Hallo Tangua,
der Themenüberschrift und der Formulierung entnehme ich, daß es um Sakralbauten - also kirchliche Bauwerke - geht.
Ich versuche es so einfach wie möglich zu halten und verallgemeinere zudem etwas...
Tangua schrieb:
... könnt ihr mir sagen, wie im Mittelalter Kathedralen u.ä. Bauwerke gebaut wuren?
Da ich annehme, dies zielt auf eine Abarbeitung der von Dir genannten Einzelpunkte, siehe die folgenden Kurzabrisse...
Tangua schrieb:
Das waren gewöhnlich die herrschenden Stände der mittelalterlichen Gesellschaft: Adel und v.a. Klerus.
Tangua schrieb:
... die Planung...
... die Finanzierung...
Der Auftraggeber hat das Vorhaben, eine Kathedrale zu bauen, und beauftragt einen Baumeister, der wiederum nach seinen eigenen Plänen arbeitet. Finanzieren muß der Auftraggeber den Bau selbst, was bedeutet, daß er dem Baumeister Vorgaben macht, welche dieser umzusetzen bzw. einzuhalten hat. Wie schwierig die finanzielle Kalkulation war, zeigen Beispiele wie Köln, wo sich das Bauvorhaben in der Realität teurer erwies als angenommen...
Die Planung umfaßt jedoch ebenso die Grundlage der Fundamente, wofür der Baumeister die Verantwortung trug - wie übrigens für den gesamten Bau!
Tangua schrieb:
... die Bautechnik und wer alles an so einem Bau beschäftigt war...
Grob gesagt die Verbindung von Stein und Mörtel, in der Gotik kommen eiserne Klammern dazu.
Gebaut wird in mehreren Abschnitten - bei Kathedralen beginnt man beim Chor, welcher auch als erstes vollendet ist. Daran schließen sich gewöhnlich der Bau von Lang- und Querhaus sowie des Turms bzw. der Türme an.
Beim Bau sind neben dem Baumeister selbst - der übrigens aktiv mitarbeitet - folgende Spezialisten beschäftigt: Steinmetze, Zimmerleute, Maurer, Seiler, Dachdecker, Maler etc.; daneben außerdem Schmiede, welche zur Zeit der Gotik sehr bedeutsam werden.
Zusätzlich zu diesen Handwerkern kommen Handlanger und Hilfskräfte, was beim Bau einer gotischen Kathedrale mehrere Tausend Menschen auf der Baustelle bedeutet (die allerdings nicht alle gleichzeitig vor Ort sind).
Tangua schrieb:
Haben die Menschen als Frondienst solche Bauwerke gebaut, oder um Gott zu ehren?
Frondienst paßt nicht, denn in einer Dombauhütte arbeiteten ja nicht vornehmlich leibeigene Bauern, sondern spezialisierte Handwerker (vgl. voriger Punkt), für die es übrigens außerordentlich günstig war, bei einer Dombauhütte anzuheuern, da dies sichere Arbeit über Jahre hinweg bedeutete.
Für "Hilfsarbeiten" wie den Transport von Holz, Steinen, Wasser etc. wurde natürlich das gemeine Volk herangezogen.
Natürlich spielte die religiöse Durchdringung des alltäglichen gesellschaftlichen Lebens eine entscheidende Rolle, wiewohl hier einige Unterscheidungen zwischen verschiedenen Sakralbauten zu machen sind: die romanischen Kirchen und Kathedralen standen primär als Abbild des himmlischen Jerusalem, während die gotischen Kirchen und Kathedralen zusätzlich darauf ausgerichtet waren, Gott selbst nahe zu kommen (in Form des Strebens in die Höhe und des lichterfüllten Innenraums). Sog. Krönungskirchen wiederum sind zudem noch Begegnungsstätten alter Rechtspflege mit dem transzendentalen (= überirdischen) Anspruch der Königsweihe.
Kathedralbauten waren daneben für den Auftraggeber aber auch eine Möglichkeit, seine Macht und seinen Reichtum zu demonstrieren, wiewohl dies nicht von den religiösen Motiven zu trennen ist.
Tangua schrieb:
Und wie kommt es, dass die Bauzeiten manchmal, wie beim Freiburger Münster, nicht so extrem lange andauerten, aber manchmal auch über mehrere Jahrhunderte gingen, wie beim Kölner Dom. Die Pyramiden im alten Ägypten beispielsweise wurden doch meines Wissens nach in deutlich kürzerer Zeit fertiggestellt, als z.B. der Kölner Dom. Oder kann man das überhaupt nicht vergleichen?
Kurz gesagt kannst Du Vergleiche diesbezüglich innerhalb des Mittelalters wie auch mit Bauwerken des Altertums nur schwierig ziehen.
Du mußt Dir dabei vor Augen halten, daß der Kölner Dom insofern eine Besonderheit darstellt, da er von seiner Dimensionierung her größer war als alle anderen gotischen Kathedralen seiner Zeit. Das Problem, welches seinen Bau immer wieder "einschlafen" ließ, war nämlich v.a., daß Größe mehr Material bedingt und dies wiederum die Kosten in die Höhe treibt. Grob gesagt ging bei seinem Bau und Weiterbau immer wieder das Geld aus, um eben die weitere Bautätigkeit zu finanzieren.
Dies gilt insbesondere nach der ersten Bauphase 1248/1322, nach der dann erst im Jahre 1410 am Bau weitergearbeitet wurde. Zudem hatten sich die Arbeiten bereits verzögert, nachdem der Kölner Erzbischof aufgrund seiner Niederlage gegen die Kölner Bürger bei Worringen 1288 die Stadt verlassen mußte.
An dieser Stelle die Bauphasen des Kölner Doms, die verdeutlichen, daß der Bau immer wieder über längere Zeiträume ruhte:
1. Phase 1248/1322
2. Phase 1410/1560 (Allerdings nicht durchgängig, sondern wiederum phasenweise in besagten 150 Jahren!)
3. Phase 1842/1880
Anm.: Die Fertigstellung des Kölner Doms war übrigens 1880, was bei der Grundsteinlegung 1248 über 600 Jahre Bauzeit bedeutet...
Soweit ein paar grundsätzliche Punkte dazu; ich hoffe, daß ich Deine Frage einigermaßen beantworten konnte.
In diesem Sinne
Timo
PS: Es kann sein, daß ich beim Antworten etwas übersehen habe o. dgl. - ich bitte, mir dies nachzusehen... :fs: