Dieselmotoren im russischen Winter

Schwurbel

Neues Mitglied
Hallo Leute,

Ich habe eine eher technische Frage zu den sowjetischen Panzern: Bekanntlich waren die sowjetischen Panzer (bzw. auf jeden Fall der T-34) mit Dieselmotoren ausgestattet.
Jetzt ist es ja so, dass Diesel bei niedrigen Temperaturen dickflüssig wird und sich nicht mehr pumpen lässt - im Fachjargon "versulzen" genannt.

In heutiger Zeit gibt es den additivierten Winterdiesel an der Tankstelle, der auch bei niedrigen Temperaturen dünnflüssig bleibt. Hatte die rote Armee ebenfalls so einen Sonderkraftstoff zur Verfügung oder wurde das Problem des Versulzens anders gelöst?

Vielen Dank für eure Antworten! :)
 
Auf die Schnelle und aus der Erinnerung:

1. Motor nicht ausstellen
2. Motor mit einem Feuer darunter anwärmen

Hoffe, die Erinnerung ist korrekt. Ansonsten gab es keinen speziellen Kraftstoff für die Panzer. Insgesamt, so vor kurzem gelesen, war die Qualität der sowjetischen Brennstoffe minderwertig (im neutralen Sinne gemeint) und konnte so als "Beutekraftstoff" nicht für deutsche Zwecke verwendet werden.
 
Moin
Wurde früher nicht einfach eine kleine Menge Benzin beigemischt? Die modernen Motoren machen dies wohl nicht mehr mit, aber früher ging es glaube ich schon.

Kann mich an eine Situation in den 80ern erinnern, da hat ein Bekannter von mir mit seinem Passat bei -15 °C keinen Winterdiesel getankt und die Karre kroch nur so vor sich hin. Es wurde dann ein wenig Benzin getankt und nach einiger Zeit lief der Wagen wieder.
 
Zum einen gab es einen "Winter-Diesel" mit Additiven, zum anderen wurde bei Temperaturen unter minus 30 Grad eine 50:50-Mischung mit Traktoren-Kerosin empfohlen. Xander liegt da also völlig richtig.
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Zum einen gab es einen "Winter-Diesel" mit Additiven, zum anderen wurde bei Temperaturen unter minus 30 Grad eine 50:50-Mischung mit Traktoren-Kerosin empfohlen.
"Traktoren-Kerosin" ist nichts anderes Petroleum (Steinöl).
Jeder robuste Dieselmotor läuft mit vielen Arten von Öl; Diesel, Petroleum, Heizöl, Jet A-1 usw...
Damals wie heute!

Gruss Pelzer
 
Aus einem Knopp-Buch, welches ich in meiner Jugend geschenkt bekam, erinnere ich mich, dass dort geschildert wurde, dass die russischen Panzer den deutschen Panzern vor allem im Winter 1941 deshalb überlegen waren, weil sie auf Diesel und eben nicht auf Benzin liefen. Das hat mich nie sonderlich interessiert, daher kann die Erinnerung falsch sein und an dem Buch ist zu kritisieren, dass es doch sehr stark von den Berichten ehemaliger Wehrmachtsangehöriger abhängig war. Wie wir halt Knopp aus dem Fernsehen kennen, der eher auf Zeitzeugen, denn auf Zeitzeugnissen basiert historisierte.
 
Die russischen Panzer spielten im Winter 1941/42 keine wesentliche Rolle (ebenso wie die deutschen), schlicht weil sie kaum wegen der Ausfälle in den Sommer- und Herbstschlachten existent waren.

Das massenweise neue Auftreten nach dem Neuaufbau zeigte sich erst im Frühjahr 1942, vor allem im Süden (z. B. Charkow-Schlacht, Woronesch, Donbrücke etc. mit neuen Panzer-Großverbänden).

Eine qualitative Überlegenheit russischer Panzer im Winter 1942/43 bestand ebenfalls nicht, sondern einfach eine quantitative.

Dies ist sehr gut an den Rshew-Schlachten (Mars-Offensive) und den Südflügel-Offensiven (Uranus/Saturn-Offensiven) abzulesen. Hier war das eine Frage der Masse moderner Panzer, nicht ihrer Wintertauglichkeit.
 
"Traktoren-Kerosin" ist nichts anderes Petroleum (Steinöl).
Jeder robuste Dieselmotor läuft mit vielen Arten von Öl; Diesel, Petroleum, Heizöl, Jet A-1 usw...
Damals wie heute!

Gruss Pelzer
Dazu vielleicht interessant die Siedekurven verschiedener Kraftstoffe.
(Die sind ja immer auch ein Mischmasch aus verschieden langkettigen Kohlenwasserstoffen und die kürzeren Ketten verdampfen eher.)

Grüße hatl
 
Auch die russischen Panzerfahrer waren vom US-Material wenig überzeugt (zB den M3).
Dafür umso mehr von den reichlich gesandten Trucks etc., die für die Motorisierung der Großverbände sorgten.

Bei den LendLease Sendungen wurden ebenfalls Dieselversionen angefragt, wo das möglich war.
 
[...] dass die russischen Panzer den deutschen Panzern vor allem im Winter 1941 deshalb überlegen waren, weil sie auf Diesel und eben nicht auf Benzin liefen.[...]

Der einzige logische Grund scheint mir der niedrigere Spritverbrauch der Dieselmotoren bedingt durch den höheren Wirkungsgrad und dem höheren Energiegehalt von Dieselkraftstoff zu sein.
Die deutschen Panzer sollen ja eh gesoffen haben, wie die Löcher. Ich kann mir daher gut vorstellen, dass die sparsamere Panzerwaffe im Winter leichter zu versorgen war.

Aber das ist auch nur Spekulatius meinerseits. ;)
 
Die deutschen Panzer sollen ja eh gesoffen haben, wie die Löcher. Ich kann mir daher gut vorstellen, dass die sparsamere Panzerwaffe im Winter leichter zu versorgen war.

Hast Du Quellen dazu? Zumal die Deutschen Panzer Turbogebläse hatten. Im Gegensatz zu heute aber um den Treibstoffbedarf zu reduzieren.
Die Frage ist nebenbei aufgetaucht, warum die Wehrmacht ihre Panzer mit Benzin angetrieben hat. Das dürfte mit der Rohstoffquelle zusammen hängen. Da Deutschland und die Achsenmächte relativ geringe Rohölquellen hatte, war es auch schwierig an Diesel zu kommen. Im Reich wurde deshalb das Fischer-Tropschverfahren entwickelt. Und als Verbesserung das Bergius-Pier-Verfahren. Bei beiden lag der Schwerpunkt auf Benzin und nicht auch den Mitteldestillaten aus den Diesel und Kerosin gewonnen wird.

Fischer-Tropsch-Synthese – Wikipedia
Bergius-Pier-Verfahren – Wikipedia
Mitteldestillat – Wikipedia

Zur Treibstoffsituation im 2. WK hatten wir mal eine Diskussion:
Öl und Treibstoffe in Hitlers Krieg

In einer Nebendiskussion zur Me 262 kamen wir auch schon mal zu der Treibstoffsituation:
Luftkrieg: Messerschmitt ME 262 - Entwicklung/Produktion/Einsatz/Auswirkungen
 
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