Babylon und Rom

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Misantrop

Gast
Hallo,
bis auf einen kurzen historischen Augenblick in der Geschichte Roms unter Trajan scheint ja Babylon nicht unter römischer Herrschaft gestanden zu haben. Wer hat dort und in dieser Region sonst während des Weltreiches geherrscht? Ein Nachfolger Alexanders? Ein Perser?

Danke für die Antwort.
 
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Schau mal unter Partherreich, Parther und Arsakiden bei Wikipedia. Das Partherreich rechnet man von ca. 250 v.Chr. bis 224 n. Christus. Seit 141 v.Chr. gehörte Mesopotamien dazu. Nächstes Stichwort für Wikipedia ist Sassaniden. Das Sassaniden- oder Neupersische Reich rechnet man von 224/226 bis 642/651.
 
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Es ist in der Geschichte ja häufig so, gerade, wenn es um Stadtgeschichte geht, dass Schriftquellen und Archäologie im Widerspruch zueinanderstehen. Unter den Diadochen (genauer den Seleukiden) soll Babylon entvölkert worden sein. So wollen es die schriftlichen Quellen. Wahrscheinlich wurden allerdings nur Eliten und Handwerker deportiert und ein Großteil der Bevölkerung blieb einigermaßen unbehelligt zurück.
 
Vollständig entvölkerte Städte sind selbst mit modernen Mitteln kaum zu erreichen. Jedenfalls ab einer bestimmten Größe. Dann kommt, wie El Quijote schon schrieb, die Wahrnehmung bestimmter sozialer Schichten oder der Vertriebenen als einziger Überlieferungsstrang mit den tatsächlichen Vorgängen in Konflikt.

Mitunter kann so eine Entvölkerung auch nur symbolisch gemeint sein. Die angeblich komplette Tötung der Einwohner verschiedener Städte im 30jährigen Krieg z.B. hatte wohl die Verdrängung traumatischer Erlebnisse als einen Hintergrund. Andere Orte sind tatsächlich zu großen Teilen entvölkert, aber schnell wiederbesiedelt worden.

Und dann schreibt sich ein Feldherr vorübergehend geflüchtete Bevölkerung sicher gerne als Zeichen seiner Macht auf die Fahnen.

Die Entvölkerung Roms während der Gotenkriege mag z.B. eher einer propagandistischen Aussage gedient haben, als mehr als eine Prozession gewesen zu sein. Aber das ist nur eine Spekulation wie ein Widerspruch aufgelöst werden kann.

Eine Stadt wie Babylon konnte kaum entvölkert werden. Daher ist die Frage, was hinter der Nachricht steckt. Neben den bisherigen Andeutungen kommt hier auch noch eine Übertragung von Persepolis in Betracht, das keine richtige Stadt war.
 
Nach dem Tod Alexanders des Großen war Babylon unter den Diadochen zwischen den Seleukiden (Seleukos I.) und den Antigoniden (Antigonos I., Demetrios I.) umstritten; letztlich setzten sich die Seleukiden durch. Sie förderten jedoch ihre nahegelegene Neugründung Seleukeia, was (auch durch Umsiedlungen) zu Lasten Babylons ging. Von einer völligen Entvölkerung ist meines Wissens aber auch in den Quellen (z. B. Pausanias 1.16.3) nicht die Rede. (?)
Im Rahmen des Dritten Syrischen Krieges (246-241) zwischen Seleukiden und Ptolemäern fiel Babylon möglicherweise vorübergehend unter ptolemäische Herrschaft, jedoch ist die Quellenlage dazu sehr schlecht.
141 v. Chr. wurde Babylon von den Parthern erobert. Glücklich waren die Einwohner mit den neuen Herren aber zumindest zunächst nicht.
130 v. Cr. wurde Babylonien noch einmal vom Seleukidenkönig Antiochos VII. zurückerobert, der aber schon im Folgejahr gegen die Parther fiel, wodurch das Gebiet den Seleukiden endgültig verlorenging.
Um 128 v. Chr. herum eroberte anscheinend ein Aufständischer namens Hyspaosines die Stadt, aber sie kam bald wieder unter parthische Herrschaft.
 
Babylon war größtenteils unter arsakidischer und sasanidischer Herrschaft, allerdings ist wie oben auch schon angemerkt Babylon im engeren Sinne neuen Städten gewichen und Seleukia und später Tisfun (Ktesiphon) nahmen den Platz von Babylon ein, ob sie entvölkert wurden oder die Menschen einfach in die neuen Städte zogen ist allerdings nicht so einfach zu sagen. Dafür aber nicht weniger bedeutend, Seleukia-Ktesiphon bzw. Ktesiphon waren die Hauptstädte des Parther- sowie Sasanidenreiches. Im Endeffekt ist auch Baghdad in seiner Funktion ein Erbe Babylons, Seleukias und Tisfuns.

Das eigentlich interessante ist aber, warum die Region um Babylon so wichtig für die Griechen, Perser und Araber war? Theoretisch war das nicht so gut zu verteidigen und ständig fielen diese Städte in die Hände von Invasoren, dennoch waren sie immer wichtig als Machtzentren.
 
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