Gehörte das Osmanische Reich zu Europa?

Die Frage was Europa ist, ist sowieso nicht zu beantworten, sowohl geographisch, wirtschaftlich, politisch, gesellschaftlich lässt sich alles mögliche Definitionen von Europa und europäischer Kultur definieren.

Die Nationalbewegungen am Balkan würden sagen nein. Denn überall gab es mehr oder weniger außer in Albanien und BiH, Programme zur "Europäisierung" sei es durch Säuberung der Sprache (wie in Rumänien, Bulgarien) oder die faktische Abreißen der orientalischen Altstädten von Belgrad, Sofia, Tarnovo, Nis, Skoplje e.t.c.

Sogar die bosnisch-muslimische die sich gegen eine "Europäisierung" des osmanischen Reichs gewehrt hat. Hätten zum größten Teil nicht gemeint das ihr Land europäisch sei.

Aus Mustafa Memic Zmaj od Bosne (der Drache von Bosnien). Crnogorci u Gradascevicevoj vojsci

Zwar tendenziös.

"druga karakteristika koja se uočava je isticanje da se oni ne bore protiv Cara, već da žele da istrijebe one koji su izdali, reklo bi se staru, vijekovima primjenjivanu islamsku tradiciju. Oni, očito, nisu prihvatili unošenje zapadne, umjesto orijentalne civilizacije, a kroz to i promjene u pravnom, ekonornskom i upravnom sistemu. Nejasno je koliko je to u datim uslovima objektivno bilo moguće uspješno izvršiti i koliko je ono što se mijenjalo bilo progresivnije."

Das zweite Charakteristikum des Aufstandes war, dass Sie nicht gegen den Sultan waren, sondern sie wollten vernichten diejenigen ,welche die alte islamische Tradition, die seit jeher bestand hatte, verraten haben. Diese (die Rebelle) akzeptierten nicht die Einführung der westlichen Kultur im Gegensatz zur orientalischen und durch diese die Änderungen im Recht, der Wirtschaft und der Verwaltung. Unklar bleibt wie realistisch dies alles in der damaligen Zeit war und wie progressiv das neue geworden wäre.
 
Die Frage was Europa ist, ist sowieso nicht zu beantworten, sowohl geographisch, wirtschaftlich, politisch, gesellschaftlich lässt sich alles mögliche Definitionen von Europa und europäischer Kultur definieren.

Allerdings muss sie manchmal beantwortet werden, vor allem dann, wenn Streit darüber ausbricht, ob die Türkei zur Europäischen Union und somit zu Europa zählt (was von Politikern verschieden beantwortet wird) oder ob rein europäische Sicherheitssysteme die Türkei integrieren sollten (was wegen der asiatischen Grenzen zum Iran, Irak und Syrien) auch Befürchtungen weckt.

Davon zu trennen ist die Frage, ob das Osmanischer Reich eine europäische Macht war, was man in dieser Absolutheit verneinen muss. Das OR war eine multikontinentale und multiethnische Großmacht, die auf drei Erdteilen - Asien, Afrika, Europa - mit bedeutenden Gebieten verankert war. Der osmanische Besitz in Vorderasien war größer als das europäische Territorium und beträchtliche Zeiten seines politischen Daseins blickte das OR eher auf seine asiatischen Grenzen und zum safawidischen Konkurrenten Persien, als nach Europa.

Schwer zu sagen, welchem Kulturkreis sich das OR zugehörig fühlte. Auf jeden Fall wurde sein Schicksal letztlich von abendländischen Großmächten entschieden.

Die Nationalbewegungen am Balkan würden sagen nein. Denn überall gab es mehr oder weniger außer in Albanien und BiH, Programme zur "Europäisierung" sei es durch Säuberung der Sprache (wie in Rumänien, Bulgarien) oder die faktische Abreißen der orientalischen Altstädten von Belgrad, Sofia, Tarnovo, Nis, Skoplje e.t.c.

Im Bewusstsein der von den Osmanen über 400 Jahre besetzten Balkanstaaten war das Osmanische Reich sicher kein europäisches Land. Abgesehen vom Islam schieden auch noch andere Fakten die Balkanländer vom OR, denn es verhinderte entscheidende Entwicklungen, die im übrigen Europa positiv verliefen: Die Entwicklung einer bürgerlichen Gesellschaft, den Beginn einer Mitbestimmung der Bürger in Regierungsgremien, die Aufklärung mit der Trennung von Religion und Staat, die Industrialisierung mit ihren anfangs negativen, später aber durchaus positiven Aspekten, die Anfänge einer Parlamentarisierung. So blieb der osmanisch beherrschte Balkan vielfach in mittelalterlichen Strukturen stecken und es kam zu keiner Blüte der Wirtschaft und Gesellschaft.
 
Es gab Balkan Aufklärer wenn auch spät, sie waren auch die ideologischen Inputgebär für die Nationalbewegungen. Natürlich auch bei den Türken selber.
 
Suche nach einer Quelle

Liebe Leute,

zunächst einmal finde ich die hier stattfindende Diskussion sehr interessant.

Ich bin momentan auf der Suche nach einer Quelle, die ich vor Wochen einmal gelesen habe und nun nicht mehr finden kann. Darin schreibt ein "Europäer", dass "Europa" bei der Eroberung Konstantinopels 1453 zum ersten Mal "auf eigenem Boden geschlagen" worden sei.
Kommt das jemandem bekannt vor? Ich ärgere mich total, dass ich das gerade nicht finden kann. :autsch:
 
@Batu

ersteinmal willkommen im Forum.

Bei der Suche nach Deiner "Quelle" kann ich Dir nicht helfen. Die Eroberung von Konstantinopel hatte natürlich in Europa einen "Schockeffekt", aber die erste europäische Stadt, die das Osmanische Reich erobert hat, war m.w. Gallipoli (1354).

M.
 
Quelle gefunden!

Naja, nach Gallipoli wurde ja immerhin noch ein beträchtlicher Teil des heutigen Bulgariens und des Balkans erobert, bis Konstantinopel fiel.

Ich habe die Quelle nun nach langer Suche wieder aufgetan und hier gefunden:
Enea Silvio Piccolomini über Europa und die Türken: Auszüge aus Asia, De Europa, Constantinopolitana clades, Epistula ad Mahometem, 1454-1461

Es handelt sich dabei um eine beeindruckende Quelle des späteren Papst Pius II., der als Enea Silvio Piccolomini auf dem Reichstag zu Regensburg ein Jahr nach der Eroberung "die Europäer" zum gemeinsamen Gegenangriff auffordert. Er verwendet dabei in eindrucksvoller Weise, vielleicht zum ersten Mal nach Herodot, den kollektiven Begriff "Europäer" und das mit der Intention tatsächlich eine kollektive Identität zu stiften, die gegen die Alterität der "Türkengefahr" gerichtet ist. Faszinierend ist auch seine Bezeichnung Europas als "patria", "domo propria" und "sede nostra".

Für Interessierte empfehle ich folgenden Artikel:
Von der 'Türkengefahr' zu Exotismus und Orientalismus: Der Islam als Antithese Europas (1453–1914)? — EGO
 
Ehrlich gesagt nein. Türkei aber ja. Das Osmanenreich hat sein Herkunft aus Asien, und im 14-Jh. traten die Osmanen in Europa. Wir alle wissen die Geschichte des Reiches. Aber zur Zeit der Aufklärung, zur Zeit der Industrierevolution bleibt das osmanische Reich konservativ, es ist prinzipiell gegen die Neuerungen, die Sultane glauben dass alles das aus Westeuropa kommt, heidnisch ist, gehört nich zum Islam, also es muss ausstoßen. Ja, es gibt Versuche füer die Modernisation, zur Zeit des Tanzimat, aber das hat keine überregionale Bedeutung. Eine Zugehörigkeit zur Europa bedeutet meiner Meinung nach europäisch zu denken, den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt Europas überzunehmen. Das hat nichts mit dem Christentum zu tun, aber das haben die Osmanen nicht verstanden. Atatürk aber versteht das und europäisiert Türkei.
 
Ehrlich gesagt nein. Türkei aber ja. Das Osmanenreich hat sein Herkunft aus Asien, und im 14-Jh. traten die Osmanen in Europa. Wir alle wissen die Geschichte des Reiches. Aber zur Zeit der Aufklärung, zur Zeit der Industrierevolution bleibt das osmanische Reich konservativ, es ist prinzipiell gegen die Neuerungen, die Sultane glauben dass alles das aus Westeuropa kommt, heidnisch ist, gehört nich zum Islam, also es muss ausstoßen.
Zur Zeit der Aufklärung hat man doch schon erkannt, dass man hinsichtlich Militärtechnik bspw. von den westlichen Nachbarn zwangsläufig lernen musste. In der neueren Doku "Prinz Eugen und die Türken" von Arte wurde das ein bisschen angerissen.
 
Um die Eingangsfrage noch mal aufzugreifen: "Gehörte das Osmanische Reich" zu Europa, so ist diese Frage eindeutig mit ja zu beantworten. Das heutige Bulgarien, Griechenland, Bosnien Herzegowina, Albanien
aber auch Gebiete von Serbien, Ungarn und Rumänien gehörten lange zum Osmanischen Reich, und erst 1912 verlor das Osmanische Reich im 1. Balkankrieg den größten Teil seiner europäischen Besitzungen bis auf einen kleinen Teil Thrakiens, der heute noch zur Türkei gehört und wo auch die bedeutendste Stadt Istanbul liegt.

Von Kriegen "hinten, weit in der Türkei" wie es in Goethes Faust heißt, konnte bis ins 18. Jahrhundert keine Rede sein. Das Osmanische Reich war ein unruhiger, manchmal bedrohlicher, aber auch mit Faszination beobachteter Nachbar und hat aktiv und passiv Einfluss auf die europäische Politik und Kultur ausgeübt, und das alte Osmanische Reich, aber auch die moderne Türkei gehörten daher selbstverständlich ebenso zu Europa, wie das Zarenreich, die Sowjetunion und viele ihrer Nachfolgestaaten zu Europa gehörten und gehören.

Europa beschränkt sich nicht auf das, was einmal als christliches Abendland bezeichnet wurde.
 
Zur Zeit der Aufklärung hat man doch schon erkannt, dass man hinsichtlich Militärtechnik bspw. von den westlichen Nachbarn zwangsläufig lernen musste. In der neueren Doku "Prinz Eugen und die Türken" von Arte wurde das ein bisschen angerissen.

Das hat sich dann ja auch für die Osmanen ausgezahlt im Österreichisch- Russischen Türkenkrieg von 1736-1739, der für die Österreicher verheerend ausging, und zum Verlust einiger Besitzungen aus den Eroberungen im Frieden von Passarowitz 1718.

Die Russen agierten mit mehr Fortune, verheerten die Krim und besetzten Bessarabien. Die Österreicher erlitten aber bei Broszka eine Niederlage gegen eine modernisierte türkische Armee, und Österreich verlor Nordserbien, einen teil Bosniens und die kleine Walachei wieder und behielt von den Gewinnen des Vertrags von Passarowitz nur das Banat. Die Türken hatten sich einige europäische Militärberater geholt und die Infanterie mit der Lineartaktik vertraut und vor allem die Feuerkraft der türkischen Infanterie verbessert, die
besser mit Steinschlossmusketen ausgestattet wurde und Luntenschlossmusketen ausgemustert.
 
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