Alter und Haarfarbe der deutschen Durchschnittshexe

Mercy

unvergessen
Vor einiger Zeit erreichte mich folgende Anfrage:

Lieber Thomas,

ein Kollege hier hat Fragen zu diesem Thema. Daher wende ich mich an Dich als nicht unerhebliche Autorität (nicht nur) bezüglich dieses Themas. Hier die Fragen:

a) Wie alt ist die Durchschnittshexe?

b) Welche Haarfarbe hat diese, welche Utensilien führt sie gemeinhin mit sich

c) Gibt es geschichtliche Hinweise auf Hexen mit blonden Haupthaar und blauen Augen?

http://members.aol.com/tombeee/hexverf/Anfrage.html

Der Autor beschäftigt sich allerdings auch ernsthafte mit dem Thema:
http://members.aol.com/tombeee/hexverf/hexinhalt.html
 
Hallo Mercy

Ich bin zwar nocht Thomas, aber vielleicht kann ich dir ein bisschen weiterhelfen.
Meines Wissens wurden, jedenfalls in Mitteleuropa, Hexen jeglichen Alters und Haarfarbe verurteilt. Der Mythos, dass rothaarige Frauen besonders als Hexen galten, ist eine Erfundung aus dem Anfang des 19 Jahrhunderts.
Vom Alter her wurden sowohl acht, als auch achtzig jährige Personen verbrannt.
Es ist aber schon so, dass alleinstehende Frauen, zumeist Witwen, welche ausserhalb der dörflichen Gemeinschaft lebten, besonders bei Verfolgungen gefährdet waren.
Ich hoffe, dass ich dir weiterhelfen konnte.
Viele Grüsse
Mike
 
Hallo,
gerade in den 80ziger Jahren war es ja ein Muss für jeden herangehenden Historiker, sich auch mal mit der Hexenverfolgung zu beschäftigen. Interessant finde ich dabei vor allem nicht etwa Alter und Haarfarbe, sondern das Geschlecht der Durchschnittshexe in Europa - es waren nämlich mehr Männer, die als Hexer, Ketzer u.ä. verbrannt worden sind. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Kirche wie üblich eher an weltlichen Dingen wie Politik interessiert war.

Liebe Grüße,
Seraphine
 
Hallo,
gerade in den 80ziger Jahren war es ja ein Muss für jeden herangehenden Historiker, sich auch mal mit der Hexenverfolgung zu beschäftigen. Interessant finde ich dabei vor allem nicht etwa Alter und Haarfarbe, sondern das Geschlecht der Durchschnittshexe in Europa - es waren nämlich mehr Männer, die als Hexer, Ketzer u.ä. verbrannt worden sind. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Kirche wie üblich eher an weltlichen Dingen wie Politik interessiert war.

Hallo Seraphine,

Ich bin jetzt äußerst überrascht, dass angeblich mehr Männer als Frauen verbrannt wurden.

Dass die Opfer unter den Waldensern oder den Katharern überwiegend männlich waren, kann ich mir vorstellen. Obwohl auch da sicherlich Frauen dabei waren.

Auch unter den als "Hexen" verbrannten Menschen befanden sich Männer, wie etwa das Beispiel des Bürgermeisters Johannes Junius, der im 17. Jahrhundert dem Hexenwahn zum Opfer fiel, zeigt.

Allerdings fällt es mir schwer, so ohne Quelle zu glauben, dass mehr Männer als Frauen aufgrund angeblicher Teufelsbuhlschaft verbrannt wurden. Könntest du da vielleicht noch eine Quelle anfügen?

Liebe Grüße
 
Seraphine schrieb:
Hallo,
gerade in den 80ziger Jahren war es ja ein Muss für jeden herangehenden Historiker, sich auch mal mit der Hexenverfolgung zu beschäftigen. Interessant finde ich dabei vor allem nicht etwa Alter und Haarfarbe, sondern das Geschlecht der Durchschnittshexe in Europa - es waren nämlich mehr Männer, die als Hexer, Ketzer u.ä. verbrannt worden sind. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Kirche wie üblich eher an weltlichen Dingen wie Politik interessiert war.

Liebe Grüße,
Seraphine
Ich denke mal, dass die Frauen als Hexen und die Männer als Ketzer verfolgt und getötet wurden.
 
Hurvinek schrieb:
Ich denke mal, dass die Frauen als Hexen und die Männer als Ketzer verfolgt und getötet wurden.
Wohl kaum, da gab es durchaus einen beträchtlichen Unterschied. Hexen und Hexer beschuldigte man der Ausübung magischer Praktiken; Ketzer der Verbreitung theologischer Irrlehren.
 
nun, der vatikan hat sich ja nun nach ein paar hundert jahren entschuldigt. es gab in der tat unterschiede zwischen ketzern und hexen. frauen, die sich gut mit heilkräutern auskannten und kranke gesund machten, was zuvor schon ein teufelsaustreiber vergeblich versucht hatte, waren grundsätzlich mit dem teufel verbunden. wie kann es auch sein, das ein kräuterweib mehr bewirkt, wie ein mönch, der ein paar gebete herrunterleiert. ketzer, waren diejenigen, die das weltbilt der kirche zu zerstören suchten. z. b. nicht die sonne dreht sich um die erde, sondern umgekehrt. und ich denke auch, die inquisatoren wussten das damals auch schon. aber es kann nicht sein, was nicht sein darf.
 
hyokkose schrieb:
Wohl kaum, da gab es durchaus einen beträchtlichen Unterschied. Hexen und Hexer beschuldigte man der Ausübung magischer Praktiken; Ketzer der Verbreitung theologischer Irrlehren.
Wie bereits erwähnt, den Hexen und Hexern warf man magische Praktiken vor. Hintergründig ging es aber nicht darum, sondern um mehr weltliche Dinge (Neid, Habsucht, Eifersucht usw.)
 
Seraphine schrieb:
Hallo,
gerade in den 80ziger Jahren war es ja ein Muss für jeden herangehenden Historiker, sich auch mal mit der Hexenverfolgung zu beschäftigen. Interessant finde ich dabei vor allem nicht etwa Alter und Haarfarbe, sondern das Geschlecht der Durchschnittshexe in Europa - es waren nämlich mehr Männer, die als Hexer, Ketzer u.ä. verbrannt worden sind. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Kirche wie üblich eher an weltlichen Dingen wie Politik interessiert war.

Liebe Grüße,
Seraphine

Das würde mich aber in der Tat auch interessieren wo du diese Zahl her hast. Schon die Behauptung in den 80er Jahren sei die Beschäftigung mit der Hexenverfolgung ein Muss für jeden angehenden Historiker gewesen, scheint mir ein wenig aus der Luft gegriffen. Ein Blick in unsere Universitätsbibliothek weist die 80er Jahre mit 16 Publikationen gegenüber 49 Publikationen der 90er Jahre eindeutig in der Minderzahl aus. Rolf Schulte wies anhand der Hinrichtungsprotokolle nach, dass immerhin ein Viertel der in Deutschland hingerichteten Hexen männlichen Geschlechts war. Da Deutschland schon in der frühen Neuzeit das bevölkerungsstärkste Land war und in anderen katholischen Ländern die Frauenquote bei den Hinrichtungen bei über 90% lag, würde es mich schon sehr wundern, wenn sich daraus noch eine gesamteuropäische Quote ergeben würde, die deine Behauptung stützt.

Gruß

Marbod
 
Marbod schrieb:
Ein Blick in unsere Universitätsbibliothek weist die 80er Jahre mit 16 Publikationen gegenüber 49 Publikationen der 90er Jahre eindeutig in der Minderzahl aus.
Kommt darauf an, ob die Bestände der 80er Jahre vollständig digitalisiert wurden. Schließlich herrschte damals noch der große graue Kasten - auch Zettelkatalog genannt. ;)
 
Ja, da herrscht bei uns schon ne vollständige Aufarbeitung des großen grauen Kastens. ;)

Und jetzt halt dich fest, es gibt sogar Bücher aus vorhergehender Zeit darüber ;)

Aber die große Zahl in den Neunzigern wird natürlich durch die Neuauflagen diverser Autoren wie Behringer schon etwas "gepusht".

Gruß

Marbod
 
Es gab ein Unterschiede zwiwschen Hexen und Ketzer. Ketzer waren tatsächlich meisten Männer die meisten Wissenschaftler die z.b. die Dinge herausgefunden haben die nicht mit der Bibel Konform gingen und Theologen die die Kirche in Frage stellten. Die Ketzer waren meistens Männer das lag daran das in der damaligen Gesellschaft kaum eine Frau Wissenschaftler oder Theologe war. Hexen wurden meist wegen Okkultismus, Zauberei oder Satanismus würden wir es heute nennen angeklagt wurden. Die Hexenverfolgung begann langsam so ab 1400. Am Anfang waren Frauen wie Männer betroffen doch mit den Hexenhammer wurden fast nur Frauen verbrannt. Das Alter der Hexen war unterschiedlich von Kineer bis zur Frau die kaum noch laufen konnten. Doch am meisten waren es junge und schöne Frauen da man glaubte Hexen verführen Männer um sie so zu "Satan" zu treiben und eben schöne Frauen eben am besten verführen konnte. Doch auch jüdische Frauen waren oft unter ihnen da sie wie so oft um die Zweit Sündenböcke waren. Das Ausehen also Haarfarbe und Augenfarbe war eher Nebensächlich. Das Bild von der alten und rothaarigen Hexe stammt aus dem 19. Jahrhundert mit dem Märchenerzählern wie z.b. Gebrüder Grimm. Doch das hatte nichts mit der eigentlichen Hexen nichts zu tun.
 
Yggdrassil schrieb:
Doch am meisten waren es junge und schöne Frauen da man glaubte Hexen verführen Männer um sie so zu "Satan" zu treiben und eben schöne Frauen eben am besten verführen konnte.

Das wage ich zu bezweifeln (also nicht, dass schöne Frauen am besten Männer verführen konnten, sondern, dass junge und schöne Frauen die größte Gruppe unter den vermeintlichen Hexen stellten ;) ).

Ein zentraler Mosaikstein in der ganzen komplexen Thematik der Hexenverfolgung ist sicherlich die Rolle der verdächtigten Person in der Gesellschaft. Die Einbindung einer Person in die Gesellschaft, ihre feste Verankerung in einem Familienverband, in familiären, beruflichen oder sonstigen personalen Netzwerken war für die Vormoderne von vielleicht noch größerer Bedeutung als heutzutage. Und es gab eine große Gruppe, die aus diesem Kreis schnell herausfallen konnten: verwitwete, alte Frauen. Kein oder wenig Schutz durch eine Familie, keine tragende Rolle in der Gesellschaft - da war eine Außenseiterrolle schnell gegeben und eine Sündenbockrolle dann auch nicht mehr fern. Insofern waren es eher alte als junge Frauen, die der Hexereivorwurf bedrohte. Natürlich ist das kein allein gültiges und immer anwendbares Erklärungsmuster, aber ein Schema, das sich immer wiederfindet, und es stößt zum Kern der Thematik vor: Hexenverfolgung weniger als religiöses, sondern vielmehr als soziales Problem.

Außerdem dürftest du Schwierigkeiten haben, quellenmäßig zu belegen, dass die meisten Hexen jung und schön gewesen sein sollen. (Was aber gar nicht ausschließen soll, dass gerade der Hexenhammer sehr frauenfeindliche Tendenzen hat und die ganze Thematik sicherlich häufig auch eine gewisse sexuelle Komponente in sich trägt.)
 
Da kann ich nur zustimmen.
Aus der Grafschaft Büdingen ist bekannt das es meistens alte Frauen waren die diesen Wahnsinn mit dem Leben bezahlen mussten. Die weisen Frauen eben, die noch viel über den alten Weg wussten, die waren der Kirche und den "frommen" Leuten ein Dorn im Auge. :motz: Wenn ich mich nicht irre hat es nur einen einzigen Mann in dieser Region erwischt.
 
Aufschlußreiche Analysen der Hexenprozeßakten diverser Archive speziell des Saarlandes liefert:

Eva Labouvie, Zauberei und Hexenwerk - Ländlicher Hexenglaube in der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main 1991

Dr. Labouvie (soweit ich weiß übrigens ein "Zögling" von Richard van Dülmen) spezifiziert in Ihrem Buch die Angeklagten nach Alter, sozialer und regionaler Herkunft, Geschlecht (regional wurden wirklich mehr Männer als Frauen angeklagt oder verurteilt), Nein! Soweit ich mich erinnere NICHT nach Haar- und Augenfarbe, Besagungslinien etc etc etc. Wie gesagt beschränkt sie sich auf das Saarland (ist auch genug) und streift andere Regionen nur periphär und zur Einordnung in den nationalen und kontinentalen Zusammenhang.

Vor etwa 15 Jahre habe ich die im Leipziger Stadtarchiv liegenden Akten von Hexenprozessen am Leipziger Schöppenstuhl durchgearbeitet. So weit das aus den Akten ersichtlich war, waren alle Angeklagten weiblich, "alt" und sozial schlecht gestellt.

Bye
Suedwester
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Suedwester schrieb:
Dr. Labouvie (soweit ich weiß übrigens ein "Zögling" von Richard van Dülmen) spezifiziert in Ihrem Buch die Angeklagten nach Alter, sozialer und regionaler Herkunft, Geschlecht (regional wurden wirklich mehr Männer als Frauen angeklagt oder verurteilt),
Nach meinen Aufzeichnungen, das Buch liegt mir nicht mehr vor, war das Verhältnis etwa 3/4 Frauen, 1/4 Männer.
 
SamnuSupay schrieb:
Aus der Grafschaft Büdingen ist bekannt das es meistens alte Frauen waren die diesen Wahnsinn mit dem Leben bezahlen mussten. Die weisen Frauen eben, die noch viel über den alten Weg wussten, die waren der Kirche und den "frommen" Leuten ein Dorn im Auge. :motz: Wenn ich mich nicht irre hat es nur einen einzigen Mann in dieser Region erwischt.

Auf der Site der Stadt Büdingen liest sich das anders.

Jetzt warf man vor allem Frauen vor, im Bunde mit dem Teufel Unheil über Mensch und Vieh zu bringen. Auch Frauen aus sehr angesehenen Familien, die Witwe eines Pfarrer, die Frau eines Gymnasialrektors zum Beispiel, waren unter den Opfern. Gefoltert oder von der Folter bedroht legten die Frauen die sinnlosesten Geständnisse ab; nur wenige widerstanden. Heute können wir es uns kaum vorstellen, aber es ist erwiesen: die Hexenprozesse wurden in Büdingen wie anderswo nicht in erster Linie von der Obrigkeit angeordnet, sondern von der Bevölkerung gefordert! Mit einem Machtwort stellte sie der Graf ein paar Jahrzehnte später kurzerhand ab.
http://www.buedingen.net/inhalt/ind...47714E74BBCBC&jsessionid=0e30a17c7ae44948545f
 
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