Wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands 1950-Heute

Radikant

Neues Mitglied
Hallo Liebes Geschichtsforum,

zwei Mitschüler und ich sollen in Sozialwissenschaften einen Vortrag über Wirtschaftswachstum halten.
Mit dem Großteil sind wir bereits fertig, nur der Teil über die "Wirtchaftliche Entwicklung der BRD von 1950 - Heute" bereitet uns noch Probleme.

Als Grundlage haben wir uns folgende Grafik ausgesucht:
http://images.slideplayer.org/3/891853/slides/slide_2.jpg

Natürlich haben wir auch schon versucht uns die 5 Booms und die 1. , 4. und 5. Rezession wirtschaftsgeschichtlich zu erklären.
Leider haben wir nicht nachvollziehen können was geschichtliche Ursachen für jene Ereignisse sind (Ist der Korea-Krieg für den ersten Boom verantwortlich?).

Wir würden uns freuen, wenn uns jemand jene Ursachen näherbringen könnte.

Mit freundlichen Grüßen
Philipp :)
 
Selbst aus kurzen Zusammenfassungen der Geschichte der Bundesrepublik sollte das hervorgehen. Z.B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Bundesrepublik_Deutschland_(bis_1990)

Der Korea-Krieg beginnt etwas spät, um ihm für alles die Verantwortung anzulasten. Schau auch mal hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftswunder und bedenke aber auch, dass, wenn alles am Boden liegt, große Steigerungen eher funktionieren als auf hohem Niveau.

Vergegenwärtigt euch auch euer allgemeines Wissen zur Konjunktur und zur Geschichte.
 
Hallo Riothamus,

ich habe mir mal die Geschichte der BRD bis Ende der 70er angeeignet und auf folgender PDF zusammengefasst:
Wirtschaftliche Entwicklung BRD Handzettel.pdf

Dennoch fällt es mir schwer einen direkten Bezug zwischen den geschichtlichen Ereignissen und den Wirtschaftlichen Hoch und Tiefs herzustellen.

Ich würde aber die Ursachen der Hoch/Tiefs versuchen wie folgt zu erklären:
1. Boom: Investitionen (des Marshallplans) in Produktionskapazitäten; Währungsreform ebnet Grundlage für Wachstum

2.Boom: EGKS Gründung 1952; Kapazitätserweiterungen durch Investitionen; Entlastung Deutschlands durch das Londoner Schuldenabkommen

3. Boom: Steigender Konsum durch steigenden Wohlstand; Gründung der EWG 1957

1. Rezession: Bau der Berliner Mauer 1961 verhindert Zuwanderung qualifizierter Arbeiter aus der DDR;Verdrängung der deutschen Kohle durch ausländisches Erdöl->Zechenschließung; Weigerung der Konjunkturpolitik ?

2. Rezession: Ölkrise; Sättigung der Konsumgüternachfrage; Strukturelle Probleme in diversen Wirtschaftssektoren

Ich hoffe die Ursachen die ich bisher gefunden habe sind richtig.
Aber trotzdem bleiben mir ein paar Fragen offen:
Was ist Ursache für den 4./5. Boom?
Spielen die Neuen Technologien bei der 2. Rezession oder dem 5. Boom eine tragende Rolle, wenn ja inwiefern?

Ich würde mich freuen, wenn mir jemand helfen könnte.

Viele Grüße
Philipp
 
1. Rezession: Bau der Berliner Mauer 1961 verhindert Zuwanderung qualifizierter Arbeiter aus der DDR;
Das ist eine steile These. Berlin war doch längst nur noch ein Schlupfloch, der Rest der Grenze war bereits vor dem Bau der Berliner Mauer - außer eben in Berlin - für den Verkehr von Ost nach West weitgehend dicht. 1952 Abriegelung der Grenze, 1961 Abriegelung Westberlins. Wann war die Rezession? Doch erste einige Jahre später. Dann ist zu fragen, ob die Zahlen der Republikflüchtigen vor 1961 überhaupt relevant für die wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik waren. Für die DDR schon, der liefen ja hauptsächlich Ingenieure und Ärzte davon.

Weigerung der Konjunkturpolitik?
Was meinst du damit?
 
@Riothamus
Radikant, dir ist schon bekannt, dass es nicht für jeden Boom und jede Krise einen historischen Auslöser geben muss?

Siehe z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Konjunktur.

Ich habe durchaus gelesen, dass es nicht für alle konjunkturellen Ereignisse historische Ereignisse geben muss. Ich konnte es mir bloß nicht so ganz vorstellen. Außerdem ist es unserem Lehrer wichtig, dass wir versuchen die Booms und Krisen mit historischen Ereignissen zu erklären.


@El Quijote
Was meinst du damit?

Das mit der Weigerung Konjunkturpolitik zu betreiben hatte ich mir aus diesem Wikipediaartikel rausgenommen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Bundesrepublik_Deutschland_(bis_1990)

"Erhard weigerte sich, eine aktive Konjunkturpolitik zu betreiben, weil dies seinem Konzept der Sozialen Marktwirtschaft widersprach".
 
Eine angemessene Beantwortung ist deutlich zu aufwendig, da sehr viele Basics mit erklärt werden müßten. Deswegen auch in diesem Fall eher eine Hilfe zur Selbsthilfe. Neben den unten aufgeführten Aspekten solltest Du Dich mit Staatsverschuldung, Wechselkursen etc. beschäftigen und die Wirkungen auf Ex- und Import.

Als historische Ausgangspunkt ist sicherlich die Aufkündigung von "Bretton Woods" wichtig für das Verständnis der Veränderung des Wirtschaftssystems.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bretton-Woods-System

Zu Wirtschaftskrisen
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_economic_crises#1970s
https://en.wikipedia.org/wiki/1973_oil_crisis
https://en.wikipedia.org/wiki/1979_oil_crisis

Dein Verständnis von Konjunkturzyklen ist noch nicht ausreichend.
Konjunkturzyklus
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/19819/konjunkturzyklus

Ein zusätzlicher Beitrag als Interpretationshilfe
https://www.destatis.de/DE/Publikat...zessionBetrachtung.pdf?__blob=publicationFile

und noch einer:
http://www.bpb.de/politik/grundfrag...unde/138634/wirtschaftliche-entwicklung?p=all

Wichtig, um den Übergang vom klassischen ordoliberalen Modell der Sozialen Marktwirtschaft als Erhardt zu Karl Schiller zu verstehen
Keynesianismus und Karl Schiller
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/19777/keynesianismus

Und in diesem Kontext die Orientierung einer aktiven Wirtschaftspolitik am Magischen Viereck.
Magisches Viereck
https://de.wikipedia.org/wiki/Magisches_Viereck

Eine Idee, die nach ihrem Scheitern, durch den Neoliberalismus ala Thatcher und Reagan radikal verändert wurde und durch die folgende Deregulierung vor allem der Finanzmärkte, in Kombination u.a. mit der "Dot-Com-Blase", für weitere krisenhafte Entwicklungen verantwortlich ist.

Noch ein paar zusätzliche Literaturhinweise:
Abelshauser ist hilfreich als grundsätzliches Werk. Bei Braun finden sich spezielle Sichten auf einzelne Konjunkturzyklen und deren Verläufe. Und Kaelble beleuchtet die politische Dimension der Wirtschaftspolitik und der Rückwirkung auf die Gesellschaft, im Sinne der "Schaufenster des Westens"-These.

Basis:
Abelshauser, Werner (2011): Deutsche Wirtschaftsgeschichte. Von 1945 bis zur Gegenwart. München: C.H. Beck
Braun, H.-J (2011): The German economy in the twentieth century. The German Reich and the Federal Republic. London, New York: Routledge
Kaelble, Hartmut (2011): Kalter Krieg und Wohlfahrtsstaat. Europa 1945-1989. München: C.H. Beck (C.H. Beck Geschichte Europas, 1988).

Bei Plumpe (2012) finden sich interessante Aspekte zur Steuerung von Wirtschaft und der Hoffnung "Krisen" durch kluges Walten eindämmen zu können. Systematischer beschreibt Plumpe (2017) die zentralen Krisen von 1966/67, 1974/75 und 1981/82 in seiner Einführung in Wirtschaftskrisen. (Beide als ebook verfügbar)

Speziell zu Boom- und Krisen
Plumpe, Werner (2012): Ohne Krisen keine Harmonie. Eine kleine Geschichte der Gleichgewichtsstörungen in der Wirtschaft. Hamburg: Murmann Publishers GmbH.
Plumpe, Werner (2017): Wirtschaftskrisen. Geschichte und Gegenwart. Originalausgabe,. München: Verlag C.H. Beck

Die nach

Globalisierte Sicht
Iriye, Akira (Hg.) (2013): Geschichte der Welt. 1945 bis heute - Die globalisierte Welt. Unter Mitarbeit von Wilfried Loth. München: C.H. Beck
 
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