Aktuelle Geschichtsdokus

Hab es leider noch nicht gesehen, aber das lässt ja hoffen, dass die Sendungen über den Russlandfeldzug ähnlich gut ausfallen. Heute kommt die Wiederholung von gestern.

Gruss, muheijo
Die zum Russlandfeldzug war technisch ähnlich gemacht und so ziemlich mit den selben Experten, aber ich fand die zu Ägypten erstens besser gemacht und zweitens interessanter. Es gibt einfach viel mehr Dokus zum Russlandfeldzug als zum Ägyptenfeldzug.

"Ich war ja schon beides: französischer leichter Infanterist um 1800 (da mit Zweispitz, obwohl wir bei Marengo den Vorgänger des Tschakos hätten haben müssen, den man von 1805/06 her kennt) und bin jetzt noch Grenadier mit einer Uniform von um 1800, die auch für 1798 passen müsste. Daher fiel mir auch besonders auf, dass alle Säbel nicht passen, da entweder Modell An IX oder An XI, was in jedem Fall einige Jahre nach 1798 (was An V oder An VI wäre). Die Details, ob es nun als An IX oder XI falsch ist, kann man bei so PC-Animationen nicht erkennen. Richtiger wären in jedem Fall die Säbel mit eckigem Bügel wie sie schon so in der Art im Unabhängigkeitskrieg geführt wurden.

Ziemlich absurd fand ich, dass die beiden Wissenschaftler in der Szene, die beim ersten Aufstand in Kairo spielt, angeblich nicht wussten wie man eine Muskete lädt. Das weicht ja im Prinzip nicht vom Laden einer Pistole ab und Pistolen hatte so ziemlich jeder reisende Zivilist. Ausgenommen vielleicht welche mit abschraubbarem Lauf, wo man nicht groß stopfen musste."

" Wie sooft würde ich mir, wenn man schon auf das Ross PC-Animation setzt, detailliertere Karten der Schlachtabläufe wünschen, die ja dann bei dem hier ohnehin betriebenen Aufwand kein Hindernis mehr bedeuten dürften."

Seltsam, dass die franz. Infanterie nie in den typischen Uniformen des Ägyptenfeldzuges mit den besonderen Helmen zu sehen waren!

Für eine Doku über diesen Zeitschnitt nicht so schlecht, auf jeden Fall besser als "Austerlitz - Napoleons langer Marsch zum Sieg" - auch wenn das auch von Arte und mit ähnlichen Experten war. Aber da sah der Napi schon sehr albern aus. Außerdem gab es da auch bei den Expertenkommentaren teilweise totalen Stuss.
 
Heute Abend auf ORF eine Doku über Maria Theresia. Gerti Drassl, die sie darstellen wird, ist eine hervorragende Schauspielerin, könnte als interessant werden.

Ach ja, bevor das übliche "aber ich kann keinen ORF empfangen" losgeht - wir leben im Jahr 2017 Leute, man kann die Doku auch streamen bzw. in der ORF-Mediathek ansehen. (7 Tage nach dem Termin der Erstausstrahlung). Link dazu am Ende des Artikels.

ORF 2: Universum History - tv.ORF.at
 
Heute Abend auf ORF eine Doku über Maria Theresia. Gerti Drassl, die sie darstellen wird, ist eine hervorragende Schauspielerin, könnte als interessant werden.

Ach ja, bevor das übliche "aber ich kann keinen ORF empfangen" losgeht - wir leben im Jahr 2017 Leute, man kann die Doku auch streamen bzw. in der ORF-Mediathek ansehen. (7 Tage nach dem Termin der Erstausstrahlung). Link dazu am Ende des Artikels.

ORF 2: Universum History - tv.ORF.at

Es kann sein, dass der Abruf über Mediathek bzw. Mediathek über die IPN-Adresse so gesteuert wird, dass man von außerhalb der Alpenrepublik diese nicht abrufen kann. Müßte man nach Ausstrahlung ausprobieren. Ich habe schon häufiger diese Erfahrung (allerdings mit Programmangeboten der BBC gemacht), auch deutsche öffentlich-rechtliche Sendungen sind wohl im Ausland nicht über Internet abrufbar.


Das ist wohl die gleiche: ARTE MEDIATHEK | ARTE | Maria Theresia - Majestät und Mutter
 
Hab es leider noch nicht gesehen, aber das lässt ja hoffen, dass die Sendungen über den Russlandfeldzug ähnlich gut ausfallen. Heute kommt die Wiederholung von gestern.

Gruss, muheijo
Hi, Du Napoexperte.

Und wie hat es Dir nun gefallen?

Ich fand den Napidarsteller auch irgendwie passend. Scheinbar interessiert an den Wissenschaften, aber auch so distanziert wie ich ihn kenne.
 
Ach ja, bevor das übliche "aber ich kann keinen ORF empfangen" losgeht - wir leben im Jahr 2017 Leute, man kann die Doku auch streamen bzw. in der ORF-Mediathek ansehen. (7 Tage nach dem Termin der Erstausstrahlung). Link dazu am Ende des Artikels.

ORF 2: Universum History - tv.ORF.at

Es kann sein, dass der Abruf über Mediathek bzw. Mediathek über die IPN-Adresse so gesteuert wird, dass man von außerhalb der Alpenrepublik diese nicht abrufen kann. Müßte man nach Ausstrahlung ausprobieren. Ich habe schon häufiger diese Erfahrung (allerdings mit Programmangeboten der BBC gemacht), auch deutsche öffentlich-rechtliche Sendungen sind wohl im Ausland nicht über Internet abrufbar.



Das ist wohl die gleiche: ARTE MEDIATHEK | ARTE | Maria Theresia - Majestät und Mutter

Meine Vermutung war richtig:

orf.JPG

Universum History: Maria Theresia - Majestät und Mutter vom 02.05.2017 um 21.05 Uhr / ORF TVthek

Da müssen wir halt auf die arte-Ausstrahlung warten.:winke:
 
War aber gut! Also schaut es Euch auf ARTE an....

Naja, gut?

Die Kostüme waren aus ner Rumpelhalde. So hätte sich das arme Franzerl nicht tot über den Zaun gehängt. Waren die "Schlacht"szenen vielleicht aus der unsäglichen Folge aus die "Deutschen"? Die Requisiten sahen genauso aus wie aus "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" oder den Otto-Gebühr-Filmen. Preußen mit modernen Tornistern, Österreicher mit Fantasieuniformen. Am besten war aber der Auftritt des Leutnant Roteck aus "Der Kurier der Kaiserin", dieser einsame Offizier in grüner Uniform, der auf Befehl der Kaiserin zum Karnevals-Kaunitz reisen durfte, der ein alter aufgedunsener Typ in Fasnetsfummel war. Kaunitz war ein modebewusster Mensch mit Hang zur Affektion, den daher bisweilen der Spott der Zeitgenossen traf und 1753 42 Jahre alt!

Inhaltlich war es auch eher mau. Tausendmal das was schon tausendmal zuvor gesagt worden ist. Das einzige, ehrlich gesagt, Highlight waren die Bilder der Originalbriefe, die der französische Historiker mit der hässlichen Krawatte interpretierte. Die Habsburger-Nachfahrin sülzte nur unnütz herum. Erinnerte ein bisschen an einen greisen Anhaltiner, der mal in einer Doku über August den Starken auftrat. Der beste Witz war die Behauptung, Isabella von Parma sein die Enkelin von Louis XIV gewesen. :autsch:
Bei der Auswahl der Historiker fehlten mir Frau Lever und natürlich Frau Stollberg-Rillinger.

Für ne Jubiläums-Doku, die auch schwer beworben wurde, wenig Aufwand, wenig Neues, teilweise haarsträubender Quatsch. Dann doch lieber die Dokus von Peter Prestel. Vielleicht hätte sich Arte da auch mal beraten lassen sollen, wo man gescheite Requisiten und Fachleute herbekommt. Selbst die Katharina-Thalbach-Friedrich-Doku war nicht so mies.
 
Ich habe mir gerade "Maria Theresia - Majestät und Mutter" angesehen. Danke für den Hinweis von Euch :winke:
Mir ist aufgefallen, dass das Wort "Russland" oder Zar nicht einmal darin vorkommt.

Nach Ende des Österreichischen Erbfolgekrieg wird aus meiner Sicht zu Recht Preußen als "neue" Großmacht benannt, als alte England, Frankreich und Habsburg ebenfalls zu recht. Russland fehlt. Spanien und die Niederlande würde ich 1748 eher mit einem Fragezeichen versehen.
Bei der Darstellung des 7-jährigen Krieges wird Russland als (kriegsentscheidender) Verbündeter Österreichs überhaupt nicht erwähnt. Die angeschnitte 1. polnische Teilung - keine Erwähnung Russlands.
Auch wenn es auf eine rein dynastische, familienpolitische Doku hinauslaufen sollte, bei der Russland aus habsburgischer Sicht wohl nicht so erwähnenswert wäre, ist die komplette Ausblendung des Zarenreichs wenig objektiv, denke ich. Das hätte man mit ein paar Nebensätzen vermeiden können.
 
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Nach Ende des Österreichischen Erbfolgekrieg wird aus meiner Sicht zu Recht Preußen als "neue" Großmacht benannt, als alte England, Frankreich und Habsburg ebenfalls zu recht. Russland fehlt. Spanien und die Niederlande würde ich 1748 eher mit einem Fragezeichen versehen.
Bei der Darstellung des 7-jährigen Krieges wird Russland als (kriegsentscheidender) Verbündeter Österreichs überhaupt nicht erwähnt. Die angeschnitte 1. polnische Teilung - keine Erwähnung Russlands.
Auch wenn es auf eine rein dynastische, familienpolitische Doku hinauslaufen sollte, bei der Russland aus habsburgischer Sicht wohl nicht so erwähnenswert wäre, ist die komplette Ausblendung des Zarenreichs wenig objektiv, denke ich. Das hätte man mit ein paar Nebensätzen vermeiden können.
Ist Dir nicht auch aufgefallen, dass behauptet wurde, Maria Theresia sei die einzige Herrscherin in dieser Zeit gewesen? Wer sowas behauptet, muss ja sowohl Zarin Anna, als auch Zarin Elisabeth und Katharina II. (die Zweite!) ausklammern. Sonst passt das mit dem Alleinstellungsmerkmal nicht.

Dass beispielsweise die spanische Königin im Bündnis der Bourbonen die treibende Kraft für den blutigen italienischen Kriegsschauplatz war - was z.B. in "The Queen's Gambit" oder auch in Reed Brownings Buch betont wird, darf folglich auch nicht auftauchen. Überhaupt geht mir diese Fokussierung auf Schlesien auf die Nerven. Die Barriere-Problematik war für Österreich mindestens genauso schädlich wie der Einflussverlust in Italien.
 
Würdest du Österreich 1748 als "Großmacht" mit einem Fragezeichen versehen?
Hm, ja vielleicht. Wenn man sich praktisch jeden dieser Kriege anschaut bis hin zum Siebenjährigen, konnte Österreich diese Kriege nicht allein führen. Wenn eine Großmacht, dann doch auf tönernen Füßen. 1748 musste Österreich einknicken, da England den Geldhahn zu drehte. England hatte nie ein Interesse daran, dass Österreich für den Verlust Schlesiens kompensiert wurde - gegenteilige Versprechungen hin oder her. Die Großmächte erwogen ja auch nie eine Kompensation für Sachsens Einbußen, entgegen der Verträge (weshalb sich Sachsen 1746 auch nicht mehr gebunden fühlte, Truppen nach Flandern zu entsenden, die doch kriegsentscheidend hätten wirken können).

Nicht umsonst ließ Maria Theresia in den ersten Regierungsjahren eine Art Kassensturz veranlassen. Sie stellte fest, dass sie ein Großreich mit zahlreichen Staaten verwaltete (wenn auch weniger als Österreich 1715 inne hatte), die erschreckend wenig unterm Strich abwarfen. Bartenstein analysierte, als er von der Außenpolitik ins Innere gewechselt war, dass die Österr. Niederlande durch die hohen Ausgaben für die Barrierefestungen bei weitreichenden Handelsbeschränkungen nichts abwarfen. Bartenstein erwähnt nicht weniger als 1.250.000 hol. Gulden jährlich (!) zum Unterhalt der holländischen Festungsbesatzungen (die laut ihm militärisch nichts taugten) und obendrein Millionen an Schulden, die an den ehemaligen Spanischen Niederlanden hingen.

Wenn wir das Ganze jetzt mit Preußen vergleichen, dann ist es wohl auch so, dass Preußen - als es noch nicht England als Subsidienmacht hinter sich wusste und nicht mehrere deutsche Fürstentümer ausbeuten konnte - zu kurzen effizient geführten Kriegen gezwungen war.

Eigentlich konnten nur England, Frankreich und Russland dauerhaft auf eigene Kosten große Heere im Feld halten.
Spanien schickte nur wenige Truppen und auch die nur ins Gebiet ihrer konkreten Einflusssphäre (im Österr. Erbf.krieg Italien, im Siebenjährigen Krieg Portugal).

Erst mit den Reformen und der Nutzbarmachung zahlreicher Ressourcen scheint mir Österreich eine Großmacht aus eigener Kraft geworden zu sein. Wie ruinös der 1. und 2. Koalitionskrieg auch war, bewies er doch die Leistungsfähigkeit Österreichs, das 1792 bis 1801 fast ununterbrochen Truppen im Feld behielt und das trotz innerer Krisen und der dauernden preußischen und türkischen Bedrohung.
 
Wenn wir das Ganze jetzt mit Preußen vergleichen, dann ist es wohl auch so, dass Preußen - als es noch nicht England als Subsidienmacht hinter sich wusste und nicht mehrere deutsche Fürstentümer ausbeuten konnte - zu kurzen effizient geführten Kriegen gezwungen war.

Ich denke, dann müsste man Preußen ebenfalls mit einem Fragezeichen versehen, auch mit England als Subsidienmacht. Ohne "das Wunder des Hauses Brandenburg" hätte Preußen Schwierigkeiten gehabt, den 7jährigen Krieg zu überstehen.
Die Fähigkeit alleine Krieg zu führen (gegen andere "Großmächte") hatte kaum eine "Großmacht", ok das revolutionäre Frankreich zeitweise. Deswegen denke ich, kann es nicht das ausschlaggebende Kriterium für eine "Großmacht" sein.
 
Ich denke, dann müsste man Preußen ebenfalls mit einem Fragezeichen versehen, auch mit England als Subsidienmacht. Ohne "das Wunder des Hauses Brandenburg" hätte Preußen Schwierigkeiten gehabt, den 7jährigen Krieg zu überstehen.
Die Fähigkeit alleine Krieg zu führen (gegen andere "Großmächte") hatte kaum eine "Großmacht", ok das revolutionäre Frankreich zeitweise. Deswegen denke ich, kann es nicht das ausschlaggebende Kriterium für eine "Großmacht" sein.
Wenn wir jetzt Einfluss als Gradmesser nehmen, so ist der schwer zu messen. Gern wird ja versucht ein strategisches Kalkül hinter der Heiratspolitik von Maria Theresia - um mal zu ihr zurück zu kehren - zu erkennen. Solche Aspekte mögen schon stimmen. Eheschließungen führten auf beiden Seiten zu Abhängigkeiten - nicht zuletzt bei der Mitgift, den Erbansprüchen. Die traditionellen Entsagungen der Prinzessinnen auf Erbansprüche im elterlichen Fürstentum waren ja oft das Papier nicht wert, worauf sie geschrieben waren. Andererseits hatten Gemahlinnen selten einen konkreten Einfluss auf die Politik und wenn sie ihn hatten, war es durchaus zweifelhaft, dass die Politik im Sinne des eigenen Elternhauses betrieben wurde. Erhöhte die Heirat Maria Antonias den österreichischen Einfluss in Paris/Versailles? Ich glaube nicht. Genauso wenig wie im Fall von Marie-Thérèse, der Gemahlin von Louis XIV.

Wie misst man dann Großmacht? An der Fläche und Kopfzahl der Untertanen? Dann wäre ja Polen auch noch im 18.Jh. eine gewesen. Einfluss besaß Polen m.E. nirgendwo, im 17.Jh. wäre es was ganz anderes. Würde es nach dem Einfluss gehen, wäre Spanien in der 1. Hälfte des 18.Jh. noch immer eine Großmacht gewesen. Einflusssphären in Amerika, Ostindien, in West- und Südeuropa. Es gab ja dann einige spanische Infanten auf italienischen Thronen.
 
Es ist, denke ich, eher die Frage, wie ein Staat behandelt wurde und wie er sich selbst sah. Sonst kann es schnell um Anachronismen und Dünkel des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehen.

Zu den großen Mächten könnten die gezählt werden, über deren Köpfe hinweg nicht entschieden werden konnte. Der Große Kurfürst musste noch hoffen, dass ihm aus seinen Knochen Rächer entstehen werden, wie er es ausdrückte. Auch sein Enkel musste noch als mittlere Macht agieren. Erst Friedrich d. Gr. erreichte, dass Preußen bei Verhandlungen nicht mehr von anderen abhängig war.

Die Zurücksetzung en, die dazu führten, dass sogar anerkannte Preussische Ansprüche sich am Ende in Luft auflösten, führte er als Grund für den Einmarsch in Schlesien an. Der noch von seinem Vater akzeptierte Wortbruch in Zusammenhang mit der pragmatischen Sanktion war für Friedrich nicht hinnehmbar. Doch erst der 7jährige Krieg zeigte, dass hier nicht nur eine Situation ausgenutzt worden war, sondern die Position auch behauptet werden konnte, wenn auch letztendlich mit einer großen Portion Glück. Nur gehörte Fortuna nach damaliger Auffassung eben auch dazu.

Dass in einem regelrechten Weltkrieg auch eine Großmacht nicht allein bestehen kann, ist, denke ich, eine Selbstverständlichkeit, die im heutigen Begriff Supermacht Ausdruck findet. Hinzu kommen ungelöste strategische und taktische Probleme, die dazu führten, dass nach dem 7jährigen Krieg 'große' Kriege als nicht führbar betrachtet wurden.

Natürlich ist zu berücksichtigen, dass ein Staat nur so weit Großmacht ist, wie er sich einmischt. In diesem Sinne war wohl Frankreich die Großmacht mit den weitesten Interessen, Preußen die mit dem engsten Rahmen.

Österreich war sicher die Macht aus diesem Kreis, mit den größten Schwierigkeiten, Herr seiner Ressourcen zu sein. Doch blieb es als Macht anerkannt, konnte weiter agieren und war reformfähig. Trotz aller Mängel konnte es weiter mithalten.
 
@Riothamus und Brissotin:
Ich gebe euch in vielem recht. Die Definition, dass ein Land eine "Großmacht" sein könnte, wenn wichtige diplomatische Ereignisse nicht ohne ihre Mitsprache gelöst werden können, kann ich nachvollziehen.
Auch wenn es vielleicht der falsche Thread ist (auslagern kein Problem, wenn gewünscht, starte ich auch 'n neuen Thread), so stelle ich doch mal eine etwas provokative Frage: Könnte man im 18.Jh den Erhalt von Subsidien nicht auch als Ausschlusskriterium für einen "Großmachtstatus" anlegen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch das ist nicht so einfach. In den Koalitionskriege war es z.B. dem Hochstift Paderborn nicht möglich, genug Soldaten für das zu stellende Bataillon anzuwerben. Da wurde arrangiert, dass statt dessen Subsidien an den Prinzen Louis Victor Meriadec von Rohan gezahlt werden konnten, der sonst vom Kaiser bezahlt wurde. Ob man das nun als versteckte Subsidien an Habsburg wertet, oder den Prinzen, obwohl nicht regierend, reicher und militärisch mit größerer Schlagmacht als Paderborn -mit 217 Mann Sollstärke, von denen die Hälfte schon als untauglich galt, und einer Gestellungspflicht von 820 Mann, die seit 1719 nicht mehr aufgestellten Reiter in Fußsoldaten umgerechnet, nicht einmal die kleinste Macht im Reich- sind hier die üblichen Verhältnisse umgekehrt. Der Reichere und Mächtigere hilft, damit der Kleine seine Verpflichtungen erfüllen kann. Als statt Triplum das Quintuplum gestellt werden sollte (schon im Februar) schloß sich Paderborn schnell dem Frieden von Basel (5.April) an. (Kündigung Subsidienvertrag erst 9. September) Das Fürstbistum hatte nicht mal die bisherigen Gelder selbst aufbringen können und Kredit bekam es keinen. Die Landstände zahlten ihrem Fürsten eine Beihilfe, da sie keinen Präzedenzfall mit Steuern schaffen wollten!

Aber ja, auch Subsidien sind -abgesehen von solchen und vielleicht noch anderen Fällen- ein Indikator. In Preußen brauchte man lange Subsidien. Die wirtschaftlichen Reformen begannen erst unter Friedrich entsprechend zu greifen.

Aber es war auch dann eine nicht zu verachtende Geldquelle, gegen Subsidien Truppen zu stellen, wenn man nicht darauf angewiesen war.

Wir sollten, denke ich das Gesamtpaket betrachten. Politik ist zu komplex, als dass es mit einem oder zwei Faktoren auszumachen ist, wie angesehen oder wie mächtig ein Staat aus damaliger und heutiger Sicht oder in der Selbstbezeichnung ist.

Ich übertreibe und verzerre mal ein Bisschen zur Erläuterung, unterstellt mir also nicht, ein russischer Propagandatroll zu sein: [Trollmodus ein :D ]

Russland wurde lange klein geredet. Aber nachdem die USA und Deutschland den der Ukraine zugesicherten Beistand verweigerten, muss konstatiert werden, dass Russland sich als militärisch stärker herausgestellt hat, weil die USA Skrupel haben, ihr Militär einzusetzen. Da damit bewiesen wurde, dass die USA und Deutschland Garantien nicht einhalten, verlangen nun die Osteuropäischen Staaten die Präsenz von NATO-Truppen. Als Vertragspartner gelten die USA und Deutschland nicht mehr als zuverlässig, wenn nicht Handlungen hinzukommen. Die USA verlangen Geld von den NATO-Staaten.

Ist die USA jetzt keine Großmacht mehr? Ist Deutschland mächtiger als die USA, weil mehr Geld gefordert wird? Ist Russland der mächtigste Staat der Welt, weil es sich nicht um die anderen schert? [Trollmodus aus]

Und, wie schon formuliert, von welchem Standpunkt aus betrachten wir das?
 
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