fingalo
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Ich arbeite an der Armenfürsorge in Island in katholischer Zeit. Dazu gehört auch die Rolle der Klöster. Dort gab es 7 Männerklöster, davon eine Reihe "Augustiner" (wahrscheinlich 5). (Die "" bedeuten, dass näheres nicht bekannt ist).
1. Auf der einen Seite heißt es, dass Augustinus sein Kloster verlassen und eine Kommunität an seinem Bischofssitz gegründet habe. Eine Regel habe er für diese nicht erlassen, sondern lediglich gefordert, "wie die Apostel zu leben". Eine schriftliche Regel sei zuerst von Chrodegang verfasst und auf der Synode von Aachen 816 erlassen worden. Auf der anderen Seite gibt es eine Regel des Augustinus in zwei Fassungen. Aber den 816 beschlossenen Text finde ich bislang nicht.
2. Karl Bosl behauptet in seinen Ausführungen zu den Augustinern, dass sie wesentliche Träger der Seelsorge zur Karolingerzeit und danach gewesen seien und auch die Armenfürsorge betrieben hätten - also im Gegensatz zu den kontemplativen Benediktinern eher weltzugewandt gewesen seien. Auf der anderen Seite wird von Augustiner-Eremiten gesprochen, was ja nicht gerade einen weltzugewandten Eindruck hinterlässt.
3. In den norwegischen und isländischen Quellen wird immer wieder von der Sitte der Proventbriefe gesprochen, dass sich Laien in das Kloster einkauften und gegen Übertragung von Vermögen sich einen Lebensabend im Kloster sicherten. Aus Bosls Ausführungen ist zu entnehmen, dass es offenbar damals auch auf dem Festland "gemischte" Bewohner der Konvente gab, also auch Laien, die ihren Besitz behielten und keine Gelübde ablegten. Frage ist, ob das eine Besonderheit der Augustiner war, so dass man aus den Proventbriefen darauf schließen kann, dass das Kloster augustinisch war.
3. Auch ist mir immer noch nicht klar, was es mit den Augustiner-Chorherren genau auf sich hatte. Auf der einen Seite wird gesagt, dass es sich um Weltgeistliche an einer Kirche handelte, die keine Mönche waren, aber sich zu gemeinschaftlichem Leben verpflichteten. Auf der anderen Seite sind in Island "Klöster" weit ab von der Kirche gegründet worden, die eine bedeutende Rolle in der Armenfürsorge spielten.
4. Ein Bischof in Hólar (Nordisland) bekam die größten Probleme, weil er mit seiner Armenfürsorge das Bistum in den Ruin zu treiben drohte. Die Armenfürsorge hatte bei ihm so radikale Priorität, dass ich den Verdacht habe, dass er von dem Ordo novus, der auch in Norwegen Einzug gehalten haben soll, "infiziert" war. Aber sicher bin ich mir da auch nicht, weil ich weder den Ordo antiquus noch den Ordo novus kenne.
Insbesondere wäre von Interesse, ob es in den beiden Ordines passus über Armenfürsorge gab.
Fingalo
1. Auf der einen Seite heißt es, dass Augustinus sein Kloster verlassen und eine Kommunität an seinem Bischofssitz gegründet habe. Eine Regel habe er für diese nicht erlassen, sondern lediglich gefordert, "wie die Apostel zu leben". Eine schriftliche Regel sei zuerst von Chrodegang verfasst und auf der Synode von Aachen 816 erlassen worden. Auf der anderen Seite gibt es eine Regel des Augustinus in zwei Fassungen. Aber den 816 beschlossenen Text finde ich bislang nicht.
2. Karl Bosl behauptet in seinen Ausführungen zu den Augustinern, dass sie wesentliche Träger der Seelsorge zur Karolingerzeit und danach gewesen seien und auch die Armenfürsorge betrieben hätten - also im Gegensatz zu den kontemplativen Benediktinern eher weltzugewandt gewesen seien. Auf der anderen Seite wird von Augustiner-Eremiten gesprochen, was ja nicht gerade einen weltzugewandten Eindruck hinterlässt.
3. In den norwegischen und isländischen Quellen wird immer wieder von der Sitte der Proventbriefe gesprochen, dass sich Laien in das Kloster einkauften und gegen Übertragung von Vermögen sich einen Lebensabend im Kloster sicherten. Aus Bosls Ausführungen ist zu entnehmen, dass es offenbar damals auch auf dem Festland "gemischte" Bewohner der Konvente gab, also auch Laien, die ihren Besitz behielten und keine Gelübde ablegten. Frage ist, ob das eine Besonderheit der Augustiner war, so dass man aus den Proventbriefen darauf schließen kann, dass das Kloster augustinisch war.
3. Auch ist mir immer noch nicht klar, was es mit den Augustiner-Chorherren genau auf sich hatte. Auf der einen Seite wird gesagt, dass es sich um Weltgeistliche an einer Kirche handelte, die keine Mönche waren, aber sich zu gemeinschaftlichem Leben verpflichteten. Auf der anderen Seite sind in Island "Klöster" weit ab von der Kirche gegründet worden, die eine bedeutende Rolle in der Armenfürsorge spielten.
4. Ein Bischof in Hólar (Nordisland) bekam die größten Probleme, weil er mit seiner Armenfürsorge das Bistum in den Ruin zu treiben drohte. Die Armenfürsorge hatte bei ihm so radikale Priorität, dass ich den Verdacht habe, dass er von dem Ordo novus, der auch in Norwegen Einzug gehalten haben soll, "infiziert" war. Aber sicher bin ich mir da auch nicht, weil ich weder den Ordo antiquus noch den Ordo novus kenne.
Insbesondere wäre von Interesse, ob es in den beiden Ordines passus über Armenfürsorge gab.
Fingalo