1904 - 100. Todestag von Sultan Murad V. - 2004

Konradin

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Vor genau 100 Jahren starb mit Murad V. (* 21.9.1840, + 29.8.1904) eine der tragischsten und zugleich vergessensten Figuren in der Geschichte des Sultanats.
Murad V. war nur vom 30. Mai bis zum 31. August 1876 Sultan des Osmanischen Reiches.

"Murad war der älteste Sohn von Sultan Abdülmecid. Als sein Onkel Abdülaziz die Macht übernahm, wurde Mehmed Murad Efendi, wie er damals genannt wurde, von allen öffentlichen Angelegenheiten ausgeschlossen und eingesperrt, da er die Pläne des Sultans zur Änderung der Erbfolge ablehnte. Nach der Absetzung von Abdülaziz am 30. Mai 1876 (siehe Midhat Pascha) wurde er von einem Mob aus Soldaten der Jungtürken aus dem Gefängnis befreit und zum Kaiser von Gottes Gnaden und dem Willen des Volkes erklärt. Nach nur drei Monaten wurde er wegen seiner psychischen Schwäche wiederum abgesetzt und durch seinen jüngeren Bruder Abdülhamid II. ersetzt. Bis zu seinem Tod wurde er im Çiragan-Palast festgehalten." (Wikipedia).
 
Hat Wikipedia hier nicht ein wenig gepfuscht? Die jungtürkische Revolution fand doch 1908 statt und fegte das Regime Abdül Hamids II. weg.
Ein recht gutes Buch über die Schlussphase des osmanischen Reiches ist "Im Namen der toten Prinzessin" von Kenize Mourad. Manchmal etwas zu romantisch-schmachtig-schwülstig (vor allem im Indien-Teil, nur mehr schwer zu ertragen), die ersten Kapitel über Leben und Zeremoniell am Hof der letzten Herrscher des Hauses Osman sind aber wirklich sehr, sehr gut!
 
Rovere schrieb:
Hat Wikipedia hier nicht ein wenig gepfuscht? Die jungtürkische Revolution fand doch 1908 statt und fegte das Regime Abdül Hamids II. weg.
Ein recht gutes Buch über die Schlussphase des osmanischen Reiches ist "Im Namen der toten Prinzessin" von Kenize Mourad. Manchmal etwas zu romantisch-schmachtig-schwülstig (vor allem im Indien-Teil, nur mehr schwer zu ertragen), die ersten Kapitel über Leben und Zeremoniell am Hof der letzten Herrscher des Hauses Osman sind aber wirklich sehr, sehr gut!

Da hast Du offensichtlich recht.
Murad V. wurde vom Großwesir Midhat Pasha zum Sultan erhoben.
http://www.naqshbandi.org/ottomans/khalifa/s33_detail.htm
 
Zuletzt bearbeitet:
Rovere schrieb:
Hat Wikipedia hier nicht ein wenig gepfuscht? Die jungtürkische Revolution fand doch 1908 statt und fegte das Regime Abdül Hamids II. weg.

Die jungtürkische Bewegung ist aber älter als die Revolution, die sie auslöste. Sie entstand während oder nach der Niederlange gegen die Russen 1877 (mit den vorhergehenden Unruhen besonders in Bosnien und Serbien war das Osmanische Reiche seit 1875 in latentem Kriegs/Bürgerkriegszustans) und forderte einen neuen Staat, nicht mehr basierend auf der (islamischen) Religion, sondern der (türkischen) Nation. Besondern Offizieren beteiligten sich daran. Insofern können schon jungtürkische Offiziere etwas vor 1908 unternommen haben. Nur war die jungtürkische Bewegung 1876 wohl erst eine kleine unbedeutende Gruppe.
 
Fischhof schrieb:
Die jungtürkische Bewegung ist aber älter als die Revolution, die sie auslöste. Sie entstand während oder nach der Niederlange gegen die Russen 1877 (mit den vorhergehenden Unruhen besonders in Bosnien und Serbien war das Osmanische Reiche seit 1875 in latentem Kriegs/Bürgerkriegszustans) und forderte einen neuen Staat, nicht mehr basierend auf der (islamischen) Religion, sondern der (türkischen) Nation. Besondern Offizieren beteiligten sich daran. Insofern können schon jungtürkische Offiziere etwas vor 1908 unternommen haben. Nur war die jungtürkische Bewegung 1876 wohl erst eine kleine unbedeutende Gruppe.

Die Bezeichnung "Jungtürken" selbst geht auf eine in Paris eschienene Emigrantenzeitung zurück," La jeune Turquie" . Darin wurde wie oben beschrieben ein ideologisierter türkischer Nationalismus propagiert.
 
Arcimboldo schrieb:
Die Bezeichnung "Jungtürken" selbst geht auf eine in Paris eschienene Emigrantenzeitung zurück," La jeune Turquie" . Darin wurde wie oben beschrieben ein ideologisierter türkischer Nationalismus propagiert.

:winke:

Die Jungtürken haben zunächst keinesfalls einen ideologisierten türkischen Nationalismus propagiert. Sie wollten eine Osmanische Nation. Der tatsächliche "türkische" Nationalismus begann erst nach der Niederlage des Osmanischen Reiches und dem Beginn der Befreiungsbewegung unter Atatürk.

Mit freundlichen Grüßen

:)
 
Rovere schrieb:
Hat Wikipedia hier nicht ein wenig gepfuscht? Die jungtürkische Revolution fand doch 1908 statt und fegte das Regime Abdül Hamids II. weg.
Ein recht gutes Buch über die Schlussphase des osmanischen Reiches ist "Im Namen der toten Prinzessin" von Kenize Mourad. Manchmal etwas zu romantisch-schmachtig-schwülstig (vor allem im Indien-Teil, nur mehr schwer zu ertragen), die ersten Kapitel über Leben und Zeremoniell am Hof der letzten Herrscher des Hauses Osman sind aber wirklich sehr, sehr gut!

die Schilderungen gerade zur osmanischen Geschichte,zur Schlußphase des Reiches und auch zu Atatürk und zur jungtürkischen Revolution sind aber mit etwas Abstand zu betrachten, Kenize Mourad ist die Urenkelin Murad V. und wahrscheinlich nicht immer objektiv.
 
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