552-was wurde aus den Ostgoten?

Die Namen Saxland und Hunaland stammen aus der altnordischen Dichtung, beziehen sich auf die Thidrekssaga, also Dietrich von Bern / Theoderich der Große, der König der Ostgoten.
Saxland ist Deutschland, südlich von Dänemark. Hunaland hingegen, das Hunnenland, konnten die hochmittelalterlichen Skalden nicht genau lokalisieren, sie schwanken zwischen Deutschland, Polen, Russland, Ungarn ... Neben der ursprünglichen Geschichte um Goten und Hunnen werden dem eigentlich spätantiken Helden auch noch Kämpfe gegen die westslawischen Wilzen untergeschoben.
Ob jetzt irgendeine Saga, die Heimat Thidreks auch noch nach Rumänien verlegt, bzw. etwas in die Richtung andeutet, ist nicht ausgeschlossen, allerdings nur von literaturwissenschaftlicher Bedeutung.
Mit den Wohnsitzen der historischen Goten hat das nichts zu tun, mit den "Siebenbürger Sachsen" schon gar nicht!
 
Zuletzt bearbeitet:
...Nein, die Moesier waren Thraker und gehörten somit zum thrakischen Sprachraum. Aber im 4. Jhdt. wurden Teile der zu den Goten gehörenden Terwingen in diesem Gebiet angesiedelt, die sprachen natürlich Gotisch...
Ja, nach 376 ist eine sicher nicht sehr kleine terwingische Gruppe unter Athanarich in die Karpaten abgewandert. Das ist in diesem Pfad natürlich OT, aber es wäre in einem gesondeten Pfad schon interessant zu untersuchen, was aus ihnen geworden ist.
:grübel:
 
Im RGA-Sonderband ist lediglich zu lesen, dass das Langobardische recht bald außer Gebrauch kam: und zwar noch in der Zeit der Langobardenherrschaft.

Im frühen 11. Jhdt. wird z. B. ein gewisser Benedikt erwähnt, der den langobardischen Beinamen "scarnafol" trug.
Bei den RdF (Regesti di Farfa) auf einer Urkunde von 1003:
Il regesto di Farfa : Gregory, of Catino, fl. 1100 : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive

Wilhelm Bruckner, Die Sprache der Langobarden (1896) hielt diesen Namen wohl für beweiskräftig:
"Vollends beweisend aber ist ein so charakteristischer Beiname wie scarnafol, den ein gewisser Benedictus führt RdF 452 a 1003; derselbe ist an erster Stelle komponiert mit altn. skarn, ags. [/i]scearn[/i] 'Mist, Dreck' und bezeichnet also einen Kerl, der voller Schmutz ist, Schmierfink. Wenn aber noch im Beginne des 2. Jahrtausends ein solcher Zuname gebildet werden konnte, so dürfen wir mit Gewissheit behaupten, dass das Langobardische selbst damals, um das Jahr 1000, noch keine tote Sprache war."
Quellen und Forschungen zur Sprach und Kulturgeschichte der germanischen Völker : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive

Ebenso verstehe ich den erwähnten langobardischen Beinamen aus dem 11. Jh. nicht als Nachweis.

In neueren Schriften über das Langobardische wird er kaum je erwähnt, geschweige denn für Beweisführungen herangezogen. Bei Wolfgang Haubrichs* finde ich folgende Bemerkungen:
"Selbst ein so später a. 916 auftretender Beiname Zanvidus 'Zahnlücke', der mindestens über zwei Generationen, vermutlich aber noch länger als Cognomen vererbt wurde, wirft doch das Problem auf, wie lange, vermutlich doch noch bis ins neunte Jahrhundert, Langobardisch als Haussprache existierte." (Belegt sind für 916 ein Petrus Zanvidus und sein Sohn Johannes Zanvidus).
"Natürlich lässt sich hier nicht mit Bruckner auf eine noch lebendige langobardische Sprache im späten 9. oder gar 10. Jahrhundert schließen."


das ist ärgerlich (für mich), denn ich hatte dem Sonderband über Trümmersprachen vertraut, weil dort entsprechende Fachleute die Texte geschrieben haben.

Johann Tischler, der in diesem Band über das Langobardische referiert, schreibt:

"Es ist zwar sehr wahrscheinlich, daß das Langobardische schon eine Restsprache war, als die Langobarden politisch noch eine reale Macht darstellten, der Zeitpunkt des endgültigen Sprachtodes indes ist nicht einmal annäherungsweise zu bestimmen. Der Grund dafür ist in der bekannten Tatsache zu suchen, daß die langobardischen bzw. generell die germanischen Personennamen sich noch lange nach dem Ableben der germanischen Idiome großer Beliebtheit erfreuen. Einen kleinen Fingerzeig auf die Chronologie des Ablebens des Germanischen könnten allenfalls die 'regelwidrigen' Latinisierungen der germanischen Namen geben [...]"
Germanische Rest- und Trümmersprachen




* Wolfgang Haubrichs, Amalgamierung und Identität. Langobardische Personennamen in Mythos und Herrschaft, in: Walter Pohl / Peter Erhardt (Hrsg.), Die Langobarden - Herrschaft und Identität, Wien 2005
 
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