Afrika arm --- Amerika reich

J

Justus

Gast
Guten Tag,

Wir haben grad in der Schule das Thema Afrika. Als Thema habe ich mir mit ein paar Freunden ausgesucht warum Afrika arm und Amerika reich ist???!!!
Denn beiden wurden fast zur gleichen Zeit Kolonisiert, wenn auch nicht zur gleichen Zeit entdeckt.



MFG.



PS. Es geht nicht ums WIE sondern ums WARUM, d.H. ich weiß, dass Amerika JETZT die Weltmacht NUmmer 1 ist aber WARUM ist sie es?
Und Afrika hatte mit den Agyptern ja auch eine weit entwickelte Kultur, nur warum konnten die sich nicht gegen uns Europöer durchsetzten?!?
 
Ein paar Gründe für die Armut Afrikas liegen auch in der Gegenwart. Etwa falsche Entwicklungspolitik.
Der historische Unterschied zwischen Amerika und Afrika ist wohl, dass Amerika immer ein Einwandererland war, während es nach Afrika eher wenig Einwanderung gab, dafür aber viel Ausbeute der dort vorkommenden Ressourcen. Warte mal auf Arne oder Pope, die werden sicher mehr dazu zu schreiben wissen.

Was bei den Vereinigten Staaten vermutlich viel bewirkt hat, ist die frühe Lossagung vom "Mutterland", die es Menschen verschiedener Herkunft erleichterte dorthin einzuwandern, während in am "Mutterland" hängenden Kolonien die Herkunft der Zuwanderer doch eher beschränkt war.
Auf der einen Seite hast Du damit mehr oder weniger zentral regierte Kolonien, auf der anderen Seite freien Handel und Ideenaustausch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Stimmungsbild der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts liefert vielleicht das Tagebuch von Ernesto Guevara, herausgegeben unter dem Titel Der afrikanische Traum. Das wieder aufgefundene Tagebuch vom revolutionären Kampf im Kongo. Ich habs von KiWi für 24,90 DM! erstanden, in €uronen bei A**zon 12,90. Wird jetzt gerade wieder aktuell, ich sag bloß Bundeswehreinsatz... :still:
 
Justus schrieb:
Wir haben grad in der Schule das Thema Afrika. Als Thema habe ich mir mit ein paar Freunden ausgesucht warum Afrika arm und Amerika reich ist???!!!

Mit Afrika meint ihr den Kontinent, von Kairo bis Kapstadt, von Dakar bis Antanarivo? Und mit Amerika die Vereinigten Staaten? Sehe ich das so richtig?


Justus schrieb:
Denn beiden wurden fast zur gleichen Zeit Kolonisiert, wenn auch nicht zur gleichen Zeit entdeckt.

Das ist nicht ganz richtig. "Schwarzafrika" (neuerdings politisch korrekt: "Afrika Sub-Sahara") wurde erst zwischen 1850 und 1900 wirklich erobert und kolonisiert. Davor waren lediglich die Küstenstriche mit Handels- und Versorgungspunkten versehen worden. Südafrika ist da eine Ausnahme. Ebenso die Nordafrikanischen Staaten, die zu jener Zeit noch offiziell dem Osmanischen Reich angehörten.

Nach "Amerika" kamen schon im 16.Jhd. die ersten Siedlern, im 17.Jhd. waren weite Teile der Ostküste mit europäischen Siedlungen besetzt. Als Cooper anfang des 19.Jhds. seine Lederstrumpf-Romane schrieb, war die Welt der Huronen und Mohikaner schon in weite Vergangenheit gerückt ...


Justus schrieb:
PS. Es geht nicht ums WIE sondern ums WARUM, d.H. ich weiß, dass Amerika JETZT die Weltmacht NUmmer 1 ist aber WARUM ist sie es? Und Afrika hatte mit den Agyptern ja auch eine weit entwickelte Kultur, nur warum konnten die sich nicht gegen uns Europöer durchsetzten?!?

Ein kontroverses Thema, das oft eine brisante politisch Dimension in sich trägt. Daher wirst Du auch viele verschiedene Thesen dazu finden. Ich habe dazu natürlich auch eine Meinung, aber wer hat das nicht :pfeif:
 
El Quijote schrieb:
Einige Australier arbeiten schon daran, dass Subsahara demnächst auch wieder politisch inkorrekt ist

"Sub" heisst ja auch "unter", dann wäre Australien ja "Subien".

"Trans"-Sahara (jenseits) ist auch doof, da das nur aus Europäischer Sicht der Fall ist.

Richtiger wäre "australo" (südlich), also Australo-afrika oder Austrafrika ? (nicht zu verwechseln mit Austria). Man könnte auch einfach Süd-Afrika sagen, aber der Begriff ist politisch schon besetzt.

Ist es klug, sich geographisch auf die Sahara zu beziehen ? In der Sahara wohnen ja auch Menschen, sowohl Bantu als auch Araber. Und die Sahara wächst auch noch, und zwar rasend schnell.

Wäre es politisch korrekt, Bantu-Afrika zu sagen ?
(Dann wäre Nordafrika Arabisch Afrika)
N.B.: Keine Angst, "Bantu" ist nicht diskriminierend. Es ist kein ethnischer sondern ein linguistischer Begriff, der - so oder ähnlich - in allen Bantu-Sprachen "Menschen" pl bedeutet.
Dies würde allerdings einige Bevölkerungsgruppen (Khoi-San, Pygmänen, Niloten und Europa-stämmige) nicht berücksichtigen.
 
Ich möchte mal etwas über die Ausgangsfrage sinnieren.
Das ist mir auch schon mal durch den Kopf gegangen.

Kann man sagen, die, die sich getraut haben über den Ozeann zu schippern, um ein neues leben anzufangen, waren sehr mutig und wollten eine neue Perspektive?
Sie haben nachgedacht, bevor sie dieses Wagnis eingingen.
Kann man sagen, die Elite ist ausgewandert, weil sie mitdachten?
Für Afrika stellte sich doch diese Frage nie.
Im Gegenteil. Man hat ja noch Sklaven dort gejagt, um sie nach Amerika zu bringen.
 
florian17160 schrieb:
Kann man sagen, die, die sich getraut haben über den Ozean zu schippern, um ein neues Leben anzufangen, waren sehr mutig und wollten eine neue Perspektive?
Sie haben nachgedacht, bevor sie dieses Wagnis eingingen.
Kann man sagen, die Elite ist ausgewandert, weil sie mitdachten?

Ich glaube, so pauschal lässt sich das nicht sagen... die Gründe für die Auswanderung waren mannigfaltig. Nehme ich den spanischen Conquistadoren aus dem 16. Jahrhundert, habe ich einen meist ungebildeten Menschen niederen Adels, der sich als Glücksritter versucht, weil er zuhause keine Perspektive mehr hat (also von Elite keine Spur). Ebenso perspektivlos ist der irische Kartoffelbauer während der Great Famine. Womit Du recht hast, wenn du eine geistige Elite meinst, dann sind das wahrscheinlich die Aufgeklärten die nach der Revolution 1776 (bis etwa 1850) nach Amerika gingen, weil sie dort eine Möglichkeit sahen, einen Staat zu schaffen, der in England oder Preußen etc. noch nicht möglich war. Andere gingen wg. religiöser Unterdrückung (z.B. die Mennoniten) etc. fort. Wieder andere sahen einfach ein gutes Geschäft auf sich zukommen. Die letzten wiederum gingen eben auch nach Afrika oder Asien...
 
Das Wesentliche ist eigentlich schon genannt worden. Die jeztigen USA (falls Du die meinst) haben zwar als Kolonien angefangen, wurden dann aber relativ früh unabhängig. Dadurch waren sie in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung selbständig und wurden nicht nur als Rohstofflieferanten bzw. Absatzmärkte gebraucht.
Zudem sind die USA das Land gewesen, in das Menschen eingewandert sind, um dort ihr "Glück" zu machen, das sie aufgrund der politischen Verhältnisse in Europa nicht machen konnten.
Ob nun eine Elite ausgewandert ist, vermag ich nicht zu sagen.
Zu Zeiten der nordamerikanischen Kolonialisierung wurden allerdings nur Menschen als Siedler zugelassen, die über gewisse handwerkliche und bäuerliche (ich weiss, klingt blöd) Fähigkeiten verfügten, um das Überleben der Kolonien zu gewährleisten.
Ich meine, dass diese Politik später etwas gelockert wurde.:still:
 
Zuletzt bearbeitet:
Vergesst die klimatischen Verhältnisse nicht. Ein großer Teil Afrikas besteht aus Wüsten oder Dschungelgebieten. Hinzu kommen tropische Krankheiten, die zwar auch den Einheimischen, vor allem jedoch den Zuwanderern zu schaffen machen.

Das ist ein wichtiger Punkt: Wenn ein potentieller Auswanderer aus Europa die Wahl hatte, nach Nordamerika oder in den Urwald zu gehen, dann fiel die Entscheidung nicht allzu schwer. Und mit ihnen kamen Pioniergeist und viel Know-How ins Land, die die USA zu ihrer jetzigen Größe werden ließen. (Wenn man "Amerika" als Kontinent betrachtet, gibt es ja auch Unterschiede. In Amazonien oder in der Atacamawüste ist der Fortschritt - und damit der Wohlstand - auch nicht in dem Maße vorhanden wie in den fruchtbaren Weidegebieten oder dem fruchtbaren Bauernland Nord- und Südamerikas.)
 
Zugespitzt könnte man sagen: Afrika war bis ins 19.Jhd. eigentlich nur eine navigatorische Schickane auf dem Weg nach Indien, die durch den Suezkanal entschärft wurde. Seltsamerweise beginnt sich Europa genau zu diesem Zeitpunkt (als auch die Sklaverei nach und nach verboten wurde) langsam für Afrika zu interessieren.
 
Mir scheint in der bisherigen Diskussion zu wenig bzw. gar nicht berücksichtigt zu sein, dass große Teile der Bevölkerung, besonders der Jugend und der politischen Eliten, in den kolonisierten Gebieten sowohl Afrikas als auch Amerikas durch Kolonialkriege und Sklaverei vernichtet worden sind.
In Nordamerika wurde dies kompensiert durch massive Zuwanderung (vorrangig) von Europäern, die mit großem wirtschaftlichem und politischem Engagement ausgestattet waren. Das war in Afrika m. E. nicht so.
 
Pope schrieb:
Zugespitzt könnte man sagen: Afrika war bis ins 19.Jhd. eigentlich nur eine navigatorische Schickane auf dem Weg nach Indien, die durch den Suezkanal entschärft wurde. Seltsamerweise beginnt sich Europa genau zu diesem Zeitpunkt (als auch die Sklaverei nach und nach verboten wurde) langsam für Afrika zu interessieren.

Die Betonung liegt auf “langsam”, ganz langsam sogar…
Machen wir uns doch nichts vor: Afrika ist auch heute noch einem Großteil der außerhalb lebenden Menschen ziemlich egal. Das wird auch so von den Medien gesehen, denn wann erscheint ein Beitrag über Afrika schon mal in den Nachrichten? Oder gar afrikanische Filme? Fehlanzeige!

Das Afrikabild hat sich seit über 100 Jahren nicht geändert (und wenn ich “Afrika” sage, meine ich Schwarzafrika, nicht die nordafrikanischen arabischen Staaten): Das ist ein buntes Bild an Vorurteilen über Dschungel, Neger, Safari, Tarzan, Elefanten, Löwen und Giraffen.


Hunger? Bürgerkriege? Kindersoldaten? Aids? Bedauerlich, aber so ist es halt in Afrika… Und damit ist das Thema abgehakt.

Es hat schon seine (bedauerlichen) Gründe, warum man Afrika als “vergessenen Kontinent” bezeichnet.
 
Da stellt sich mir die Frage ob dies nicht eher einer typisch Deutsche Sicht auf Afrika ist? Wie sieht es mit anderen Nationen aus? Wie z.B. Frankreich oder den USA? Damit meine ich nicht das Bild was in den Medien vermittelt wird, sondern eher das Politische und Strategische Interesse.

Desweiteren bleibt ja noch abzuwarten was die Afrikanische Union, Afrika für bringen wird.
 
Ich denke nicht, dass die Sicht von Aussen uns weiter bringt - interessant wäre es allemal. Gehen wir mal auf die Innensicht:

a) Worauf kann Nordamerika stolz sein?
b) Worauf kann Sub-Sahara Afrika stolz sein?
 
Lord Raglan schrieb:
a) Wiege der Modernen Demokratie (?)
b) Wiege der Menschheit (?)

Oder was meinst du?

Zum Beispiel. Wo ist der Stolz der Afrikaner, der sie zusammenschweissen und voranbringen könnte? Ich sehe ihn nicht.

Die Wiege der Menschheit zu sein, ist leider auch ein Stigma. "Hier sind also die Affen von den Bäumen geklettert!" Nicht gerade die schönste Assoziation ...
 
Pope schrieb:
Wo ist der Stolz der Afrikaner, der sie zusammenschweissen und voranbringen könnte? Ich sehe ihn nicht.
Es ist eben wieder eine europäische Sicht, dass es "die Afrikaner" geben soll. Es gibt eben keine "Pan-Afrikanische" Identität, auch keine afrikanische Nation, sondern verschiedene Kulturen.

Auch Amerika war inhomogen, die einzelnen Bevölkerungsgruppen siedelten sich aber nicht regional getrennt sondern großflächig "parallel-homogen" an, so dass einfach eine größere handlungsfähige Einheit entstand.
 
Ich denke der Vergleich zwischen den USA und Afrika als Kontinent ist nicht wirklich sinnvoll - dafür sind die Voraussetzungen einfach viel zu verschieden - es bedeutet Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Aber ich versuche mich trotzdem mal mit einer Liste über Afrikas Probleme - was mir so direkt einfällt. Sicher nicht vollständig.:grübel:

Die afrikanischen Staaten haben nach dem Entlassen in die Unabhängigkeit (und nun der Möglichkeit selber ihren Weg zu suchen und zu gehen) mit zahlreichen Problemen zu kämpfen, insbesondere den Folgen des Kolonialismus:

1. zahlreiche innerstaatliche Konflikte zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen (religiöser, ethnischer, wirtschaftlicher Natur) in den Staaten, deren Grenzen von den Kolonialmächten gezogen wurden sowie zwischen Staaten (Bsp.: Ruanda (Hutu-Tutsi), Sudan, Äthiopien-Eritrea) sowie Stellvertreterkriege zu Zeiten des Kalten Krieges - es ist sowieso fraglich, ob das europäische Konzept des Nationalstaates mit der Einheit von Volk, Territorium, Sprache und evtl. auch Religion übertragbar ist (Bsp. Nigeria: mehrere Ethnien, mehrere Religionen, eine Amtssprache und hunderte weitere Sprachen...)
2. die Weißen wurden häufig nur durch eine neue afrikanische Oberschicht ersetzt, die das Land ausbeutete; demokratische Strukturen fehlen; gerechtere Verteilung des Wohlstandes innerhalb der Bevölkerung notwendig
3. Nachholebedarf an Infrastruktur in manchen Gebieten
4. mangelnde (Rechts-)Sicherheit behindert ausländische Investitionen
(Korruption)
5. Agrarsubventionen der Industrienationen (gut 300 Mrd. € oder $, wenn ich dies richtig in Erinnerung habe) verhindern die wirtschaftliche Entwicklung in den ärmsten Ländern; Schutzzölle - kein wirklich freier Weltmarkt vorhanden
6. Nachholbedarf in technologischer Sicht - noch mehr Bildung notwendig
7. falsche, gut gemeinte Entwicklungspolitik der Industrienationen
8. mangelndes Gesundheitswesen - Aids in Schwarzafrika

Zu dem bereits genannten Punkten:

Den Sklavenhandel betrieben bereits vor den Europäern die muslimischen Araber in den Küstenregionen Ostafrikas z.B. betrieben, die auch noch heute muslimisch geprägt sind.

Rohstoffreichtum befördert sicher die wirtschaftliche Entwicklung, aber Japan z.B. ist vor allem durch Know-How zur Industrienation geworden. Aber sie ist kein Garant dafür - Bsp. OPEC-Mitglied Nigeria.
 
Jacobum schrieb:
Vergesst die klimatischen Verhältnisse nicht.

Wobei die frühe Kolonialisierung Nordamerikas (heutige USA) nicht gleich erfolgreich war, eben weil die klimatischen Verhältnisse in den heutigen USA für einen Europäer ebenfalls nicht so recht ideal waren ( und sind). Aber immerhin wollte man zumindest von Seiten der Briten dort dauerhafte Siedlungen errichten. Diese neuen Siedler bauten dort ein neues Leben auf.
Bei den Franzosen sah dies ein wenig anders aus. Sie trieben in erster Linie Handel.

Und mit ihnen kamen Pioniergeist und viel Know-How ins Land, die die USA zu ihrer jetzigen Größe werden ließen.

Das ist schon ein wichtiger Punkt. Es sind Leute ausgewandert nach Amerika, die trotz ihrer Fähigkeiten in dem gesellschaftlich starren Europa keine Chancen auf Aufstieg sahen. Es floss in der Tat sehr viel Know-How ins Land.
Aus Schwarz- Afrika gibt es wegen der unsicheren politischen und der desolaten wirtschafltichen Situation auch weiterhin einen Wegzug der gut ausgebildeten Eliten (Brain Drain).
 
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