Gleichwohl ich solchen Spekulationen á la "was wäre wenn" ablehnend gegenüber stehe, lässt sich doch einiges dazu sagen:
Da Stalin die kriegswichtigen Industrien schon in Richtung Sibirien verlagert hatte, wäre es ihm ein leichtes gewesen auch die Regierung und die anderen Schlüsselstellen dorthin zu verlagern. Somit war die Annahme dass die Sowjetunion nach Besetzung Moskaus nicht mehr kampffähig wäre, schon im Ansatz ein Trugschluss.
Da Moskau ein Verkehrsknotenpunkt war, wäre mit einer erfolgreichen Eroberung Moskaus der Westen der SU weitestgehend zusammengebrochen. Deshalb ist auch nicht automatisch davon auszugehen, dass "
das Ganze [...]
ein Phyrrussieg erster Güte geworden [
wäre]".
Die Nachschubwege für die Wehrmacht wären immer länger geworden
Dasselbe Problem hätte aber auch die UdSSR gehabt.
und der Partisanenkrieg hätte sich intensiviert.
Das mit dem Partisanenkrieg ist sehr problematisch. Zum einen waren nicht alle Partisanen pro UdSSR, zum anderen war das Partisanenproblem zu einem guten teil hausgemacht. Die Strategie der Deutschen (Vernichtungskrieg) hat gerade in der Ukraine und in Weißrussland, wo der Partisanenkrieg sich am stärksten manifestierte, diesen überhaupt erst veranlasst. Immerhin waren die Deutschen von großen Teilen der Bevölkerung zunächst als Befreier begrüßt worden, was sich dann als Irrtum herausstellte.
Die Kontrolle des riesigen Gebietes und die Ostverschiebung der Front hätten immer mehr Kräfte und Ressourcen der Wehrmacht gebunden, so daß an eine Eroberung Englands nicht mehr zu denken gewesen wäre.
Das hatte sich schon frühzeitiger erledigt.
1. Wie wäre es weitergegangen, wenn Moskau erobert worden wäre?
2. Wie sahen die strategischen Planungen des OKW/Hitler aus: Wollte
man ganz Russland erobern bis nach Wladiwostok?
Mir ist nur bekannt, dass man die Linie Arch-Angelsk - Astrachan erreichen wollte, nicht, das es darüber hinaus gehende Planungen gab.
3. Was wäre nach der Eroberung Russlands passiert?
Nun, das ist Spekulation. Vorrangiges Ziel der Nazis war es "Lebensraum im Osten zu schaffen, Wehrbauern in Osteuropa anzusiedeln, die v.a. aus SS-Veteranen bestehen sollten und der innerdeutschen katholischen Opposition, die man auf diese Weise zersiedeln wollte. Die osteuropäische Bevölkerung wäre zu einem großen Teil ermordet oder versklavt worden, man hatte wohl auch Sterilisationen im großen Stil vor, so dass die Osteuropäer sich nicht hätten fortpflanzen können, aber noch für die Sklavenarbeit herangezogen werden könnten. Das hört sich zwar - im negativsten Sinne - phantastisch an, dass dies aber durchaus der Denkungsart entsprach kann man an der Besatzungspolitik gerade in Polen und Weißrussland deutlich erkennen.
Hätte man sich dann auf die Einnahme Englands konzentriert oder wären andere Ziele erstmal drangewesen?
England war nicht so sehr im Fokus der Nazis. Es war ein Kriegsgegner, aber kein eigentliches Eroberungsziel. In der sozialdarwinistischen Ideologie der Nazis, wonach das ganze Leben Kampf sei und nur mit Sieg oder Niederlage enden konnte wäre es womöglich schwer geworden, einen Frieden mit England zu erreichen.