Alleinschuld Deutschlands an WK 1?

Tigellinus

Neues Mitglied
Hallo zusammen.

Ich habe gestern wieder eine Sendung von G. Knopp versehentlich gesehen und wurde natürlich sofort über die Alleinschuld Deutschlands am ersten Weltkrieg vollgelallt. Hat dieser Herr eigentlich sein Wissen von Herrn Spielberg oder anderen Hollywood-Magnaten ala Der Soldat James Ryan erhalten.

Wie seht Ihr das?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hat dieser Herr eigentlich sein Wissen von Herrn Spielberg oder anderen Hollywood-Magnaten ala Der Soldat James Ryan erhalten.

Mal abgesehen davon, dass der zitierte Film im 2. Weltkireg spielt, wäre es natürlich interessant zu erfahren, wieso @Tigellinus glaubt, dass eine "Alleinschuld" historisch nicht korrekt sei.

Dafür gibt es doch sicherlich bessere Quellen! Die wären natürlich sehr spannend zu erfahren. Also @Tigellinus, wer widerspricht denn dieser These von der "Alleinschuld"?

Nebenbei hat Knopp, soweit ich weiss, bei Maser studiert.
 
Danke, wie ich sehe, wird das Thema ja kontrovers diskutiert. Von dem Untersuchungsausschuß des Reichstages wußte ich z.B. nichts...
 
Hallo zusammen.

Ich habe gestern wieder eine Sendung von G. Knopp versehentlich gesehen und wurde natürlich sofort über die Alleinschuld Deutschlands am ersten Weltkrieg vollgelallt. Hat dieser Herr eigentlich sein Wissen von Herrn Spielberg oder anderen Hollywood-Magnaten ala Der Soldat James Ryan erhalten.

Wie seht Ihr das?

Ich vergebe mir die Chance, deine mit den Worten "wieder" und "versehentlich" unfreiwillig gelieferte Steilvorlage polemisch zu nutzen ...

Man muss G. Knopp nicht mögen; meines Wissens ist er Professor, also etwas, was eine nicht unerhebliche Leistung voraussetzt. Seine Mitteilungen in der Form abzuqualifizieren, wie du es in deinem ersten Post tust ist herablassend und dreist.

Daher sei mir der Satz der Digedags gestattet:

"Wer frech wird und sich nicht bemeistert,
kriegt manches an den Kopf gekleistert!"

Beherzige ihn bitte, willst du hier im Forum wohlwollend aufgenommen werden.

Grüße
excideuil
 
So kontrovers wurde im Kriegsschuldreferat des RT aber nicht unbedingt diskutiert.
In der Weimarer Republik gab es dazu sogar eine Zeitschrift "Die Kriegsschuldfrage"...aber:
Quelle: wiki
Nach Inkrafttreten des Versailler Vertrages setzte das Auswärtige Amt die staatliche Kontrolle der Kriegsschulddebatte fort. Dazu finanzierte und dirigierte das „Kriegsschuldreferat“ nach der Londoner Konferenz (1921) die „Zentralstelle für Erforschung der Kriegsursachen“. Sie sollte die „Unschuldskampagne“ für das Ausland „wissenschaftlich“ untermauern. Dazu erschien ab 1923 ihre Zeitschrift „Die Kriegsschuldfrage“ mit monatlichen Beiträgen von sechzig bis zu hundert Seiten. Zudem vergab die Redaktion Aufträge an angeblich unabhängige „Kriegsschuldforscher“, darunter Nichthistoriker wie Bernhard Schwertfeger und Hermann Lutz oder ausländische Historiker wie Milos Boghitschewitsch. Für ihre regelmäßigen Artikel erhielten sie Honorare vom Auswärtigen Amt. Dieses kaufte regelmäßig größere Auflagen zur kostenlosen Verteilung in den deutschen Auslandsvertretungen und an ausländische Journalisten. Herausgeber war der ehemalige Generalstabsoffizier Alfred von Wegerer, dessen 1934 veröffentlichtes Buch „Der Erste Weltkrieg“ in der NS-Zeit als Standardwerk galt.
 
Ist das der Hitler-Biograph Werner Maser? Ich habe leider die Auffassung, daß Herr Knopp sich vornehmlich einseitig mit deutschen Verbrechen befaßt und kaum mit denen der Alliierten, dabei jüngste historische Forschungen konsequent ignoriert. Sorry....bin jetzt wohl beim falschen Thema hier gelandet.
 
Komisch, dabei wird Knopp gleichzeitig vorgeworfen, die deutschen Verbrechen oft einseitig zu verharmlosen und einseitig auf damalige Führingsriegen abzuschieben.

siehe: Guido Knopp ? Wikipedia

Ja was denn nun? Den Mann hasst wohl jeder - außer ich.
Sollten vllt. echt mal ein eigenes Knopp-Thema aufmachen - vllt. werden wir ja verklagt und berühmt.
 
OHA, danke für den Link. Der Mann scheint es ja echt nicht leicht zu haben. Ich hatte ihn bis vor dem Studieren des Links mehr als den kategorischen Geschichtspapst bei den Öffentlichen gesehen. Ergo habe ich in den paar Minuten Mitgliedschaft schon ziemlich viel gelernt. Danke...
 
Sollten vllt. echt mal ein eigenes Knopp-Thema aufmachen.

Haben wir doch schon. ;-)

Zum Thema: Haben wir ja bereits, wie oben verlinkt, mehrfach durchdiskutiert. Ich bin der Meinung, daß der Begriff "Alleinschuld" falsch ist, ja sogar sein muss. Weil "allein" ja bedeutet, daß kein anderer ein Fünkchen Mitschuld trägt und das trifft einfach nicht zu, denn das würde bedeuten, daß alle anderen die reinsten Friedensengel waren.

Über eine große Schuld oder die Gewichtung der Verantwortung kann man disktutieren wenn man historisch untersucht und objektiv forscht - das ist realistisch. Dem Deutschen Reich oder Österreich-Ungarn eine Alleinverantwortung vorwerfen, gehört doch eher in den politischen Bereich oder emotionale Gespräche...
 
@Turgot: Aus Wikipedia zu Maser: ......(zu Masers Kritik an seinem Schüler Guido Knopp).

Ansonsten trifft die Zusammenfassung des derzeitigen Erkenntnisstandes bei Ullrich (Die nervöse Großmacht, S. 250ff) immernoch zu:

...."Dazu aber war sie [die deutsche Reichsleitung] bis Ende 1914 nicht bereit, und deshalb trägt sie [die deutsche Reichsleitung] eindeutig die Hauptverantwortung für die Entfesselung des Ersten Weltkrieges." (ebd. S. 260). Wenngleich sich Ulrich auch gegen eine Überzeichnung !!!! der Alleinschuldvermutung durch Fischer wendet.

Ansonsten ist die bisherige Einschätzung von Fischer`These m.E. in diesem Thread nicht angemsessen. Man kann keine Würdigung seiner Arbeit vornehmen, ohne den revisionistischen Kontext der davor vorhandenen Geschichtsschreibung zum Ausbruch des WW1 zu berücksichtigen.

In diesem Sinne ist der Würdigung durch Dahrendorf zuzustimmen, dass Fischer eine neue Sachlichkeit in der Kriegsursachenforschung eingeführt hat.

Dass er dabei bewußt "vor der eigenen Tür" gekehrt hat spricht für Fischer, denn da sollte jeder bekanntlich selbstkritisch anfangen. Und er hat damit durchaus nicht ausgeschlossen, dass auch in anderen Ländern ein aktiver Beitrag zum Ausbruch geleistet wurde.

Eine entsprechende Erweiterung seiner Arbeit hätte sein Schaffen gefunden durch parallele Arbeiten in GB, Frankreich oder Russland. Aus diesem Projekt hätte eine selbstkritische Aufarbeitung der Kriegursachen resultieren können und eine abschließende Beurteilung der Beiträge der einzelnenLänder zur Entfesselung des WW1.

Abschließend möchte ich explizit nochmal festhalten, dass Tigellinus seine Quellen zur Beurteilung der "Alleinschuldfrage" oder zu Knopp nicht offen gelegt hat. Ein Defizit, über dessen Gründe man spekulieren kann....und zumindest bei mir zu einer entsprechenden Beurteilung seiner Motive das Thema hier zu publizieren führt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Deutsche Reich hat m.E. nach einen maßgeblichen Anteil am Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu verantworten. Aber eine alleine Verantwortung ist zurückzuweisen. Alle involvierten Großmächte haben eine Mitverantwortung zu tragen. Ich möchte dabei insbesondere ausdrücklich namentlich Russland und auch Frankreich nennen.
 
Ist das der Hitler-Biograph Werner Maser? Ich habe leider die Auffassung, daß Herr Knopp sich vornehmlich einseitig mit deutschen Verbrechen befaßt und kaum mit denen der Alliierten, dabei jüngste historische Forschungen konsequent ignoriert. Sorry....bin jetzt wohl beim falschen Thema hier gelandet.

Ach so darauf läuft es hinaus. Die Alliierten haben auch Verbrechen begannen und deshalb sind die Verbrechen Nazi-Deutschland zu relativieren.

Nenn uns doch die Literatur die du darüber gelesen hast.
 
Das Deutsche Reich hat m.E. nach einen maßgeblichen Anteil am Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu verantworten. Aber eine alleine Verantwortung ist zurückzuweisen. Alle involvierten Großmächte haben eine Mitverantwortung zu tragen. Ich möchte dabei insbesondere ausdrücklich namentlich Russland und auch Frankreich nennen.

Die alleinige Kriegsschuldfrage Deutschland im ersten Weltkrieg ist meiner Ansicht nach überholt. Der Vorkriegskontext wurde sehr gut aufgearbeitet. Die Verantwortung des Krieges haben alle involvierten Grossmächte zu tragen und nicht nur Deutschland alleine.

Ich zitiere mal aus Wiki zur Kriegsschuldfrage:

Die Debatte um längerfristige Kriegsursachen wird offen weitergeführt. Sie bezieht sich heute vor allem auf folgende Themenbereiche:

1. die Frage politischer Handlungsspielräume oder Zwangsläufigkeiten im Blick auf Aufrüstung und Bündnispolitik vor dem Krieg. Mit dieser Fragestellung wird die frühere Einordnung der Epoche als Imperialismus variiert und differenziert. Dabei wird meist die gemeinsame Schuld aller europäischen Hegemonialmächte hervorgehoben, ohne die auslösende Initiative Deutschlands und Österreichs abzuschwächen.

2. die Rolle der Innenpolitik, sozialer Spannungen und ökonomischer Interessen f ür die außenpolitische Eskalation bei allen beteiligten Staaten

3. die Rolle von Massenmentalitäten und Kriegserfahrungen im Zusammenwirken mit der Kriegspropaganda. Dies thematisiert der Aufsatz von Bruno Thoß: Der Erste Weltkrieg als Ereignis und Erlebnis. Paradigmenwechsel in der westdeutschen Weltkriegsforschung seit der Fischer-Kontroverse[101]

4. die Rolle von Militärführungen und Militärinteressen, die Deeskalation und Verhandlungsfrieden torpedierten

5. die Frage nach einem eventuellen deutschen Sonderweg in das 20. Jahrhundert

6. die Frage nach den weiterwirkenden Faktoren, die den Ersten Weltkrieg möglicherweise zur Bedingung, Vorbereitung, und Weiterführung des Zweiten Weltkriegs und seiner Verbrechen machten und Ausbruch und Verlauf des Zweiten Weltkriegs wesentlich mitbedingten: So sprechen viele von der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts; Raymond Aron sieht beide Weltkriege als neuen „dreißigjährigen Krieg“.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsschuldfrage#Gegenw.C3.A4rtige_Forschungsfelder


Ich persönlich finde die Punkte eins bis vier als zentral.
 
@Turgot: Aus Wikipedia zu Maser: ......(zu Masers Kritik an seinem Schüler Guido Knopp).

Ansonsten trifft die Zusammenfassung des derzeitigen Erkenntnisstandes bei Ullrich (Die nervöse Großmacht, S. 250ff) immernoch zu:

...."Dazu aber war sie [die deutsche Reichsleitung] bis Ende 1914 nicht bereit, und deshalb trägt sie [die deutsche Reichsleitung] eindeutig die Hauptverantwortung für die Entfesselung des Ersten Weltkrieges." (ebd. S. 260). Wenngleich sich Ulrich auch gegen eine Überzeichnung !!!! der Alleinschuldvermutung durch Fischer wendet.

Ansonsten ist die bisherige Einschätzung von Fischer`These m.E. in diesem Thread nicht angemsessen. Man kann keine Würdigung seiner Arbeit vornehmen, ohne den revisionistischen Kontext der davor vorhandenen Geschichtsschreibung zum Ausbruch des WW1 zu berücksichtigen.

In diesem Sinne ist der Würdigung durch Dahrendorf zuzustimmen, dass Fischer eine neue Sachlichkeit in der Kriegsursachenforschung eingeführt hat.

Dass er dabei bewußt "vor der eigenen Tür" gekehrt hat spricht für Fischer, denn da sollte jeder bekanntlich selbstkritisch anfangen. Und er hat damit durchaus nicht ausgeschlossen, dass auch in anderen Ländern ein aktiver Beitrag zum Ausbruch geleistet wurde.

Eine entsprechende Erweiterung seiner Arbeit hätte sein Schaffen gefunden durch parallele Arbeiten in GB, Frankreich oder Russland. Aus diesem Projekt hätte eine selbstkritische Aufarbeitung der Kriegursachen resultieren können und eine abschließende Beurteilung der Beiträge der einzelnenLänder zur Entfesselung des WW1.

Abschließend möchte ich explizit nochmal festhalten, dass Tigellinus seine Quellen zur Beurteilung der "Alleinschuldfrage" oder zu Knopp nicht offen gelegt hat. Ein Defizit, über dessen Gründe man spekulieren kann....und zumindest bei mir zu einer entsprechenden Beurteilung seiner Motive das Thema hier zu publizieren führt.


Dankeschön.
 
Zu diesem Thema passt übrigens das Buch das ich gerade gelesen habe:

Sebastian Haffner "Die sieben Todsünden des deutschen Reiches im ersten Weltkrieg "

eine sehr kluge Analyse zu dem Thema. Haffner stellt dort die These auf und belegt sie m-E auch gut, daß die deutsche Politik zwar nicht alleine schuld am Ausbruch der bewaffneten Auseinandersetzungen war, wohl aber daran, daß der Krieg von einem lokalen Konflikt zum Weltkrieg mutierte in dem man erst durch die Verletzung der belgischen Neutralität England und dann durch den totalen U-Boot-Krieg die USA in den Konflikt hineinzog.
 
Zu diesem Thema passt übrigens das Buch das ich gerade gelesen habe:

Sebastian Haffner "Die sieben Todsünden des deutschen Reiches im ersten Weltkrieg "

eine sehr kluge Analyse zu dem Thema. Haffner stellt dort die These auf und belegt sie m-E auch gut, daß die deutsche Politik zwar nicht alleine schuld am Ausbruch der bewaffneten Auseinandersetzungen war, wohl aber daran, daß der Krieg von einem lokalen Konflikt zum Weltkrieg mutierte in dem man erst durch die Verletzung der belgischen Neutralität England und dann durch den totalen U-Boot-Krieg die USA in den Konflikt hineinzog.

Hast Du Dir schonmal angeschaut, welche Länder sich schon im Jahr 1914 an den Gegenseitigen Kriegserklärungen beteiligen?
Erster Weltkrieg ? Wikipedia

Und ob die Neutralität Belgiens Garant für ein Nichteinschreitens Großbritanniens gesichert ist, bleibt Spekulation. Doch auch schon durch die kolonialen Besitzungen Deutschlands, die nun auch zum Kriegsplatz gehörten, war der Weltkrieg Programm.

Den Krieg hier als europäischen Eingrenzen sehen zu wollen und nur durch die Deutschen Handlungen den Weltkrieg zu unterstellen, halte ich für eine historische Sichtweise der Ereignisse, die dringend überholt werden muß.

Und zum Thema Ubootkrieg sei gesagt, daß alle Kriegsparteien, die sich an dem Seekrieg beteiligten, ihr "Kriegskompetenzen" zur See überschritten hatten, vor allem gegenüber Neutralen Ländern, die auch diverse Wasserstraßen nutzen.

Nicht der Blick durch die Scheuklappe bringt Objektivität, sondern der Gesamtblick sollte Basis sein, um diesen Krieg objektiv zu bewerten.
 
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