Abriss des P. d. R.

Brissotin

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Ich finde es sehr schade und eine Form der Geschichtskittung den Palast der Republik in Berlin abzureißen, um ihn eventuell mit einem Abglanz eines Kulturdenkmals zu ersetzen. :motz:
Gerade die scheinbar hohe Abneigung vieler Bürger gegen das Bauwerk, zeigt doch die hohe Bedeutung dessen für unsere Geschichte.
Schade.

(Jetzt gibts rote Bewertungen :rofl: !)
 
Brissotin schrieb:
(Jetzt gibts rote Bewertungen :rofl: !)

Nö, da schreibe ich lieber öffentlich, daß ich es toll finde, daß die DDR-Bude plattgemacht wird. Wissen eh schon alle hier :D

Arne (Mitglied im Schloßbauverein seit Gründung)
 
Das war eine riesen Sauerei. Politisch motiviert. Aber naja, so wird hier eben mit Geschichte umgegangen.
 
Wieger schrieb:
Das war eine riesen Sauerei. Politisch motiviert. Aber naja, so wird hier eben mit Geschichte umgegangen.

Mag man zur Architektur des Palastes stehen, wie man will. Es geht ja im Grundtenor um die "Wiedergutmachung" des Stadtschloßabrisses.
Weder Palastabriss, noch Nachbau des Stadtschlosses, werden das Original wiederbringen.
Wenn hier keine Sponsoren gefunden werden, hat Berlin bald eine weitere große Grünfläche.

Ich persönlich bin ja aus rein architektonischer Sicht für den Aufbau des Stadtschlosses in den Abmaßen des 15. Jh. Da haben wir gleich auch noch ein wenig Cölln wiederaufzubauen.:yes:
 
Arne schrieb:
Nö, da schreibe ich lieber öffentlich, daß ich es toll finde, daß die DDR-Bude plattgemacht wird. Wissen eh schon alle hier :D

Arne (Mitglied im Schloßbauverein seit Gründung)


Gibts eigentlich einen Verein zum Aufbau der Villa Aurea in Rom? Schließlich steht eine verabscheuungwürdige Hinrichtungsstätte anstelle dieses Kunstwerks! *war jetzt für Insider*
 
Ich bin kein Freund von Neubau des Hohenzollernschlosses aber da muss ich gegenhalten:

Wieger schrieb:
Das war eine riesen Sauerei. Politisch motiviert. Aber naja, so wird hier eben mit Geschichte umgegangen.

Ich möchte daran erinnern, dass hier die DDR zuerst etwas politisch motiviert zerstört hat, ich würde es eher als Ironie der Geschichte bezeichnen.
 
@ El Quijote Die BRD zeigt sich mit dem Abriss des P. d. R. dann aber auch nicht sehr viel geschichtsbewusster.

Ich will zugeben, dass mir das Gebäude des P. d. R. persönlich nicht gefällt, das hat aber nichts mit meiner Einstellung zur Geschichte zu tun. Es gibt Klötze in der Landschaft wie das Völki in Leipzig (auch wieder halb was für Insider), die mit den Figuren etc. menschenverachtend wirken. Dennoch stehen sie, weil sich die Menschen mit diesem Teil der Geschichte abgefunden haben oder diese Bauwerke eine Neuwidmung empfangen haben, auch wenn das an der Grundaussage der Architektur zumeist nix ändert.
Den Aspekt, dass der P. d. R. ästhetisch nicht gefällt kann ich ganz schnell entkräften. Denn es wird heute noch so gebaut. An vielen Orten in Dtl wird nach wie vor dem Bauhaus oder, wie hier, den strengen kubischen Formen, das Wort geredet, trotz aller Postmoderne, in welcher die Architektur nun auch schon seit über 60 Jahren bald feststeckt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn das Stadtschloss wieder aufgebaut wird, müsste doch das Staatsratsgebäude auch der Abrissbirne weichen.
Dessen Hauptportal ist doch der letzte Rest des Hohenzollernschlosses und müsste daher dem Neubau wieder eingefügt werden.
 
@ Joinville. Meines Wissens will man eben dies nicht tun. Das ist die typische Inkonsequenz. Mit dem Staatsratsgebäude hat sich die neue Regierung abgefunden, dient ja auch glänzend neuen Idealen. Ich glaube Schulungen im Management etc. finden dort bisweilen statt.

Vielleicht kann man den Wiederaufbau auch als eine Art Konservatismus erkennen. Sinn macht er nicht oder nur dann, wenn Rückbau im gesamten Altstadtgebiet betrieben würde. Aber dem ist nicht der Fall. Historisch freie Flächen werden sogar zugebaut (um den Reichstag herum). Na vielleicht lässt diese Fehltritte auch ein neues Regime wieder als nicht konform abreißen.
 
Joinville schrieb:
Wenn das Stadtschloss wieder aufgebaut wird, müsste doch das Staatsratsgebäude auch der Abrissbirne weichen.
Dessen Hauptportal ist doch der letzte Rest des Hohenzollernschlosses und müsste daher dem Neubau wieder eingefügt werden.

Das Portal IV, bisher als "Liebknechtportal" im Staatsratsgebäude wird wieder in der Rekonstruktion eingebaut. Hier auch zu sehen:
http://www.berliner-schloss.de/start.php?navID=60
 
Wieger schrieb:
Das war eine riesen Sauerei. Politisch motiviert. Aber naja, so wird hier eben mit Geschichte umgegangen.

Der offizielle Grund war zuerst mal die Asbestverseuchung. Etwas Politik spielet sicher auch mit rein, ich denke der Hauptgrund war aber für die meisten Leute einfach, daß der Palast der Repube nicht auf die Linden passt.
Das Gesamtbild ist einfach viel runder und schöner mit der Schloßfassade.

Wenn Honeckers Lampenladen irgendwo in einem modernen Bauviertel gestanden hätte, wäre ich auch aus Denkmalschutzgründen mit einer Erhaltung einverstanden. Aber nicht an dieser Stelle.
 
h möchte daran erinnern, dass hier die DDR zuerst etwas politisch motiviert zerstört hat
ja stimmt, die garnisonkirche, wo hitler den schulterschluss mit den konservativen hatte, wie böse, nach dem zweiten weltkrieg... hat ein bisschen wa von kindergarten
 
Zuletzt bearbeitet:
Wird eigentlich auch die Inneneinrichtung des Schlosses dem Original entsprechend wiederhergestellt?
Ich stelle mir das schier unmöglich vor.
Bei der Frauenkirche zu Dresden hatte man ja Fotographien vom Innenleben gemacht, bevor sie ausgebomt wurde.
Gibt es diese Möglichkeit beim Zollernschloss auch?
 
Wieger schrieb:
ja stimmt, die garnisonkirche, wo hitler den schulterschluss mit den konservativen hatte, wie böse, nach dem zweiten weltkrieg... hat ein bisschen wa von kindergarten

Was mal wieder beweist, dass Du mit zweierlei Maß misst. Ein bisschen mehr Objektivität könnte nicht schaden.
 
Joinville schrieb:
Wird eigentlich auch die Inneneinrichtung des Schlosses dem Original entsprechend wiederhergestellt?
Ich stelle mir das schier unmöglich vor.
Bei der Frauenkirche zu Dresden hatte man ja Fotographien vom Innenleben gemacht, bevor sie ausgebomt wurde.
Gibt es diese Möglichkeit beim Zollernschloss auch?

Erstmal eine Berichtigung: Das Portal wird nicht komplett umgesetzt, nur teilweise:
Was passiert mit dem im Staatsratsgebäude eingebauten Portal IV (DDR-Bezeichnung: "Liebknecht-Portal")?

Das Portal im Staatsratsgebäude ist eine weitgehende Kopie des Originals, wie man an den unversehrten Sandsteinmauern erkennt. Das alte Portal war durch die Kampfhandlungen bei der Eroberung Berlins am 29. April 1945 von MG-Garben und Gewehrfeuer schwer beschädigt worden. Es hatte viele Einschusslöcher, die man im Staatsratsgebäude als Flicken hätte sehen müssen. Aber die skulpturalen Teile des Portals sind dem Original entnommen worden, sie zeigen viele Reparaturstellen.
Wir denken, dass wir für das Schloss eine weitere Kopie anfertigen sollten, da die Entnahme des Portals aus dem Staatsratsgebäude dieses völlig entstellen und seiner Originalität berauben würde. Lediglich die Skulpturen sollte man entnehmen und durch schlichte Steine ersetzen, damit die alte Originalsubstanz wieder an den alten Ort zurückkehren kann.


Die Inneneinrichtung wird kaum wiederhergestellt. Das Innere bekommt bis auf sehr wenige, kunsthistorisch wertvolle Räume völlig neue Abmessungen zur neuen Nutzung. Die wenigen Räume, die wiederhergestellt werden sollen, bekommen erstmal nur ihre Lage und Größe im Gebäude. Der Ausbau bleibt späteren Generationen (mit mehr Geld) überlassen.

Nach dem Beschluss des Deutschen Bundestages sollen die kunsthistorisch wertvollen Innenräume, wo immer mit dem Architekturkonzept des Inneren vereinbar, im Schloss wieder eingebaut werden. Das heißt nicht, dass sie sofort mit ihrer gesamten künstlerischen Aussstattung gebaut werden, sondern zunächst nur in den originalen Abmessungen, zentimetergenau am ursprünglichen Standort innerhalb der Fassaden, in schlichter Form. Dies wird zunächst keine Mehrkosten verursachen.

Der weitere Ausbau bleibt späteren Zeiten vorbehalten, so wie es bei vielen kriegszerstörten Gebäuden in der Nachkriegszeit geschah. Der Goldene Saal im Augsburger Rathaus wurde z.B. erst vierzig Jahre nach seinem Wiederaufbau rekonstruiert.


Quellen der Zitate: http://www.berliner-schloss.de/start.php?navID=135

Fotografien der Innenräume gibt es teilweise, auch der Deckengemälde etc. in Farbe.


 
Brissotin schrieb:
Ich finde es sehr schade und eine Form der Geschichtskittung den Palast der Republik in Berlin abzureißen, um ihn eventuell mit einem Abglanz eines Kulturdenkmals zu ersetzen. :motz:
Gerade die scheinbar hohe Abneigung vieler Bürger gegen das Bauwerk, zeigt doch die hohe Bedeutung dessen für unsere Geschichte.
Schade.

(Jetzt gibts rote Bewertungen :rofl: !)

Denn Abriss des Volkspalastes halte ich für weniger problematisch.
Es kommt eben darauf an wieviel geschichtliche Bedeutung die Menschen der 40 Jahre der DDR beimessen.
Für die eine Generation war es das ganze Leben, für die andere nur eine blasse Erinnerung an einen Staat auf den man, rückblickend, hätte verzichten können.
Mir ist so gut wie keine größere Erungenschaft aus der DDR bekannt, welche es Wert ist daran erinnert zu werden. Außer vieleicht einer brachliegenden Wirtschaft, die man an manchen Orten noch heute bestaunen kann.
Das Podium der Volkskammer, an welchem die Auflösung der DDR verkündet wurde, ist meines Wissens Ausstellungsstück eines Museums in Berlin. Das sollte aber auch reichen. Denn die meiste Zeit diente der Palast eher der Unterhaltung oder für Parteiveranstaltungen auf denen eh nichts großes entschieden wurde. Dafür war das ZK der SED zuständig. Und das hatte seine Büros glaub ich nicht im Palast.

Mich würde jedoch interessieren wie die Finanzierung des Wiederaufbauess des Schlosses aussieht.
Wird das alles aus Spenden geschehen, oder steuert die Stadt (die hoch verschuldet ist) was bei?
 
Joinville schrieb:
Mir ist so gut wie keine größere Errungenschaft aus der DDR bekannt, welche es Wert ist daran erinnert zu werden. Außer vieleicht einer brachliegenden Wirtschaft, die man an manchen Orten noch heute bestaunen kann.

Ein derart ignorantes Statement hab ich in diesem Forum selten gelesen. Dass dir Namen wie Stefan Heym, Christa Wolf, Heiner Müller, Tamara Danz, Gerulf Pannach u.a. nicht bekannt sind, stellt deiner Sachkenntnis (im kulturellen Bereich) aber auch kein gutes Zeugnis aus ...

Und da ist es auch völlig egal, was man vom Staat DDR; die kulturelle Bedeutung dieser Leute ist allgemein anerkannt.

(für die Industrieruinen solltest du dich eher beim "kanzler der deutschen einheit" bedanken; aber das ist ein anderes thema ...)
 
@Joinville Du schreibst: "Denn die meiste Zeit diente der Palast eher der Unterhaltung oder für Parteiveranstaltungen auf denen eh nichts großes entschieden wurde."
Und weiter oben, dass es nichts gibt, was es wert wäre sich daran zu erinnern....

Zum Ersten:
Es war ein Palast des Volkes, allen zugänglich, mit Restaurants, Konzerten Tanz usw. Man konnte auch einfach in irgendeiner der gemütlichen Ecken sitzen und sein mitgebrachtes Brötchen essen. Es war immer Leben drin und zu Großveranstaltungen war da was los. Da spielte mal eine Newcomerband in einer Ecke und wer wollte, konnte zuhören oder vorbei gehen und mit irgendwem ins Gespräch kommen.

Zum Zweiten: es haben Menschen gelebt, es haben sich auch viele zu Hause gefühlt. Diese Menschen haben gearbeitet, etwas aufgebaut, sich etwas geschaffen. Sie haben gelebt, gelacht, geliebt, geweint wie überall. Ich weiß nicht, ob man da nichts "Erinnerungsfähiges" findet.

Ich jedenfalls fühle mich beleidigt.
 
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