Adel aus reichen Warlords?

stellt sich die Frage, ob und wie man so einen "Warlord-Adel" in anderen Kulturen (keltische, frühslawische, Steppenvölker etc.) fassbar machen kann.

Um dazu etwas auszuholen:

"Aufgrund des allgemeinen Rückgangs der Beigabensitte in den Gräbern sind wir über die Sozialstrukturen der späten Urnenfelderzeit nur unzureichend unterrichtet. Die in dieser Zeit zunehmende Errichtung befestigter Großsiedlungen als Zentralorte von Siedlungskammern, aber auch die zu beobachtende Nivellierung sozialer Unterschiede im lokalen Milieu der Gräberfelder sowie Vereinheitlichungstendenzen bei der Sachkultur lassen jetzt auf tief greifende Zentralisierungsprozesse schließen. Vereinzelt nachgewiesene Grab- und Depotfunde von exzeptionellem Charakter bieten Indizien dafür, dass die komplexen Gemeinwesen der späten Urnenfelderzeit von einer machtvollen Elite beherrscht wurden, die sich jedoch nur ausnahmsweise in den archäologischen Quellen zu erkennen gibt. Mit Häuptlingen, Kriegeradel und charismatischen Anführern haben wir also die Initiatoren, Akteure und Nutznießer von Krieg in der Bronzezeit vor uns."

Falkenstein, Gewalt und Krieg in der Bronzezeit.

Wie Thane nun wiederholt konstatiert, tritt eine Aristokratie* auch vor mutmaßlichen Warlord-Zeiten etwa von Spätantike und Mittelalter auf.

*Beispielsweise zur Aristokratie im anderen Thread: Hattusa; siehe dazu Bryce, Life and Society in the Hittite World. Auf die Punkgräber ist oben schon verwiesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
.....

Aus diesen "Warlords" wird kein allgemeiner höherer oder niederer Adel erzeugt, sondern im Zweifel erwächst aus den Warlords im frühen Mittelalter (450 bis 550 AD) die Königswürde.

Und wenn man sich diese Periode von 450 AD bis 700 ansieht, dann agierten nahezu alle Könige, die germanischen Stämmen zugerechnet werden können, eher in der Rolle von "Warlords", da die territorialen Ansprüche über Heirat oder über Krieg gelöst wurden.
Nun, so generell würde ich das nicht sehen, denn auch "warlords" können von anderen "warlords" oder anderen Machtinhabern in die Schranken gewiesen werden. Können sie sich arrangieren, fungieren sie ab da als Mandatsträger zB eines Königs.
Der mittelalterliche Adel an sich hat in der Tat seinen Ursprung nicht einzig aus warlords (wie auch immer man diese definieren will). In einer Zeit, in der kein staatliches Gewaltmonopol besteht, muß dieses selbst eingefordert werden. Dies geht nur durch militärische Macht, basierend auf eigenem Grundbesitz und Vermögen oder wie zB bei Ministerialen, auf dem anderer. Beide Gruppen bilden den mittelalterlichen Adel.
 
Also wenn ich mal die wiki-Definition nehme, dann ist ein warlord/Kriegsherr, jemand, der nach dem Zerfall des staatlichen Gewaltmonopols dieses Gewaltmonopol usurpiert. Dies mag uU zutreffend sein, wenn wir zB spätantike warlords auf dem Boden des Römischen Reiches bzw. des ehem. Römischen reiches nehmen. Es stimmt so aber nicht, wenn wir frühes römisches Patriziat oder germanischen Adel betrachten.
Mmh, wenn wir die Definition wie im Wikiartikel auf ein bestimmtes Gebiet beziehen, hast du recht.

Sie usurpieren kein staatliches Gewaltmonopol,denn dieses bestand gar nicht. Die Fabier zB unternahmen noch selbständige militärissche unternehmungen in der römischen Frühzeit. Vielmehr versuchen die entstehenden Gemeinwesen/Staaten, ein staatliches gewaltmonopol zu etablieren und es den Gentilverbänden etc. zu entreißen.
Der Warlord aus dem Wikiartikel ist ein neuzeitlicher Begriff, gilt damit für eine Menschheitsphase, in der es überall, zumindest formal, Staaten, idR Nationalstaaten gab.
Staaten gab es zu Zeiten der Entstehung des römischen Reiches nicht überall, aber es gab sie. Neben den etruskischen Stadtstaaten muß die Idee eines größeren territorialen Gebildes über die Griechen aus Nahost bekannt gewesen sein.
Darum halte ich den Blick auf das Reichtums- und Kulturgefälle für bedenkenswert. Um nicht schon wieder auf die Germanen zu kommen, könnten wir die Hethiter betrachten. Die mesopotamischen Stadtstaaten südlich von Anatolien waren reich und betrieben weiträumigen Austausch. Unter den Akkadern ergaben sich größere staatliche Territorien, mit denen die Hethiter u.a. in Kanisch in Kontakt kamen.
So betrachtet ist der Unterschied zwischen einem failed state wie Somalia und Anatolien in der Bronzezeit für mich nicht so groß. In beiden gibt es keine staatlichen Strukturen mit weiträumigem Gewaltmonopol, also nimmt der Warlord es gewaltsam selbst in die Hand und etabliert ein solches, mithilfe seiner Krieger/Unterstützer. Und damit langfristig Ruhe und Frieden gehalten wird, vererbt er das Gewaltmonopol auf seine Nachkommen. Und an Ruhe und Frieden sind auch die Untertanen interessiert.
es soll um die Frage gehen, ob sich Adel aus reichen Warlords entwickelt hat. Das scheint für die germanischen Warlords der Völkerwanderungszeit wie auch schon teilweise davor (römische Kaiserzeit) wahrscheinlich zu sein, immerhin verwenden einige der seriösen Historiker, die sich mit diesen Zeiten und Gesellschaften befassen, den Begriff Warlord (z.B. Pohl, Geary, Wolfram)

freilich sind die germanischen Gesellschaften/Kulturen erst fassbar, sowie sie im römischen Dunstkreis auftauchten; schriftliche Quellen bzgl. der Zeit vor diesem Kontakt scheint es nicht zu geben.

stellt sich die Frage, ob und wie man so einen "Warlord-Adel" in anderen Kulturen (keltische, frühslawische, Steppenvölker etc.) fassbar machen kann.
Ist sicher schwieriger bei schriftlosen Kulturen, deshalb habe ich es mit den Hethitern versucht. Interessant ist auch der Umstand der nachträglichen Legendenbildung, die meist etwas mythisch verklärend daherkommt, wenn der Adel über Generationen etabliert ist.
 
Der mittelalterliche Adel an sich hat in der Tat seinen Ursprung nicht einzig aus warlords (wie auch immer man diese definieren will).

Mir liegt der Sammelband von Barcelo/Sigaut, The making of feudal agricultures? The transformations of the Roman World, 2004 leider nicht vor. Verweise* darauf legen aber den Schluss nahe, dass diese These dort vertreten wird (local lords neben warlords).

Siehe auch als Beispiel den Fund von Les Ruelles de Serris. Und das Hantieren mit Indizien:
Palaeobotanical evidence for social difference? The example of the early medieval domain of Serris-Les Ruelles, France - Springer
Das Beispiel Ruelles de Serris für Aristokratie (deren Ursprünge unklar sind) habe ich aus Bakels, The Western European Loess Belt - Agrarian History 5300BC-AD1000 entnommen, S. 238.

*http://www3.amherst.edu/~flcheyette/Publications/Transformation for web.pdf
 
Vorab wäre es zweckdienlich, auf solche persönlichen Entrüstungen und Animositäten als Reaktion auf Aussagen in der Sache zu verzichten.
Schön, dass Du das jetzt auch einsiehst. Nun sag mir noch, welche der beiden folgenden Aussagen eher von persönlicher Entrüstung und Animosität geprägt war:

Deinen Versuch, mir weltanschauliche Motive für diese Unterscheidung zu unterstellen, betrachte ich als persönliche Beleidigung...

Weltanschauliche Positionen zu solchen Fragen haben allerdings nichts mit methodischen oder empirischen Forschungen beider Gebiete zu tun, und sollten im Geschichtsforum nur unter dem historischen Aspekt angefasst werden.

Wie glaubwürdig erscheint da noch Deine folgende Aussage:

Ich habe das nicht unterstellt, und insbesondere nicht über weltanschauliche Motive von Diskutanten spekuliert.
Sag mal, wen willst Du hier eigentlich verarschen? Denkst Du wirklich, wir alle wären blöd? Welche der in Deinem zitierten Beitrag getätigten Aussagen bezog sich denn NICHT auf meine von Dir behauptete angebliche "Weltanschauung" sondern auf die Sache? Hast Du überhaupt irgendwo mal Aussagen "zur Sache" gemacht? Mir sind nur "Fragen" in Erinnerung...

Den Einfluss hat niemand bestritten. Die Kritik richtete sich auf die ideologisch aufgeladenen Standpunkte der Leibniz-Gesellschaft...
Wir diskutieren hier aber gerade nicht über die möglicherweise ideologisch aufgeladenen Standpunkte der Leibnitz-Gesellschaft, sondern über Deine natürlich völlig unideologisch und völlig argumentfrei vorgetragene Behauptung, dass meine Argumente von ideologischer Verblendung geprägt seien.

Und ich habe mich bzgl. der zwei Kritikpunkte oben auf die tatsächlich eingeschobenen dogmatischen Standpunkte zur "Ursprünglichen Akkumulation" (im Marxschen Sinne - und völlig unabhängig davon würde die Kritik gleichfalls auch für das empirisch nicht unterlegte Dogma von Smith der "previous accumulation" gelten, die Kritik ist also nicht Marx-spezifisch) bezogen.
Um vom nicht unterlegten Dogma von Smith, das ich nie angesprochen habe, mal abzusehen:

Über die Dehnbarkeit des Begriffes "Impuls" habe ich oben ausgeführt. Es ist am Einfachsten, wenn Du dich an Iggers hältst:
Ach, quatsch doch nicht! In welchem Sinne habe ich denn den Begriff "Impuls" verwendet? Komm, erleuchte uns!

Dass Du die Verwendung dieses Begriffs auf Igger beziehen willst, ist nicht "wissenschaftlich", sondern Ausdruck Deiner irrationalen Voreingehommenheit.

Das ist Unsinn. Vielleicht solltest Du Dir 1/24. wirklich mal durchlesen.

"Der Ausgangspunkt der Entwicklung, die sowohl den Lohnarbeiter wie den Kapitalisten erzeugt, war die Knechtschaft des Arbeiters. Der Fortgang bestand in einem Formwechsel dieser Knechtung, in der Verwandlung der feudalen in kapitalistische Exploitation. Um ihren Gang zu verstehn, brauchen wir gar nicht so weit zurückzugreifen. Obgleich die ersten Anfänge kapitalistischer Produktion uns schon im 14. und 15. Jahrhundert...
Sehr lustig! Daraus, dass der "Unsägliche" das explizit erst für die Zeit ab dem 14. und 15. Jahrhundert konstatiert hat, schließt Du, dass es das vorher nicht gab. Und die Formulierung "Müssen wir gar nicht weit zurückgreifen..." übersetzt Du mit "Weiter kann man nicht zurückgreifen, foglich gab es das erst ab dem Zeitpunkt..."

Nimm das römische Reich als Beispiel: Als Augustus zum Princeps wurde --- gab es da in Rom noch eine feudale Gesellschaft? Oder könnte es da vielleicht schon Verhältnisse gegeben haben, die nach Meinung des "Unsäglichen" erst nach dem "Formwechsel" entstanden sind?

Deine gewiss elaboriert vorgetragene Behauptung, dass "ursprüngliche Akkumulation" vor dem Mittelalter nicht stattgefunden habe, ist schlicht Blödsinn! Der "Unsägliche" hat die "ursprüngliche Akkumulation" nicht "erfunden". Er hat sie "beobachtet" und danach als solche bezeichnet. Schon bevor er sie beobachtet hat, gab es sie aber. Und komm mir jetzt nicht mit Schrödingers Katze! Auf so einen Shice habe ich nämlich keinen Bock!

Zum Thema des Threads:

Ich habe die Auffassung vertreten, dass alle uns bekannten empirisch erhobenen Daten über die (wissenschaftlich gut (!!) untersuchte) Stammesgesellschaft darauf hindeuten, dass nicht der "Stamm" sondern die "Sippe" das Kernelement der Stammesgesellschaft ist und dass alle Loyalitätsgefühle in Stämmen auf die Sippe bezogen sind. Das habe ich hier zur Diskussion gestellt. Keine Antwort. Auch nicht von Dir.


Ich habe die Auffassung vertreten, dass ich in der (wissenschaftlich gut (!!) untersuchten) Stammesgesellschaft keine Mechanismen erkenne, die dazu führen könnten, dass Loyalitäten von der Sippe auf den Stamm übertragen werden und dortselbst dann zur Herausbildung eines "Stammesadels" führen könnten. Ich habe gefragt, ob andere Diskussionsteilnehmer solche Mechanismen erkennen. Keine Antwort. Auch nicht von Dir.

Ich habe außerdem die Auffassung vertreten, dass es in "sozialen Systemen" --- nun, sagen wir "unüblich" ist, dass "funktionslose" Strukturen überdauern. "Unüblich" bedeutet, dass kein soziales System bekannt ist, in dem eine funktionslose Struktur so "wirkungsmächtig" wird, dass sie überdauert - geschweige denn, sich zu einem "Grundprinzip" der (feudalen) Gesellschaft entwickelt. Auf diese These gab es keine Antwort. Auch nicht von Dir.

Meine Thesen habe ich mit Links zu Arbeiten von Wissenschaftlern untermauert. In diesem wie in dem anderen Thread. Und dann kommst Du daher, der nicht eine einzige Gegenthese irgendwie untermauert hat und erzählst der Forengemeinde, dass ich ein ideologisch verblenderter Marxist bin? Und das nur deshalb, weil es Dir völlig argumentfrei plausibel erscheint, dass ich Unrecht habe?

Lieber @Silesia: Es gibt keine "gefühlte" Geschichtswissenschaft! Wenn ich mit meinen Aussagen Deine weltanschaulichen Überzeugungen verletzt haben sollte, dann tut es mir Leid. Obwohl .... Ne. Tut mir nicht Leid. Ist mir völlig egal. Ich erwarte von einem Diskussionsteilnehmer bloß, dass er auf Argumente und verlinkte Belege mit tiefgreifenderen Antworten reagiert als bloß "...ein ideologisch Verblendeter, der nicht verstanden hat..."

Ich gebe Dir hiermit noch eine Chance:

Die These der Leute, die meine Aussagen kritisieren, lautet folgendermaßen:

Ein "Stamm" (und nicht nur der germanische!) konnte und kann immer noch eine Form entwickeln, die zur Ausbildung eines institutionalisierten Adels führt, der Herrschaft ausüben kann. Und das deshalb, weil alllein der "Status" (Nobilitas) des sogenannten "Stammesadels" entscheidend ist.

ICH stelle dem die These entgegen, dass die auf Sippenstrukturen beruhende Stammesgesellschaft eine "Stammesloyalität", die irgendwelche institutionalisiert "Hochachtung" vor so Dingen wie "Status" von sippenfremden Personen nicht kannte. Als Beleg dafür führe ich heute noch existierende Formen menschlichen Zusammenlebens an, in denen es üblich ist, dass "Sippen" ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen die "Staatsmacht" ignorieren und ihre eigenen Regeln (bis hin zu Blutrache!) durchsetzen oder es zumindest versuchen.

Die These von der "Stammesloyalität" kann man vielleicht sogar anhand geschichtlicher Quellen untersuchen. Gregor von Tours (gestützt auf Sulpicius Alexander) bietet sich da an. Diese Stammesloyalität war so "tiefgreifend", dass die Menschen damals kein Problem damit hatten, als Heerführer der einen Seite (Arbogast) gegen den eigenen Stamm und sogar die eigene Familie (Sunno) auf der anderen Seite vorzugehen. SO TOLL war die Stammesloyalität, die eine Ausdifferenzierung des Adels ermöglicht haben soll!

Aber bestimmt, lieber Silesia, ist all dieses Geschwafel von mir jetzt nur wieder eine Ausgeburt meiner marxistisch geprägten ideologischen Verblendung. Auch jetzt wieder musst Du gar kein Argument und gar keinen Beleg liefern.

So, Leute, das musste ich gerade noch loswerden. Und während ich das losgeworden bin, habe ich so richtig die Lust verloren, hier noch mitzudiskutieren. So kannte ich das Geschichtsforum bisher nicht. Tschüss.

MfG
 
So, Leute, das musste ich gerade noch loswerden. Und während ich das losgeworden bin, habe ich so richtig die Lust verloren, hier noch mitzudiskutieren. So kannte ich das Geschichtsforum bisher nicht. Tschüss.
sehr schade!

;) in Dahns "Kampf um Rom" sagt Papst Silvester zu Feldherr Belisar, dass er erst wieder mit ihm rede, wenn er nicht mehr von Uritophel, dem Teufel des Zorns, besessen sei --- ich bin mir sicher, dass du mir diesen kleinen Scherz nicht übel nimmst :)

schade finde ich, dass ich von dir nun keine Überlegungen erwarten kann, wie es denn ist, wenn in einer Stammesgesellschaft eine sippe besonders mächtig und einflußreich wird, wenn deren Sippenchef andere Sippen und Gefolgschaften mittels expandierender kriegerischer Erfolge an sich bindet usw usw - die Amaler bei den Ostgoten, die Merowinger bei den Franken wären Beispiele dafür. Und bei der Verteilung und Organisation der militärischen Befehlshierarchien wird es noch so manchen anderen hohen Herrn gegeben haben, der quasi als "General" oder "Offizier" unter dem Oberbefehl besagten Sippenchefs "diente" und dank seines hohen Rangs innerhalb dieser Kriegerhierarchie zur Nobilitas gezählt wurde. Eine Differenzierung zwischen hie König, da Adel scheint mir nicht zielführend: dem Adel entspringen beide, sowohl der "König" als auch seine "Generäle". Als Exempel hierfür können Theoderich (aus der Amalersippe) und z.B. "Herzog" Tuluin, einer seiner "Generäle", ebenso Witichis, (H)ildebad und Baduila dienen. Und dabei war ein-zwei Generationen vor Theoderich mit der Amalersippe noch nicht viel los.
Noch überzeugt mich nicht, dass in Stammesgesellschaften kein "Krieger-Adel" entstehen könne.

Sehr interessant sind übrigens hierzu die Untersuchungen von Alexander Demandt, der nachweist, wie eng die spätantike Militäraristokratie des west- und oströmischen Reichs mit den barbarischen "warlords" versippt war. Und hier ist die Bezeichnung "Militäraristokratie" nicht grundlos gewählt.

Und eine rückwirkende Definition von Adel, die sich am späten europäischen Mittelalter orientiert, und diese Definition dann nicht 100%ig z.B. im "Senatoren-Adel" des römischen Reichs oder in den "warlords" der barbarischen Stammesgesellschaften kann, erscheint mir ebenfalls nicht zielführend.

Noch leuchtet mir nicht ein, warum aus einer mächtigen Sippe einer expandierenden Stammesgesellschaft keine Adelssippe werden kann.
 
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sehr schade!

;) in Dahns "Kampf um Rom" sagt Papst Silvester zu Feldherr Belisar, dass er erst wieder mit ihm rede, wenn er nicht mehr von Uritophel, dem Teufel des Zorns, besessen sei --- ich bin mir sicher, dass du mir diesen kleinen Scherz nicht übel nimmst :)

Dem schließe ich mich an, denn uninteressant ist die Diskussion ja nicht. Nur möchte ich in dem Fall darum bitten, die theoretische Grundsatzdiskussion zu den Germanen in ein anderes Thema auszulagern.

Hier ging es um Warlords.

Noch leuchtet mir nicht ein, warum aus einer mächtigen Sippe einer expandierenden Stammesgesellschaft keine Adelssippe werden kann.

Dazu müßte man untersuchen, was eine Stammesgesellschaft veranlaßt zu expandieren.
Über die Sippen habe ich ebenfalls nachgedacht und zwar durch den Roman von Rafik Shami Rafik Schami: Die dunkle Seite der Liebe. Roman - Perlentaucher, der das Syrien des vorigen Jahrhunderts nach dem Ende des Osmanisches Reiches in einem Roman verarbeitet.

Dass Familienverbände woanders viel wichtiger sind, als wir westlich Abgesicherten uns vorstellen können, ist bestimmt soziologisch untersucht worden. Ob das in den Warlordthread paßt, weiß ich im Moment nicht.
Nur, dass es wahrscheinlich nicht nötig ist, bis Neuguinea und nach Amazonien zu gucken, um Sippenzusammenhänge und ihr gesellschaftliches Wirken am praktischen Beispiel zu betrachten.
 
Noch leuchtet mir nicht ein, warum aus einer mächtigen Sippe einer expandierenden Stammesgesellschaft keine Adelssippe werden kann.

Deswegen auch mein Verweis auf die relativ gut dokumentierte Entwicklung der Franken unter Clodwig I.

Chlodwig I. ? Wikipedia

Es ist der Aufstieg von einem germanischen Stammeshäuptling, dessen Stamm ca. 6000 Köpfe umfaßte, durch das Besiegen anderer Stämme im Rahmen seiner Rolle als "Warlord".

Und genau aus dieser Entwicklung ergibt sich dann das Heraustreten der Franken (ca. 500 AD) aus dem Zerfallsprozess des Weströmischen Reichs in Gallien.

Und es zeigen sich dann ja genau die Differenzierungsprozesse in der Adelsstruktur, die zur Entwicklung des Adels im Umfeld des Königs, dem Adel als Verwalter einzelner Gebiete und dem militärischen Adel, auch im Sinne der Polizeifunktion, führte.

Und dabei teilweise das römische System übernahm, wie im Fall des Steuersystems, die Infrastruktur der katholischen Kirche nutzte, aber an vielen Punkten auch germanische Traditionen und Strukturen erhielt.

Wie beispielsweise die Heerschau auf dem "Märzfeld" und die Verteilung der Beute entsprechend dem "Prestige" unter den Freien Franken. Ein Ereignis, an dem die egalitären Strukturen der Stammeskrieger immer wieder deutlich geworden sind, indem einzelne Krieger (freie Franken) in direkter Konfrontation ihrem König einzelne Beutestücke streitig gemacht haben (vgl. Schilderungen von Gregor von Tours).

Einen idelatypischeren Aufstieg vom Stammesführer, als militärischer Führer seines Stammes - "Warlord" - über die Gewinnung der Königswürde bis hin zu einer Ausbildung von stabilen staatlichen Strukturen wird man aus dem Umfeld der Germanen nicht erkennen können. Und der damit zusammenhängenden vollständig differenzierten Sozialstruktur, wie bei Wickham beschrieben.

http://books.google.de/books?id=q04qPNZasbIC&printsec=frontcover&dq=framing+the+early+middle+ages&hl=de&sa=X&ei=XZ6xUsX8M-Gl0QWTloBI&ved=0CDUQ6AEwAA#v=onepage&q=framing%20the%20early%20middle%20ages&f=false
 
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Hinweis der Moderation/Ermahnung

@Maelonn
Hinweis auf die Forenregeln und die Netiquette. Es kann bei einer Diskussion schon mal hoch und her gehen, das bedeutet aber nicht, dass man gegen andere Diskussionsteilnehmer in dieser Weise (Beitrag 106) ausfällig wird.
 
Sehr interessant sind übrigens hierzu die Untersuchungen von Alexander Demandt, der nachweist, wie eng die spätantike Militäraristokratie des west- und oströmischen Reichs mit den barbarischen "warlords" versippt war. Und hier ist die Bezeichnung "Militäraristokratie" nicht grundlos gewählt.

Das erscheint mir auch als sehr interessant. Wo kann ich das nachlesen?
 
Die These der Leute, die meine Aussagen kritisieren, lautet folgendermaßen:

Ein "Stamm" ...konnte und kann immer noch eine Form entwickeln, die zur Ausbildung eines institutionalisierten Adels führt, der Herrschaft ausüben kann. Und das deshalb, weil alllein der "Status" (Nobilitas) des sogenannten "Stammesadels" entscheidend ist.

Es tut mir leid, aber das ist eine Verkürzung bzw. eigentlich eher eine Entstellung der ursprünglichen Fragestellung. Ein nicht unerheblicher Teil der Diskussion bezog sich auf die Evolution von Eliten / Adel im Zuge der Entwicklung der germanischen Stämme im Ausgang der späten Antike / frühen Mittelalters.

Und konkret ging die kontroverse Diskussion von folgender These aus:
Meiner Ansicht nach ist Adel nicht aus Ausdifferenzierung der Gesellschaft entstanden, sondern vielmehr aus der vorwiegend gewaltsamen Auflösung gesellschaftlicher Strukturen.

Und diese These beantwortet aus Deiner Sicht die Ausgangsfrage von Rena8, die folgendes Problem formulierte:

Könnte es trotzdem sein, dass das Entstehen von Adel aus Eliten eine zwangsläufige Entwicklungsform menschlicher Gesellschaften ist?

Und sie stellte zusätzlich eine These auf über die Art der Entwicklung und die Periode, in der sich diese Strukturen im nördlichen Mitteleuropa ausgebildet haben. Wie beispielsweise zur Entwicklung der Franken konkret ausgeführt.

Irgendwann in den instabilen Zeiten nach dem Ende des römischen Reiches scharten irgendwelche Warlords ein paar gut bewaffnete Mitstreiter um sich und nahmen Land samt Bauern und Viehbestand in Besitz. Das ist jetzt verkürzt dargestellt, ich weiß, dass das Abhängigkeitsverhältnis komplizierter war. Die Herrschaft dieser Eliten begründete sich entweder aus militärischer oder aus wirtschaftlicher Überlegenheit.

Und genau an diesem Punkt haben Dir @Maelonn Deiner oben erneut aufgeführten These, die den Zerfall von Strukturen zum Ausgangspunkt gemacht hatte, eine Reihe von Leuten widersprochen. Unter anderen Dieter, Tejason, dekumatland, silesia und ich.

Und "wir" - ich hoffe ich vereinnahme niemanden - formulierten die gegenteilige These, dass sich Adel als Ergebnis der sozialen Differenzierung in den germanischen Stämmen im Prozess der Entwicklung zu Staaten auf sehr unterschiedliche Art herausbildet. Und dieses, so auch Tejason, durch eine entsprechende Symbolik / Habitus unterstrich.

Und zumindest meine Position basiert unter anderem auf der Darstellung bei Wickham (Framing the Early Middle Ages & The Inheritance of Rome), sowie die bei Heather (Empires an Barbarians) und Edward James (The Northern World in the Dark Ages, in: The Oxford History of Medieval Europe). Ergänzt durch die Darstellung von M. Mann. Und in diesen Publikationen wird Deiner Sichtweise durch die Darstellung der Entwicklung widersprochen.
 
Ich bedaure sehr, dass in diesem Faden die Nettiquette leidet und hoffe das sich bald alles wieder entspannen möge. Zorn und Beleidigung trüben den klaren Blick nur
@thane: Danke für die prägnante Zusammenfassung
@Rena8: Es ist nicht zu übersehen, dass dich die Ausdifferenzierungen am Beispiel der Germanen stresst. Ich bin gegen eine Ausgliederung, weil es hier um ganz allgemeine Vorgänge von Umbruchszeiten von "Stammesgesellschaften" hin zu stärker strukturierten Gesellschaften/Protostaaten... geht, die am Beispiel der Germanen bereits stark diskutiert und ausdifferenziert worden sind. Es handelt sich um ~ typisch menschliche, weltweite Fragestellungen. Aber gut ich will versuchen mit Blick auf den Nahen Osten und Israel auszuweichen - hoffentlich führt das nicht zu einer Metadiskussion, wenn eine Bibelstellen folgt - streng als historische Quelle!
Das Entwicklungs-/Reichtumsgefälle ein starker Anreiz für Krieg, Raub und Veränderungen sind, kann nicht bezweifelt werden. Plötzlicher Reichtum für kleinere Bevölkerungsgruppen stellt jede Gesellschaft vor Herausforderungen - bis hin zu Zerreißproben! Genau daher wage ich im Folgenden einen Blick auf die gentile Gesellschaftsform [vor der Zeit der "Warlords"]
 
Familie, Sippen "Stammesstrukturen"

Ein sehr grober Blick auf "egalitäre Stammesgesellschaften" scheint mir notwendig. Rechtsbegriffe beziehen sich immer auf eine Gesellschaft - hier die Sippengemeinschaft. Wer außerhalb dieser Gruppe stand war dort Rechtlos, es sei denn er hatte einen Fürsprecher in der Gruppe (Gastrecht/Gastfreundschaft). Gastfreundschaft bedeutete Hilfe, Schutz, Unterkunft & Nahrung. Als fürchterliches Beispiel einer Gastung mit üblen Folgen findet sich in der Bibel AT Richter 19,10 ff. Dieses Beispiel ist in mehrerer Hinsicht aufschlussreich, weil hier ein Hebräer lieber Gastung bei seinen israelitischen "Stammesbrüdern" sucht, statt bei Fremden. Aber es nimmt ihn keiner auf außer einem Alten, der selbst ein "Fremder" in der Stadt ist (minderer Rechtsstatus!). Man denke auch an die Stellung der Peregrinen im Römischen Rechtssystem bei einem Prozess gegen einen Vollbürger...
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Theoretisch ist eine Sippe eine Abstammungsgemeinschaft. Stämme, die sich aus Sippen zusammensetzen verstehen sich meist ebenso. Typisch dafür sind die Biblischen "12 Stämme Israels": Sie sind alle Kinder Abrahams, doch die einzelnen Stämme leiten sich von einem eigenen Stammvater ab: Dem jeweiligen Sohn Jakobs. Auch Tacitus nennt STammväter. Diese Abstammungsgemeinschaft ist letztlich i.d.r. konstruiert. Selbst in der Bibel besteht der Stamm auch aus Sklaven und Knechten - die oft als Fremde zur Gruppe gestoßen sind, doch zum Stamm zugezählt werden, weil sie der Munt eines Familienoberhaupts unterstellt sind, der selbst Teil der "Abstammungsgemeinschaft" ist!
http://de.wikipedia.org/wiki/Munt
Durch das Konstrukt einer Abstammungsgemeinschaft, kombiniert mit dem "Rechtssystem" der Sippe können völlig Fremde Teil der Sippe werden. Es wiederholt sich bei den Germanen: Man liest hier von Freien (Vollmitgliedern), Freigelassenen (jene waren durchaus Waffenpflichtig und hatten eingeschränkte öffentliche Rechte) und Unfreien (Sklaven, kurz Leute die keine persönlichen Rechte hatten und einzig Mündel eines Freien waren) - den bei Tacitus extra erwähnten Adel grenze ich gerade aus Rücksicht aus. Das gleiche System wie in der Bibel also. Mit anderen Worten: Die "Egalität" innerhalb eines Stammes beginnt sich erst vom STATUS eines "Freien" (aufwärts). Eine soziale Schichtung mit den Prinzipien unterschiedlicher Rechtsstellung ist damit m.E. prinzipiell bewiesen!

Das scheinbar so strikte & klare System von Familie und Sippe ist mithin weder "natürlich" noch unveränderlich. Das Prinzip einer Egalität nicht zwingend. Das Mittel zu seiner Überwindung nennt sich Ansippung. Ich hoffe mein anstrengender Weg zu diesem Schlagwort konnte so drastische soziale Schichtungen und Rechtsstellungen gleich mit erklären. Nun erst Wiki:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ansippung
http://de.wikipedia.org/wiki/Gens
Diese Flexibilität des "Sippensystems" gentiler Gesellschaften ist in der Lage einige gesellschaftliche Verwerfungen auffangen zu können. Es kann in größere Verbände (Völker und sogar Staaten) integriert werden. Im Nahen Osten, dem Ursprung unserer städtischen Zivilisation, spielen teils noch heute Sippen eine Rolle. Einst wurden die Sippensysteme auch in staatliche Strukturen voll einbezogen - als Bestandteil des Systems! Man liest von "Ältesten", die selbst ein Herrscher um Rat fragte. Diese Ältesten mögen oft "Überreste" einer Sippenstruktur sein.

Oasenstädte wie Petra oder Palmyra hatten dimorphe Gesellschaften, wo Städter und (kleinräumig agierende) Nomaden aufeinander angewiesen waren. Die nomadisierenden, offensichtlich gentilen Gruppen konnten nur an die Stadt (und damit den "Staat") angebunden werden, indem man ihre Sippenstruktur zum Teil der Administration machte. Der "Stadtherr" konnte die Nomaden "beherrschen", indem er ihre Sippenanführer zu "Funktionsträgern" seiner Herrschaft machte, die dann zwischen beiden Polen (Stadt-Nomadenzelt) pendelten. Ein fragiles und anfälliges Konstrukt, aber es lieferte Ergebnisse! Dabei sind beide "Herrschaftsansätze" doch diametral verschieden:
Hier "Stadtherr", dessen Macht auf Territorialherrschaft (Grundbesitz und Verfügungsmacht über Arbeitskräfte) beruhte - Dort der Sippenvorstand, der über "nichtstoffliche Netzwerke" Einfluss und Macht auf seine Sippe ausübte (= "Herrschaft" über Menschen!). Als weitere "ideologische Klammer" konnte eine gemeinsame Stammesidentität "konstruiert" werden. Der König dieser Stadt war damit gleichzeitig Stadtherr und oberster Scheich eines Stammes.* Man sieht wie flexibel das System der "Sippe" sein kann und wie starke soziale Schichtungen darin möglich sein können! Es bildeten sich Hierarchien heraus. Die eigene Überlieferung (Mythos) der Gesellschaft musste nur angepasst werden. Nur nach einer Verschriftlichung (z.B. in der Bibel) können vielleicht "Brüche" in der Überlieferung erkannt - und mit unterschiedlichem Erfolg korrigiert werden.

* Siehe "Roms orientalische Steppengrenze" S96f, Michael Sommer
 
Zuletzt bearbeitet:
Administration und Sippenstruktur?

Auf welcher Basis konnte denn ein Sippenoberhaupt "Befehle" geben, oder "Anordnungen" durchsetzen? Hier stehen wir vor dem gleichen Problem, wie es für den "Adel" problematisiert wurde! Auf die Germanen zurückkommend: Wir wissen um die Praxis der Ächtung, mit deren Hilfe "Frevler" außerhalb des Schutzes der Sippe gestellt wurden. Nun schützten ihn weder Gastrecht, noch Blutsbande - solange seine Sippe in den Entscheidungsprozess eingebunden war! Es lag nun in der Hand des Geschädigten, sein Recht selbst durchzusetzen -er hatte einzig nicht länger mit Sanktionen von Verwandten des Täters zu rechnen. Da die Sippen ihre Mitglieder zu schützen suchten, konnten sie vor der Ächtung die Chance eines Ausgleichs ausloten (z.B. mittels Wiedergutmachung, Wergeld e.t.c.) oder im Zweifel selbst eine Untat zu sühnen (Stichwort "Ehrenhändel", modern gar "Ehrenmord" e.t.c.) Im weiteren Verlauf der og Bibelstelle** ist zu sehen, wie zuerst die Stammesmitglieder der Frevler angesprochen werden, das Unrecht zu ahnden. Doch sie solidarisierten sich mit den Übeltätern... Den letzten Abschnitt (20.48) kann man nur mit der Vollstreckung eines Banns bezeichnen, da alles Leben in der schuldigen Stadt ausgelöscht wird.

Bei "Verbrechen" innerhalb des Haushaltes eines Freien, hatte dessen Oberhaupt dagegen weitgehende Freiheit nach seinem Dafürhalten zu entscheiden. So heißt es: Die Jünglinge würden bis zur öffentlichen Waffenleihe als "Glieder des Hauses [Anm.: seines Vaters] gesehen, von da an des Gemeinwesens"*** Auch hier zeigen sich wieder die unterschiedlichen Rechte eines Einzelnen. Nach vorherrschender Meinung war zu Beginn unserer Zeitrechnung der Anteil der "Freien" in der germanischen Welt ausgesprochen hoch (im Vergleich zu anderen Völkern) und das scheint auch lange so geblieben sein. Die germansiche Welt lebte in sogenannten Siedlungskammern zwischen denen meist unterschiedlich große, zumindest "siedlungsarme" Abschnitte lagen. Diese "Gaue" waren für einzelne Sippen viel zu groß, was ein Beziehungsgeflecht zwischen den dortigen Sippen voraussetzt - also eine "Stammesstruktur". Die "Stämme" hatten eigene Eliten. Passend dazu zitiere ich aus einem Werk, das sehr viele Fragen dieses Fadens ebenfalls anschneidet - hier explizit zur "archäologischen Komponente" von Eliten Stellung nehmend ****
"Ein höherer Status musste sich nicht unbedingt in materiellem Besitz ausdrücken - es genügte, dass jene, die ihn besaßen weniger hart arbeiten mussten, mehr zu essen hatten und ihr Wort größeres Gewicht besaß"

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*** Germania (13) Tacitus
http://www.gottwein.de/Lat/tac/Germ06.php
**** Invasion der Barbaren [Org. Empires and Barbarians] S490f Peter Heather
 
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Tejason hat da einige sehr interessante Hinweise zu den gesellschaftlichen Umwälzungen und Strukturen im Überblick gegeben. Ich würde das gerne ergänzen, ebenso anknüpfend an die Hinweise von thanepower (um die oben eskalierten Emotionen nicht weiter zu befördern, weitgehend in Zitatform):

1.Bedeutung der Gräber in vorrömischer Zeit:

"Prunkgräber eignen sich nicht als archäologischer Indikator einer Kontinuität königlicher Dynastien und vornehmer sozialer Gruppen_– wenngleich es durchaus Angehörige solcher Gruppen seien, die in Prunkgräbern bestattet worden seien. Dieses Ergebnis lässt sich derart zusammenfassen, dass königlicher und vornehmer sozialer Status zwar eine notwendige, aber eben keine hinreichende Bedingung für Prunkgräber ist (->nach Kossack)

„Trotz verschiedener, z. T. in Einzelheiten auch berechtigter Skepsis wird man nicht umhin kommen, die Quantität und die Qualität von Grabbeigaben und der Grablege mit der Wertschätzung der toten Person durch die Bestattenden und damit mit den sozialen Rollen des toten Individuums in der Gesellschaft in Korrelation zu bringen. …Komplexe Gesellschaften können sehr differenzierte Bestattungs- und Beigabenbräuche entwickeln - vielleicht zu differenziert, so dass Archäologen nicht mehr in der Lage sind, die Bedeutung hinter allen Kombinationen nachzuvollziehen….

Uniform wirkende Begräbnisse erlauben nicht auf ebenso ungegliederte Gesellschaften zu schließen, da die Bestattungssitten zu viele Informationen verbergen können. Trotz aller Einschränkungen sind die Gräber das primäre Quellenmaterial für Betrachtungen zur sozialen Hierarchisierung und zum gesamten gesellschaftlichen Gefüge …

An bislang oberster Stelle einer gedachten spätlatènezeitlichen Gesellschaftspyramide stehen Bestattungen mit umfangreicher Bankettausstattung und mehreren Importgütern ... Diese speziellen Beigaben deuten nicht auf einen individuellen Reichtum, wie er heute verstanden wird, sondern auf ein System, das darauf basiert, andere in einem Gefüge von Gegenleistungen an diesem Reichtum … teilhaben zu lassen….Diese Gruppe hat Privilegien, wie am Zugang zu Importen in den Grabausstattungen sichtbar wird. Eine erbliche Weitergabe dieser Privilegien kann in reichen Kindergräbern, Separatnekropolen oder in schriftlichen Quellen nachgewiesen werden“


(-> Schönfelder, Das spätkeltische Wagengrab von Boe).

Hinzuweisen ist außerdem auf die einsetzenden aDNA-Untersuchungen der Skelette, um Verwandschaftsbeziehungen der Führungseliten nachzuweisen. Das bleibt abzuwarten.

"Das hier bestattete Individuum herrschte gut 150 Jahre vor dem »Fürsten von Hochdorf« und 250 Jahre vor dem »Fürsten vom Glauberg«. Es handelt sich somit um einen der ältesten bekannten Keltenfürsten. … Es lässt sich ein höheres Sterbealter von ca. 50 Jahren feststellen, das damit deutlich über dem für diese Zeit angegebenen mittleren Sterbealter von 20 bis 30 Jahren ... liegt.
Möglicherweise ist dies auf im Gegensatz zur restlichen Bevölkerung bessere Ernährung zurückzuführen“.

(-> Rehbach: Der Keltenfürst aus Frankfurt am Main - eine anthropologische und paläopathologische Analyse)


"Bei der Statuszuweisung von Kleidung in der Eisenzeit können wir ... annehmen, dass aufwändig hergestellte Stoffe eher reichen Gesellschaftsschichten zur Verfügung standen. …Besonders die mit „teuren“ Materialien versehenen Gewänder (wie importierte Farbstoffe oder Goldfäden etc.) sind wohl den höheren sozialen Schichten zuzuschreiben. Beispiele stammen aus den eisenzeitlichen Fürstengräbern von Hochdorf und Hohmichele."

(-> Grömer: Prähistorische Textilkunst in Mitteleuropa Geschichte des Handwerkes und Kleidung vor den Römern)


2. Kulturstufen-Hypothesen und ihre Prozesse:

Es läßt sich ein „Gefälle“ in den Stratifikations-Tendenzen seit der Bronzezeit zwischen – grob: - dem Mittelmeerraum und dem mittleren Kontinentaleuropa feststellen. Ursache hierfür sind nach Barcelo, der den „Mikrokosmos“ Spanien zusammengefasst hat, in dem dieses Gefälle auch parallel auftritt: Handel, Mobilität, Rohstoffe, Wohlstand, Siedlungsgrößen, Arbeitsteilung, ansteigende soziale Differenzen (was alles miteinander verwoben ist) bewirken eine Stratifikation (-> siehe oben Tejason zu den „Entwicklungsstufen“ der sozialen Strukturen):

“We may see then the Bronze Age in the Southwest as a clear example of the 'resistance' against the formation of a state based on its social stratification….We do not have enough data to assure the existence of a complex society in the mining area in Southwest, however, there is enough evidence to consider that groups which controlled mineral resources displayed a much more complex social organisation than the ones we find in the fishing settlements at the coast …

…the heterogeneous collection of societies which lived in the Southwest Iberian Peninsula went through as a result of the increasing social division of labour and the social inequality local groups had. Social exchange changed and became more complex (from banditry to their integration in an international economical system with a colonial basis) and, at the same time, dependence and power relationships increased in extension and intensity. The accumulation of social contradictions prevented traditional systems of decision making to work…”


(-> Barcelo: Patriarchs, Bandits and Warriors. An analysis of Social Interaction in Bronze Age South-western Iberian Peninsula, im Sammelband von Gomez)

Anmerkung: die wird als sozio-evolutorischer Prozess gesehen, nicht als „Crashfolge“ iSe „Destruktionshypothese“ als Vor-Vorgang einer gesellschaftlichen Umwälzung.

Ergo, in Anlehnung an die gängige Auffassung: Wir sind derzeit nur ansatzweise in der Lage, komplexe Lebens- und Geschichtsbilder der LBA/EIA zu entwerfen. Organisationsformen und soziale Strukturen der vorrömischen Gemeinschaften konnten anhand von Gräberanalysen und Untersuchungen der Siedlungsstrukturen teilweise (und das zT auch umstritten) rekonstruiert werden. Ansonsten: Evolution, nicht Revolution, auch wenn nach ganz herrschender Ausfassung (permanente?) Krisenbedingungen in dem Sinne „elitenfördernd“ wirkten, aber nicht notwendige Bedingung für Elitenbildung darstellten. Mit Simplifizierungen einer dogmatischen "ursprünglichen Akkumulation" nach Marx hat das weder zeitlich noch faktisch noch modelltheoretisch zu tun.
 
Teil II

3. Insbesondere zum Meinungsstreit und zu den "Definitionskämpfen", den Streit um die sozio-kulturellen Einstufungen belegt zB Theel, indem sie zu solchen „Kulturstufenmodellen“ ausführt:


„Unter Einbeziehung ethnographischer und ethnohistorischer Vergleichsbeispiele aus Afrika zeigt Eggert, dass hinter den genannten Phänomenen nicht zwangsläufig eine stark gegliederte Gesellschaft stehen muss, sondern auch akephale Gesellschaften solche Leistungen vollbringen können … Demnach wäre es möglich, dass „ ... die sogenannten `Hallstattfürsten´, in Wirklichkeit nichts anderes als die Oberhäupter von relativ kleinen Verwandtschaftsverbänden gewesen sind...“ … Ob es sich nun bei dem Toten in Hochdorf um einen „Fürst, Princeps, König, Häuptling oder Priesterhäuptling“ handelt, ist, wie Krauße richtig bemerkt, „eine Frage der Definition“ ….

Die Begriffe haben ihren Ursprung in den Analogien, welche … zur Deutung herangezogen werden. Vor diesem Hintergrund sollen im Folgenden die neoevolutionistischen Gesellschaftsklassifikationen von Elman Service und Morton Fried untersucht werden, auf die sich Krauße und Schier bei ihrer Interpretation beziehen…

In seinem Hauptwerk „Primitive Social Organization“ (1971) entwickelte Elman Service ein Kulturstufenmodell, welches die Entwicklung der politischen Integration und die Zunahme übergeordneter Integrationsebenen zum Inhalt hat. An den Anfang setzt er die Horde (band), in der die Verwandtschaft den Zusammenhalt der Gruppe garantiert. Darauf folgt der Stamm (tribe), der durch stammesübergreifende Sodalitäten gekennzeichnet ist, d.h. durch Verbände, die nicht auf gemeinsamer Residenz beruhen , wie beispielsweise Altersklassen, Geheimbünde oder religiöse Gruppen etc. Darauf folgt das Häuptlingstum (chiefdom), in dem Spezialisierung, Redistribution und Institutionalisierung einer zentralen Führungsposition zu den entscheidenden Integrationsmechanismen gehören. In diesen Gesellschaften werden Statusunterschiede anhand der genealogischen Nähe zu einem gemeinsamen Ahnen bestimmt. Als letzte Stufe folgt der Staat, der ein legitimes Gewaltmonopol besitzt und sich durch das Vorhandensein von Bürokratie auszeichnet. Insgesamt postuliert Service eine Loslösung von familiären Bindungen und die Institutionalisierung einer zentralen Führungsposition und übergeordneter Organisationsprinzipien .“


Siehe für andere Beispiele in diesen Modelldiskursen auch das Stufenmodell von Fried.



„Wichtig ist, dass Unterschiede auch hier nur sozialer Natur sind. Soziale Differenzierung kann ihren Ausdruck in unterschiedlichem Besitz von Prestigegütern finden, ist jedoch nicht durch unterschiedlichen Zugang zu Grundressourcen der Subsistenzwirtschaft bestimmt …

Erst die stratifizierte Gesellschaft zeichnet sich durch unterschiedliche Zugangsrechte zu lebensnotwendigen Ressourcen aus …

An den angeführten Beispielen und Problemen wird deutlich, wie notwendig eine Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen sozialanthropologischen Modellen und archäologischen Quellen ist. Erst auf Grundlage einer solchen Diskussion kann eine konkrete Methodik des analogischen Deutens und der archäologischen Interpretation allgemein entwickelt werden.“

Theel: Die Rekonstruktion von Sozialstrukturen am Beispiel des so genannten Fürstengrabes von Hochdorf

„Auf Basis der Quellen bleibt daher letztlich unklar, ob von weitgehend egalitär oder eher hierarchisch organisierten Gesellschaften auszugehen ist. Zu fragen wäre darüber hinaus nach dem römischen Einfluss auf die sozialen Strukturen. Hinweise auf Herrschaftsstrukturen fehlen, Prestige und daraus resultierend Macht und Einfluss, vielleicht basierend auf Beziehungen in den Süden, dürften hingegen von Bedeutung gewesen sein. In der älteren Kaiserzeit mag sich das in den Anfängen sicher noch weiter zurückreichende und vermutlich durch fremde Einflüsse beförderte Gefolgschaftswesen
entwickelt haben, das dann, wie am Beispiel von Seeland gezeigt, in Herrschaft umgesetzt werden
konnte, wobei Kriege offenbar eine wichtige Rolle spielten. Erst in dieser Zeit kann meines Erachtens
mit gutem Grund von einer Adelsschicht im germanischen Gebiet gesprochen werden.“


(-> Peter-Röcher: … Macht und Herrschaft im Spiegel der großen Waffenopfer)

Zusammengefasst:
Ich verstehe das - laienhaft - als einen kleinen Einblick in einen komplizierten, unabgeschlossenen, sich schnell entwickelnden Diskurs über das Zusammenspiel von Archäologie, Soziologie und Anthropologie, Ökonomie und Geschichtswissenschaft (und demnächst mglw. auch Humangenetik?), für den einfache Antworten derzeit wohl nicht gegeben sind.

Und wie tejason und rena bemerkt haben: es ergibt sich hier aus der "harmlosen" Fragestellung von rena zur "Adelsbildung" eine gewaltige Spannbreite über tausende Jahre, zeitliche und geografisch festzustellende Brüche, wesentliche Unsicherheiten aus Literaturquellen und der archäologischen Diskussion.
 
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Teil III: 2000 Jahre in "Eurasien"

Zu dem schon angesprochenen Earle, und als weiteren Hinweis auf die komplexen Darstellungen vergleiche (hier nur als Anregung):

Kapitel Metal Production, Long-Distance-Trade and Warrior Aristocracies
In: Earle/Kristiansen, Organizing Bronze age societies : the Mediterranean, Central Europe, and Scandinavia compared.

"Society: the introduction of new status and prestige goods (daggers/swords, lances, ornaments, metal cups, etc.) and the first appearance of ‘princely graves’ symbolised the emergence of a new institution of chiefly leadership and a division between elite and commoners. Religion: new burial rituals included single graves and family groups in large cemeteries, aristocratic burials in barrows, new ritual depositions, and new symbols and iconography. New gods such as the ‘Divine Twins’ ...
The emergence of a more complex, stratified society penetrated all social spheres. A new aristocratic leadership emerged on top of the traditional clan-based organisation of farmsteads and hamlets. It was sustained by a new political organisation based upon elite warriors commanded by chieftains. With the introduction of the chariot, the composite bow, the long sword, and the lance, warfare took on a new social, economic, and ideological significance from the begin- ning of the second millennium BC. This was reflected, for instance, in burial rituals in which chiefly barrows became a dominant feature of the cultural landscape. Master artisans came to build chariots, breed and train horses, and produce and train warriors in the use of new weapons. The packages of skills were so complicated that it must have demanded, at first, the transfer of artisans, horses, and warriors. The warrior aristocracies and their attached specialists transformed Bronze Age societies throughout Eurasia and the Near East."


Kristiansen/Larsson: The rise of Bronze Age society: travels, transmissions and transformations, hier Kapitel:
"The archaeological evidence of warrior aristocracies: diffusion, acculturation and context


In temperate Europe the archaeological evidence of warrior aristocracies is consistent over 3000 years from 2 000 BC to 1000 AD." Shortly after 2000 BC there appear in the Wessex Culture in southern England and in the Unetice Culture in central Germany rich chiefly burials under barrows. They were furnished with new personal status items, such as dagger/short sword and axe, along with complex gold-decorated ornaments , buttons and other insignia of ruling elites such as sceptres and golden drinking cups...

We consider it most likely that the fully developed institution of warrior aristocracies with retinues is reflected in the diffusion of the rapier and the chariot mainly during the seventeenth-sixteenth centuries. An early form of warrior aristocracy developed during the social transformations that took place in the nineteenth-eighteenth centuries in the Carpathians and western Europe (Haj dusamson and Wessex phase). It reflects a development from institutional acculturation and transformation followed by consolidation. A similar development characterised the Circum-Pontic regions, as recently summarised by Lichardus and Vladar (1996)"


Das alles ist nicht unumstritten, wie die Auszüge weiter oben zeigen. Die zitierten Standpunkte belegen aber mal eine Richtung in der Diskussion recht prägnant.

Die beiden zitierten Werke sollen als Ergänzung zu den weiträumigeren Ansätze sein, die Thane zitiert hat. Sie heben aber speziell auf die Bronzezeit als Umbruch in Richtung Stratifikation ab und bieten außerdem vergleichende Analysen zwischen den Regionen, sozusagen die Vogelperspektive.

Teil IV spare ich mir erstmal. Er sollte auf die Erklärung von "Wellen" bei Waffenfunden bzw. den Fundlagen bei Gräberanalysen gerichtet sein (die wie oben erläutert herangezogen werden), wobei die Erklärungen unter anderem auf wechselnde Rituale und Plünderungsrisiken gerichtet sind, und somit (nach Literatur) keinen zwingenden Nachweis für Wellen in Kulturstufenmodellen darstellen.
 
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Betrachtet man das chronologisch, so gab es bei germanischen Stämmen des frühen Mittelalters unzweifelhaft eine aristokratische Schicht, die vererbbaren Grund und Boden zu eigen besaß. Gilt das so auch für die Zeit um Christi Geburt, also zur Zeitenwende? Tacitus sagt in Germ. 7:

"Könige wählen sie nach dem Adel der Abkunft, Heerführer nach der Tüchtigkeit. Doch haben die Könige keine unbegrenzte oder freie Gewalt, und die Führer stehen an der Spitze mehr durch Musterhaftigkeit als durch Machtvollkommenheit, bewundert, wenn sie kampfgewandt, wenn sie hervorleuchtend sind, wenn sie vor der Schlachtlinie walten."

Das scheint mir doch ziemlich eindeutig zu sein
Allerdings ist "Adel" schon eine recht interpretierende Übersetzung, die eine bestimmte Vorstellung zugrunde legt. Im lateinischen Text steht dafür "nobilitas", was ein doch etwas weiterer Begriff ist und nicht zwangsläufig auf eine "aristokratische Schicht" hindeuten muss (aber natürlich kann), sondern auch bloß persönliche Vornehmheit oder einen ausgezeichneten Ruf bedeuten kann.

Also wenn ich mal die wiki-Definition nehme, dann ist ein warlord/Kriegsherr, jemand, der nach dem Zerfall des staatlichen Gewaltmonopols dieses Gewaltmonopol usurpiert. Dies mag uU zutreffend sein, wenn wir zB spätantike warlords auf dem Boden des Römischen Reiches bzw. des ehem. Römischen reiches nehmen. Es stimmt so aber nicht, wenn wir frühes römisches Patriziat oder germanischen Adel betrachten. Sie usurpieren kein staatliches Gewaltmonopol,denn dieses bestand gar nicht. Die Fabier zB unternahmen noch selbständige militärissche unternehmungen in der römischen Frühzeit. Vielmehr versuchen die entstehenden Gemeinwesen/Staaten, ein staatliches gewaltmonopol zu etablieren und es den Gentilverbänden etc. zu entreißen.
Ich nehme einmal an, Du beziehst Dich bei der Sache mit den Fabiern auf die Geschichte, wonach 306 Fabier mit ihren Klienten allein gegen die Veienter Krieg geführt haben sollen und fast alle in der Schlacht an der Cremera umgekommen sein sollen? Ich finde diese Geschichte sehr interessant, weiß aber nicht so recht, ob man daraus wirklich Schlüsse für die Warlord-Thematik ziehen kann.
Die Probleme beginnen nämlich schon bei der Überlieferung, die - da es sich um ein Ereignis aus der römischen Frühzeit handelt - so und so äußerst unsicher ist. Der älteste erhaltene Bericht stammt von Diodor, der aber auch erst mehr als 400 Jahre nach dem angeblichen Vorfall schrieb. Bei ihm ist allerdings noch die Rede von einer regulären Schlacht zwischen Römern und Veientern, in der die Römer eine schwere Niederlage erlitten haben und unter den zahlreichen Toten auch 300 Fabier waren. Diodor schreibt also nicht von einem Privatunternehmen der Fabier, obendrein deutet er an, dass der Tod der 300 Fabier nicht Allgemeingut in der Überlieferung über die Schlacht gewesen sei. (Auch der - allerdings nicht direkt erhaltene - römische Historiker Licinius Macer aus dem frühen 1. Jhdt. v. Chr. scheint angenommen zu haben, dass es sich um einen regulären Feldzug handelte.) Die bekannte Version vom Privatfeldzug der Fabier stammt von Livius, Ovid und Dionysios von Halikarnassos, wobei er freilich als selbstloser Einsatz zum Wohl des Staates dargestellt wird, wenngleich erwähnt wird, dass auch die Fabier geplündert hätten. Trotzdem zeigt der Bericht Diodors, dass die bekannte Version vom Privatfeldzug offenbar nicht die einzige Version war. Da es keine zeitnah entstandenen schriftlichen Berichte über die Schlacht gegeben haben wird, halte ich es für möglich, dass - sofern die Schlacht an sich überhaupt historisch ist (wozu ich allerdings tendiere, da sie sich schwer ins römische Bewusstsein eingebrannt hat) - die Fabier (die, falls die Schlacht historisch ist, tatsächlich besonders schwere Verluste erlitten haben mögen, bzw. das römische Heer mag tatsächlich von einem Fabier geführt worden sein, allerdings vielleicht als regulärem Magistrat) erst in späterer Zeit ihre Rolle in der Schlacht aufgebauscht haben. Diodors Bericht spricht jedenfalls dafür, dass sie ihre Version lange Zeit nicht allgemein durchsetzen konnten und sie erst unter Augustus dank der geballten Darstellungen von Livius & Co. Allgemeingut wurde (oder vielleicht nicht einmal, sondern heute - abgesehen von Diodor - eben nur noch diese Darstellungen erhalten sind).
Angesichts dieser unklaren Überlieferung halte ich es somit für unsicher, ob man den Feldzug der Fabier wirklich als Beleg dafür nehmen kann, dass in der römischen Frühzeit die Patrizier-Geschlechter noch auf eigene Faust Privatkriege (die wohl in erster Linie eher Raubzüge gewesen sein werden) führen konnten. Denkbar ist es aber natürlich.

Aber auch wenn die Patrizier in der römischen Frühzeit noch auf eigene Faust Kriege führen durften, sehe ich das nicht unbedingt als Widerspruch zu einem staatlichen Gewaltmonopol. Ein staatliches Gewaltmonopol bezieht sich doch in erster Linie auf das Innere eines Staates, und die Fabier sollen ihren Privatkrieg nicht gegen andere Patrizier, sondern gegen einen äußeren Feind geführt haben. Vielleicht taten sie das ja gerade deshalb, weil sie es im Inneren des Staates nicht (mehr) konnten. Außerdem könnte auch der Privatkrieg mit Genehmigung des Staates geführt worden sein - wie es auch die römische Überlieferung für den der Fabier berichtet.
 
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