BerndHH
Aktives Mitglied
Hallo Quijote,
ja, bevor ich hier im Geschichtsforum meine ersten Fragen bzgl. Germanien um die Zeitenwende gestellt habe, war ich noch sehr hoffnungsvoll und optimistisch und dachte, dass es noch jede Menge unterhalb der Oberfläche gäbe, was vielleicht noch nicht veröffentlicht worden wäre und was es noch zu enthüllen gäbe, wenn man nur mit der richtigen Methodik herangeht.
Eure Antworten waren da sehr desillusionierend aber natürlich logisch unbedingt stringent.
Dann möchte ich aber mal auf meine naive Art und Weise anmerken, dass die Altertumswissenschaften jetzt im Jahr 2023 mit dem jetzigen Wissensstand faktisch abgeschlossen wäre. Es gibt eine gegebene Anzahl x von (römischen) Quellen, die wurden x-mal analysiert und aus den verschiedensten Perspektiven analysiert und das war's. Mehr kommt nicht dazu. Tacitus, Cassius Dio und noch ein paar andere und das war's. Deckel drauf und Akte abgeschlossen.
Ähnliches würde dann ja auch für die Archäologie gelten. Da wird nicht mehr viel kommen. Die technischen Analysemethoden werden besser und erlauben schärfere Aussagen, aber was man jezt Stand 2023 nicht herausgefunden hat, wird man 2030, 2040, 2050 erst recht nicht finden.
Was würdest Du denn einem jungen Menschen raten, der z.B. Altertumswissenschaften - Schwerpunkt Germanien - studieren möchte? Bringt eh nichts, rein akademischer "Müßiggang", da kommt eh nichts mehr. Es gibt die und die Literatur und das war's? Das wäre doch recht frustrierend und würde Wissbegierige eher abstoßen, oder?
Eines noch zu Ackerbau und Viehzucht.
Ja, natürlich waren es keine Hochleistungsrassen aber irgendwann kristallisierte sich Schwarzbuntes Niederungsrind und Höhenvieh heraus.
Die heutigen Schwarzbunten, Rotbunten als typisches Produkt des Tieflandes, des Graslandes auf Marschboden mit einer ganz anderen Anpassung als Höhenvieh.
Rotes Höhenvieh – Wikipedia Rotes Höhenvieh (vermuteter keltischer Ursprung), alles was dazu gehört. Andere Weideparasiten, andere Fruchtbarkeit, andere Fleisch- und Milchleistung und Adaptation an kontinentales Klima anders als das Niederungsvieh mit der Anpassung an maritimes Klima.
Kann mich da nicht besser ausdrücken.
Landrassen beim Nutzvieh, also die Vorstufe vor der züchterischen Bearbeitung und bewussten Einkreuzung auf Leistung. Was natürlich nicht heißt, dass die Germanen noch nichts von Züchung verstanden. Sie hatten sicherlich auch damals schon mit beschränkten Mitteln Kreuzungen vorgenommen, um ihre lokalen Landrassen zu verbessern.
Analog Nutzpflanzen und Landsorten.
Ich bin Euch sehr dankbar für das Stichwort Germanen und ihre Subsistenzlandwirtschaft, weil ich das zuvor noch gar nicht gesehen hatte.
Ein Volk, welches so eng im Wohnstall mit dem Vieh zusammenlebte; musste zwangsläufig eine phänomenale Beobachtungsgabe besessen haben. Sie wussten ganz genau, wann eine Kuh "bullt", wann sie bereit für den Natursprung des Bullen war. Sie haben das sicherlich nicht nur dem Zufall überlassen.
Gut, das weiß ein ostfriesischer Milchbauer natürlich auch, wann eine Kuh "bullt", dann kommt der Besamer und besamt die Kuh mit Tiefkühlsperma aus dem Bullenkatalog des Herdbuchzüchters.
Wer weiß vielleicht hat ein Cherusker damals auch gelernt, dass die Friesen oder Chauken sehr viel erfolgreicher mit ihrer Rinderhaltung waren, weil das Genmaterial besser war oder das Grasland bzgl. Proteingehalt besser. Vielleicht hat man sich da ausgetauscht, wer weiß.
Vielleicht ist es cleverer, eine Weide mit unterschiedlichen Wiederkäuern also Pferden, Rindern, Schafen und Ziegen gemeinsam zu beweiden, weil der Verbiss so weniger zu nicht nutzbaren Geilstellen führt.
Ein Stamm, eine Sippe stand vielleicht vor der Frage, was ist intelligenter?
Soll ich nur von Raub leben? Ich warte ab, bis mein Nachbar seine Rinder auf der Weide bis auf eine gewisses Schlachtgewicht groß gezogen habe und nehme ihn diese dann unter Gewaltanwendung oder ich tausche mich mit ihm aus und tausche Gerste gegen Kälber oder was auch immer.
Vielleicht muss man da auch ganz anders denken.
Meine These ist, dass die Robustheit der Rinder wohl im Vordergrund stand. Norddeutsche Tiefebene: milderes maritimes Klima, längere Vegetationsperiode, längere Weidezeit im Gegensatz zum Mittelgebirge mit seinem kontinentalen Klima, härtere Winter ...
Die Rinder mussten die Weide maximal ausnutzen, es gab kein Kraftfutter (Soja aus Brasilien) als Zufütterung und das Nadelöhr war wohl, wie kriege ich meine Rinder durch den Winter wenn es draußen schneit und ich nichts bzw. wenig habe, um ihren Erhaltungsbedarf zu decken.
Die Winter in Germanien sind lang, die Vegetationsperiode mehr oder weniger kurz und man muss zusehen, wie man die Rinder durchbekommt, dass sie es im nächsten Frühjahr wieder auf die Weide schaffen.
Wenn dann noch Kälber geboren werden, muss die Milch ja auch noch geteilt werden - Aufzucht Kalb und was bleibt noch für den menschlichen Verzehr?
Die Germanen waren vielleicht geniale Rinderhalter und -züchter, die das Maximum aus ihrem damaligen Lebensraum herausgeholt hatten.
Rinder-, Schaf- und Ziegenhaltung mit Futterbau aus eigenen Ressourcen, den lokalen Weidelgräsern und vielleicht auch noch Heugewinnung für die Stallhaltung, wenn draußen die Vegetationsperiode endet.
Es war halt das Maximum was damals möglich war, mehr ging nicht.
Okay, wahrscheinlich ist das alles Bullshit, was ich schreibe.
ja, bevor ich hier im Geschichtsforum meine ersten Fragen bzgl. Germanien um die Zeitenwende gestellt habe, war ich noch sehr hoffnungsvoll und optimistisch und dachte, dass es noch jede Menge unterhalb der Oberfläche gäbe, was vielleicht noch nicht veröffentlicht worden wäre und was es noch zu enthüllen gäbe, wenn man nur mit der richtigen Methodik herangeht.
Eure Antworten waren da sehr desillusionierend aber natürlich logisch unbedingt stringent.
Dann möchte ich aber mal auf meine naive Art und Weise anmerken, dass die Altertumswissenschaften jetzt im Jahr 2023 mit dem jetzigen Wissensstand faktisch abgeschlossen wäre. Es gibt eine gegebene Anzahl x von (römischen) Quellen, die wurden x-mal analysiert und aus den verschiedensten Perspektiven analysiert und das war's. Mehr kommt nicht dazu. Tacitus, Cassius Dio und noch ein paar andere und das war's. Deckel drauf und Akte abgeschlossen.
Ähnliches würde dann ja auch für die Archäologie gelten. Da wird nicht mehr viel kommen. Die technischen Analysemethoden werden besser und erlauben schärfere Aussagen, aber was man jezt Stand 2023 nicht herausgefunden hat, wird man 2030, 2040, 2050 erst recht nicht finden.
Was würdest Du denn einem jungen Menschen raten, der z.B. Altertumswissenschaften - Schwerpunkt Germanien - studieren möchte? Bringt eh nichts, rein akademischer "Müßiggang", da kommt eh nichts mehr. Es gibt die und die Literatur und das war's? Das wäre doch recht frustrierend und würde Wissbegierige eher abstoßen, oder?
Eines noch zu Ackerbau und Viehzucht.
Ja, natürlich waren es keine Hochleistungsrassen aber irgendwann kristallisierte sich Schwarzbuntes Niederungsrind und Höhenvieh heraus.
Die heutigen Schwarzbunten, Rotbunten als typisches Produkt des Tieflandes, des Graslandes auf Marschboden mit einer ganz anderen Anpassung als Höhenvieh.
Rotes Höhenvieh – Wikipedia Rotes Höhenvieh (vermuteter keltischer Ursprung), alles was dazu gehört. Andere Weideparasiten, andere Fruchtbarkeit, andere Fleisch- und Milchleistung und Adaptation an kontinentales Klima anders als das Niederungsvieh mit der Anpassung an maritimes Klima.
Kann mich da nicht besser ausdrücken.
Landrassen beim Nutzvieh, also die Vorstufe vor der züchterischen Bearbeitung und bewussten Einkreuzung auf Leistung. Was natürlich nicht heißt, dass die Germanen noch nichts von Züchung verstanden. Sie hatten sicherlich auch damals schon mit beschränkten Mitteln Kreuzungen vorgenommen, um ihre lokalen Landrassen zu verbessern.
Analog Nutzpflanzen und Landsorten.
Ich bin Euch sehr dankbar für das Stichwort Germanen und ihre Subsistenzlandwirtschaft, weil ich das zuvor noch gar nicht gesehen hatte.
Ein Volk, welches so eng im Wohnstall mit dem Vieh zusammenlebte; musste zwangsläufig eine phänomenale Beobachtungsgabe besessen haben. Sie wussten ganz genau, wann eine Kuh "bullt", wann sie bereit für den Natursprung des Bullen war. Sie haben das sicherlich nicht nur dem Zufall überlassen.
Gut, das weiß ein ostfriesischer Milchbauer natürlich auch, wann eine Kuh "bullt", dann kommt der Besamer und besamt die Kuh mit Tiefkühlsperma aus dem Bullenkatalog des Herdbuchzüchters.
Wer weiß vielleicht hat ein Cherusker damals auch gelernt, dass die Friesen oder Chauken sehr viel erfolgreicher mit ihrer Rinderhaltung waren, weil das Genmaterial besser war oder das Grasland bzgl. Proteingehalt besser. Vielleicht hat man sich da ausgetauscht, wer weiß.
Vielleicht ist es cleverer, eine Weide mit unterschiedlichen Wiederkäuern also Pferden, Rindern, Schafen und Ziegen gemeinsam zu beweiden, weil der Verbiss so weniger zu nicht nutzbaren Geilstellen führt.
Ein Stamm, eine Sippe stand vielleicht vor der Frage, was ist intelligenter?
Soll ich nur von Raub leben? Ich warte ab, bis mein Nachbar seine Rinder auf der Weide bis auf eine gewisses Schlachtgewicht groß gezogen habe und nehme ihn diese dann unter Gewaltanwendung oder ich tausche mich mit ihm aus und tausche Gerste gegen Kälber oder was auch immer.
Vielleicht muss man da auch ganz anders denken.
Meine These ist, dass die Robustheit der Rinder wohl im Vordergrund stand. Norddeutsche Tiefebene: milderes maritimes Klima, längere Vegetationsperiode, längere Weidezeit im Gegensatz zum Mittelgebirge mit seinem kontinentalen Klima, härtere Winter ...
Die Rinder mussten die Weide maximal ausnutzen, es gab kein Kraftfutter (Soja aus Brasilien) als Zufütterung und das Nadelöhr war wohl, wie kriege ich meine Rinder durch den Winter wenn es draußen schneit und ich nichts bzw. wenig habe, um ihren Erhaltungsbedarf zu decken.
Die Winter in Germanien sind lang, die Vegetationsperiode mehr oder weniger kurz und man muss zusehen, wie man die Rinder durchbekommt, dass sie es im nächsten Frühjahr wieder auf die Weide schaffen.
Wenn dann noch Kälber geboren werden, muss die Milch ja auch noch geteilt werden - Aufzucht Kalb und was bleibt noch für den menschlichen Verzehr?
Die Germanen waren vielleicht geniale Rinderhalter und -züchter, die das Maximum aus ihrem damaligen Lebensraum herausgeholt hatten.
Rinder-, Schaf- und Ziegenhaltung mit Futterbau aus eigenen Ressourcen, den lokalen Weidelgräsern und vielleicht auch noch Heugewinnung für die Stallhaltung, wenn draußen die Vegetationsperiode endet.
Es war halt das Maximum was damals möglich war, mehr ging nicht.
Okay, wahrscheinlich ist das alles Bullshit, was ich schreibe.