Belgische Neutralität

Wie ich sehe, ist die Diskussion zu diesem Thema sehr viel weiter gegangen seit ich das letzte mal eingeloggt war. Ich meine, daß ich Gandolf noch eine Antwort schuldig gewesen wäre, kann mich jetzt aber nicht mehr auf die Stelle besinnen. Ich bitte daher um Nachsicht.
 
Wie ich sehe, ist die Diskussion zu diesem Thema sehr viel weiter gegangen seit ich das letzte mal eingeloggt war. Ich meine, daß ich Gandolf noch eine Antwort schuldig gewesen wäre, kann mich jetzt aber nicht mehr auf die Stelle besinnen. Ich bitte daher um Nachsicht.
Kein Problem. Ich habe das auch vergessen und bin viel zu faul, um jetzt den ganzen Strang nochmal nachzulesen. ABER an folgendes kann ich mich noch gut erinnern:
Eusebius am 22.03.2007 10:51 schrieb:
Nicht zuletzt hat meines Wissens keine der planenden Mächte in den letzten Jahren vor 1914 versucht, durch eine diplomatische Kampagne den belgischen Status neuerlich abzusichern, obwohl man wissen oder ahnen mußte, welche Rolle dem Land zugedacht war.
Anlässlich der Vlissingen-Affäre 1911 ließ RK Bethmann Hollweg der belgischen Regierung sagen, dass Deutschland nicht die Absicht habe, die belgische Neutralität zu verletzen; ebenso v. Jagow am 29.04.1913 in der Budgetkommission des Reichstages.

In der Julikrise 1914 hatte Grey (GB) in Berlin und London am 31.7.14 anfragen lassen, wie sich die Regierungen zur belgischen Neutralität stellen. Gleichzeitig ließ er in Brüssel mitteilen, dass England von Belgien erwarte, dass es seine Neutralität bis ans Ende seiner Kräfte verteidigen werde (wozu es verpflichtet war).

Frankreich antwortete unverzüglich, man werde die belgische Neutralität respektieren.

Jagow hingegen antwortete dilatorisch (aufschiebend, verzögernd). Am 1.8.14 schlug Lichnowsky Grey vor, die belgische Neutralität zu wahren, WENN auch England neutral bliebe. Bereits einen Tag später (2.8.14) übergab der deutsche Gesandte in Brüssel die Note, in der ultimativ das mit der belgischen Neutralität unvereinbare Durchzugsrecht für deutsche Truppen gefordert wurde.

Eine diplomatische Kampagne zur Rettung der belgischen Neutralität hat es also auch in der Julikrise 1914 gegeben. Es war nur so, dass das Deutsche Reich nicht mehr bereit war, auf die militärstrategischen Vorteile zu verzichten, die ein Marsch durch Belgien für den für unvermeidlich gehaltenen Krieg mit Frankreich mit sich zu bringen schien.

Politisch jedenfalls hat die Besetzung Belgiens dem Deutschen Reich schweren Schaden zugefügt: England trat in den Krieg ein, die Stimmung der Neutralen begann sich antideutsch einzutrüben, eine Fülle von völkerrechtlichen Kontroversen entstand (deutsche Kriegsverbrechen, Fraktireurkrieg, Beschlagnahme belgischer Maschinen, Zwangsverschiebungen belgischer Arbeiter, Zerstörung belgischer Kulturgüter, etc.), die deutsche Begerlichkeiten an Belgien wuchsen (Annexionspläne) und Belgien entwickelte sich zu einem Haupthindernis für einen vorzeitigen Friedensschluss 1916 sowie für einen massvollen Friedensschluss 1919 (Wiedergutmachung der Kriegsschäden).
 
Der Deutsche Vorstoß in der Vlissingen-Affäre scheint mir interessant zu sein, gerade für den Eindruck, den die Belgier von ihrer diplomatischen Situation erhalten mußten.

Die Versuche, die belgische Neutralität "im Ausbruch" des Krieges zu retten, scheinen mir allerdings von fraglicher Bedeutung zu sein, da Deutschland und Frankreich klare militärische Dispositionen getroffen hatten.
 
Die Versuche, die belgische Neutralität "im Ausbruch" des Krieges zu retten, scheinen mir allerdings von fraglicher Bedeutung zu sein, da Deutschland und Frankreich klare militärische Dispositionen getroffen hatten.
Um genau zu sein folgende:
- F: kein Angriff auf Belgien
- D: Angriff auf Belgien
 
Was ist die Vlissingen-Affäre?

Gibt es dazu einen Link für büchermäßit nicht so gut ausgestattete Mitglieder?

Wiki und Google haben dazu nichts gebracht....

Gruß,

Andreas
 
Erstmal eine Literaturempfehlung:

Ehlert,Groß, Epkenhans; Der Schlieffenplan
Verlag F.Schöningh 2006

Wurde mir selbst auf diesem Forum empfohlen und ist äußert lesenswert, schon weil es ein aktuelles Buch ist. Darüberhinaus gibt es natürlich noch reichlich Literatur zum Thema, woraus ich spontan einmal das Werk von Haffner empfehlen würde. Allerdings sind hier wohl eher die Bibliophilen unter uns gefragt.

Zu den Dispositionen:
Deutschland: Ja, leider!
Frankreich: Jein, zwar hat Joffre klar festgestellt, daß ein erfolgreicher Angriff auf das Deutsche Reich nur auf breiter Front über Belgien möglich sei und ich meine, er hätte dies sogar gefordert, aber er stand unter dem politischen Primat, daß Frankreich nichts unternehmen dürfe, was den Kriegseintritt Englands verhindern oder verzögern könnte.
 
Zu den Dispositionen:
Deutschland: Ja, leider!
Frankreich: Jein, zwar hat Joffre klar festgestellt, daß ein erfolgreicher Angriff auf das Deutsche Reich nur auf breiter Front über Belgien möglich sei und ich meine, er hätte dies sogar gefordert, aber er stand unter dem politischen Primat, daß Frankreich nichts unternehmen dürfe, was den Kriegseintritt Englands verhindern oder verzögern könnte.
Ohne auf die Joffre-Kontroverse eingehen zu wollen: der Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich lag doch darin, dass die Deutschen die militärstrategischen Vorteile eines Einmarschs durch Belgien unbedingt nutzen wollten und deshalb in Belgien einmarschierten, währenddessen die Franzosen auf die Nutzung dieser Vorteile verzichteten und die belgische Neutralität wahrten.
 
der Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich lag doch darin, dass die Deutschen die militärstrategischen Vorteile eines Einmarschs durch Belgien unbedingt nutzen wollten und deshalb in Belgien einmarschierten, währenddessen die Franzosen auf die Nutzung dieser Vorteile verzichteten und die belgische Neutralität wahrten.

Womit also die politischen Abwägungen die militärischen dominierten, wobei man zugeben könnte, dass es für Frankreich die militärische alternative gab. In Deutschland wurde sie abseits des Präventivschlages verneint. Das meinte wohl Stürmer mit dem Hinweis aus der marinehistorischen Diskussion, es hätte eine Strategie des Friedens um jeden Preis im Deutschen Reich geben müssen, wenn die militärische Option den Kriegseintritt Englands mit großer Wahrscheinlichkeit zu Folge hat.
 
Ich möchte hier zu Gandolfs Anmerkung Stellung nehmen:

Ich sehe die Lage eher so: Sowohl Deutschland als auch Frankreich war die Neutralität Belgiens gleichgültig!
Deutschland sah seine größte Chance in einem schnellen Präventivschlag gegen Frankreich, daher wurden alle anderen Optionen der Durchführung des "modifizierten" Schlieffen-Planes untergeordnet.
Frankreich sah seine größte Chance im Eintritt Englands in den Krieg auf seiner Seite, daher wurden alle anderen Optionen, auch ein erfolgversprechender Durchmarsch durch Belgien, dieser Option untergeordnet.
Der Unterschied zwischen beiden Staaten liegt meines Erachtens vor allem darin, daß das Deutsche Reich den Vorschlägen seines Generalstabes relativ bedingungslos folgte, während die politische Führung Frankreichs ihrem Generalstab Direktiven gab.

Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, daß Frankreich, aus welchen Gründen auch immer, letztendlich die belgische Neutralität gewahrt hat.
 
Ich möchte hier zu Gandolfs Anmerkung Stellung nehmen:

(1) Ich sehe die Lage eher so: Sowohl Deutschland als auch Frankreich war die Neutralität Belgiens gleichgültig!
(2) Deutschland sah seine größte Chance in einem schnellen Präventivschlag gegen Frankreich, daher wurden alle anderen Optionen der Durchführung des "modifizierten" Schlieffen-Planes untergeordnet.
(3) Frankreich sah seine größte Chance im Eintritt Englands in den Krieg auf seiner Seite, daher wurden alle anderen Optionen, auch ein erfolgversprechender Durchmarsch durch Belgien, dieser Option untergeordnet.
(4) Der Unterschied zwischen beiden Staaten liegt meines Erachtens vor allem darin, daß das Deutsche Reich den Vorschlägen seines Generalstabes relativ bedingungslos folgte, während die politische Führung Frankreichs ihrem Generalstab Direktiven gab.

(6) Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, daß Frankreich, aus welchen Gründen auch immer, letztendlich die belgische Neutralität gewahrt hat.
Der Umstand, dass Frankreich die belgische Neutralität wahrte (6), zeigt ja gerade, dass Frankreich die belgische Neutralität nicht so gleichgültig war wie Deutschland und widerlegt somit Deinen Satz (1).

Bei (2) trifft zu, dass Deutschland aus militärstrategischen Gründen die belgische Neutralität verletzte. ABER Deutschland hatte sich gerade verpflichtet, sich nie durch eine strategische Notwendigkeit dahin bringen zu lassen, durch Belgien durchzumarschieren.

Frankreich hingegen war die Wahrung der belgischen Neutralität wichtiger als Deutschland. Frankreich war strukturell schwächer als Deutschland und schon deshalb bei seiner VERTEIDIGUNG auf die militärische Unterstützung durch Dritte (insb. R und E) angewiesen. Bei einem französischen ANGRIFF auf Belgien wäre Frankreich außenpolitisch isoliert gewesen und hätte dann noch gegen ein übermächtiges Deutsches Reich kämpfen müssen. Ein solches Vorhaben wäre einem Selbstmord gleichgekommen! Warum sollte sich Frankreich auf solch ein "Abenteuer" einlassen?

Dass Frankreichs Feldzugplan gerade nicht auf der Verletzung Belgiens aufgebaut war, hat der französische Aufmarsch und der weitere Verlauf des Krieges bewiesen, vgl. Silesias Karte # 61!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin nicht der Meinung, daß ich im letzten Satz meines letzten Beitrages den ersten widerlegt habe. Frankreich hat letztendlich die belgische Neutralität gewahrt, weil die Entwicklung der Dinge es so ergeben hat. Dahinter stand aber meiner Ansicht nach durchaus nicht die Achtung vor dem diplomatischen Status eines Nachbarlandes, sondern strategisches Kalkül. Weder Frankreich noch Deutschland hätten die Neutralität Belgiens als schützenswertes Recht verteidigt, wenn man sich davon keinen strategischen Vorteil versprochen hätte.
Deshalb habe ich die These aufgestellt, daß Deutschland und Frankreich die Neutralität Belgiens egal war. Sie hatte für beide Gegener nur Bedeutung im Zusammenspiel ihrer strategischen Absichten:

Deutschland hat sich in Verkennung der politischen Auswirkung und seiner militärischen Möglichkeiten einfach über Belgiens Status hinweggesetzt.

Vor Kriegsbeginn stellte sich die Lage Frankreichs auch nicht als die des Unterlegenen dar, denn die deutsche Armee galt zwar als die beste ihrer Zeit, dennoch hatte sie seit 1871 keinen wirklichen Krieg mehr geführt.
Die aktive französische Armee hingegen war größer als die deutsche und den Reservetruppen maß man in Frabkreich nur wenig Schlagkraft zu. Obendrein konnte man fest auf die Unterstützung Rußlands zählen, welches auch bei langsamerer Mobilmachungsgeschwindigkeit gegenerische Kräfte binden würde.
Auf das Problem der politischen Isolation wurde militärischerseits kein Gedanke verwendet, es wurde auf einen schnellen Erfolg geplant, der die Politik vor vollendete Tatsachen stellen sollte. Ebenso wie Deutschland hat man in Frankreich keine konkrete Vorstellung von der Natur eines großen Krieges, man ging von der vagen Vorstellung aus, daß einen eine Auseinandersetzung solcher Machtkonzentrationen kurz und heftig sein müsse.

Demzufolge hatte der französische Generalstab auch einen Schlieffenplan, nur andersherum: Man wollte auf breiter Front durch Belgien marschieren, das Ruhrgebiet anzugreifen und damit dem Reich die Grundlage zur Kriegsführung zu entziehen, dieses Vorgehen erachtete man militärisch als das einzig erfolgversprechende.
Der Generalstab entwickelte den Angriff auf Lothringen unter absoluter Achtung der belgischen Grenzen nur unter dem Druck seiner Regierung, auf keinen Fall Belgien anzugreifen, solange England nicht auf Seiten Frankreichs in den Krieg eingetreten sei. Darum wurde ein Feldzugsplan ausgearbeitet, den der Generalstab für nicht aussichtsreich, wenn nicht gefährlich hielt: Die Armee in Lothringen zu konzentrieren und Metz anzugreifen. Man befürchtete, daß allein schon die geographischen Verhältnisse es dem Gegener erlauben würden, einen massiven Angriff an dieser Stelle mit relativ geringen Kräften abzuweisen.

Zusammenfassend möchte ich noch einmal betonen: Die Neutralität Belgiens als solche, als besonderes Recht, stellte weder für Frankreich, noch für Deutschland etwas achtenswertes dar, was immer man vorher auch versprochen oder unterschrieben hatte. Belgien war nur ein strategischer Faktor, den man für sich nutzen wollte oder den es ausszuschalten galt. Frankreich hat den belgischen Status geachtet und für sich genutzt, aber die dahinterstehenden Absichten waren auf die Niederwerfung Deutschlands gerichtet. Daher wage ich zu behaupten, daß Frankreich, hätte es ein sicheres Militärbündnis mit England gehabt, sofort in Belgien eingefallen wäre.
 
Mit Deiner Prognose für den Fall eines sicheren, den Neutralitätsbruch einschliessenden brit.-frz. Bündnisses begibst Du Dich in den Bereich der alternativen Geschichte. Wenn Katzen Pferde wären, dann könnte man auf Bäume hochreiten. Wenn...

Der Umstand, dass F 1914 die belgische Neutralität achtete und D nicht, zeigt doch schon, dass F die belgische Neutralität wichtiger war als D und eben nicht - wie von Dir behauptet - genauso gleichgültig. Die Sicherheit des D gegenüber militärisch klar unterlegenen F hing eben auch von der Wahrung der belgischen Neutralität seitens D ab.

Deine Argumentation, dass Frankreich mit der Achtung der belgischen Neutralität die Niederwerfung D verfolgte, verwechselt Ursache mit Wirkung. Die französische Politik, die belgische Neutralität zu wahren, bedrohte D nicht. Erst in dem Moment, in dem D über Belgien F angriffen, stand für F die eigene Existenz auf dem Spiel. Nun erst ging es F als Folge des deutschen Angriffs um Sieg, d.h. Niederwerfung D, oder Niederlage, d.h. zweiter deutscher Siegfriede nach 1870.
 
Natürlich liege ich mit meiner Argumentation schon in einer Grauzone, wo historische Fakten und Spekulation sich begegnen; allerdings halte ich diesen Weg für durchaus legitim, wenn er zur Beleuchtung der Hintergründe dienlich ist. Darum halte ich es für angemessen, die Wunschplanung des französischen Genralstabes hier mit zu berücksichtigen, denn es geht mir um die Aufdeckung von Motiven.

Es ist vollkommen richtig, daß im historischen Ablauf des Kriegsbeginns Deutschland durch seine Umfassung über Belgien Frankreich existentiell bedrohte. Zu diesem Zeitpunkt gaben sich militärische Notwendigkeiten aber bereits automatisch die Hand. Ich möchte vielmehr bei der Planungsphase und den dahinterstehenden Motiven ansetzen:

Realpolitisch hat Frankreich mit Rußland gegen das Deutsche Reich ein Offensivbündnis aufgebaut, dem England durch bereits weitgehende Gespräche und Italien seinen wirklichen Interessen gemäß angehörte. Das Deutsche Reich war daher stärker als Frankreich in einer Sicherheitskrise und wählte seinerseits leider den Weg der Gegeneskalation, indem es die enge Bindung an Österreich-Ungarn suchte und sich für den Fall eines Krieges, den der Generalstab eher früher als später herbeiwünschte, auf einen äußerst riskanten Präventivschlag festlegte.
Meiner Ansicht nach haben wir es daher mit zwei Blöcken zu tun, die ihr vermeintliches Defensivbedürfnis mit offensiver Politik zu sichern suchten.

Es bleibt natürlich Spekulation, ob Frankreich tatsächlich über Belgien angegriffen hätte, aber die Pläne waren vorhanden und vor dem Hintergrund, den Krieg mit einer raschen Offensive zu entscheiden, wäre die belgische Neutralität kein Hinderungsgrund gewesen. Wir hatten bereits früher angesprochen, wie skeptisch sich Frankreich gegenüber dem eigentlich deutschfreundlichen Belgien zeigte.

Bei alledem will ich hier aber nicht die Rücksichtslosigkeit der Großmächte in Prozentwerten ermitteln, ich gebe auch gerne zu, daß die deutsche Mißachtung des belgischen Status an Härte schwer zu überbieten gewesen sein dürfte. Bei den dahinterstehenden Motiven bleibe ich aber bei meiner Meinung, daß auch französischerseits alle Optionen denkbar waren und auch geplant wurden.
 
Die Garantiemächte waren
Frankreich, Großbritannien, Preußen, Österreich und Russland -Londoner Konferenz (20. 1. 1831), endgültig bestätigt durch Belgien und die Niederlande im Londoner Protokoll vom 19. 4. 1839.
 
Belgien? Ist das nicht das Königreich, dass bei Einführung der Monarchie den Königstitel per Stellenanzeige vergab?
Seltsames Völkchen.
 
Elektrozaun zwischen besetztem Belgien und neutraler Niederlande

Aber nur in gewisser Weise :eek:fftopic::

Was bis heute relativ unbekannt ist, dass im 1. Weltkrieg zwischen der neutralen Niederlande in die sich zahlreiche Belgier flüchteten und dem besetzten Belgien ein Elektrogleichstromzaun von 300 km Länge mit einer Spannung von 2000 V errichtet wurde. Schalthäuschen und Trafostationen befanden sich etwa im Abstand von etwa 2 km entlang des Zaunes.

"Rund 20.000 belgische Kriegsfreiwillige überqueren zwischen 1915 und 1918 den Elektrozaun. Für zwei bis dreitausend Menschen jedoch wird das „Grenzhochspannungshindernis“ zur Todesfalle. Sie verbrennen im Drahtwerk durch Stromschlag, werden, wie es damals hieß, „elektrikutiert“ oder von der Grenzpatrouille erschossen." (aus dem Protokoll einer Radio-Sendung dazu im SWR vom 24.5.2002)
http://www.swr.de/-/id=1637318/property=download/tl3jhp/index.rtf

Der Todeszaun an der innerdeutschen Grenze hatte einen anders gearteten Vorgänger, der zahllose Opfer forderte.
 
Vielen Dank.
Kaum zu glauben, aber wenn es SWR sendet muss es ja stimmen.

Wobei mich die technische Ausführung sehr interessieren würde, ein 300 km Hochspannungszaun... woher hatten die denn 1915 die Energie?
Kohle war ja genung vorhanden, aber die Kraftwerke?

Leider steht dazu im Link nichts.
Hat schon mal jemand davon gehört?
 
Belgien? Ist das nicht das Königreich, dass bei Einführung der Monarchie den Königstitel per Stellenanzeige vergab?
Seltsames Völkchen.
Die Auswahl des Königs war eine hochpolitische Angelegenheit, an der neben den Belgiern auch die Großmächte beteiligt waren und die fast zum Krieg geführt hätte.

Am naheliegensten wäre es gewesen, dem Prinzen von Oranien die belgische Krone anzutragen. Doch dessen Vater, der starrköpfige holländische König Wilhelm I., war nicht bereit auf seine Rechte in Belgien zu verzichten. Zudem war ein Oranier nach der Beschießung von Antwerpen durch holländische Truppen den Belgiern einfach nicht mehr zumutbar

Die Belgier selbst entschieden sich anfänglich für einen entfernten Verwandten von Napoleon Bonaparte. Den aber wollte aus verständlichen Gründen keine europäische Großmacht in dieser für das europäische Gleichgewicht so sensiblen Region auf dem Thron sehen. Am wenigsten war der französische König Louis Philippe daran interessiert, in der Nähe von Paris einen "Bonaparte" auf den Thron plaziert zu bekommen, was Frankreichs Diplomaten freilich nicht hinderte, sich für diesen auszusprechen, um so dessen Gegenkandidaten auszuschalten.

Am Schluß fiel die Wahl auf Leopold von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Der hatte dem Prinzen von Oranien 1816 mit der Hochzeit der englischen Kronprinzesin Charlotte Auguste zuerst die Braut ausgestochen. Nun bekam er auch noch "dessen" Krone.
 
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