Am Anfang der Befreiungskriege stand ein Hochverrat

excideuil

unvergessen
Wir feierten dieses Jahr wieder besinnlich die Weihnachtstage.
Vor genau 200 Jahren hingegen stand der preußische General Ludwig v. Yorck vor seiner wohl historisch wichtigsten Entscheidung:

Konvention von Tauroggen ? Wikipedia

Ein früheres russisches Angebot zu einem Neutralitätsabkommen hatte Yorck am 26. November 1812 mit den Worten, „er sei von Kind an Soldat gewesen und mit den „Verschlingungen der Politik“ unvertraut“ abgelehnt. „Weiter schrieb er, dass „bei so großen Veränderungen die Schritte der Armee mit der inneren Politik in Übereinstimmung gebracht werden müssen.““
Yorck wünschte zu ergründen, wie sein König über ein Neutralitätsabkommen seines Corps dachte. Sein Adjudant, Major v. Seydlitz, kehrte allerdings ohne eine Stellungnahme des Königs oder seiner Umgebung zurück.

Am 24. Dezember 2012 schickte General Diebitsch, der Kommandeur der Vorhut der Armee von Sayn-Wittgenstein einen Parlamentär zu Yorck und:

„Am Weihnachtstage (25.) spät abends trafen Yorck und Diebitsch zum ersten Mal zwischen den Vorposten zusammen. Diebitsch hatte seine Truppen so verdeckt als möglich aufgestellt, aber er war edel genug zu sagen, was er an Truppen habe und nicht habe; er erklärte Yorck, dass er nicht daran denken könne, den Weg wirklich zu sperren, dass er allerdings alles Mögliche tun werde, ihm seinen Train, seine Artilleriefahrzeuge und vielleicht einen großen Teil seiner Artillerie abzunehmen. Es war natürlich, dass diese Bemerkungen nicht entscheidend sein konnten. Der Hauptgegenstand der Unterredung war vielmehr die gänzliche Vernichtung der Grande Armée, und dass die russischen Generale angewiesen seien, bei vorkommenden Fällen die Preußen nicht wie eigentliche Feinde zu behandeln, sondern in Rücksicht auf die früheren freundschaftlichen Beziehungen beider Mächte und die Wahrscheinlichkeit, dass dieselben nun bald erneuert werden würden, mit ihnen jedes freundschaftliche Abkommen zu treffen, welches dieselben wünschen könnten. Diebitsch erklärte demgemäß, dass er bereit sei, mit Yorck einen Neutralitätsvertrag einzugehen und zu dem Behufe die militärischen Vorteile, welche er über ihn habe, aufzugeben.“

Yorck machte sich seine Entscheidung nicht leicht, schließlich bedeutete dies eine eigenständige Politik und stellte damit den König vor vollendete Tatsachen.
Vermutlich war es v. Clausewitz, der Yorck letztlich überzeugte. Und so erfolgte dann am 30. Dezember 2012 die Unterschrift zur Konvention von Tauroggen.
Hier der Wortlaut:

Konvention von Tauroggen

An seinen König schrieb Yorck:
"…dass er nach Lage der Dinge gezwungen gewesen sei, „mit dem General-Major von Diebitsch im Dienste S.M. des Kaisers Alexander die Convention abzuschließen, die ich anliegend Ew.M. zu Füßen zu legen die Ehre habe. In der vollen Überzeugung, dass ich bei der dem Fortmarschieren die Existenz des Armee-Corps aufs Spiel gesetzt und den Verlust der Artillerie und seines Gepäcks herbeigeführt hätte, wie die Erfahrung es bei der Großen Armee gezeigt hat, glaubte ich als treuer Untertan E.M. nur ihren Vorteil zu Rate zu ziehen zu dürfen ohne Rücksicht auf den Ihres Alliierten … Ew. Maj. lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn Sie mein Handeln tadelnswert finden sollten. Ich werde dennoch in dem letzten Augenblick die süße Gewissheit haben zu denken, dass ich als treuer Untertan sterbe, als wahrer Preuße, als ein Mann endlich, der nur das Beste des Vaterlandes wollte.“

rbb Preußen-Chronik | Episode 30. Dezember 1812: Tauroggen - Ein Hochverrat wird Fanal nationaler Erhebung

Seinem – nun ehemaligen – Kommandeur Marschall Macdonald teilte er mit:
„Die preußischen Truppen werden ein neutrales Corps bilden und sich keine Feindseligkeiten gegen eine der beiden Parteien erlauben. Die kommenden Ereignisse, welche durch die Unterhandlungen zwischen den kriegführenden Mächten herbeigeführt werden dürften, werden ihr ferneres Schicksal bestimmen.“

Yorcks Handlung ist nicht unumstritten. Stellvertretend die Aussage von Gen. d. Inf. Friedrich v. Schubert, der den Feldzug von 1812 als junger Ordonanzoffizier mitgemacht hatte:
Die Konvention von Tauroggen ist „das erste Beispiel in der Geschichte, dass ein kommandierender General den Befehlen seines Souverains entgegen ein Abkommen mit dem Feinde schließt, seine selbständige Politik betreibt und seinen Monarchen zwingt, dieser Politik zu folgen … - ein für Staaten höchst gefährliches , mit nichts zu entschuldigendes Beispiel, dem man keinen anderen Namen geben kann als den des Hochverrats.“
Aber:
„Trotz dem, was mir mein Verstand und meine Vernunft sagten, welche die Tat Yorcks für ein Verbrechen erklärten, konnte ich mich nicht enthalten, sie dennoch schön zu finden und sie ihm zu verzeihen.“

Grüße
excideuil

Quelle: Elbin, Günther: 1812: Die Konvention von Tauroggen – „… Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen“, in damals 12/1987 Seiten 1014 - 1034
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für diese intressante Brücke zur Weihnachtszeit vor 200 Jahren.

Wie so vielen Fürsten des deutschen Reiches blieb auch Friedr. W. III
von Preussen nicht viel mehr übrig als sein Fähnchen nach dem Wind zu hängen.
In allen Ländern war man gespalten in pro und contra napoleonische Lager.

Nach dem Russlandfeldzug gewannen die Gegner Frankreichs allerorten gewaltig Oberwasser.

Eine Folge der Preussischen Politik vor 1812 war ja das viele Militärs in Russische Dienste gingen.
Nun traf man sich wieder...

Bei Wikipedia stößt man auf folgende Aussage:
Ein Zitat Friedrich Wilhelms III. beschreibt die Pflichtauffassung und dient als Beispiel seiner knappen Sprache:
„Jeder Staatsdiener hat doppelte Pflicht: Gegen den Landesherrn und gegen das Land. Kann wohl vorkommen, daß die nicht vereinbar sind, dann aber ist die gegen das Land die höhere.“




Leider steht dort nicht zu welchem Zeitpunkt o.g. Aussage gemacht wurde. Aber möglicherweise sah man nun den Zeitpunkt als günstig ihn beim Worte zu nehmen !

Grüsse,
Geschichteleser
 
Bei Wikipedia stößt man auf folgende Aussage:
Ein Zitat Friedrich Wilhelms III. beschreibt die Pflichtauffassung und dient als Beispiel seiner knappen Sprache:
„Jeder Staatsdiener hat doppelte Pflicht: Gegen den Landesherrn und gegen das Land. Kann wohl vorkommen, daß die nicht vereinbar sind, dann aber ist die gegen das Land die höhere.“

Leider steht dort nicht zu welchem Zeitpunkt o.g. Aussage gemacht wurde. Aber möglicherweise sah man nun den Zeitpunkt als günstig ihn beim Worte zu nehmen !

Grüsse,
Geschichteleser
Das Zitat war mir unbekannt und ich kann mir schwerlich vorstellen, dass der ewig zaudernde F.W. III. tatsächlich so dachte:

Am 27. Dezember 1812 sandte Yorck den Grafen v. Donnersmarck nach Berlin mit den neuesten Nachrichten und dem möglichen Entschluss ... Der König war überrascht, verblüfft, konsterniert. Er sandte einen Kurier, Major v. Natzmer, mit der Order, dass Yorck seines Kommandos enthoben sei und vor ein Kriegsgericht gestellt würde; General v. Kleist sollte an Yorcks Stelle treten. Der Major kehrte unverrichteter Dinge zurück. Die Russen hatten ihn nicht durchgelassen ...

Erinnert sei auch an v. Seydlitz' Mission. Er kam mit leeren Händen zurück:
Der König sagte nur: "Yorck soll nicht über die Schnur hauen!" Als v. Seydlitz - bei allem Respekt - hartknäckig blieb: "Nach den Umständen handeln."

In meinem 2. Link steht auch der Parolebefehl, mit dem er Yorcks Handeln legitimiert. Er stammt vom 11. März 1813!
Mit Verlaub, da konnte F.W. III. nicht mehr anders ohne das Gesicht zu verlieren.

Grüße
excideuil

Quelle: Diwald, Hellmut (Hrsg.): Die großen Ereignisse, Coron Verlag Lachen, 1991, Bd. V, Seiten 122-123
 
Interessante Ausführungen!

Aber hat nicht auch Napoleon 1796/7 als General auf dem italienischen Kriegsschauplatz bzw. gegenüber Österreich (Friedensverhandlungen) recht eigenmächtig und gegen die Vorgaben/Wünsche seiner Regierung gehandelt?

Dass Friedrich Wilhelm nach einem gewissen Zeitpunkt gar nicht anders handeln konnte, als die Konvention doch noch gutzuheißen, ist klar. Aber so weit ich mich erinnere, hat er es Yorck niemals verziehen ... (ich habe jetzt allerdings keine Quelle dazu parat).

Liebe Grüße, Marie Luise
 
Aber hat nicht auch Napoleon 1796/7 als General auf dem italienischen Kriegsschauplatz bzw. gegenüber Österreich (Friedensverhandlungen) recht eigenmächtig und gegen die Vorgaben/Wünsche seiner Regierung gehandelt?
Hat er. Ob allerdings daraus der Vorwurf des Hochverrats resultiert, vermag ich nicht zu beurteilen, denn grundsätzlich sollte er mit dem Gegner verhandeln/abschließen, etwas, was Yorck eben nicht durfte.
Dass Friedrich Wilhelm nach einem gewissen Zeitpunkt gar nicht anders handeln konnte, als die Konvention doch noch gutzuheißen, ist klar. Aber so weit ich mich erinnere, hat er es Yorck niemals verziehen ... (ich habe jetzt allerdings keine Quelle dazu parat).
Bei Elbin findet sich, dass F.W. III. Yorck die "Eigenmächtigkeit von Tauroggen" zeitlebens persönlich nachtrug. "Yorck dagegen ertrug das mit einem Achselzucken."

Grüße
excideuil

Quelle: Elbin, Günther: 1812: Die Konvention von Tauroggen – „… Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen“, in damals 12/1987 Seite 1028
 
Zum unbotmäßigen General Yorck, der den Kampf gegen Napoleon wieder aufnahm und sich gegen seinen König stellte, gibt es einen sehr interessanten und infornativen Aufsatz in der ZEIT:

Konvention von Tauroggen: »Ihr habt mich!« | Wissen | ZEIT ONLINE
Vielen Dank für den interessanten Link :winke:

Erstaunlich immer wieder Napoleon:

"Napoleon ahnte es gleich: »Der Abfall des Generals Yorck kann die Politik von Europa verändern.« " (aus dem Zeit-Artikel)

Er äußert sich prophetisch, stellt aber seine eigene Politik nicht im geringsten darauf ein!

Napoleon schätzte übrigens Yorck als Militär. Nach der Schlacht von Bauske vom 29. Sept.- 3. Okt. 1812, in der Yorck einen überraschenden Sieg über zahlenmäßig überlegene Russen erfochten hatte, übersandte er ihm das Offizierskreuz der Ehrenlegion, setzte ihm eine Jahresrente von 20000 Francs aus und stellte ihm sogar den Marschallstab in Aussicht.

Grüße
excideuil
 
Yorcks Handlung ist nicht unumstritten.
............
„Trotz dem, was mir mein Verstand und meine Vernunft sagten, welche die Tat Yorcks für ein Verbrechen erklärten, konnte ich mich nicht enthalten, sie dennoch schön zu finden und sie ihm zu verzeihen.“

Ein schönes Beitrag von Dir excideuil und eine ergänzende Antwort, ohne eine Lösung zu finden.

Die Convention von Tauroggen wurde am 30. 12. 1812 unterzeichnet [4, enthält die Konvention in App. I), unter Beteiligung von Clausewitz [3]. Sie bildete einen Teil des vielschichtigen Erosionsprozesses ab, dem die Grande Armee auf dem Rückzug von Moskau unterworfen war. Und dynamisierte gleichzeitig ihrerseits den Prozess des Auseinanderbrechens des Allianz Napoleons mit den deutschen Fürsten.

Für diese erfolgreiche Aktion erhielt Diebitsch, so Mikaberidze [9, S. 76] vom Zaren 10.000 Rubel und machte innerhalb der russischen Armee eine sehr erfolgreiche Karriere.

Militärische Situation: Zum Zeitpunkt der Unterschrift, so Caulancourt [10], befand sich Napoleons Hauptquartier in Königsberg, gedeckt durch das 10. Korps, das sich in Tilsit befand. Durch die Neutralisierung des Preußischen Korps, das MacDonald zugeordnet war, wurde die linke Flanke entblößt und setzte das 10. Korps überlegenen russischen Streitkräften aus.

Zur gleichen Zeit übergab der „König von Neapel“, Murat, sein Kommando über die Armee und reiste nach Neapel ab. Napoleon erfuhr von dieser eigenmächtigen Entscheidung erst am 22. Januar 1813 (vgl, FN 523).

In diesen Zeitraum, Ende Oktober 1812, fiel der Coup dÈtat von Francois de Malet in Paris und der Versuch, eine republikanische Regierung einzusetzen.

Claude François de Malet - Wikipedia, the free encyclopedia
Malet coup of 1812 - Wikipedia, the free encyclopedia

Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht verwunderlich, dass Caulancourt die Entscheidung von Yorck als Verrat bezeichnet hat, und die Stimmung um Napoleon ausreichend beschreibt.

Die Entscheidung von General York erleichterte die Situation der russischen Armee und durch das Ausscheiden, so Lieven [1], des Korps von Yorck fiel Ost-Preußen und die Gebiete östlich der Weichsel nahezu kampflos an die Russen. Der Preußische König erfuhr am 2.Januar 1813 von der Konvention und versicherte Napoleon seine Loyalität. Lieven [1] weist dabei darauf hin, dass Friedrich Wilhelm Alexander bewunderte und er mißtraute den russischen Interessen deutlich weniger wie den französischen Ambitionen.

Durch die Entscheidung von General Yorck lief FW jedoch massiv Gefahr als Geisel in Potsdam durch die französische Garnison in Berlin genommen zu werden und so verließ er am 22. Januar Potsdam, um mit den Garde Regimentern nach Breslau zu gehen. Mit der offiziellen Begründung, den Kampf gegen die russische Armee zu organisieren.

In der Zwischenzeit hatte FW jedoch bereits Knesebeck nach Wien geschickt, der bereits am 12. Januar 1813 in Wien eintraf und dort 18 Tage über eine anti-französische Koalition verhandelte, allerdings ohne direkten Erfolg, da Österreich sich nicht in der Lage sah, sich militärisch gegen Napoleon zu engagieren.

Innenpolitisch, so Gates [3] spitze sich die Situation zu, sodaß Hardenberg, trotz dem Widerspruch von FW zur Konvention, indirekt signalisierte, dass der Hof mit der Konvention sympathisiert. Vor allem in den von der russischen Armee befreiten Gebieten wurde der preußische Patriotismus von Männern wie Stein verstärkt. Mit der Konsequenz, wie Gates schreibt:“ FW began to lose control oft the kingdom“. Wie sich beispielsweise auch an der patriotischen Anwandlung des „einfachen Mannes“ zeigte, für Preußen zu kämpfen [11].

Am 28. Februar 1813 wurde dann die Konvention von Tauroggen formal im Vertrag von Kalisch abgesegnet, so Blanning [7].

Vertrag von Kalisch (1813) ? Wikipedia

Mit den Erfolgen von Wellington in Spanien im Rücken änderte sich die Bereitschaft von Wien, der Allianz gegen Napoleon beizutreten. Blanning weist darauf hin, dass Wien einer russischen Hegemonie genauso ablehnend gegenüber stand wie einer französischen. Und im Zuge des Vertrags von Teplitz, am 9. September 1813, wurde die militärische Allianz gegen Napoleon besiegelt.

Und somit die Intention der Konvention von Tauroggen, Europa von der Hegemonie Napoleon zu befreien, der notwendige multi-nationale Rahmen gegeben. Und die Handlungsweise von General Yorck, rückwirkend, legitimiert. Wurde sie?

Es sind eine Reihe von Auswirkungen im Traditionsbild des 3. Reichs und dem Nachkriegs-Deutschland zu erkennen. Das Verhalten von General Yorck reiht beispielsweise Münkler [2] in den Bestand der Deutschen Mythen ein. Wenngleich er auch die die Entscheidung von Yorck nicht nur als Befehlsverweigerung und Insubordination, sondern als Hochverrat klassifiziert. Und passend zu diesem Mythos wird die stoische Gelassenheit von Yorck herausgestrichen, dass Schicksal so zu nehmen, wie es kommt. Entweder auf dem Schlachtfeld zu sterben, oder durch ein Erschießungskommando.

Dieses Verhalten Yorck bildet dann auch für die Teilnehmer des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ und dem Bund Deutscher Offiziere der wichtige Traditionsbestand, über den sie ihre Verhaltensweisen rechtfertigten.

An diese Tradition konnte dann die NVA anknüpfen, die andere Traditionsbestände deutlich schwieriger adaptieren konnte.

Als Ergebnis des Handelns von General Yorck bleibt die schwierige Frage, unter welchen Umständen der Zweck die Mittel heiligt. Ob die übergeordnete Staatsräson, die Stimme des Gewissens oder die Verfolgung von hehernen ideologischen Zielen, außergewöhnliche Schritte rechtfertigt.

Staatsräson ? Wikipedia

[1] Lieven: Russia against Napoleon
[2] Münkler: Die Deutschen und ihre Mythen
[3] Gates: The Napoleonic Wars 1803-1815
[4] Nafziger: Napoleon`s Invasion of Russia
[5] Chandler: The Campaigns of Napoleon
[7] Blanning: The Pursuit of Glory
[9] Mikaberidze: The Russian Officer Corps in the Revolutionary and Napoleonic Wars
[10] Caulancourt: Memoirs of General de Caulancourt
[FONT=&quot][11] Hahn: Mit der großen Armee 1812[/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein hochinteressanter thread, wobei vom militärischen Standpunkt her Friedrich v. Schuberts Einschätzung , daß Yorks Handeln Hochverrat war m.E. nach wie vor richtig ist.
Die Frage, die mir sich stellt ist aber, ob die Entwicklung ohne die Konvention von Tauroggen anders gelaufen wäre.

Denn wie thanepower ja bereits dargelegt hat, war der notwendige multi-nationale Rahmen, Europa von der Hegemonie Napoleons zu befreien, bereits durch die Entwicklungen in Italien,Spanien ,Tirol und an der "Ostfront " als auch durch die innenpolitischen Entwicklungen in den deutschen Ländern bereits gegeben.
Tauroggen verschaffte insoweit zwar der russischen Armee einen gewissen strategischen Vorteil , aber langfristig wäre
nach der Niederlage der GrandeArmee die geschwächte napoleonische Hegemonie ohnehin zusammengebrochen.
 
@zaphodB.

Hochverrat war und ist ein extrem komplexer Straftatbestand. Ich denke, Insubordination kommt dem Handeln von Yorck schon näher. Immerhin, er wollte weder seinen König entmachten, noch Gesetze des Kgr. Preußen verändern, noch den Bestand des Kgr. Preußen in irgendeinerweise gefährden.

...
Es sind eine Reihe von Auswirkungen im Traditionsbild des 3. Reichs und dem Nachkriegs-Deutschland zu erkennen. Das Verhalten von General Yorck reiht beispielsweise Münkler [2] in den Bestand der Deutschen Mythen ein. Wenngleich er auch die die Entscheidung von Yorck nicht nur als Befehlsverweigerung und Insubordination, sondern als Hochverrat klassifiziert. Und passend zu diesem Mythos wird die stoische Gelassenheit von Yorck herausgestrichen, dass Schicksal so zu nehmen, wie es kommt. Entweder auf dem Schlachtfeld zu sterben, oder durch ein Erschießungskommando.

Dieses Verhalten Yorck bildet dann auch für die Teilnehmer des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ und dem Bund Deutscher Offiziere der wichtige Traditionsbestand, über den sie ihre Verhaltensweisen rechtfertigten.

An diese Tradition konnte dann die NVA anknüpfen, die andere Traditionsbestände deutlich schwieriger adaptieren konnte.

Als Ergebnis des Handelns von General Yorck bleibt die schwierige Frage, unter welchen Umständen der Zweck die Mittel heiligt. Ob die übergeordnete Staatsräson, die Stimme des Gewissens oder die Verfolgung von hehernen ideologischen Zielen, außergewöhnliche Schritte rechtfertigt. ...

@Thane

Mit Deinem Beitrag spannst Du den Bogen sehr weit in die Rezeptionsgeschichte und endest mit einer philosophischen Fragestellung.

Zur Rezeptionsgeschichte der Konvention gehört aber auch das besondere Verhältnis Preußens bzw. später das DR zu Russland im 19.Jh., einige Stichworte "Heilige Allianz", "Dreikaiserabkommen", "Dreikaiserbund".

Die Konvention wird m.E. in der Rezeption überbewertet. Yorck war kein "politischer General", sondern er war ein preußischer Korpskommandeur, der zur verbündeten französichen Armee detachiert war und der seine Kompetenzen überschritt, indem er sein Armeekorps für seinen Landesherren gerettet hat.

Damit, und weil sein Handeln ex post in die Zeit passte, taugte sein Handeln als Folie zur Mythenbildung, sowohl im Befreiungskrieg bis hin zu dem besonderen Verhältnis zwischen Preußen/DR zu Rußland, dem aus dem Pariaverständnis erwachsenden Verhältnis von RW und Roter Armee in den 1920'er Jahren, dem Selbstverständnis der kriegsgefangenen Offiziere des BdO bis hin zur NVA, wie Du m.E. richtig anmerktest.

M. :winke:
 
Mit Deinem Beitrag spannst Du den Bogen sehr weit in die Rezeptionsgeschichte und endest mit einer philosophischen Fragestellung.

Das liegt zum einen am 200. Geburtstag, auf den excideuil hinwies und es war ein Präzedenzfall.

Bei der Bewertung möchte ich Dir allerdings widersprechen. Unter der damaligen Situation war es eindeutig Hochverrat und wäre die Konstellation anders gewesen, dann wäre er für diesen erschossen worden.

Durch sein Handeln konnten "feindliche" Truppen, nach Preußen gelangen und bedrohten zu diesem Zeitpunkt die offiziell verbündeten französischen Truppen.

Aber deswegen hatte ich die politsichen Rahmenbedingungen versucht skizzenhaft zu beleuchten, um deutlich zu machen, im Sinne Machiavellis, dass Realpolitik, nicht nur auf der Basis des damaligen geltenden Rechtsverständnisses und der Rechtsnormen, entschieden werden können. Denn dann hätte General Yorck, entsprechend der Normen, zwingend anders handeln müssen. Und wäre eher in Übereinstimmung mit FW, allerdings im Gegensatz zu den Intention von Hardenberg und Stein. Und deren Intentionen waren sicherlich eine Rahmenbedingung für sein Handeln.

Hätte Napoleon das auch so gesehen und hätte er nicht gerade andere Probleme gehabt, dann hätte er FW für das Verhalten eines seiner Generale zur Verantwortung ziehen können. Zumal der Preußische König der formelle Oberbefehlshaber der preußischen Truppen war.
 
Zuletzt bearbeitet:
...
Bei der Bewertung möchte ich Dir allerdings widersprechen. Unter der damaligen Situation war es eindeutig Hochverrat und wäre die Konstellation anders gewesen, dann wäre er für diesen erschossen worden.
....

Damals wurde man für alle möglichen Tatbestände erschossen, das ist kein Ausschlusskriterium.

Ich sehe es wie Melchior. Hochverrat ist etwas sehr konkretes. Yorck hat sich bei dieser Aktion bestimmt einige Strafbestände erfüllt, ob Hochverrat darunter ist, kann man jedoch diskutieren. Er hat sich zu keinem Zeitpunkt gegen sein Land oder seinen Herrscher gestellt und nicht versucht die bestehende Ordnung zu ändern.

Landesverrat nach der Definition des Preussischen Allgemeinen Landrechts von 1794 würde m.E. eher passen und auch darüber liesse sich streiten, da er die ihm unterstellten Truppen ja nicht dem Feind "übergab."

Die ihm vorliegenden Alternativen waren auch nicht, die Russen zurück zu werfen oder mit ihnen zusammenzuarbeiten, sondern sich neutral zu verhalten oder mit seinen Truppen früher oder später unterzugehen. Gegen die Russische Übermacht hätte er mit 20.000 Mann kaum etwas ausrichten können. Vielleicht hätte er den Riegel von Diebitschs Truppen sprengen können, wie weit wäre er jedoch noch gekommen?

Angesichts der Entschlusslosigkeits des "Demels" der Yorck ohne konkrete Anweisungen liess, ist sein Verhalten m.E. nicht nur moralisch vertretbar sondern auch aus praktischen Gründen sinnvoll.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Zweyter Abschnitt
Von Staatsverbrechen überhaupt und vom Hochverrathe insbesondere
Begriffe.
§. 91. Die freywillige Handlung eines Unterthans, durch welche der Staat oder dessen
Oberhaupt unmittelbar beleidigt werden, heißt ein Staatsverbrechen.
§. 92. Ein Unternehmen, welches auf eine gewaltsame Umwälzung der Verfassung des Staats,
oder gegen das Leben oder die Freyheit seines Oberhaupts abzielt, ist Hochverrath.
Strafe der Hochverräther;
§. 93. Wer sich dessen schuldig macht, soll nach Verhältniß seiner Bosheit, und des
angerichteten Schadens, mit der härtesten und schreckhaftesten Leibes- und Lebensstrafe
hingerichtet werden.
§. 94. Diese Strafe trifft sowohl den Rädelsführer, als diejenigen, welche an dem Verbrechen
als Miturheber Theil genommen haben, (§. 64. 67. 71. 73.)
...
"




"Dritter Abschnitt
Von Verbrechen gegen die äußere Sicherheit des Staats
Landesverrätherey.
§. 100. Ein Unternehmen, wodurch der Staat gegen fremde Mächte in äußere Gefahr und
Unsicherheit gesetzt wird, heißt Landesverrätherey.
Erste Classe derselben.
§. 101. Wer ganze dem Staate gehörige Lande, Kriegesheere, oder Hauptfestungen, in
feindliche Gewalt zu bringen unternimmt, der ist ein Landesverräther der Ersten Classe.
Strafe.
§. 102. Ein solcher Landesverräther soll zum Richtplatze geschleift, mit dem Rade von unten
herauf getödtet, und der Körper auf das Rad geflochten werden.
§. 103. Die gegen einen Hochverräther in Ansehung der Ehre, des Vermögens, und in
Beziehung auf seine Familie, nach §. 95. verordnete Ahndung, ingleichen die Vollstreckung
der Leibestrafe an dem Bildnisse
Zweyte Classe der Landesverrätherey.
§. 106. Unternehmungen von minderer Wichtigkeit, die zur Begünstigung der Feinde des
Staats abzielen, sind als Landesverrätherey der Zweyten Classe anzusehen.
"

Ist noch etwas heftiger als das Erschiessen auf einem Sandhaufen.
 
Mir geht es nicht um einzelne juristische Definitionen. So schreibt Clark (Preußen, S. 415) "Sein Übertritt war nicht nur Ungehorsam, er war Verrat". Damit ist sicherlich nicht die Kategorie einer zwischenmenschlichen Verfehlung gemeint, sondern es wird der staatsrechtliche Kontext der Handlung berührt.

Sofern ich mir die einzelnen Artikel des Hoch- und des Landesverrats ansehe, und nicht von der subjektiven Intention von Yorck ausgehe, sondern die objektiven realen und potentiellen Auswirkungen seines Handelns unter den normativen Bedingungen des preußischen Königtums ansehe, dann würde ich sogar beides als erfüllt ansehen.

Seine subjektive Sicht im Jahr 1812/13 ist einerseits als teils konservativ, teils radikal patriotisch und auch preußisch-nationalistisch, aber sicherlich zu 100 Prozent als monarchistisch zu kennzeichnen. Und unter dieser Voraussetzung wäre er frei von jeglichem Verrat.

Der Tatbestand des Hochverrats ist jedoch objektiv bereits dadurch erfüllt, dass er sich als Untertan des preußischen Königs die Entscheidung anmaßt, über "Freund" und "Feind" und damit die souveränen Rechte seines Herrschers einschränkt. Vermutlich hatte er jedoch eine Einsicht in die Dimension seiner Handlung, da er sich vom Konservativen zum Befürworter der staatlichen und militärischen "Modernisierung" Preußens gewandelt hatte. Dieses tut er nicht im Geheimen, sondern es wird unmittelbar für alle anderen Herrscher der damaligen "Großen Mächte" ersichtlich. In diesem Sinne fügt er der Souveränität der Preußischen Monarchie und dem König im speziellen eine "öffentliche Beleidigung" zu.

Der Tatbestand des Landesverrats, gemäß §100 (vielen Dank an Bdain für das Einstellen der Texte!) ist in jedem Fall erfüllt. Durch seine Handlung wurden die östlichen Teile Preußens geöffnet für den russischen Einmarsch.

Und ermöglichen Stein, den Aufbau einer "Gegenverwaltung", die der Befreiung von den Franzosen zu dienen hatte. Als Beauftragter des Zaren nahm Stein hoheitliche Aufgaben wahr, ohne direkte Legitimation durch den preußischen König.

Und genau an diesem Punkt zeigt sich die dramatische Veränderung, von einem Kabinettskrieg zwischen den Staaten von Monarchen hin zu einem auf dem Nationengedanken aufbauenden Staatsgebilde. Mit einem veränderten Rechtsempfinden, auch im Bereich der Außenpolitik, einer der Kernbereiche des bisherigen monarchischen Handelns.

Zu seiner militärischen Rolle. Das preußische Korps war für die damalige Situation, so das Urteil der unten zitierten Militärhistoriker, in einer relativ guten Verfassung und mit ca. 14.000 Soldaten durchaus als kampfstark u klassifizieren. Die Aufgabe, die es im Rahmen des "Schutz- und Trutzbündnisses" zu erfüllen hatte, war die Verteidigung der Souveränität Preußens, sprich der Landesgrenzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für die guten Beiträge! :winke:

Aus meiner Sicht war es eindeutig Hochverrat. Salopp gesagt, wo kommen wir hin, wenn ein Corpskommandeur nach Gutdünken eigene Politik betreibt und mit dem Feind eine Konvention abschließt, die das Bündnissystem des eigenen Monarchen infrage stellt?
Nicht nur dies. Im Grunde trieb er F.W. III. (und ich teile völlig Bdaians Einschätzung "Demel") vor sich her:

Aus Dieters Link:
"Am 5. Februar tritt in Königsberg ein Landtag zusammen. Auf Yorcks Vorschlag beschließt er, gegen Napoleon 20.000 Mann Landwehr und 10.000 Mann Reserve aufzubieten. Als Burggraf Dohna zum König reist, um ihm die Beschlüsse des Landtags zu erläutern, fragt der ihn nur giftig, ob Yorck bereits eine »Bürgerkrone« trage."

Es war also in der doch recht unübersichtlichen Situation nicht nur die Konvention allein, um seine Corps zu retten, sondern systematische Politik - und dies wieder ohne Zustimmung seines Souveräns - zum Kampf gegen Napoleon!

Und dem "Demel" blieb bei dieser Entwicklung gar nichts anderes übrig als im Nachgang Yorcks Handlungsweise zu legitimieren, wobei das 1. den Hochverrat nicht nicht ungeschehen macht und 2. wohl eher F.W. III. Glaubwürdigkeit geschuldet ist, denn wie thanepower völlig richtig zitiert: :“ FW began to lose control oft the kingdom“.

Daher bleibt nur, das Handeln des Generals Yorck aus moralischer Sicht zu rechtfertigen.

Ob ohne Tauroggen die folgenden Jahre wesentlich anders gelaufen wären, darf bezweifelt werden. Sicherlich wirkte sie dynamisierend auf Preußen, brachte auch Vorteile für die russische Seite, dennoch das Ergebnis wäre dasselbe gewesen.

Grüße
excideuil
 
Nur ein Gedanke. Möglicherweise wirkte sich die Dynamik des durch Tauroggen ausgelösten Prozesses sogar negativ auf die Politik Preußens aus:

aus Dieters Link:

"Bis Ende Februar laviert Friedrich Wilhelm. Er ist noch immer voller Furcht vor Napoleon, misstraut den Patrioten um Scharnhorst, auch will er die französische Fremdherrschaft nicht gegen eine russische eintauschen. Doch immer heftiger gerät er unter den Druck der öffentlichen Meinung. Am 20. Februar berichtet der geheime britische Vertreter in Berlin: Falls der König sich weiterhin weigere, mit Russland ein Bündnis zu schließen, werde es in Preußen zur Revolution kommen. Am 26. Februar tritt Friedrich Wilhelm die Flucht nach vorn an und stimmt dem Bündnis zu. Mitte März erklärt er Napoleon den Krieg. Notgedrungen rehabilitiert er nun Yorck. Wirklich verzeihen wird er dem General nie."

Mit dem Bündnis ist der Vertrag von Kalisch gemeint.
Betrachten wir den Vorschlag von v.d. Knesebeck, der "die Wiederherstellung Preußens in den Grenzen von 1806 sowie weitere Gebiete im norddeutschen Raum vorsah" und den letztendlich unterzeichneten russischen Vorschlag:
"Der schließlich maßgebliche russische Vorschlag wurde maßgeblich von dem in Russland im Exil lebenden Freiherrn vom Stein mitbestimmt. Dieser garantierte in einem geheimen Artikel die Wiederherstellung Preußens in den Verhältnissen von 1806 sowie zusätzliche territoriale Abrundungen. Allerdings musste Preußen auf das Großherzogtum Warschau verzichten. Eine Landverbindung nach Schlesien wurde jedoch zugestanden. Auch stellte man Preußen Erwerbungen in Norddeutschland mit Ausnahme des früheren Kurfürstentum Hannover in Aussicht." (vergl. Wiki)

dann kann angenommen werden, dass es möglicherweise bessere Bedingungen gegeben hätte, wenn F.W. III. nicht so unter (Zeit)-Druck gestanden hätte.
So spielte der Vertrag dem Zaren in die Hände, der sich Polen versichern wollte, damit aber auf ein Bündnis mit Preußen und Österreich angewiesen war, die bezüglich Polen an anderer Stelle entschädigt werden mußten, sollte die Erwerbung Polen für Rußland Bestand haben. Preußen erhielt aber bezüglich der Grenzen nur wage Zusagen, was sich bis zum Wiener Kongress auswirken sollte und F.W. III. im Grunde von der Politik Alexander I. abhängig machte.
Ich habe nur ein geflügeltes Wort der Berliner aus der Zeit nach Jena und Auerstadt zitiert: "Unser Demel ist in Memel.":pfeif:
So, so :pfeif:

Grüße
excideuil
 
Zuletzt bearbeitet:
Als Ergebnis des Handelns von General Yorck bleibt die schwierige Frage, unter welchen Umständen der Zweck die Mittel heiligt. Ob die übergeordnete Staatsräson, die Stimme des Gewissens oder die Verfolgung von hehernen ideologischen Zielen, außergewöhnliche Schritte rechtfertigt.
Schwere Frage und daher nur der Versuch einer Erklärung.
M.M.n. ist eine Situation, in der sich eine Person/Gruppe entscheiden muss Bedingung und es muss ein wichtigeres Interesse als das der Erfüllung der "Pflicht" zum tragen kommen.

Beispiel Erfurt 1808:
N. früherer Außenminister Talleyrand setzt sich mit Rußland und auch Österreich konspirativ ins Einvernehmen. Hochverrat an der Person Napoleons sicher. Aber an Frankreich? Nein. Das höhere Interesse war die franz. Nation, die es vor den Eroberungsgelüsten ihres Kaisers und ihren mögl. Folgen zu schützen galt.

Beispiel Tauroggen 1812:
Yorck rettet sein Corps vor dem mögl. Untergang und setzt einen Prozess in Gang, der Preußen von der Fremdherrschaft N. befreit. Hochverrat am Souverän König F.W. III, sicher. Höheres Interesse hier sein Corps und das (unabhängige) Land Preußen.

Beispiel April 1814
Die Marschälle Ney, Macdonald ... verweigerten dem Kaiser offen den Befehl: Ney: "Die Armee gehorcht nur ihren Kommandeuren!" Noch "schlimmer" Marmont, der sein Corps von Paris abrücken ließ und dem der "Verräter" sein Leben lang anhaftete. Verrat an N. ja, aber moralisch einwandfrei, da sich Ney & Co. gegen Bürgerkrieg dafür für Frieden und damit für Frankreich entschieden.

Sicher ist mein Beitrag nicht der Weisheit letzter Schluss, vllt. aber eine Diskussionsgrundlage.

Meine Beispiele sind bewußt zeitgenössisch gewählt.

Grüße
excideuil
 
Hallo,

die Marschälle/Soldaten Napoleons waren aber zu dem Zeitpunkt, als sie Napoleon den Gehorsam verweigerten, vom neuen Senat offiziell aus ihrer Pflicht entlassen und von ihrem Eid entbunden worden. Die politische Entscheidung ist nach dem Einmarsch der Alliierten in Paris und mit der Etablierung der provisorischen Regierung (jaja, Talleyrand ...) schon gefallen.


lg, Marie Luise
 
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