17. Juni, früherer Nationalfeiertag

Eigentlich wäre der 9. November DER geeigente Tag für einen Staatsfeiertag, weil da nun dermaßen viel passiert ist, was wichtig war in der deutschen Gechischte des 20. Jh. Leider scheitert das in der Praxis an der begründeten Befürchtung, dass es zu Nazi-Aufmärschen kommen wird.

Ich denke aber, Deutschland hat die Nazis erst richtig überwunden, wenn wir es aushalten, dass da ein paar Extremisten eine verschrobene Demo abhalten. Ich habe in Hannover mal folgendes Szenario erlebt: ca. 10-20 FAP-Anhänger mit Fahnen. Drumherum ungefähr 10 mal so viele linke Gegendemonstranten. Drumherum viele Hundertschaften Bereitschaftspolizei. Wenn die Gegendemonstranten und die Polizei nicht da gewesen wären, hätte das Häufchen ziemlich armselig gewirkt auf dem großen damals noch unbebauten Klagesmarkt.

Leider lässt aber wohl die Situation in den neuen Ländern noch auf absehbare Zeit nicht zu, dass wir das so entspannt sehen können. Wie sagte mir letztlich ein türkischstämmiger Freund: Warum soll ich eigentlich Soli bezahlen, wenn ich nichtmal nach Hoyerswerda fahren kann.
 
Wir halten es aus, wenn ein paar verschrobene Nationalisten durch die Gegend marschieren. Nichtsdestowenigertrotz ist der 9. November immer noch der Tag des zerschlagenen Mobiliars und der zersplitterten Fensterscheiben, der brennenden Synagogen, der "Inhaftierung" von mehreren Hunderttausend Juden in Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen (mit den ersten Toten in Folge von Nervenzusammenbrüchen, Herzinfarkten und Prügeln) und der dieser folgenden Erpressung von Lösegeldern, in der Nazipropaganda als Wiedergutmachungsschulden euphemisiert. Das hat nichts mit irgendwelchen Neonazis zu tun, sondern damit, dass der 9. November eben nicht nur der Tag des Mauerfalls und der Ausrufung der Weimarer Republik ist.
 
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