aber wer ist denn christ?

ponzelar

Mitglied
in der debatte um die unbewußte fortführung germanischer kulte findet sich eine interessante nebenauseinandersetzung, die sicher einen eigenen thread lohnt.

Mercy schrieb:
Da machen wir mal einen Sektenthread auf.
...
Die Diskussion bitte nicht hier.

ey ey, sir! also hier.

Mercy schrieb:
Christen als Einzelgänger gibt es nicht, Christen bilden eine Gemeinschaft in der Nachfolge Jesu. ...

welches ist denn diese "eine" gemeinschaft denn jetzt konkret?

ponzelar
 
Schini schrieb:
Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten
unter ihnen. (Mt 18,20)
Diese "Definition" möchte ich noch ein wenig ergänzen: Christ ist, wer getauft ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob als Erwachsener via Vollbad oder als Säugling mit einem Tropfen aus dem Silberkännchen. Das soll heißen, dass die Konfession keine Rolle spielt. Wer "Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes" getauft ist, der ist Christ!
 
Kirlon schrieb:
Diese "Definition" möchte ich noch ein wenig ergänzen: Christ ist, wer getauft ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob als Erwachsener via Vollbad oder als Säugling mit einem Tropfen aus dem Silberkännchen. Das soll heißen, dass die Konfession keine Rolle spielt. Wer "Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes" getauft ist, der ist Christ!

..zumindest theoretisch.

Braucht es nicht ein wenig mehr, um tatsaechlich Christ zu sein? Nicht, dass ich Ahnung haette, bin schliesslich keiner Konfession (mehr) angehoerig - aber es klingt mir doch etwas zu einfach, sich Christ 'schimpfen' zu koennen, nur weil Eltern konventionell haben taufen lassen.

Selbstverstaendlich sieht das bei Erwachsenen, die diesen Schritt mahcne, wieder anders aus. Da gehe ich einfach mal von angebrachter Ueberzeugung aus.
 
Bevor ihr hier weiter über wer ist wann Christ diskutiert, mache ich euch darauf aufmerksam, dass wir hier kein Religionsforum haben, sondern ein Geschichtsforum bis jetzt fehlt der Bezug zur Geschichte.
 
ursi schrieb:
Bevor ihr hier weiter über wer ist wann Christ diskutiert, mache ich euch darauf aufmerksam, dass wir hier kein Religionsforum haben, sondern ein Geschichtsforum bis jetzt fehlt der Bezug zur Geschichte.

Grrrr. :still:

Recht hat se ja. Hmpf. Immer, wenn's interessant wird.
 
ursi schrieb:
Bevor ihr hier weiter über wer ist wann Christ diskutiert, mache ich euch darauf aufmerksam, dass wir hier kein Religionsforum haben, sondern ein Geschichtsforum bis jetzt fehlt der Bezug zur Geschichte.
Du bist aber streng heute! ;)
Ich antworte Parago trotzdem! :D


parago schrieb:
..zumindest theoretisch.

Braucht es nicht ein wenig mehr, um tatsaechlich Christ zu sein? Nicht, dass ich Ahnung haette, bin schliesslich keiner Konfession (mehr) angehoerig - aber es klingt mir doch etwas zu einfach, sich Christ 'schimpfen' zu koennen, nur weil Eltern konventionell haben taufen lassen.
Natürlich hast du Recht, es braucht schon mehr dazu, um Christ zu sein.
Es ging ja nur um eine Fundamentaldefinition - und die rituelle Aufnahme in das Christentum ist traditionell und seit fast 2000 Jahren halt die Taufe. (Jetzt habe ich die Kurve zum historischen Inhalt doch noch bekommen... :D )
 
Kirlon schrieb:
(Jetzt habe ich die Kurve zum historischen Inhalt doch noch bekommen... :D )

Hihi.. gut gemacht! Ich verlaenger' die Kurve dann mal und frage:

Seit wann ist es eigentlich Gang und Gebe, dass man als Baby getauft wird? Und warum ist das so? ich meine, ich weiss zwar, dass man sich in jedem Lebensalter taufen lassen kann, sofern es nicht schon geschehen ist, aber wann und warum hat sich eingebuergert, dass die Eltern einleitendes Organ sind?
 
Das hängt mit der hohen Kindersterblichkeit zusammen: ein Kind, das ungetauft stirbt, kommt nicht in den Himmel, sondern muss ins Fegefeuer :evil:
Um dem Nachwuchs dieses Schicksal zu ersparen, wurde in kritischen Fällen auch sofort nach der Geburt getauft.
 
parago schrieb:
aber wann und warum hat sich eingebuergert, dass die Eltern einleitendes Organ sind?

Vermutlich war es schon von Anfang an üblich, daß ein Familienoberhaupt, das sich taufen ließ, gleich seine ganze Familie mittaufen ließ. Formulierungen, die darauf hindeuten, finden sich schon in den frühesten christlichen Schriften. So schreibt z. B. Paulus (1. Korintherbrief 1,16): "Ich habe aber auch Stephanas und sein Haus getauft".
 
Livia schrieb:
Das hängt mit der hohen Kindersterblichkeit zusammen: ein Kind, das ungetauft stirbt, kommt nicht in den Himmel, sondern muss ins Fegefeuer :evil:
Um dem Nachwuchs dieses Schicksal zu ersparen, wurde in kritischen Fällen auch sofort nach der Geburt getauft.

Nein, leider nicht ins Fegefeuer, sondern in die Hölle. Genauer gesagt in den Limbus Puerorum, den 1. Kreis der Hölle, wie ihn auch Dante (Inferno, 4. Gesang, 9-11. Stanze) beschreibt:

Mir schien, nach meinem Ohr, des Klanges Weise, [size=-1][font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif]
[/font][/size]Der durch die Luft hier bebt’ im ew’gen Tal, [font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif][size=-1]
Nicht Klaggeschrei, nur Seufzer dumpf und leise.[/size][/font][size=-1][font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif]
[/font][/size]Und dieses kam vom Leiden ohne Qual [size=-1][font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif]
[/font][/size]Der Kinder, Männer und der Frau’n, in Scharen, [font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif][size=-1]
Die viele waren und von großer Zahl-[/size][/font][size=-1][font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif]
[/font][/size]Da sprach der Meister: "Willst du nicht erfahren, [size=-1][font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif]
[/font][/size]Zu welchen Geistern du gekommen bist? [font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif][size=-1]
Bevor wir fortgehn, will ich offenbaren,[/size][/font][size=-1][font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif]
[/font][/size]Daß sie nicht sündigten; doch g’nügend mißt [size=-1][font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif]
[/font][/size]Nicht ihr Verdienst, da sie der Tauf entbehrten, [font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif][size=-1]
Die Pfort’ und Eingang deines Glaubens ist.[/size][/font][size=-1][font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif]
[/font][/size]Und lebten sie vor Christo auch, so ehrten [size=-1][font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif]
[/font][/size]Sie doch den Höchsten nicht, wie sich’s gebührt; [font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif][size=-1]
Und diese Geister nenn’ ich selbst Gefährten.[/size][/font][font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif][size=-1]
Nur dies, nichts andres hat uns hergeführt.[/size][/font][size=-1][font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif]
[/font][/size]Daß wir in Sehnsucht ohne Hoffnung leben,
[font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif][size=-1]
Ward uns Verlornen nur als Straf erkürt."


Grund ist, dass die mit der Erbsünde belasteten Kinder (so wie alle anderen ungetauften Menschen) nach alter Kirchenlehre ohne die Taufe nicht in den Stand der Gnade gelangen können.
[/size][/font]
 
Schini schrieb:
Nein, leider nicht ins Fegefeuer, sondern in die Hölle. Genauer gesagt in den Limbus Puerorum, den 1. Kreis der Hölle, wie ihn auch Dante (Inferno, 4. Gesang, 9-11. Stanze) beschreibt
Das ist Dantes Beschreibung.

Theologisch sieht das anders aus:

Im Mittelalter nahm man an, es gäbe im Jenseits für sie einen eigenen Bereich, den so genannten Limbus, der außerhalb von Himmel, Hölle und Fegefeuer liege. Im derzeit gültigen Katechismus heißt es: "Das große Erbarmen Gottes, der will, dass alle Menschen gerettet werden, und die zärtliche Liebe Jesu zu den Kindern (...) berechtigen uns zu der Hoffnung, dass es für die ohne Taufe gestorbenen Kinder einen Heilsweg gibt.“
Worin dieser Heilsweg besteht, ist bis heute nicht geklärt.
 
Mercy schrieb:
...

"Das große Erbarmen Gottes, der will, dass alle Menschen gerettet werden, und die zärtliche Liebe Jesu zu den Kindern (...) berechtigen uns zu der Hoffnung, dass es für die ohne Taufe gestorbenen Kinder einen Heilsweg gibt.“
Worin dieser Heilsweg besteht, ist bis heute nicht geklärt.

darf man hoffen, daß die fachwissenschaftler weiter beharrlich an der klärung arbeiten?

bis zu welchem alter darf man eigentlich als kind gelten und welche anforderungen sind an die art der taufe zu stellen?

ponzelar
 
ponzelar schrieb:
darf man hoffen, daß die fachwissenschaftler weiter beharrlich an der klärung arbeiten?
Nicht auf alle Fragen gibt es fertige Antworten.
Mein Zitat stammte aus dem römischen (kath) Katechismus. Interessant wäre da die Lehrmeinung evangelischer Kirchen.
 
aus dem heidelberger katechismus:

VON DER HEILIGEN TAUFE
FRAGE 69
Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und versichert, daß das einzige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

Also, daß Christus dies äußerliche Wasserbad eingesetzt und dabei verheißen hat, daß ich so gewiß mit seinem Blut und Geist von der Unreinigkeit meiner Seele, das ist von allen meinen Sünden, gewaschen sei, so gewiß ich äußerlich mit dem Wasser, welches die Unsauberkeit des Leibes hinwegnimmt, gewaschen bin.

FRAGE 74
Soll man auch die jungen Kinder taufen?
Ja; denn weil sie sowohl als die Alten in den Bund Gottes und seine Gemeinde gehören und ihnen in dem Blut Christi die Erlösung von Sünden und der Heilige Geist, welcher den.Glauben wirkt, nicht weniger als den Alten zugesagt wird, so sollen sie auch durch die Taufe, als Zeichen des Bundes, der christlichen Kirche eingeleibt und von den Kindern der Ungläubigen unterschieden werden, wie im Alten Testament durch die Beschneidung geschehen ist, an deren Statt im Neuen Testament die Taufe eingesetzt ist.

und aus der ekd-seite

Was spricht für eine Kindertaufe?

Die Geburt eines Kindes ist ein Geschenk Gottes. Eltern antworten darauf, indem sie ihr Kind taufen lassen. Gott spricht in der Taufe den kleinen Kindern seine Liebe zu, unabhängig davon, wie sie sich verhalten. Eltern und Paten haben dann die Aufgabe, stellvertretend für die Kinder den Glauben zu bezeugen und den Kindern von ihrem christlichen Glauben, aber auch von ihren Zweifeln zu erzählen. Später in der Konfirmation bekräftigen die Jugendlichen selbst ihr Ja zum Glauben an Jesus Christus.

Was ist eine Nottaufe?

Wenn ein Ungetaufter sehr krank ist und zu sterben droht wird eine Nottaufe vorgenommen. Diese Taufe kann jeder Christ und jede Christin ausführen.
 
und weil wir hier ja im geschichtsforum sind, aus dem augsburger bekenntnis von 1530:

ARTIKEL 9: VON DER TAUFE
Von der Taufe wird gelehrt, daß sie heilsnotwendig ist und daß durch sie Gnade angeboten wird; daß man auch die Kinder taufen soll, die durch die Taufe Gott überantwortet und gefällig werden, d.h. in die Gnade Gottes aufgenommen werden. Deshalb werden die verworfen, die lehren, daß die Kindertaufe nicht richtig sei.
 
collo schrieb:
aus dem heidelberger katechismus:
Ein historisches Dokument, das den Weg zu heutigen Erklärungen erläutern kann.
collo schrieb:
und aus der ekd-seite
Kindertaufe ist für die christlichen Kirchen, von einigen Freikirchen abgesehen, kein Thema.

Aber was geschieht, heilsgeschichtlich, nach evangelischer Lehrmeinung mit den ungetauft verstorbenen Kindern? Gibt es dazu heute Lehrmeinungen?
 
erste reflexhafte antwort eines nicht-theologen: da wir kein fegefeuer oder einen heilsweg kennen, sondern auf die gnade gottes vertrauen, passiert ungetauften kindern nichts weiter

hier eine kurze antwort der ekd, was die taufe für uns bedeutet
Was bedeutet die Taufe?

Die Taufe ist in erster Linie die Zusage der Liebe und des Segens Gottes. Mit dem Akt der Taufe wird der Täufling in die Gemeinschaft der Christinnen und Christen aufgenommen.
 
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