7.300 BC: gab es eine ‘soziale revolution’ in cayönü (anatolien)?

Das darf unterstrichen werden.

Ergänzend dazu eine neuere statistische Auswertung (Nakamura, Articulate Bodies, 2009), die zur Symbolik der Figuren speziell aus Catalhöyük feststellt:

"Extending this idea a bit further, it becomes possible to view the emphasis of breasts, stomachs, and buttocks outside of the standard gendered-biased frameworks. While the skeletal structure supports the forms of limbs and the head, the forms of breasts, stomachs, and buttocks emerge from bodily soft tissues. The prominence of such features does not only suggest fertility or abundance, but can also indicate longevity and survival. These latter themes might become embodied (quite literally) in the mature body. At a basic level, mature bodies imply durability, experience, and success simply by achieving an advanced age. The features emphasized on the figurines—breasts, bellies, and buttocks—are secondary reproductive traits that are often inscribed with social views on sexuality, health, and status. The striking lack of emphasis on explicit sex traits on figurines, however, and the transposability of certain features such as navels, bellies, and buttocks across various media and body kinds suggests that these body parts and zones addressed concerns that moved across rigid boundaries of male and female, human and animal, and the living and dead."

Und zum Auslegungsproblem:
"Human figurines commonly evoke or have even become synonymous with goddess veneration, the female domestic sphere, and ritual or cultic activities. However, such ideas are often grounded in Euro-American stereotypes and values and are, therefore, deeply problematic when projected back onto the past. Ancient and non-Western female forms have especially sustained projections of Westernized views of the female body, fertility, and sexuality (Bahrani 1996; Meskell 1998a). Large breasts, stomachs, and buttocks, which we find on some figurines at Çatalhöyük, are higly sexualized features in the West, and they may or many not have held the same connotation in the Neolithic. While the prominence of such traits might signify fertility (though pregnancy, birth, and childhood do not appear as representational subjects at Çatalhöyük), it could also denote excess, abundance, or age. Rather than reading the body as a totalizing narrative, one can also consider sites of emphasis and erasure and investigate what these reprentational gestures communicate."

http://www.networkedheritage.org/wp-content/uploads/2011/09/ArticulateBodies2009.pdf
 
Ich denke, dass im größten Teil der Menschheitsgeschichte "die Familie" oder "die Sippe", später vielleicht "die "Franken" in Abrenzung zu "den anderen" im Mittelpunkt der Wahrnehmung stand.

Dass man eine solche Einteilung dann auf die funktionale Ebene übertrug und gedanklich "die Arbeiter"(-klasse) schuf, passierte erst viel später, mit Marx. Noch später, nämlich in den 1960ern, kam die Einteilung nach Geschlechtern. Ich denke, dass die Vorstellung einer männlichen und einer weiblichen "Klasse", die gegeneinander agieren, bei unseren Vorfahren auf tiefstes Unverständnis gestoßen wäre. Dies sind Projektionen der Diskussionen des 21. Jahrhunderts auf die Menschen einer anderen Zeit, die sich nicht mehr wehren können.

Um den Geschlechterkampf als rückprojizierte Kampfparole zu erkennen, müssen wir nicht mal theoretisieren wie Bott, den ich zugegebenermaßen immer noch nicht vollständig gelesen habe. Es gab/gibt noch im 20 Jhd. matrilineare Kulturen z.B. bei den Ghana Ethnic Groups, Ashanti, dabei steht der Neffe, also der Sohn der Schwester dem Mann näher als der eigene, leibliche Sohn. Das heißt aber nicht, dass sie keine Kenntnis über den Zeugungsvorgang hatten, es ist/war ein anderes Erbrecht und eine andere Tradition bzgl. der Familienzugehörigkeit.
Trotzdem gab/gibt es männliche Könige, Kriege und alle sonstigen Entwicklungen einer hierarchischen Gesellschaft mit Arbeitsteilung.
 
Mach mal, die Rinder hatten wir mW noch nicht und ein paar Indizien gibt es ja, die Bukranien z.B.
Was unterscheidet Rinder von Schafen und Ziegen? So frühneolithisch, domestikationstechnisch betrachtet:grübel::grübel::grübel:

Speziell zu Çatalhöyük/Nutzung von Schafen (und Ziegen, Rindern) ist das ganz interessant:

Elizabeth Henton, Herd management and the social role of herding at Neolithic
Çatalhőyűk
http://discovery.ucl.ac.uk/1306716/1/1306716.pdf
 
Ich denke, dass die Vorstellung einer männlichen und einer weiblichen "Klasse", die gegeneinander agieren, bei unseren Vorfahren auf tiefstes Unverständnis gestoßen wäre.
das denke ich auch, denn wenn sie so gelebt hätten statt gemeinsam zu agieren, dann hätte es ihre gemeinschaft wohl nicht lange gegeben

ich meine, das eine sinnvolle aufgabenteilung schon in den anfängen sich fortgesetzt hat:

männer jagen (tiere), weil es für eine schwangere frau mit noch 3-jährigem kleinkind an der seite wohl nicht möglich ist, leise zu pirschen, und männer enthäuten und zerlegen das erlegte tier und tragen es in teilen nach hause

frau gehen neben dem unterhalt des feuers noch sammeln (pflanzen), in gruppen, wobei wohl die schwangeren zuhause bleiben, bei den kindern

das hat sich beim sesshaft werden fortgesetzt, frauen betrieben ackerbau, in gruppen, und männer haben das eingefangene tier gross gezogen

(das ein mann auch mal eine hacke angefasst hat und ein frau ein rind, das ist sicher so gewesen)

@ silesia: aufgrund des sehr dünnen datenbestandes aus der betreffenden zeit ist auch die fachliteratur mit ihrem stand der forschung für mich lediglich ein deutungsversuch, mehr nicht (sofern sie denn über das ausgraben und dokumentieren hinaus geht)

(ein subjektiv gefärbter deutungsversuch ist z.b. so etwas:
mit der regelwidrigen Zielsetzung, andere User in der Diskussion zu demotivieren
)

lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Mutterschutz ist auch eine Erfindung der Neuzeit und ihrer Wohlfahrtssysteme. Gerade Bäurinnen haben immer - sofern sie schwangerschaftsbedingt konnten - bis zur Geburt gearbeitet und danach schnellstmöglich wieder. Teilweise wurden die Kinder sogar auf dem Feld geboren.
 
wie entstand das? gibt es beim menschen ein inzest-verhinderungs-gen? (ich werde wohl mal besser in einem biologieforum versuchen, darauf eine antwort zu bekommen - sollte ich fündig werden, werde ich das ergebnis gerne hier posten)
Warum brauchst du für diese andere Familienstruktur Genetik und Biologie. Es ist eine andere Kultur, die ihre Traditionen weitergegeben hat. Übrigens nicht die einzige, such mal nach Beispielen matrilinear / matrilokal. Es gibt/gab alle möglichen Formen. Letztlich geht es immer um die nächste Generation, die verschiedenen Systeme werden alle entstanden sein, um die Kinderaufzucht und -zugehörigkeit zu regeln.
Ob Inzuchtvermeidung dabei eine Rolle spielte, keine Ahnung. Findest du deinen Bruder sexuell attraktiv?:winke:
 
@ silesia: aufgrund des sehr dünnen datenbestandes aus der betreffenden zeit ist auch die fachliteratur mit ihrem stand der forschung für mich lediglich ein deutungsversuch, mehr nicht (sofern sie denn über das ausgraben und dokumentieren hinaus geht)

Gegen Deutungsversuche ist natürlich nichts einzuwenden, wenn man eine Voraussetzung beachtet: Um als Konsument der Forschungsliteratur zwischen Deutung und Auswertung (siehe als Beispiel die statistischen Auswertungen bei Henton und Nakamura) der Fundlage abzugrenzen, ist zunächst ein - wenigstens grober - Überblick über die Literatur erforderlich.

Alle "Deutungsversuche" im Vorfeld dieser Kenntnisnahme sind literaturferne Spekulationen, die - das zeigt die Erfahrung hier im Forum - häufig in weltanschaulichen Turnübungen münden. Wie oben am Beispiel Schmidt von sepiola gezeigt, #182, laufen solche "Deutungen" - vorsichtig gesagt - auch mal an der Faktenlage glatt vorbei.

Die Problematik, neuzeitliche Vorstellungen auf die Fundlagen zu übertragen, ist oben mit Nakamura aufgezeigt worden.

Ist der Wunsch nach bestimmten Deutungsergebnissen besonders heftig ausgeprägt, wird gern auch mal die störende Auswertung des "Ausgrabens und Dokumentierens" in der Literatur ausgelassen.
 
ich meine, das eine sinnvolle aufgabenteilung schon in den anfängen sich fortgesetzt hat:

männer jagen (tiere), weil es für eine schwangere frau mit noch 3-jährigem kleinkind an der seite wohl nicht möglich ist, leise zu pirschen, und männer enthäuten und zerlegen das erlegte tier und tragen es in teilen nach hause

Das Problem dabei ist: Sehr viele Jagdmethoden dürften diese Aufgabenverteilung eher genau als ineffektiv bezeichnen. Gerade bei der Fallenjagd und der Treibjagd kommt es viel mehr auf die Anzahl der Beteiligten an. Da dürften halt auch Frauen und Kinder mitgemacht haben - sobald sie laufen konnten.

Gleichzeitig gibt es Funde die verschiedene "Jagdkreise" zeigen. Ausgehend von zentralen Lagerplätzen wurde sowohl in der Nähe als auch im weiterem Umland gejagt. Frau und Kind dann "daheim" zu lassen kann gefährlich sein.

Natürlich gibt es Aufgaben bei der Jagd die von Männern leichter als von Frauen zu erledigen sind, und daher auch eher diesen zukamen. Aber Jagd ist halt ein weiter Begriff, und die Vorstellung vom Mammut dass die Jäger umzingelt haben und actionreich mit ihren Speeren erledigen ist zwar auf Bildern hübsch: Dürfte aber eine extreme Ausnahme gewesen sein.

Und damit ist das Argument auch nicht unbedingt besonders tauglich um eine auf die Urzeit zurückgehende Geschlechtertrennung aufgrund der Jagd zu postulieren. Es gab einfach viel zu vielschichtige Jagdtechniken um dort eine einheitliche Auswirkung zu erwarten.
 
Vielleicht ist es ja auch eine verengte Sichtweise, es als Unterdrückung aufzufassen, wenn Frauen nicht Jagd betreiben oder Krieg führen "dürfen". Schließlich ist das durchaus mit Gefahren für Leib und Leben verbunden. Zeugt es nicht vielleicht sogar für eine Stellung höheren Ranges, wenn frau solche Tätigkeiten an die Männer delegieren kann ?

In afrikanischen Jäger&Sammler-Kulturen trägt das Sammeln von Feldfrüchten durch die Frauen zu einem höheren und verlässlicheren Anteil zur Ernährung der Gruppe bei als die Jagd. Trotzdem wird der Jagd eine größere Aufmerksamkeit zuteil. Die Jäger werden - ganz im Gegenteil zu den Sammlerinnen - bei ihrer Rückkehr von der Jagd von den Kindern und Frauen (!) mit großem Bohai begrüßt, ihre Beute wird genau in Augenschein genommen.

Warum ist das so ? Offenbar ist es bei den Damen sehr erwünscht, dass der Ehemann als großer Jäger dasteht anstatt sich am Sammeln von Möhren zu beteiligen.

Bei Umfragen in aller Welt gaben Frauen aller Kulturkreise als wichtigstes Merkmal für einen attraktiven Mann "Dominanz" (gegenüber Dritten, nicht gegenüber ihr) an. Warum sollten die Frauen also eine Sozialordnung anstreben, die lauter Weicheier als Männer produziert ?
 
Vielleicht weil es Dich ärgert, dass damit Botts ideologisches Gedankengebäude grundsätzlich in Frage gestellt wird?

Vielleicht ist es aber einfach schwer zu beantworten, warum Frauen nicht mit Rindern umgehen können.

Zugegeben: Ich bin nicht leicht zu überzeugen. Schon deshalb, weil ich Bäuerinnen kenne, die mit Rindern umgehen können.
Wer mich davon überzeugen will, dass neolithische Bäuerinnen das grundsätzlich nicht konnten, braucht sehr gute Argumente.

Wer schon mal mit Rindern zu tun hatte, der weiß, das das Knochenarbeit ist und dazu gefährlich sein kann.
So ähnlich wie die Jagd auf Großtiere und die Verteidigung der Herden gegen Raubtiere.

Wer glaubt, das Frauen normalerweise mit auf Großwildjagd gehen (Treibjagden ohne Körperkontakt zum Wild ausgenommen) oder Rinderherden managen, der ist wohl dem gerade Mode gewordenem ideologischem Genderblödsinn auf den Leim gegangen...

Die Natur wäre schön blöd, sowas Frauen zu überlassen, die für die Fortpflanzung wesentlich wichtiger sind als Männer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was unterscheidet Rinder von Schafen und Ziegen? So frühneolithisch, domestikationstechnisch betrachtet:grübel::grübel::grübel:
Schafe und Ziegen kann man in der Umgebung der Dörfer halten und nachts in Ställe sperren. Das ist eine Arbeit, die man durchaus Jugendlichen und schwächeren Erwachsenen überlassen kann. Zumal, wenn man Hütehunde hat. So werden sie nicht Opfer nächtlicher Raubtierangriffe.
Rinderherden wurden damals garantiert nicht in Ställen gehalten und müssen deshalb nachts vor Raubtieren geschützt werden und müssen viel größere Strecken wandern, um satt zu werden. Also für Frauen mit Kindern eher keine Arbeit.
Schafe und Ziegen können mit wenig gehaltvoller Nahrung auskommen, abgeerntete Felder, andere Weiden, die für Rinder schlecht geeignet sind (Felshänge, Buschland ect.) reichen denen aus.
Deswegen müssen Rinderherden wesentlich größere Strecken zurücklegen, um satt zu werden. Auch der Wasserbedarf ist recht hoch, sodaß sie immer in der Nähe von Gewässern bleiben müssen. Schafe und Ziegen kommen inder kühleren Jahrerszeit und bei gutem Grünfutter auch mit sehr wenig Wasser aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Woher wissen wir denn, dass die paläolithischen Gemeinschaften keinen Hierarchien kannten? Ich bin ja skeptisch gegenüber Tier-Mensch-Vergleichen (und werde nicht müde, daran zu erinnern, dass selbst die Verhaltensweisen der Bonobos und der Riesenschimpansen sich so derart unterscheiden, obwohl beides Schimpansen sind, dass ihre Verhaltensmuster (oder die anderer Tiere) nicht 1:1 auf den Menschen zu übertragen sind), aber gibt es überhaupt irgendein gruppen-bildendes Säugetier, das keine Hierarchie kennt? Bilden sich nicht schon im Kindergarten und in der Grundschule immer wieder Hierarchien? Wieso also die Annahme einer Abwesenheit von Hierarchie in der Altsteinzeit? Auf welcher Basis?

:yes::yes::yes:

Sollte man nicht auch Mühe darauf verwenden zu ergründen was man eben nicht weis und auch nicht wissen kann?
Und ist nicht etwa so, dass Betrachtung der verborgenen Bereiche der Geschichte interessanter ist, als die Spekulation die auf dem Unbekannten wächst?

Und wenn man schon Lust am Spekulieren hat, warum braucht es grad einen solchen Aufhänger und erfreut sich nicht etwa an geistreichen Zukunftsentwürfen a la Lem?
Oder soll es eher so sein, dass das Spekulative durch den tiefen Griff in die Geschichtskiste maskiert werden soll?
 
männer jagen (tiere), weil es für eine schwangere frau mit noch 3-jährigem kleinkind an der seite wohl nicht möglich ist, leise zu pirschen, und männer enthäuten und zerlegen das erlegte tier und tragen es in teilen nach hause

Dass (schwangere) Frauen jagen, ist auf jeden Fall möglich.

Mit Vorbehalt zu empfehlen, aber auf jeden Fall nützlich zur Horizonterweiterung:

Sibylle Kästner
Jagende Sammlerinnen und sammelnde Jägerinnen
Wie australische Aborigines-Frauen Tiere erbeuten
Berlin 2012

S. 96 schrieb:
Wenngleich es bislang noch zu wenige Untersuchungen über Jägerinnen gibt, so zeigt doch das Beispiel der Agta-Frauen, dass das Jagen keine negativen Auswirkungen auf die Reproduktionsfähigkeit hat (Goodman u. a. 1985b, 1203). Die Jagdbeteiligung der Agta-Frauen ist im Alter von 20-44 Jahren am höchsten, d. h. mitten in der reproduktiven Phase (ebd. 1203 table 1).
...
Schwangerschaft und Stillen werden von den Agta-Frauen nicht als Hinderungsgrund zu jagen angesehen. Schwangere Frauen in wildbeuterischen Gesellschaften begeben sich täglich auf Beutebeschaffung und nehmen wie alle anderen Angehörigen der Gruppe an langen Wanderungen teil. Agta- und Chipewyan-Frauen stellen die Jagd ein, wenn ihre Schwangerschaft fortgeschritten ist, nehmen sie aber nach wenigen Monaten wieder auf (Estioko-Griffin u. Griffin 1981, 131; Brumbach u. Jarvenpa 1995, 55). Anders dagegen die Mbuti-Frauen. Laut Colin Turnbull (1981, 212) beeinträchtigt sie das Kinderkriegen bei der Teilnahme an der Treibjagd in keinster Weise:
"Since they are perfectly capable of giving birth to a child while on the hunt, then rejoining the hunt the next morning, mothers see no reason why they schould not continue to participate fully in all adult women's activities" (Turnbull 1981, 212)
Mbuti-Frauen bleiben nach der Geburt eines Kindes niemals länger als eine Woche von der Jagd fort (Turnbull 1981, 214).


Wer glaubt, das Frauen normalerweise mit auf Großwildjagd gehen (Treibjagden ohne Körperkontakt zum Wild ausgenommen)
Dass das "normalerweise" der Fall ist, glaubt niemand. Wer aber glaubt, dass das ausgeschlossen ist, ist auf dem Holzweg.

Wie stellen wir bei einer Kultur, die vor Jahrtausenden existiert hat, fest, wie die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern geregelt war?

der ist wohl dem gerade Mode gewordenem ideologischem Genderblödsinn auf den Leim gegangen...

Die Natur wäre schön blöd, sowas Frauen zu überlassen,
Du kritisierst einen ideologischen Blödsinn, zu Recht. Aber schon Dein nächster Satz klingt schwer nach (ebenso blödsinniger) biologistischer Ideologie.
Der Mensch ist nun mal ein Kulturwesen, das sich seine eigenen (sehr unterschiedlichen) Regelwerke schafft. Die lassen sich nicht auf "Die Natur" reduzieren.

Ich nehme aber an, dass Du das weißt, und dass das nur ein polemischer Ausrutscher war.

Schafe und Ziegen können mit wenig gehaltvoller Nahrung auskommen, abgeerntete Felder, andere Weiden, die für Rinder schlecht geeignet sind (Felshänge, Buschland ect.) reichen denen aus.
Deswegen müssen Rinderherden wesentlich größere Strecken zurücklegen, um satt zu werden.
In meiner ländlichen Umgebung sind es die Schafherden, die weit herumziehen, während die Rinder nur wenige Kilometer vom Bauernhof entfernt grasen. (Ja ich weiß: Im Winter bleiben die Rinder im Stall, während die Schafe weiter draußen grasen, aber wir sind hier nicht im Nahen Osten.)
 
danke, hatl, dass du den beitrag von ElQ noch mal hochgeholt hast - bei dem wort kindergarten musste ich doch erstmal nachdenken, denn da gibt es ja umgehend - zack - den bauklotz auf den dötz, wenn einem kind danach ist

das ist aber ein ganz normales lernen von sozialem verhalten und hat nichts mit diesen hirarchien zu tun:

Vielleicht hast Du Recht, und man müßte genauere Begriffe verwenden.

In sozialen Verbänden gibt es natürlicherweise Rangordnungen, in die sich die Mitglieder der Gruppe einfügen und dort, je nach Fähigkeiten, eine bestimmte Rolle ausfüllen. [...]

Was ich mit "Hierarchie" meine ist eher eine institutionalisierte, festgefügte und durch mehr oder weniger großen Zwang aufrecht erhaltene künstliche Rangordnung, in der nicht mehr die Fähigkeit, sondern (z.B.) Reichtum, Aggressivität oder Herkunft die Stellung innerhalb der Gruppe bestimmt.
----------------
Oder soll es eher so sein, dass das Spekulative durch den tiefen Griff in die Geschichtskiste maskiert werden soll?
es bleibt spekulation, zu versuchen zu ergründen, wer und warum in diese kiste greift um was zu maskieren
----------------
Ob Inzuchtvermeidung dabei eine Rolle spielte, keine Ahnung. Findest du deinen Bruder sexuell attraktiv?:winke:
meine umgehende antwort darauf wurde -wohl wegen eines formellen fehlers- wegmoderiert, aber da deine worte im gleichen zuge nicht dem 'blauen löschstift' zum opfer gefallen sind, sondern zur diskussion stehen bleiben, erlaube ich mir nochmals eine antwort:

ich vermute mal ganz stark, das solch ein spruch von meiner seite umgehend einen dritten verwarnpunkt und damit meine sperrung bewirkt hätte, aber bei dir nehm ich das mal als schlichten niveauabsturz, und unterstelle dir so etwas nicht: 'mit der regelwidrigen Zielsetzung, andere User in der Diskussion zu demotivieren'

lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass (schwangere) Frauen jagen, ist auf jeden Fall möglich. [...] "Since they are perfectly capable of giving birth to a child while on the hunt, then rejoining the hunt the next morning, ..."
klar, möglich ist alles, fragt sich, wie sehr schwanger - den letzten satz von herrn turnbull versuche ich mir grad bildhaft vor zu stellen:

9. monat, kurz vor der niederkunft, durchs unterholz kriechend, die wildsau im visier ... dann eben niederlegen und kind kriegen ... und den anderen morgen wieder auf die pirsch, weiter gehts - amüsant, aber wenn das da so geschrieben steht, dann ist das wohl so ... sagt ja keiner, das das die regel ist und war

In meiner ländlichen Umgebung sind es die Schafherden, die weit herumziehen, während die Rinder nur wenige Kilometer vom Bauernhof entfernt grasen.
das beispiel passt nicht, oder meinst du, die hatten seinerzeit solches hochgezüchtete weideland um ihren bauernhof herum, wie es heutzutage bei agrarbetrieben üblich ist und für die kühe morgens sowie abends eine portion kraftfutter beim melken dazu? und wieviel schafe sind denn in den herden bei euch und laufen die frei, oder mit einem hirten? wo sind die schafe nachts bzw. der hirte?

lg
 
Zuletzt bearbeitet:
klar, möglich ist alles, fragt sich, wie sehr schwanger
Ich erinnere an den Beitrag von El Quijote:
Der Mutterschutz ist auch eine Erfindung der Neuzeit und ihrer Wohlfahrtssysteme. Gerade Bäurinnen haben immer - sofern sie schwangerschaftsbedingt konnten - bis zur Geburt gearbeitet und danach schnellstmöglich wieder. Teilweise wurden die Kinder sogar auf dem Feld geboren.


oder meinst du, die hatten seinerzeit solches hochgezüchtete weideland um ihren bauernhof herum
Was sind die Merkmale von "hochgezüchtet"? Würdest Du z. B. dieses Weideland schon als "hochgezüchtet" bezeichnen?


und wieviel schafe sind denn in den herden bei euch und laufen die frei, oder mit einem hirten?
Mit einem Hirten - oder auch mal einer Hirtin.


Damit ich nicht falsch verstanden werde:
Mir ist schon klar, dass in den neuzeitlichen Wildbeuter- und Viehzüchterkulturen der Umgang mit Herden und Waffen "in der Regel" Männersache ist. Diese Kulturen sind aber "in der Regel" männerdominiert.
Ich stelle nur die Frage, inwiefern wir die neuzeitlichen Beobachtungen zehntausend Jahre zurückprojizieren können (oder müssen).
 
Mir ist schon klar, dass in den neuzeitlichen Wildbeuter- und Viehzüchterkulturen der Umgang mit Herden und Waffen "in der Regel" Männersache ist. Diese Kulturen sind aber "in der Regel" männerdominiert.

Eben, das ist doch der Knackpunkt dieser ganzen Diskussion!
Genau das will Bott doch ausdrücken und belegen: Das die patriarchalischen, und in Folge dann hierarchischen Zustände durch Rinderzucht verursacht wurden. (Wie gesagt, ich persönlich halte es nicht für die einzige Ursache, aber zumindest für einen begünstigenden Umstand).

Was sind die Merkmale von "hochgezüchtet"? Würdest Du z. B. dieses Weideland schon als "hochgezüchtet" bezeichnen?
Man muß bedenken, das die damaligen Rinder ja noch viel näher am Urzustand waren und nicht mit denen vergleichbar sind, die wir nach ein paar 1000 Jahren gezielter Zucht und Anpassung an verschiedenste Lebensräume haben.
Die damaligen Rinder werden sich im Hochgebirge sehr unwohl gefühlt haben.

In meiner ländlichen Umgebung sind es die Schafherden, die weit herumziehen, während die Rinder nur wenige Kilometer vom Bauernhof entfernt grasen.

Um Rinderherden in Ställen unterzubringen reichte der Platz garantiert nicht aus, zumal die Gebäude noch nicht so groß waren. Einen kleinen Schafstall kann man noch mit der Hand bewirtschaften, Rinderherden in Ställen kann man nur mit schweren Maschinen managen.
Damals gabs noch nicht mal Schubkarren.
 
Zuletzt bearbeitet:
...
meine umgehende antwort darauf wurde -wohl wegen eines formellen fehlers- wegmoderiert, aber da deine worte im gleichen zuge nicht dem 'blauen löschstift' zum opfer gefallen sind, sondern zur diskussion stehen bleiben, erlaube ich mir nochmals eine antwort:

ich vermute mal ganz stark, das solch ein spruch von meiner seite umgehend einen dritten verwarnpunkt und damit meine sperrung bewirkt hätte, aber bei dir nehm ich das mal als schlichten niveauabsturz, und unterstelle dir so etwas nicht: 'mit der regelwidrigen Zielsetzung, andere User in der Diskussion zu demotivieren'

lg

Ich bin mir sicher, daß rena8 die Frage nicht inhaltlich als persönlich auf dich gerichtet gestellt hat, sondern eine allgemein abstrakte Frage in eine persönliche Ansprache gekleidet hat. Also eigentlich heißt die Frage, "findet man seine Geschwister sexuell attraktiv?". Keine Ahnung, ich habe keine. :)


Was die Diskussion sonst angeht, berücksichtigt man wieder zu wenig die Fundlage und die Unterschiede in den jeweiligen frühzeitlichen Kulturen. Aus der mesolithischen Dnepr-Kultur liegen z.B. Anzeichen für eine um ein Zentrum ausgerichtete Streusiedlung von kleinen Familiengruppen vor. An den Grabfunden kann eine eher auf die Führung durch privilegierte Männer ausgerichtete Struktur erkannt werden, die evtl. auch erbliche Elemente denkbar erscheinen läßt. (Nebenbei bemerkt, es gab dort keine Rinderzucht und das Zusammenleben in familienartigen Gruppen läßt den Gedanken zu, die Rolle von Mann und Frau bei der Fortpflanzung könnte nicht völlig unklar gewesen sein.) Andere mesolithische Kulturen lassen bei vergleichbarer Wirtschaftsweise keine Hierarchie oder soziale Differenzierung erkennen. Mit irgendwelchen allgemeinen und absoluten Schlüssen sollte man sich zurückhalten.
 
Zurück
Oben