Festlandsachsen

Trotz dieser sprachlichen Nähe gab es keine nachweislichen Anwerbungen festlandsächsischer Truppen seitens der angelsächsischen Königreichs im 6.-9. Jh. Offenbar stellten die festlandsächsischen "Brüder" für die angelsächsischen Könige im Kampf gegen Iren, Schotten und Dänen keine Option dar.
Im Gegensatz zu Dänen, Svear und Altnorwegern scheinen die Festlandsachsen im 7.-10. Jh. auch nicht mehr als Piraten aufgetreten zu sein, was ihre Attraktivität als Kriegspartner in dieser Zeit nicht eben erhöhte: notfalls paktieren die angelsächsischen Königreiche lieber mit diversen Wikingergruppen (Dänen)


Danke für die Ausführungen. Ich könnte mir vorstellen, dass aufgrund der geographischen Entfernung und dem Fehlen einer gemeinsamen politischen Struktur zwischen den Festlandsachsen und den Angelsachsen die Bindungen zueinander eher schwach ausgeprägt waren. Zudem waren die Angelsachsen bereits ab dem 7.. Jahrhundert christianisiert worden (Christianisation of Anglo-Saxon England - Wikipedia ), während ihre Vettern auf dem Kontinent noch Heiden waren. Die kulturelle Kluft zwischen Christen und Heiden dürfte stärker gewesen sein als die gemeinsame Abstammung. Oben hatte bereits @El Quijote darauf hingewiesen, dass bei der Mission der Altsachsen die Angelsachsen z. B. in Gestalt von Bonifatius oder Alkuin eine wichtige Rolle spielten.

In der englischen Wiki findet sich ein Zitat von Bonifatius:
"Take pity upon them, for they themselves are saying, 'We are of one blood and one bone with you.'"
Anglo-Saxon mission - Wikipedia

Allerdings frage ich mich, ob dieses "one blood and and one bone" (ein Blut und ein Gebein) sich auf das Verhältnis der Sachsen auf der Insel und dem Kontinent zueinander oder zwischen den heidnischen Altsachsen und den christlichen Franken oder auf alle drei Gruppen bezieht.

Nach dieser Seite Frankish travelogue: Saxony scheint es sich eher um das Verhältnis zwischen Franken und Sachsen zu gehen. Hier findet sich immerhin die Quelle des Zitats angeben:

Bonifatius, Letters XXXVI, 46

Im oben genannten Wiki-Artikel zur Anglo-Saxon mission steht aber:

The Anglo-Saxon mission began in the last decade of the 7th century in Old Saxony, when Saint Boniface urged monks to come to the continental missions, from which their forebears had come: "Take pity upon them, for they themselves are saying, 'We are of one blood and one bone with you.'"
Das scheint eher auf die gemeinsame Abstammung der Angelsachsen und Altsachsen hinzudeuten. Aber da sollte man noch "ad fontes", also was hat Bonifatius wirklich im welchem Kontext an wen geschrieben.
 
Nach dieser Seite Frankish travelogue: Saxony scheint es sich eher um das Verhältnis zwischen Franken und Sachsen zu gehen. Hier findet sich immerhin die Quelle des Zitats angeben:

Bonifatius, Letters XXXVI, 46

Aber da sollte man noch "ad fontes", also was hat Bonifatius wirklich im welchem Kontext an wen geschrieben.

Nach einer intensiven Literaturrecherche* habe ich die Stelle im Original ausfindig gemacht:

dMGH | Band | Epistolae [Briefe] | (Epp. sel.) | 1: Die Briefe des heiligen Bonifatius und Lullus | S. Bonifatii et Lulli epistolae

Wofür die XXXVI steht, ist mir schleierhaft, jedenfalls nicht für den Brief 36. Es ist der Brief 46 (falls der Link nicht direkt auf die richtige Seite führt: es ist die S. 74 und 75 Die gesuchte Stelle ist auf S. 75 Z. 5f)

Dort steht auf Latein:

Miserimini illorum, quia et ipsi solent dicere: 'de uno sanguine et de uno osso sumus'
Laut der Überschrift wendet sich Bonifatius an die Angelsachsen, damit sie für die Altsachsen beten. Der Brief wird auf ca. 738 datiert.

Die Frage, ob und wieweit sich die Angelsachsen noch als "ein Volk vom gleichen Blute und Knochen" fühlten, ist sicherlich ein vielversprechendes Thema für weitere Forschungen*.

*s. https://geschichtsforum.de/thema/hier-geht-es-heiter-weiter.772/page-73#post-801542
 
Das einzige, was er tatsächlich streichen will, sind die Saxones bei Ptolemaios, die in diversen Manuskripten als "Axones" auftauchen, was laut einer Hypothese von Ulrich Kahrstedt auch als Verschreibung von "Aviones" zu deuten wäre.

Elmar Seebold teilt zwar nicht die Aviones-These, neigt aber ebenfalls zur Ansicht, dass es bei Ptolemaios ursprünglich noch keine "Saxones" gegeben hat. Er resümiert:

"Bei den Belegen für den Sachsennamen hatte die gemeinsame Vorstufe von Ξ und Ο so gut wie sicher die Form saxon-. Es lassen sich aber beachtliche Gründe dafür finden, dass der Sachsenname in der Fassung von Ptolemäus noch nicht vorhanden war, sondern erst bei einer späteren Bearbeitung (Einbezug einer späteren Quelle) aufgetreten ist. Diese müsste allerdings schon sehr früh die Ptolemäus-Handschriften beeinflusst haben (spätestens im 4. Jh. n. Chr.). Die Bezeugungen des Stammesnamens der Sachsen und der Name der Inseln der Sachsen sind nicht parallel und möglicherweise zu verschiedenen Zeiten in den Text gekommen."

Elmar Seebold, Ptolemäus und die Sachsen. In: Beiträge zur Namenforschung 47 (2012)
 
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