Ballsaison, englischer Adel

Oh, entschuldige, da hab' ich aus Versehen einen Teil wegeditiert, der das genauer beschrieb. Die Doku handelte von der letzten offiziellen Saison, die in GB stattfand, was 1958 war. Das heißt, daß der Rückblick auf Gepflogenheiten nur bis zu Anfan des Jahrhunderts ging.
Jep. Aber das ist genau die Zeit, seit der es das offizielle Debüt am Hofe und beim Landadel nicht mehr in der ursprünglichen Weise gibt, wenn mich nicht alles täuscht. Deshalb debütiert ja auch der britische Adel inzwischen in Paris. :winke:
 
Merci.

Und das heißt, dass es zuvor anders aussah?

Und was ist die Relevanz für diesen Thread (Bälle im 18./19.Jh.)?

Tut mir Leid, daß ich hier Verwirrung stifte. Ich brauch' mehr Kaffee um mich genauer auszudrücken. :weinen: Lass mich das nochmal probieren: In der Doku ging es vorderrangig um die letzte Saison, und das Filmmaterial welches benutzt wurde zeigte Bälle und Debüts bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts, aber es wurde auch erklärt woher das ganze kam und wie eine Saison ablief. Das heißt, es wurde gesagt, daß das Grundprinzip und der Zweck sich seit der Einführung der offiziellen Präsentationen bei Hof nicht geändert hat, was jedoch eher nebenbei erwähnt wurde. Ich gehe also davon aus, daß es auch vor 1958 so war, daß ein Debütantinnenball schlichtweg ein Ball war, aber ich kann es nicht mit Gewissheit sagen, weil die Doku es nur nebensächlich erwähnt hat.
 
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Wie sah das Debütieren aber aus? Doch nicht anders, als dass Papa sie mit in den nächsten Tanzschuppen oder privaten Ball nahm, oder?
Ich weiß nicht, wie es damals in London war. Aber da wir es hier mit einem Brauchtum zu tun haben, bei dem besonders auf überlieferte Formen geachtet wird, wird der Ablauf wohl ähnlich gewesen sein wie heute auf den renommierten Débütantinnenbällen.

Protokollarisch an der Spitze steht da wohl der Wiener Opernball mit seiner k.u.k.-Tradition. Und die Bälle in Budapest, München, Zürich etc. sehen wohl ähnlich aus.

Im Unterschied zum "nächsten Tanzschuppen" wird so ein Ball von einer Polonaise der Débütantinnen eröffnet. Wobei die Partner nur für diesen Ball gestellt werden - noch kennt ja niemand die junge Dame, um sie zum Tanzen aufzufordern. In Wien sind diese Partner die jungen Herren (also selber "Débutanten") der guten Wiener Gesellschaft (wobei mir völlig unklar ist, wie das abgegrenzt wird), in Budapest die Offiziersschüler und in München die Corpsstudenten.

Nach der Polonaise kommt dann der Walzer (das mag in London anders gewesen sein) - dann kann den restlichen Abend frei getanzt werden, d.h. mit normalem Auffordern. Und idealerweise werden die Mädels dann von verschiedenen interessierten Tanzpartnern für weitere Festivitäten der Saison eingeladen.
 
Nachtrag dazu:
Der Brauch stammt ursprünglich aus England, wo die Töchter der Aristokratie im Alter von 18 Jahren bei Hofe dem König bzw. der Königin offiziell vorgestellt wurden. Dieser Tag war gleichzeitig die Eröffnung der alljährlichen Ballsaison. Die jungen Damen galten von diesem Moment an gesellschaftlich als heiratsfähig. Diese Tradition der Präsentation bei Hofe endete in London erst 1958. Damals ließ Königin Elisabeth II. den Debütantinnenball als nicht mehr zeitgemäß erklären. Die Tradition der Bälle hat sich allerdings erhalten und inzwischen vor allem in den USA ausgebreitet. Dort findet inzwischen in jeder größeren Stadt ein alljährlicher Debütantinnenball statt. Einer der prachtvollsten Debütaninnenbälle findet alljährlich in der texanisch-mexikanischen Grenzstadt Laredo statt. Dieser „Kolonialball“ folgt noch ganz den strengen, alten Regeln und wird in historischen Kostümen getanzt.
 
Der Kaffee fängt an zu wirken, also: Laut der Doku hat sich die ofizielle Präsentation bei Hof aus einer Geburtstagstradition für Königin Caroline (1683- 1737) heraus entwickelt, und erhielt im Laufe des 18. Jahrhunderts eine feste Form. Wobei laut Doku weiterhin eine Geburtstagstorte eine große Rolle spielte. Anscheinend wurden nicht nur die Damen, sondern auch der Kuchen präsentiert, der dann symbolisch angeschnitten wurde. Des Weiteren hätten sich die Federn, die die Debütantinnen trugen daraus entwickelt, daß die Tradition begann, als Caroline noch Prinzessin von Wales war. Das Wappen der Prinzen von Wales beinhaltet Federn.

Königin Caroline hatte übrigens am 1. März Geburtstag, was vielleicht eine Bewandnis für die Frühe Saison hat, aber zugleich auch nur ein passender Zufall sein kann, da schon Samuel Pepys in seinen Tagebüchern die Zeit um Ostern erwähnt, zu der sich die Mode änderte, und er gespannt darauf wartete, zu sehen was "in" war.
 
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Also... die Londoner "Saison" begann meines Wissens so um den Herbstanfang herum, wenn die ganzen Herrschaften wieder in die Stadt strömten.

Zu der Zeit dürfte das irgendwann zwischen Ende August und Anfang Oktober gewesen sein.

Das Debüt einer jungen Dame (übrigens auch eines jungen Herren, wobei bei den Herren nicht ganz so ein Aufhebens gemacht wurde) konnte durchaus auf einem "Privatball" geschehen, eine Vorstellung bei Hofe war aber - zumindest für den höheren Adel - Pflicht. Ersteres lag vor allem daran, dass Königin Victoria und ihre Vorgänger ab einem gewissen Alter einfach nicht mehr fit genug waren um eine ganze Nacht lang ein paar hundert Dämchen die Hand zu drücken (salopp ausgedrückt) und es manches Jahr einfach mal nicht zu einer formellen Vorstellung bei Hofe kam. Deshalb eine 16- oder 17jährige ein ganzes Jahr länger daheim zu halten, zumal in den meisten Fällen noch mehr Töchter zu verheiraten gewesen wären, wäre zum wirklichen Problem geworden... besonders, wenn man bedenkt, dass eine junge Frau von 21 Jahren schon als "sitzengelassen" betrachtet wurde.

Die Saison begann in dem Moment, wo der erste "große" Ball stattfand. Allerdings bildeten den Kern der Saison eigentlich die großen Bälle des sogenannten "Heiratsmarkts", sprich des bekannten Almack-Clubs, auf deren Mitgliedschaft niemand freiwillig verzichtet hätte.

Die Londoner Saison ist deshalb die "wichtigste", weil die ganzen Sommerbälle in den entsprechenden (Kur-)Orten eher klein gehalten wurden, einfach aufgrund der Tatsache, dass eben nicht ALLE "wichtigen" Personen nach Bath z.B. fuhren. Es gab mehr als einen begehrten Badeort und so war die Londoner Saison, bzw. die Londoner Bälle die einzigen, an denen wirklich das Gros aller hochgestellten Personen teilnahm.

Im Sommer flüchteten übrigens die meisten Adeligen aus der Stadt, weil die Temperaturen und die sich daraus ergebende Situation (man denke an in der Sonne vor sich hingammelnde Pferdeäpfel u.Ä.) zumindest für die feine Gesellschaft unerträglich wurde. Zumal wir ja wissen, dass es in einer Großstadt im Hochsommer auch heute noch unerträglich heiß (und eklig)werden kann (man denke z.B. an Venedig im Sommer *schüttel*).
 
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