Alarich

heinz

Aktives Mitglied
Der um 370 geborene Westgote diente zusammen mit seinem Stamm in der römischen Armee. Weil er vermutlich zu wenig Sold und Einfluss erhielt, ließ er sich zum König ausrufen und wandte sich gegen Ostrom, wobei er Griechenland plünderte. Dann wurde er von byzantinischen Diplomaten mittels Bestechung zum Zug nach Westen überredet, zunächst jedoch zurückgeschlagen. Beim zweiten Versuch, Italien zu erobern, kam Alarich 408 bis Rom, verschonte die Stadt allerdings gegen ein riesiges Lösegeld. 410 nahm er dann Rom ein, zog aber nach drei Tagen weiter in den Süden. Wenig später starb er überraschend und wurde an einem geheimen Ort im Fluss Busento begraben. :rolleyes:
 
Mein lieber Heinz, wie kommst du gerade auf Alarich? Abgesehen vom Gedicht "Nächtlich am Busento", mit dem man früher die Schüler quälte, liegt seine einzige Bedeutung eigentlich im Negativen: Allseits bekannte Plünderung Roms am 14. August 410, was für das spätantike Romdenken eine tiefe Erschütterung bedeutete.

Ein Versuch Alarichs, nach Afrika überzusetzen, scheiterte und sein Begräbnis am Busento bei Cosenza dürfte nach Meinung mancher Historiker Sage sein.
 
Mein lieber Dieter,
in meinem Geschichtsheft G/Geschichte wird gerade die Geschichte Roms im Mittelalter, was immer man darunter versteht, von der Reichsteilung in West- und Ostrom im Jahre 395 bis zum Großen Abendländischen Schisma von 1378 bis 1420 behandelt. Da kam nun auch Alarich und die Plünderung im Jahr 410 vor. Da außer den Vandalen nur noch die Westgoten Rom geplündert haben, war er mir schon ein paar Zeilen wert. ;)
 
heinz schrieb:
Mein lieber Dieter,
in meinem Geschichtsheft G/Geschichte wird gerade die Geschichte Roms im Mittelalter, was immer man darunter versteht, von der Reichsteilung in West- und Ostrom im Jahre 395 bis zum Großen Abendländischen Schisma von 1378 bis 1420 behandelt. Da kam nun auch Alarich und die Plünderung im Jahr 410 vor. Da außer den Vandalen nur noch die Westgoten Rom geplündert haben, war er mir schon ein paar Zeilen wert. ;)

Mal die Kelten nicht zu vergessen, oder die potentiellen Siege der Etrusker...
Mal anders formuliert: ich schätze deine Bemühungen, Wissenswerters hier einzubringen und so möglicherweise auch Diskussionsgrundlagen zu liefern.
Es wäre nur besser, fachlich wie inhaltlich, wenn du dich dabei nicht nur auf eine Quelle an Sekundärliteratur stützen würdest, und wenn schon, so doch bitte auf eine qualitativ hochwertigere als dieses Heftchen aus einer Serie für Kinder.

Ansonsten sollte Alarich wirklich erwähnt werden, seine Bedeutung und die Darstellung seiner Zeitgenossen ist es wirklich wert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Abgesehen davon ist Alarich nun ja für die Geschichte der Goten nicht gerade unbedeutend. Ihn nur nach der Eroberung Roms zu beurteilen fände ich ziemlich einseitig bedacht.
Sicher, wenn man die Geschichte nach solchen epochalen Ereignissen und zentralen Kulturen beurteilt, dann ist er nur eine Randnotiz. Nur ist der Ethnogeneseprozeß der Goten nach meiner Meinung ein sehr interessanter und auch lohnenswerter Zweig der Geschichtsforschung und insofern würde ich da Alarich schon etwas mehr beimessen als nur der "Plünderer Roms". ;)
Gruß

Marbod
 
Die Rolle Alarichs sollte man nicht einfach als „Zerstörer“ Roms herunterspielen, denn die Bedeutung des Westgotenzugs ist schon etwas größer als eine einfache Plünderung.

Ich zitiere hier einmal W.Pohl, der allgemein über die Völkerwanderung und die Ansiedlung von Germanenstämmen geschrieben hat: „Sie waren nun in einer Position, wo sie leicht Druck auf das Imperium ausüben konnten; nun verkörperten sie ja in einer bestimmten Provinz die Reichsgewalt und um sie im Fall des Falles unter Kontrolle zu halten mussten erst Truppen aus anderen Teilen des Reiches aufgeboten werden.[…] Der erste, der in diesem Spiel wirklich alles riskierte, war Alarich I, König der Westgoten.“
In den letzen Jahren des 4.Jh betraten immer wieder verschiedene Gruppen von Stämmen den Reichsboden um entweder zu Plündern und /oder um als Foederaten dort angesiedelt zu werden.

391 taucht Alarich zum ersten Mal als Anführer aufständischer Goten auf, die Theodosius I sogar eine Niederlage beibringen konnten, dann aber von Stilicho in aussichtslose Lage gebracht wurden. Jedoch wurden die Aufständischen nicht vernichtet, da sie als militärische Einheit eine zu wichtige Rolle im Reich spielten. So kämpfte Alarich 394 auf der Seite Theodosius I gegen Eugenius am Frigidus, wo seine Westgoten sogar die Hauptlast der Kämpfe trugen. Nach 395 und dem Tod Theodosius I bemühte sich Alarich um eine bessere Postition und um besseres Siedlungsland für seine Goten, was je nach Situation in Übereinstimmung mit den Mächtigen des Reichs, oder in Rebellion gegen diese geschah.
401/02 zog er zum ersten Mal Richtung Italien, wo er jedoch Stilicho unterlag und sich nach Illyricum zurückziehen musste, dort aber von Stilicho geduldet wurde. Nach den Einfall Radagasius(405/6) in Italien und dem Vandaleneinfall in Gallien(406/7) sah Alarich erneut eine Chance und drohte 408 mit einem Einfall in Italien. Stilicho versuchte Alarich mit hoher Geldsumme für seine Seite zu gewinnen und plante die Westgoten nach Gallien zu entsenden.
Die Ermordung Stilichos und die folgenden antibarbarischen Ausschreitungen verhinderten dann jedoch diese Pläne und führten Alarich Heer eine große Zahl an Truppen zu, so dass er nun problemlos in Italien einfallen konnte. Er zog 408 vor Rom und verschonte dieses nur gegen ein enormes Lösegeld. Danach durchzogen sein Goten Italien und Alarich versuchte eine günstige Position zu erreichen. So lies er 409 Attalus zum neuen Westkaiser ausrufen, der jedoch ein Chance auf Frieden verspielte. So wurde dann Rom am 24.8.410 von den Goten drei Tage lang geplündert. Die Goten zogen mit enormen Reichtümern und was für das spätere 5.Jh noch wichtig werden sollte, mit Galla Placidia, einer Tochter Theodosius I, erst nach Süditalien und dann weiter nach Gallien. Alarich veruschte in Süditalien wohl ein Übersetzen seiner Goten nach Afrika, welches den erhofften Reichtum an Getreide zur damaligen Zeit zu bieten hatte, scheiterte jedoch und starb 410 irgendwo in Süditalien. Sein Nachfolger wurde sein Schwager Athaulf der die Goten dann weiter nach Gallien führte.

Man sollte anmerken, dass es immer Alarichs Ziel war eine feste Eingliederung seiner Goten in das römische Militärwesen und die Zuweisung eines guten Siedlungsgebiets zu erreichen. Jedoch zeigten sich sowohl Honorius als auch der von Alarich aufgestellte Gegenkaiser Attalus als nicht bereit oder fähig einen Kompromiss zu finden, was daraufhin die bekannten Folgen hatte. Die Zerstörung Roms ist politisch weitaus geringer zu bewerten als es später im Mittelalter durch entstandene christliche Schriften dargestellt wurde, da der Kaiserhof schon lange in Ravenna verweilte und Rom somit nicht mal mehr „Hauptstadt“ des Westreichs war.
 
Lieber Sheik,

was du über Alarich alles schön akribisch aufgelistet hast, könnte bei jedem dieser zahlreichen kleinen Völkerwanderungskönige stehen, die sich durch List, Charisma, Brutalität, Beutegier und zugleich auch Naivität auszeichneten. Eine bleibende historische Leistung vermag ich nicht zu erkennen, ganz abgesehen davon, dass die Germanenreiche der Völkerwanderungszeit allesamt nach kurzer Zeit der Vernichtung und Auflösung anheim fielen. Am längsten überdauerte mit etwa 200 Jahren das Westgotenreich in Spanien aufgrund seiner strategisch günstigen Randlage, alle anderen hatten kaum mehr als 100 Jahre Bestand. Nennenswerte historische Substanz hat keines dieser Reiche zu bieten.

Einzig vielleicht Theoderich mit seinem italienischen Ostgotenreich könnte man einen etwas bedeutenderen Rang zubilligen, doch hat ihn seine Staatsgründung ebenfalls nur kurz überdauert und eigentlich ist er uns mehr in einer etwas romantisch verklärten Weise gegenwärtig.

Kurzum: Alarich "bedeutend" zu nennen, würde ihm allzu viel Ehre geben.
 
Sheik schrieb:
Die Rolle Alarichs sollte man nicht einfach als „Zerstörer“ Roms herunterspielen, denn die Bedeutung des Westgotenzugs ist schon etwas größer als eine einfache Plünderung.
Man sollte anmerken, dass es immer Alarichs Ziel war eine feste Eingliederung seiner Goten in das römische Militärwesen und die Zuweisung eines guten Siedlungsgebiets zu erreichen. Jedoch zeigten sich sowohl Honorius als auch der von Alarich aufgestellte Gegenkaiser Attalus als nicht bereit oder fähig einen Kompromiss zu finden, was daraufhin die bekannten Folgen hatte. Die Zerstörung Roms ist politisch weitaus geringer zu bewerten als es später im Mittelalter durch entstandene christliche Schriften dargestellt wurde, da der Kaiserhof schon lange in Ravenna verweilte und Rom somit nicht mal mehr „Hauptstadt“ des Westreichs war.

Lieber Sheik,
ich sehe es genauso wie Du. Alarich ging es in erster Linie darum Land für seine Westgoten zu erhalten, auf dem sie siedeln konnten. Außerdem war die sogenannte Zerstörung doch eher eine Plünderung Roms. Ich habe das Thema aufgegriffen, weil ohne die Westgoten der Angriff der Hunnen nicht hätte abgewehrt werden können. :rolleyes:
 
Dieter schrieb:
Lieber Sheik,

Eine bleibende historische Leistung vermag ich nicht zu erkennen, ganz abgesehen davon, dass die Germanenreiche der Völkerwanderungszeit allesamt nach kurzer Zeit der Vernichtung und Auflösung anheim fielen. Am längsten überdauerte mit etwa 200 Jahren das Westgotenreich in Spanien aufgrund seiner strategisch günstigen Randlage, alle anderen hatten kaum mehr als 100 Jahre Bestand. Nennenswerte historische Substanz hat keines dieser Reiche zu bieten.
Einzig vielleicht Theoderich mit seinem italienischen Ostgotenreich könnte man einen etwas bedeutenderen Rang zubilligen, doch hat ihn seine Staatsgründung ebenfalls nur kurz überdauert und eigentlich ist er uns mehr in einer etwas romantisch verklärten Weise gegenwärtig.

Mein lieber Dieter, was ist mit dem Langobardenreich, das sich in Italien bis zur Übernahme durch die Franken hielt? :confused: Die Franken selbst breiteten sich ja in Gallien bis zu den Pyrinäen aus, ohne der Vernichtung anheim zu fallen. :rolleyes:
 
heinz schrieb:
Lieber Sheik,
ich sehe es genauso wie Du. Alarich ging es in erster Linie darum Land für seine Westgoten zu erhalten, auf dem sie siedeln konnten.
Motivfrage. Dies kann man nicht klar beantwortren. Angeblich war er auch unzufrieden, bekam nicht den militärischen Rang den er verlangte, seine Truppen wurden nicht mehr ordentlich bezahlt...
Hier eine klare Antwort zu geben ist genauso unmöglich wie im Falle Arminius.

Außerdem war die sogenannte Zerstörung doch eher eine Plünderung Roms.
Da Rom hinterher noch stand ist das grundsätzlich richtig. Das Ausmaß der Schäden läßt sich heute kaum noch schätzen.

Kurzum: Alarich "bedeutend" zu nennen, würde ihm allzu viel Ehre geben.
Alarich gab seinen Goten einen Kurs vor. Dieser führte sie in kriegerischen Kontakt mit Ostrom und schließlich zur Eroberung Roms im westlichen Reich.
Ergo: bedeutend für das Schicksal der Goten, bedeutend für die zukünftige Entwicklung Roms. Ergo scimus: Bedeutend.
 
Lieber Dieter,

Sowohl Frankenreich als auch Langobardenreich sollten noch länger als das Westgotenreich überleben. Soviel als kleine Anmerkung.
 
Das Frankenreich gilt unter Historikern nicht als Reich der Völkerwanderung, weil die Franken eben nicht "wanderten" wie z.B. die Goten, Wandalen oder Burgunder. Sie dehnten sich lediglich von ihren Sitzen an Mosel, Maas und Rhein langsam nach Süden aus, d.h. sie expandierten lediglich. Deshalb habe ich die Franken auch nicht aufgezählt, da deren Reich selbstverständlich eine historische Größe ist.

Hinsichtlich der Langobarden muss ich Heinz allerdings recht geben und mich korrigieren. Ihr Reich hatte in der Tat Nachwirkungen, die noch Jahrhunderte spürbar waren. So z.B. in den Herzogtümern Spoleto und Benevent, die das Reich im Norden lange überdauerten, der lombardischen (langobardischen!) Bevölkerung usw.

Interessieren würde mich noch etwas anderes. Ich schrieb oben, dass viele Historiker das Begräbnis am Busento bei Cosenza als Sage einstufen. Ist das wohl der generelle Tenor, oder gibt es auch seriöse Untersuchungen, die das Grab für wahrscheinlich halten? Und an welcher Stelle des Flusses soll es wohl gelegen haben?
 
Dann entschuldige ich mich ebenfalls. Ich hatte aus mir irgendwie im nachhinein nicht nachvollziehbaren Gründen nur deinen letzten Beitrag gelesen und somot ausschließlich den Begriff Germanenreich. Und das schließt das Frankenreich in keinster Weise aus.
Das man das Frankenreich nicht als "klassisches" Reich der Völkerwanderung ansehen muss ist mir durchaus bekannt :D
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Dieter schrieb:
Das Frankenreich gilt unter Historikern nicht als Reich der Völkerwanderung, weil die Franken eben nicht "wanderten" wie z.B. die Goten, Wandalen oder Burgunder. Sie dehnten sich lediglich von ihren Sitzen an Mosel, Maas und Rhein langsam nach Süden aus, d.h. sie expandierten lediglich. Deshalb habe ich die Franken auch nicht aufgezählt, da deren Reich selbstverständlich eine historische Größe ist.

Also das ist mal Unfug, sorry wenn ich das so hart sagen muss.
Das Merowinger Reich von Chlodwig ist und war schon immer Teil der "Völkerwanderungszeit".
 
Du magst es zwar nicht glauben, aber es verhält sich so. Natürlich gab es das Reich der Franken zur Zeit der Völkerwanderung, aber es zählt nicht zu den typischen Wanderungsreichen wie die Reiche der Wandalen, West- und Ostgoten, Burgunder, Sueben usw. usw. Wie ich schon oben sagte, versteht man darunter die Germanenreiche, die nach mehr oder weniger langen Wanderungstrecks von den wandernden Germanenvölkern gegründet wurde. Alles klar?
 
So gesehen sind auch die Franken gewandert, sie haben nur nicht den Kontakt zu ihren Stammlanden verloren.
Das Frankenreich von Chlowig war vom Charakter her ein mehr oder weniger typisches Völkerwanderungs Germanenreich. Nur hat es sich weiterentwickelt und deswegen gab es das Reich länger als die anderen Reiche bzw. die anderen Reiche unterlagen dem Frankenreich.

Früher wurde auch mal die Überzeugung vertreten, dass das Frankenreich nur deswegen so lange überlebt hat, weil es den Kontakt zu den Stammlanden nicht verloren hat und somit regelmäßig "Nachschub" an Kriegern nachholen konnte. Ob diese Theorie inzwischen wiederlegt ist weiß ich leider nicht.
 
Dieter schrieb:
Am längsten überdauerte mit etwa 200 Jahren das Westgotenreich in Spanien aufgrund seiner strategisch günstigen Randlage, alle anderen hatten kaum mehr als 100 Jahre Bestand.
Das ist doch immerhin etwas. Das deutsche Kaiserreich brachte es auf nicht mal 50 Jahre.
 
Dieter schrieb:
Hinsichtlich der Langobarden muss ich Heinz allerdings recht geben und mich korrigieren. Ihr Reich hatte in der Tat Nachwirkungen, die noch Jahrhunderte spürbar waren. So z.B. in den Herzogtümern Spoleto und Benevent, die das Reich im Norden lange überdauerten, der lombardischen (langobardischen!) Bevölkerung usw.
Interessieren würde mich noch etwas anderes. Ich schrieb oben, dass viele Historiker das Begräbnis am Busento bei Cosenza als Sage einstufen. Ist das wohl der generelle Tenor, oder gibt es auch seriöse Untersuchungen, die das Grab für wahrscheinlich halten? Und an welcher Stelle des Flusses soll es wohl gelegen haben?

Mein lieber Dieter,
vielen Dank, dass Du mir bezüglich des Langobarden Reiches zustimmst.
Meiner Ansicht nach ist es doch völlig gleichgültig, ob die Geshichte bezüglich des Alarichs Grab und der Umleitung des Busento stimmt oder nicht, sie ist jedenfalls gut erzählt und wirft ein bezeichnendes Licht auf die damalige Zeit. :rolleyes:
 
In einer Fernsehdokumentation (es ging um den Verbleib des Jerusalemer Tempelschatzes) wurde die These geäußert, das Alarich nicht IM Busento begraben wurde, sondern UNTER Flussschotter AUS dem Busento.

Es wurde ein Höhle in der Nähe des Busento gezeigt, in der es eine Art aus dem Stein gehauenen Altar gab und die offensichtlich mit rund geschliffenem Flussschotter gefüllt war. Der Lokalhistoriker vermutete in dieser Höhle das Grab von Alarich, versteckt unter dem Schotter.
 
Sheik schrieb:
Man sollte anmerken, dass es immer Alarichs Ziel war eine feste Eingliederung seiner Goten in das römische Militärwesen und die Zuweisung eines guten Siedlungsgebiets zu erreichen. Jedoch zeigten sich sowohl Honorius als auch der von Alarich aufgestellte Gegenkaiser Attalus als nicht bereit oder fähig einen Kompromiss zu finden, was daraufhin die bekannten Folgen hatte.
Laut Zosimus wollte Alarich ursprünglich Land für sein Volk in Venetien, Noricum und Dalmatien sowie die Soldzahlungen und Getreidelieferungen und die Heermeisterstelle für sich selbst (Zosimus Historia nova 5,48,3). Nach Verhandlungen in Rimini mit dem praefectus praetoria Italiae Iovius, der im Auftrag des Kaisers verhandelte, revidierte Alarich seine Forderungen, er verlangte nunmehr nur noch die Ansiedelung in Norcium sowie die Zusicherung von Getreidelieferungen für ein Bündnis (Zosimus Historia nova 5,50,2). In Ravenna hielt man das Abrücken von den ursprünglichen Forderungen für ein Zeichen der Versorgungsnotlage und lehnte das Angebot ab, worauf Alarich erneut begann, Rom zu belagern.

Sheik schrieb:
Die Zerstörung Roms ist politisch weitaus geringer zu bewerten als es später im Mittelalter durch entstandene christliche Schriften dargestellt wurde, da der Kaiserhof schon lange in Ravenna verweilte und Rom somit nicht mal mehr „Hauptstadt“ des Westreichs war.
Die Beute die die Westgoten machten, waren laut Orosius riesig und auch zahlreiche vornehme Gefangene gehörten dazu, die bekannteste war Galla Placidia (Orosius Historiae adversum paganos 7,40,2). Die Gebäude der Stadt nahmen nur vereinzelt Schaden, vor allem die Kirchen blieben von Zerstörungen verschont, da Alarich ausdrücklich befohlen haben soll, ihren Asylcharakter zu wahren (Orosius Historiae adversum paganos 7,39,1).
Es stimmt zwar, dass man von einer Zerstörung Roms nicht reden kann, aber dennoch verlor die Stadt ihren Nimbus. Seit der Eroberung von 387 v. Chr., also seit mehr als 800 Jahren, hatte die Stadt keinen Feind mehr in den Mauern gehabt und darauf hatte sich der Ewigkeitsanspruch der Stadt selbst (Roma aeterna) und des von ihr errichteten Reiches begründet (imperium sine fine). Es bestand also eine Identifikation zwischen Stadt und Reich, wie es am besten bei Hieronymus deutlich wird, der schrieb, dass "in der einen Stadt der ganze Erdkreis untergegangen sei" (Hieronymus, Ennarationes in Ezechielem 1,1-2). Für die Christen, die sowieso in einer Stimmung der Erwartung der Endzeit lebten, war dies eine Fanal. Es gibt zahlreiche Beispiele, dass nach der Plünderung Roms reiche Römer ihr Hab- und Gut verkauft haben und sich in ein Kloster zurückzogen. Zudem herrschte große Verwirrung unter den Christen, da Honorius in einem Gesetz von 409 unmissverständlich verlauten ließ, dass das Heil des Staates vom Heil der katholischen Kirche abhänge (Codex Theodosianus 16,5,47). Wie konnte Gott ein solches Unglück zulassen, es sei denn, er wollte damit ein Zeichen setzten, dass das Ende der Welt gekommen sei. Dies ist auch der Grund, warum Augustinus seinen "De civitate Dei" schrieb, er wollte das Christentum gegen die heidnischen Angriffe verteidigen und vor allen Dingen die Christen trösten, indem er ihnen am Ende die ewige Seligkeit in Aussicht stellte.
Somit hast du zwar recht Sheik, dass die Stadt Rom selbst "nur" geplündert wurde und - im wahrsten Sinne des Wortes - ihr Gesicht behalten konnte, aber aus psychologischer Sicht war es ein Fanal für die Menschen der damaligen Zeit. Zudem schliesse ich mich Alexander Demandt an, der in der Plünderung Roms 410 das zweite Anzeichen des Niedergangs (das erste Anzeichen war die Niederlage bei Adrianopel 378) des Westreiches sieht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben