallstattzeit ist nach dem Fundort Hallstatt benannt, ein in mehreren Phasen benutztes Salzbergwerk. Ein anderes wichtiges keltisches Oppidum war der Dürrnberg bei Hallein. Anderswo bauten die Kelten kein Steinsalz ab sondern gewannen das Salz aus Sohlequellen. Salz war wichtig für das eigene Essen, für die Tiere (wobei diese durchaus in der Lage sind, selber Salzquellen zu finden, sofern sie nicht eingepfercht sind) und sogar für die Metallherstellung. Und für einen ordentlichen Schinken benötigt man eben neben dem Schwein sehr viel Salz!
 
Wie versprochen, ein Versuch, die archäologischen Forschungsergebnisse mit den Zitaten zum römisch-gallischen (keltischen) Handel aus den antiken Schriftquellen zu vergleichen.

Ich werde mich dabei zuerst auf das Strabon-Zitat IV,4,3 der Geographica konzentrieren:
"Ihre Schaf- und Schweineherden aber sind so zahlreich, daß (von ihnen) eine große Menge von Flausmänteln nicht bloß Rom, sondern auch den meisten Teilen Italiens zugeführt wird." Strabon schreibt dies in augusteischer Zeit, ob er mit diesem Zitat sich auf eine länger bestehende Handelsbeziehung auch auf die spätrepublikanische Phase vor der Okkupation Galliens bezieht, lässt sich nicht feststellen. Der römische Sagum, ein Manteltyp aus Wollstoff, der hauptsächlich vom römischen Militär getragen wurde, trägt einen aus dem Keltischen entlehnten Namen, nach Birkhan die Bezeichnung für Wollfilz. Mich erstaunt, dass sagum sumere (den Sagum anziehen) im römischen Wortgebrauch gleichbedeutend für "in den Krieg ziehen" steht, da sind die Rom-Experten gefragt, seit wann trugen römische Legionäre den Sagum? Auffallend ist, dass Strabon quasi "nebeneinander" eine ähnliche Information im fünften Kapitel bei der Beschreibung Norditaliens (Galliacisalpina) liefert (V,1,12):
"die Wälder aber haben so reiche Eichelmast, daß von den dortherigen Sauherden Rom großenteils ernährt wird.....eine sehr weiche Wolle, unter allen Gattungen am weitesten die schönste, liefern die Gegenden um Mutine (Modena, Reggio-Emilia) und den Fluß Skultanna (Panaro bei Ferrara), eine grobe Lygistike (Ligurien) und das Land der Symbrer, mit welcher größtenteils das Hausgesinde der Italioten bekleidet wird; ein mittleres die Umgegend von Patavion (Padua, Venetien), aus denen die kostbaren Teppiche und Überdecken gewebt werden, und allerhand Zeug solcher Art, doppelflausiges und einflausiges."
Das Wort sagum könnte schon früher von den norditalischen Kelten entlehnt worden sein, vielleicht auch die Nutzung des Wollfilzmantels in den Legionen, und Strabons Zitat über die gallische "Wollindustrie" beschreibt dann nur einen neuen starken Importeur des Produkts Sagum in augusteischer Zeit am Ende des 1.Jahrhunderts vor Chr, der möglicherweise ältere Importeure (Norditalien) verdrängt hat.

Die französische Archäologie hat in den letzten Jahrzehnten einige Produktions-und Distributionszentren akribisch untersucht. Allgemein kann man sagen, dass ab dem 3.Jahrhundert BC sich archäologisch eine gesellschaftliche Veränderung feststellen lässt, eine verstärkte Proto-Urbanisierung und gesellschaftliche Arbeitsteilung - inzwischen sind in Frankreich siebzig offene Siedlungen bekannt, die handwerkliche Schwerpunkte haben (Metallbearbeitung, Salzgewinnung, Töpfereien, Glasproduktion usw.) (Karte in Produktion-Distribution-Ökonomie, 2014, Artikel von Barral/Lallemand, S.226, les agglomérations ouvertes du II siècle av. J.-C. à spécialisation artisanale et commerciale). In Deutschland zählen zu den bestuntersuchten offenen Siedlungen Manching, Berching-Pollanten (Bayern) und Bad Nauheim (Hessen). Zur Vertiefung ein Überblicksertikel zum Forschungsgegenstand "offene Siedlung" Handel und Handwerk: Überlegungen zur wirtschaftlichen Grundlage offener Siedlungen der Mittel- und Spätlatènezeit. In: H.-P. Wotzka (Hrsg.), Grundlegungen. Beiträge zur europäischen und afrikanischen Archäologie für Manfred K. H. Eggert (Tübingen
Diese auch auf innerkeltischen Handel zurückgehende Entwicklung im 3. und 2.Jahrhundert v.Chr. der Ausbildung von spezialisierten Produktions- und Distributionszentren ("Gewerbestädten", so Thomas Stöllners Definitionsversuch) an Handelswegen, Furten und Flüssen bilden die Voraussetzung für einen später schnell und kräftig einsetzenden Handel mit der römischen Republik. Schön nachzeichnen lässt sich dies beim Handelsgut gepökelter Schinken. Viele Forschungsergebnisse sind nur auf französisch veröffentlicht, ich stütze mich daher (weil meine Französischkenntnisse nicht zum wissenschaftlichen Verständnis ausreichen) auf deutsche Veröffentlichungen, insbesondere von Olivier Buchsenschutz und Helga Botermann.

Levroux Les Arènes (Dép.Indre) ist eine offene Siedlung beginnend spätestens am Anfang des 2.Jahrhunderts BC im Stammesgebiet der Bituriger bis ca. 100 v.Chr. Auffallend dort: eine standardisierte und spezialisierte Schlachtung von ausgewachsenen Schweinen, die offensichtlich aus umliegenden Wäldern herangetrieben worden sind. Im Verhältnis zur Anzahl der gefundenen konservierten Knochen pro Individuum fehlt der Knochen des Schinkens sehr oft (Buchsenschutz, 2002, Wirtschaftsarchäologie im ostkeltischen Raum, S.66). Anhand der Schnittspuren an den Knochen konstatieren die Forscher, dass Spezialisten für die routinierte Zerlegung der geschlachteten Tiere zuständig waren, und die Tätigkeit des Schlachtens mit anderen handwerklichen Tätigkeiten verbunden war, wie Lederverarbeitung und Knochen-und Hornverarbeitung (in Levroux z.B. eine Würfelschnitzerei aus Pferdeknochen) (Buchsenschutz 2002, ebenda). Die Schlachtung war auch keine saisonale zeitlich beschränkte Tätigkeit, sondern an eine bestimmte Altersklasse und Schlachtgewicht gebunden. Standardized pork production at the Celtic village of Levroux Les Arènes (France, 2nd c. BC): Evidence from kill-off patterns and birth seasonality inferred from enamel δ18O analysis - ScienceDirect
Zur Vertiefung zwei französische Bücher :Le village celtique des Arènes à Levroux. L’élevage et les productions animales dans l’économie de la fin du second âge du Fer - Levroux 4 - Persée
Le village celtique des Arènes à Levroux. Synthèses - Persée

In Latène D1 befand sich Levroux schon im Niedergang. Ein zeitlicher Nachfolger befindet sich im Oppidum von Ermitage bei Alès auf dem Gebiet der Volcae Arecomici (Hauptort Nemausus/Nimes) in der Gallia Transalpina. Helga Botermann schreibt dazu: "Besonders stark ist der italische Einschlag im Oppidum von Ermitage bei Alès an der Kontaktstelle zwischen mediterranen Zone und den Cevennen. In einer kurzen Zeitspanne, von 70 bis 30/20 v.Chr. fand hier ein reger Austausch zwischen gallischen und italischen Kaufleuten mit im Landesinneren wohnenden Galliern statt. In den nach italischen Vorbild erbauten Häusern kamen so viele gallogriechische Graffiti zutage wie sonst nur in den Augrabungen des Rhonetals, mehr römsiche und zentralgallische Münzen alsi in irgendeinem anderen Oppidum und vor allem: massenhaft Knochen von jung geschlachteten, männlichen Schweinen. Daraus wird geschlossen, daß diese Schweine nicht für den Eigenbarf geschlachtet wurden, sondern als Gegenwert für den italischen ein die in den Eichenwäldern der Cevennen gemästeten Schweine herangetrieben, in Ermitage geschlachtet und als gepökelte Schweineschinken vermarktet wurden (CAG 30/2 Nr.007,1*) " (Botermann, 2005, Wie aus Galliern Römer wurden).
Die Ausgrabungsleiterin 2006-2010 Fabienne Olmer bezeichnet Ermitage als Emporion oder Porte of Trade zwischen Zentralgallien und Rom, besonders mit den Avernern scheint ein reger Handel über eine alte Paßstrasse über die Cevennen exisitiert zu haben (besonders zahlreich sind auch avernische Münzen in Ermitage). http://www.afeaf.org/bibliotheque/Bulletins_afeaf_pdf/Bulletin_AFEAF_26-2008_red.pdf , hier Seite 47 (auf französisch).
Die Archäologie bestätigt die Information Strabons über den Handel mit Pökelfleisch.
Zum zweiten Teil der Information über die zahlreichen Schafherden und die Textilwerkstätten komme ich später.
 
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Leider ist mir beim Zitieren ein Missgeschick passiert: im Strabonzitat fehlt das Pökelfleisch: original heißt es, "eine große Menge von Flausmänteln und Pökelfleisch nicht bloß Rom,..." (siehe Vorbeitrag)
Beim Zitat von Helga Botermann:"daß diese Schweine nicht für den Eigenbedarf geschlachtet wurden, sondern als Gegenwert für den italischen Wein die in den Wäldern der Cevennen gemästeten Schweine herangetrieben wurden.." fehlte das W beim Wein.
Folgende diesmal in englisch verfasste Studie zur gallischen Haustierhaltung vor der römischen Okkupation (University von Reading, 2017) enthält Studien zur Veränderung der Größe von Schwein und Rind, die in den später römischen Provinzen Galliens ab dem dritten Jahrhundert BC zu Steigen beginnt.
Zweiter Schwerpunkt sind einige Erkentnisse, die aus den Funden von Levroux gewonnen werden konnten: ein standardisiertes Schlachtalter der Schweine von 20 bis 24 Lebensmonaten, und eine Untersuchung der Isotopenwerte im Knochencollagen (Knochenmark?), um zu erkennen, wie die Schweineherden ernährt wurden. Die Isotopenwerte scheinen eine saisonale Ernährung in Wäldern im Herbst und Winter zu beweisen
"This pattern, previously observed in modern Corsican wild pigs living under tree cover (Frémondeau et al., 2012), may correspond to feeding on forest fruits during autumn and winter. These combined pieces of evidence strongly suggest that the pigs slaughtered in Levroux Les Arènes were not raised within the village, but were mainly herded in surrounding farms with herders likely to be exploiting forest resources to feed their livestock."
Pigs and Cattle in Gaul: The Role of Gallic Societies in the Evolution of
Husbandry Practices, S.10

http://centaur.reading.ac.uk/69133/1/Fremondeau&al.2017-EJA-unformated.pdf
 
Mit dem zweiten Teil der Information Strabons habe ich mich wesentlich schwerer getan. Die Produktionszentren für Pökelfleisch/Schweineschinken waren mir aus der Literatur bekannt, es gibt zusätzlich wie oben zu sehen zahlreiche französische und englische Veröffentlichungen im Internet.
Bei der Textilproduktion sieht dies ganz anders aus, in gewisser Weise ist das auch für mich Neuland.
Relativ elegant lässt sich noch Strabons Äußerung der zahlreichen gallischen Schafherden anhand archäologischen Forschungen eindrucksvoll bestätigen. Die außerdem eine Bemerkung des älteren Plinius verifiziert: er spricht von den "steinigen Feldern", die dicht mit Thymian bewachsen sind, weshalb tausende Schafe herangetrieben wurden" (Plin. nat. hist. 21,57). Plinius meint hier die Landschaft Crau – Wikipedia , deren Besonderheit zahlreiche antike Autoren zu Überlegungen geführt hat, wie das sogenannte Steinfeld entstanden ist (aus heutiger Sicht auch amüsant zu lesen bei Strabon, Geographika, IV,1,7).
Französische Archäologen entdeckten in der Crau bisher 150 freigelegte große Pferche / Schafställe (bergeries), die bis zu 65 m lang und 10 m breit waren, nordwestlich ausgerichtet waren und sich verjüngten, um den Mistral zu brechen. Sie bestanden aus 1 m hohen Wänden aus Lehm und Kieseln, darüber ein Satteldach auf Holzpfosten. Nach Hochrechnungen der Forscher könnten im Herbst und Winter bis zu 100.000 Schafe hier geweidet haben, die im Frühling in die Alpen getrieben wurden. Die Schafställe aus römischer Zeit werden als Ausbau einer bereits traditionell bestehenden Weidewirtschaft und Transhumanz durch die Veteranenkolonie Arelate (Arles, Kolonie der 6.Legion Ferrata, gegründet 46 v.Chr. nach Abschluß des Bürgerkriegs, ursprünglicher Name Colonia Iulia Paterna Arelate Sextanorum) heraus gedeutet. Zur Vertiefung wieder ein französischer Text: Les bergeries romaines de la Crau d'Arles. Les origines de la transhumance en Provence - Persée
Unten ein Relief aus Arles, bei dem eventuell gezeigt wird, wie Wolle verladen wird.
galia_0016-4119_1995_num_52_1_T1_0302_0000_1.png
 
Zur Textilproduktion, die auf der landwirtschaftlichen Produktion basiert, einerseits pflanzlicher Fasern wie Flachs/Lein oder Hanf, andererseits der Kleinviehhaltung primär von Schafen, muss ich leider passen.
Einerseits liegt dies daran, dass sich Textilien anders als Knochen oder Keramik wesentlich seltener erhalten haben, und die bisherigen Nachweise von Produktionsstätten auf(sogenannte) Webgruben, Webgewichte von den Gewichtswebstühlen angewiesen sind, anderseits, weil die Textilproduktion vielleicht anders organisiert war.
Anhand der Textilfunde schon aus der Hallstatt-Zeit, besonders aus Hallstatt selbst aber auch aus dem Grab aus Hochdorf, kann von einem hochentwickelten Textilhandwerk ausgegangen werden.
Die Textilproduktion erstreckte sich auf verschiedene arbeitsintensive Arbeitsschritte, der erste war das ursprüngliche Raufen der Wolle, d.h. die Wolle wurde aus dem Fell der Schafe gezupft. Im 4.Jahrhundert BC zeichnet sich eine neue Entwicklung ab, in Grabfunden treten Scheren auf, d.h. es wurden zunehmend Schafrassen gehalten, deren Vlies geschoren wurde. Zusätzlich wurde festgestellt, dass die Wollqualität feiner und einheitlicher wurde, nach Forschungen der Textilarchäologin Rast-Eicher in der Schweiz ab Mitte der Latènezeit, was auf einer besseren Vorverarbeitung der Wolle vor dem Spinnen und Verbesserung durch Zuchtauswahl hinweist. Das Spinnen selbst war eine häusliche Tätigkeit, anscheinend in geschlechtlicher Arbeitsteilung von Frauen, die "überall" ausgeführt wurde, in Manching z.B. konnte anhand der Verteilung der Spinnwirteln kein Produktionsschwerpunkt erkannt werden. Die bisher gefundenen Gewichtswebstühle bis 1,2 m Breite können auch nur ein in jedem Haushalt benutztes Instrument für den Eigenbedarf gewesen sein; einzelne größere Webstühle bis 4 m Breite können allerdings rationell nur noch im Team durch mehrere Personen bedient werden. Da es bisher keine latènezeitlichen Funde von Massenproduktionsstätten gibt, kann die textile Produktion auch in Form einer Heimindustrie existiert haben, zur möglichen hypothetischen Entwicklung der Organisation der Produktion ein Text von Karina Grömer, Prähistorische Textilkunst in Mitteleuropa Geschichte des Handwerkes und Kleidung vor den Römern, 2010,
http://verlag.nhm-wien.ac.at/buecher/Groemer_2010_C_Handwerk.pdf
Ich konnte in der Literatur nur zwei Produktionsstätten finden, die belegt über einen Eigenbedarf hinaus produziert haben könnten: hallstattzeitlich in Hochdorf, in der Siedlung wurden zahlreiche Gruben als Webgruben angesprochen (Veröffentlichungen des Ausgrabungsleiters Jörg Biel), im Osthallstattkreis auf der Höhensiedlung Molpir in der Slowakei, in der 700 Spinnwirtel und Webstuhlfunde auf ein Produktionszentrum hinweisen (North European Symposium for Archaeological Textiles X, Oxford 2010: Weights, Spindles and Textiles-Textule Production in Central Europe from Bronze Age to iron Age, Belanova-Stolcova,Grömer). Für die Latènezeit und hier besonders Gallien konnte ich anhand der Literatur, die mir zur Verfügung stand, keinen archäologischen Nachweis für die Informationen aus den Schriftquellen finden. Vielleicht ist Plinius Aussage, ganz Gallien sei leinenwebend so zu verstehen, dass das Weben hauptsächlich als Hausgewerbe betrieben wurde. In Magdalensberg, siehe auch den Text von Karina Grömer, wurden erste römische Berufsbezeichnungen wie Walker oder Schneider auf Bleiplättchen gefunden, vielleicht setzte eine vollzeitberufliche Tätigkeit auch erst in der römischen Kaiserzeit ein.
Die Herstellung von Textilien war mit dem Weben nicht abgeschlossen, die Tätigkeiten Schneidern, Walken und das Färben (auch des Garns oder Zwirns vor dem Weben), hinterlassen archäologisch ihre Spuren am Produkt selbst: beeindruckend die Farbenpracht im "Fürstengrab" von Hochdorf, in rot, blau, ein Stoff ins Violett changierend, oder die verschiedenen Web-und Nähtechniken.
Dazu eine Literaturempfehlung: Mittel der Macht, Textilien bei den Kelten, Theissverlag,2012, von Dr.Johanna Banck-Burgess, einzige Inhaberin einer wissenschaftlichen Stelle zur Textilarchäologie in Deutschland.
 
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