Anglo German Fellowship (AGF)

A

AGFFrage

Gast
Ich zitiere aus Wikipedia:

Die Anglo-German Fellowship (AGF)....

.... war eine im Herbst 1935 gegründete britische, pro-nazistische Organisation. Die deutsche Schwesterorganisation war die Deutsch-Englische Gesellschaft.

n der Anglo-German Fellowship waren diejenigen britischen Industriellen, Bankiers und höchsten Beamten vertreten, die ein Bündnis mit dem nationalsozialistischen Deutschen Reich förderten und – off the record – die führenden Vertreter des Deutschen Reiches zu einem Krieg gegen die stalinistische Sowjetunion ermunterten. So schrieb das Mitglied der Fellowship, der Beherrscher des englischen Kohlebergbaus Lord Londonderry am 25. Februar 1936 an Hermann Göring:

„Großbritannien müsse gemeinsam mit Deutschland dem Bolschewismus entgegentreten, denn diese Lehre werde, „wenn sie Erfolg hat, eine weltweite Katastrophe von einem Ausmaß herbeiführen […] das sich keiner vorstellen kann“[1]
Der stellvertretende amerikanische Außenminister Sumner Welles schrieb 1944 in seinem Buch The Time for Decision:

„In diesen Vorkriegsjahren waren die Finanz- und Handelskreise der westlichen Demokratien einschließlich der Vereinigten Staaten absolut davon überzeugt, daß ein Krieg zwischen Hitlerdeutschland und der Sowjetunion nur ihren eigenen Interessen dienen würde. Sie glaubten, daß Rußland bestimmt besiegt und damit der Kommunismus vernichtet werden würde. Deutschland aber würde dann so geschwächt sein, daß es auf viele Jahre hinaus die übrige Welt nicht mehr ernsthaft werde bedrohen können.“[2]

Am 2. Dezember 1935 erfolgte die erste Generalversammlung in der Zentrale des Unilevers-Konzerns. Seit Herbst 1936 fanden regelmäßig monatliche Zusammenkünfte statt. Die Fellowship führte eine massive prodeutsche Propaganda in Großbritannien. Jahrelang lud man hohe SA- und HJ-Führer, Diplomaten, Minister und Kommunalpolitiker in Londoner Clubs und auf Landsitzen ein. Unter den Gästen und Rednern befanden sich Außenminister Ribbentrop, Generalfeldmarschall von Blomberg, der nationalsozialistische Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten, Himmlers Adjutant Hajo Freiherr von Hadeln und der Herzog Carl Eduard (Sachsen-Coburg und Gotha). Zu den Reichsparteitagen der NSDAP in Nürnberg fuhr regelmäßig eine starke Abordnung der Fellowship. Es wurde eine eigene Zeitung, die Anglo-German Review, herausgegeben. Insgesamt 50 Mitglieder beider Häuser des Parlaments hatten sich der Fellowship angeschlossen. Lord Londonderry besuchte 3–4 mal im Jahr Hitler und Göring. Enge Beziehungen bestanden zum Cliveden Set.

Der sowjetische Agent Kim Philby war Mitglied der Organisation


Die einflussreichsten Mitglieder der etwa 600 bis 800 Mann starken Vereinigung waren:

Ernest Tennant, Bankier, Gründer der Anglo-German Fellowship und Freund von Ribbentrop
Francis Cooper, Präsident des Unilever-Konzerns
Lord McGowan, Präsident der Imperial Chemical Industries (ICI)
Sir Montagu Norman, Gouverneur der Bank von England und ein persönlicher Freund von Hjalmar Schacht
Lord William Richard Morris, 1st Viscount Nuffield, Präsident der Morris Motor Company
Sir Andrew Agnew, Generaldirektor der Shell-Mex and British Petroleum Company (BP)
Sir Geoffrey Clark, Generaldirektor Telegraph Construction & Maintenance Company und der British India Steam Navigation Company
Sir Alexander Shaw, Präsident der P&O Steam Navigation Company und Direktionsmitglied der Bank von England
Lord Londonderry, Charles Vane-Tempest-Stewart, 7. Marquess of Londonderry (* 13. Mai 1878; † 11. Februar 1949), 1921 Privy Councillor für Nordirland, 1921–1926 Erziehungsminister und Führer des Senats in Nordirland; 1931–1935 Secretary of State for Air; 1935 Lord Privy Seal (Lordsiegelbewahrer) und damit gleichzeitig Leader of the House of Lords; Beherrscher des britischen Kohlebergbaus sowie Teilhaber der Großbanken J. Henry Schröder & Co., Lazard Brothers & Co und von Guinness, Mahon & Co.
Frank Cyril Tiarks, ein Direktor der Bank von England, Mitglied der British Union of Fascists
Admiral Sir Barry Domvile, Gründer der ähnlich aufgebauten Organisation The Link
Admiral Sir Murray Sueter
Fürst Otto von Bismarck (1897–1975)
Darüber hinaus waren folgende Konzerne, Gesellschaften und Banken durch Vorstands- oder Direktoriumsmitglieder vertreten:

Anglo-Iranian Oil Company
Vickers-Armstrong Steel Company
John Brown & Company
Dunlop Rubber Company
John Walker & Sons
Great Western Railway
London, Midland and Scottish Railway
Cunard White Star Lines
Oceanic Steam Navigation Company
Lloyds Bank
Barclays Bank
Midland Bank
National Provincial Bank
British Westinghouse Electric Company
British Overseas Bank
Commercial Union Assurance Bank
Phoenix Assurance Company


Lord Mount Temple legte am 19. November 1938 das Amt des Präsidenten nieder und stellte zusammen mit 20 anderen Mitgliedern die Tätigkeit ein. In der Öffentlichkeit trat sie ab November 1938 kaum noch in Erscheinung. Dies kam fast einem Zerfall der Fellowship gleich, nach der Besetzung der Rest-Tschechei hörte die Gesellschaft auf zu bestehen.

Am 8. Juni 1939 schrieb Londonderry an Franz von Papen, das er seine Meinung geändert habe nach dem Deutschland die Tschechoslowakei überrannt habe, dies habe gezeigt „dass ein von Deutschland gegebenes Versprechen keine reale Grundlage habe.“ und er führte aus:

„Wir sind zutiefst aufgebracht über die Art und Weise, wie Deutschland offenbar seine Vorherrschaft auf der Welt durchzusetzen versucht, und entschlossen, uns diesem Vorhaben entgegenzustellen, ganz gleich, was dieser Widerstand erfordern mag.“[4]
In einem Brief vom 2. April an Neville Chamberlain begrüßte Londonderry die Britisch-französische Garantieerklärung an Polen.

Anglo-German Fellowship ? Wikipedia

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Beeinflusste diese Organisation mit wirklich führenden Unternehmen und Persönlichkeiten den Angriff auf die Sowjetunion durch Hitler ?

Bisher hörte ich eher von den "Lebensraum" Plänen Hitlers, natürlich aber auch von den Gefahren des erstarkten Kommunismus.

Inwiefern sehen moderne Historiker diese Zusammenhänge bzw den Einfluss auf die NS Aussenpolitik ?
 
Die Organisation unterstützte Hitlers Ansichten bevor es zum Krieg kam, als es heiß wurde löste man sich auf. Hitler selbst hatte schon 1923 in Mein Kampf den Feldzug gegen die Sowjetunion skizziert und mit seiner "Lebensraum im Osten"-Theorie die Ideologische Basis für den Krieg gelegt. Ich denke kaum, dass diese Gesellschaft irgendeinen Einfluss auf Hitler hatte. Er wird in ihr eher ein Werkzeug zur Bildugn eines Britisch-Deutschen Bündnisses gesehen haben.
 
Ich bin da mit meinem Mitdiskutanten YoungArkas einig.

@Agffrage

Wo würdest Du im realen Geschichtsverlauf eine realiter wirkungsmächtige "Interessen- <=> Wirkungsbeziehungen" sehen wollen?

"Antibolschewismus" als ideologische Folie, ja klar. Aber mehr gab es da m.E. nicht. UK an der Seite von Nazideutschland ausgeschlossen. Alle derartigen "Utopien" zerplatzten spätestens am 24. August 1939 und dann am 3. September des gleichen Jahres. Da gibt es keinen Platz für Spekulationen.

M.
 
Einflüsse auf das Dritte Reich sehe ich wie @Melchior - auch wenn die AGF antisemitische Tendenzen hatte - nicht.

Interessant ist vielmehr, dass sich die führenden Repräsentaten der AGF der Forderung nach einer "aggresiven prodeutschen Propaganda" widersetzten. Deshalb kam es hier auch zu Abspaltungen, zB Domvile und die Organisation "Link", die aus dem AGF entstand. Der "Link" wurde allerdings verdeckt auch von der AGF gefördert, man vermied aber die offene Verbrüderung und war mit der Abspaltung radikaler Teile wohl nicht unzufrieden. Diese Abspaltung löste sich - nach einigen Aktivitäten, die auch die Reichsprogromnacht und die März-Krise 1939 überdauerten - kurz nach dem Kriegsausbruch im Spetember 1939 auf. Domvile, der über weitere Kontakte nach noch weiter rechtsaußen verfügte, machte jedoch weiter und trat noch während des Krieges für eine Verständigung mit Hitler ein.

Bzgl. Londonderry ist anzumerken, dass die prodeutschen Attitüden nun andererseits nicht zur Beseitigung britischer Interessen bei ihm führten. Davon ist selbstverständlich die politische Kritik an Kondonderry zu trennen, die ihm vorwarf, mit den Abrüstungsbestrebungen die Luftbedrohung für Großbritannien zu verschärfen. Das ist aber Teil der politischen Kontroverse gewesen: Unter Londonderry wurden - völlig gegenläufig - erste Akzente ab 1934 gesetzt, mit der die "Nach"rüstung der RAF unter der vermuteten deutschen Luftbedrohung erfolgte, und die gegen heftige Widerstände des finanzklammen Treasurys (Nachwirkungen der Weltwirtschaftskrise) in der Regierung durchgesetzt wurden. Das Ganze ist also nicht weiß oder schwarz, sondern sozusagen "grau" anzusehen.

Eine umfassende deutschsprachige Ausarbeitung zum Thema ist:
Bauerkämper, Arnd: Die "radikale Rechte" in Großbritannien - nationalistische, antisemitische und faschistische Bewegungen vom späten 19. Jahrhundert bis 1945, 1991, Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 93


P.S. wenn man wirkungsmächtige Interessenbeziehungen unterstellt, wie in #1 geschehen, wäre es wichtig, die gegenläufigen Kräfte zu beachten. Ansonsten drohen Fehlschlüsse.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe den Beitrag ganz vergessen darum melde ich mich etwas spät, danke für die Antworten.

Wo habe ich etwas unterstellt ? Es sind ganz klare Fragen gewesen zu Aussagen von Personen, der Definition dieser Gesellschaft und dessen Ziele und der Klarheit darüber dass die wohl mächtigsten Kooperationen/Unternehmen sich darin befanden. Spekulieren möchte ich nicht, ich wollte wissen inwiefern bekannte und seriöse deutsche oder internationale Historiker fachlich darüber berichten.

Danke auch für den Hinweis zu den Schriften...

Salü
 
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