Antriebs- oder Steuerelement auf mittelalterlichen Flußfahrzeugen

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Eine Anzahl von Abbildungen mittelalterlicher Flußschiffe zeigt einen Seemann, der im vorderen Bereich eine lange Stange in das Wasser hält. Was macht er damit? Handelt es sich um einen Riemen, ein zusätzliches Steuerruder, eine Stange zum Ausloten der Wassertiefe oder zum Staken?

1. Köln 1499
2. Rheinschiff 1499 (Gescannte Seite 12, Tafel 2.b)
3. Köln 1411
 
Auf Bild 1 ist rechts das Heck mit einem seitlichen Steueruder. Links scheint ein Riemen zu sein.

Auf Bild 3 würde ich sagen, dass das vorne (rechts im Bild) zwei Ruderer nebeneinander mit Riemen zu sehen sind. Im Heck (links) ist ein Steuerruder mit Pinne.

Bild 2 kann ich leider nicht sehen.
 
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Das wird ein großes Stakruder sein welches sowohl als Antrieb als auch, bei Fahrt mit der Strömung dazu diente, Hindernisse und Treibgut beiseite zu schieben und das Schiff vom Ufer fernzuhalten.
 
Bild 2 kann ich leider nicht sehen.

Hier:
2lj02ux.jpg
 
Eine Anzahl von Abbildungen mittelalterlicher Flußschiffe zeigt einen Seemann, der im vorderen Bereich eine lange Stange in das Wasser hält. Was macht er damit? Handelt es sich um einen Riemen, ein zusätzliches Steuerruder, eine Stange zum Ausloten der Wassertiefe oder zum Staken?

Auf Flüssen herrschen bisweilen starke verschiedene Strömung, damals, mit unverbauten Flussläufen stärker als heute.
Die Schiffe auf diesen strömungsstarken Wasser in die richtige Richtung zu lenken, vor allem bei schnelleren Fahrten wurde nicht nur das Ruder am Heck des Schiffes benötigt, sondern auch am Vorschiff.
In der Funktion des Ruders ergibt immer die Lenkbewegung um die Achse entlang der flachen Seite des Ruders ... hat man nun noch am Bug ein langes Ruder, ist es möglich die Lenkbewegung genauer zu steuern, da jetzt die Möglichkeit besteht über zwei Achsen auszurichten. Der Drehpunkt des Schiffes liegt damit nicht mehr bei einem Ruder, sondern kann bei gewisser Ruderstellung auf der Längsachse bewegt werden.
Anhang anzeigen 13201
 
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Auf Basis eurer Interpretationen würde ich sagen: Im ersten Bild handelt es sich um einen Riemen und zwar ein Ruder ausschließlich zum Antrieb, kein "Stakruder". Das wird ersichtlich aus dem Ruderblatt am Ende, das für Stakbewegungen jeder Art ungeeignet wäre.

In der dritten Abbildung ist es auch ein Riemen, erkennbar an der typischen sitzenden Rudererposition hingewendet zum Heck. Auch die Handhaltung im Obergriff spricht dafür.

Aber der zweite Stab scheint mir wirklich eine Stakstange zu sein. Dafür spricht ganz besonders der Griff des Engels an der Stange, der für eine Ruderbewegung völlig ungeeignet wäre. Auch die halb gewendete Körperposition, halb Richtung Steuerbord, halb Richtung achtern, passt dazu. Und nicht zuletzt weist der t-förmige Knauf am oberen Stangenende weg von einem Riemen, hin zu einem Werkzeug, das seine Länge nach gedrückt werden soll.

Also:
1. Riemen
2. Stakstange
3. Riemen
 
Im ersten Bild handelt es sich um einen Riemen und zwar ein Ruder ausschließlich zum Antrieb, kein "Stakruder". Das wird ersichtlich aus dem Ruderblatt am Ende, das für Stakbewegungen jeder Art ungeeignet wäre.
Wenn man den Riemen umdrehte konnte man auch damit staken. Einen Antrieb benötigte man lediglich um vom Ufer in die Mitte des Stromes zu gelangen. Im Mittelalter fuhr man in der Regel nur flussabwärts, verkaufte seine Waren bei Zwischenstationen und am Endziel. Dann wurden die Boote zelegt, das Holz verkauft und die Flussschiffer reisten über Land zum Startpunkt zurück. Schiffe, die auch stromaufwärts fuhren wurden von Zugtieren oder Menschen gezogen (getreidelt). Mit zwei Riemen wäre man da nicht vom Fleck gekommen.
 
Auf dem Elbe-Lübeck-Kanal übernahmen auch Frauen das Treideln. Die Prahme waren bis zu 19 Meter lang und konnten 200 Zentner Salz von Lüneburg nach Lübeck transportieren. Gestakt und mit dem Steuerruder dirigiert werden musste trotzdem, um die Kähne vom Ufer fernzuhalten.
treidelfrauen.jpg
 
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Im Mittelalter fuhr man in der Regel nur flussabwärts, verkaufte seine Waren bei Zwischenstationen und am Endziel. Dann wurden die Boote zelegt, das Holz verkauft und die Flussschiffer reisten über Land zum Startpunkt zurück.

Aber wie kommt es dann, daß diese Flußschiffe und die anderen in diesem Faden, mit einem Mast mit Segel ausgerüstet sind? Für die Stromabwärtsfahrt benötigt man doch keine Windkraft.
 
Auf dem nil wurde das ebenfalls so gehandhabt, da die Strecken teilweise zu lang waren und man nicht so viel Zeit hatte um den Weg zu Fuß zurückzugehen;)
 
Aber wie kommt es dann, daß diese Flußschiffe und die anderen in diesem Faden, mit einem Mast mit Segel ausgerüstet sind? Für die Stromabwärtsfahrt benötigt man doch keine Windkraft.
Ich nehme an, dass bei günstigem Wind mit dem Segel das Treideln ,stromaufwärts erleichtert wurde.
Schiffe, die nur zur Fahrt stromabwärts bestimmt waren, wie die" ulmer Schachtel" oder das amerikanische Flatboot verfügten über keinen Mast.
 
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Aber wie kommt es dann, daß diese Flußschiffe und die anderen in diesem Faden, mit einem Mast mit Segel ausgerüstet sind? Für die Stromabwärtsfahrt benötigt man doch keine Windkraft.

Man kann damit die Fahrt beschleunigen oder auch der Mannschaft das Leben/Schleppen erleichtern. Zum anderen wurden kleine Segel auch dazu genutzt um zu steuern. Die Fahrzeuge damals waren ja alles Langkieler und hatten ein Ruder welches länger als tief ins Wasser eintauchen, dadurch benötigt der Rudergänger sehr viel Kraft, oder Unterstützung.

Apvar
 
Man kann damit die Fahrt beschleunigen oder auch der Mannschaft das Leben/Schleppen erleichtern.

Wobei die Frage ist, ob die Mannschaft mit dem Bau eines besegelten Mastes nicht mehr Zeit, Energie und Kosten aufwendet, als sie durch seinen Einsatz gewinnt, wenn das Schiff bereits nach einmaligem Einsatz am Zielort zerlegt wird.
 
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