Benno Ohnesorg vom Stasi-Spion erschossen

Siehst du das so ?

Ich habe mich auf die " de jure " Situation bezogen.
Da gibt es keine Frage ,das Staatsoberhäupter der Allierten ihren
Besatzungssektoren in West- Berlin Besuche abstatteten.

Nix "de jure" sorry.
Die Alliierten haben "ihren" Deutschen Souveränitätsrechte zugestanden. teilweise unterschiedliche, aber nicht alle.

Aus praktischen Gründen war der Status Ostberlins verquickter mit der DDR als der Westberlins mit der BRD. Aber das war es.
 
Nix "de jure" sorry.
Die Alliierten haben "ihren" Deutschen Souveränitätsrechte zugestanden. teilweise unterschiedliche, aber nicht alle.

Aus praktischen Gründen war der Status Ostberlins verquickter mit der DDR als der Westberlins mit der BRD. Aber das war es.

Das ist jetzt " de facto" !

Klar haben die Allierten " Ihre " Deutschen " jeweils als " unabhängig "
erscheinen lassen. Sie durften aber auch als Stellvertreter für jeweils
" Ihre " Besatzungsmächte am Kalten Krieg teilnehmen.
Zb. jeweils Militärverbände aufstellen , welche im Konfliktfall die
ersten Totalverluste der jeweiligen " Herren" dargestellt hätten.
Machen wir uns da bloss nix vor !

Und für die DDR haben es die Russen in Bezug auf Ostberlin weiter getrieben als die Westmächte.
Sprich verwaltungsmässige und juristische Gleichheit zur gesamten DDR.
Da hast du recht.

Wäre es " de jure " bereits mit Gründung der DDR und der BRD ernst gewesen mit der Selbständigkeit ,
hätte es nicht des 4- Mächte- Abkommens 1990bedurft.
 
Aus dem Link von oben:
Für die „taz“ zeigt sich „die Versuchung, die Fratze der konservativen Biedermeier-Republik zu überblenden und die Revolte als Inszenierung der Stasi zu denunzieren“.

Na ja, wenn was muffig und spießig war, dann die DDR. Das soll jetzt aber meinerseits nicht heißen, dass die 68iger nicht nötig waren. Sonst würden wir schließlich immer noch mit Rüschendeckchen und Paradekissen auf dem Sofa sitzen.
 
Heute ist ein recht guter Artikel in der WELT zum Thema, der auf die verschiedenen Reaktionen der politischen Lager und ihre Theorien eingeht:

Fall Kurras: Die DDR und das Rätsel um den Tod von Ohnesorg - Nachrichten Politik - WELT ONLINE

Aus dem Artikel:

„Ich vermute eher Nein“, sagt der Historiker Gerd Koenen (damals selbst SDS-Mitglied), „aber es ist schon merkwürdig. Man sollte da weiterbohren. Interessant ist, dass die Stasi ihn nach der Tat nicht fallen gelassen hat.“
Hat sie ja eigentlich doch. Laut dem in Beitrag 23 verlinkten Zeit-Artikel hat die Stasi Kurras seine Notwehr ja eben nicht abgenommen und ihn zwar nicht direkt fallen gelassen, aber den Kontakt zu ihm abgebrochen, auch nach dem Gras über die Sache gewachsen war: Nach Kurras' Kontaktwiederaufnahme zur Stasi gab es ein einziges Treffen mehr.
Und wenn der Verfasser des Welt-Artikels es für unklug hält, die ganz große Stasi-These vom Tisch zu wischen, dann mag ich gerne unklug sein.
 
Ich entnehme dem WELT-Artikel eigentlich nur, dass weitergeforscht werden sollte. Das halte ich für den klügsten Ansatz.;)


Was immer bei diesen weitergehenden Forschungen herauskommen mag, ein paar Sachverhalte werden sich kaum ändern:
  • In der Westberliner Politik und in der Springerpresse gab es viele Stimmen, die mir den Demonstranten aufräumen wollten.
  • Der Einsatzplan der Westberliner Polizei (nicht der Stasi) war auf Eskalation angelegt. Eigentlich kann man sagen, dass es ein Wunder war, dass am Abend des 2.6.1967 vor der Oper nicht schon jemand totgeprügelt wurde. Das hätte durchaus passieren können.
  • Wenn dieser Plan von der Stasi für eine Provokation der Eskalation ausgenutzt wurde, zeigt das auch, wie berechenbar brutal die Westberliner Polizeileitung damals war.
  • Und unprofessionell handelten Polizei und Justiz zudem. Die gaben Kurras die Möglichkeit Beweismittel beiseite zu bringen, anstatt seine Tat aufzuklären. Wäre der Kerl gleich verhaftet und seine Wohnung durchsucht woren, wäre die Stasi-Mitgliedschaft vermutlich schon früher herausgekommen.:motz: Eine solche Vorgehensweise war aber bei der damals vorherrschenden obrigkeitsstaatlichen Mentalität nicht drin.
 
Aus dem Artikel:

Hat sie ja eigentlich doch. Laut dem in Beitrag 23 verlinkten Zeit-Artikel hat die Stasi Kurras seine Notwehr ja eben nicht abgenommen und ihn zwar nicht direkt fallen gelassen, aber den Kontakt zu ihm abgebrochen, auch nach dem Gras über die Sache gewachsen war: Nach Kurras' Kontaktwiederaufnahme zur Stasi gab es ein einziges Treffen mehr.
Und wenn der Verfasser des Welt-Artikels es für unklug hält, die ganz große Stasi-These vom Tisch zu wischen, dann mag ich gerne unklug sein.

Wann hat er versucht wieder Kontakt aufzunehmen? 1976
Da sind die Wellen aber immer noch hoch gegangen. Stammheim, Schleyer, Mogadischu kam doch alles erst.
Da hätte die Enttarnung des Kurras immer noch sehr in die "unerwünschte" Richtung wirken können.
Sagen wir mal so, die Enttarnung hätte in jedem Fall viel mehr "Schaden" angerichtet, wie der Agent Kurras der DDR noch nützen hätte können. Ob er jetzt den "Schießbefehl" hatte oder nicht.
Gab also keinen Grund für die Stasi.

Zitat Gandolf:
Wäre der Kerl gleich verhaftet und seine Wohnung durchsucht worden, wäre die Stasi-Mitgliedschaft vermutlich schon früher herausgekommen.:motz:

früher, ja 42 Jahre!

Eine solche Vorgehensweise war aber bei der damals vorherrschenden obrigkeitsstaatlichen Mentalität nicht drin.

Da kann man Dir nur zustimmen. Und genau deshalb ist man damals durch die Städte gehopst.

Es ist genau genommen eine Lachnummer (zumindest nach 42 Jahren) wie sich die Staats-Organe dabei aufgeführt haben, was sie sich geleistet haben.

Ist die Einschätzung eigentlich zutreffend, dass Kurras kein Verfahren zu erwarten hat?
 
Ich entnehme dem WELT-Artikel eigentlich nur, dass weitergeforscht werden sollte. Das halte ich für den klügsten Ansatz.;)
Richtig.

Der Einsatzplan der Westberliner Polizei (nicht der Stasi) war auf Eskalation angelegt.
Ich kenne diesen Plan nicht, vermute aber, daß Deine Formulierung mißverständlich ist.
Es würde mich sehr überraschen, wenn die Polizeiführung eine Eskalation beabsichtigte, das widerspricht der Polizeidenke.

Die Planung war wohl einfach noch sehr schlicht gestrickt: Wo sich was rührt, wird mit aller Macht "für Ruhe gesorgt". Und ob dieses Vorgehen nun für Eskalation sorgt, war den Verantwortlichen schlicht egal, dann wird eben noch mehr Polizei geschickt.

Das war m. E. aber ziemlich übliches Polizeivorgehen damals (siehe der heiße Mai in Paris), nicht unbedingt eine Berliner Spezialität. Mit Demos und Protesten deeskalierend umzugehen haben die Polizeiführungen des Westens erst in den folgenden Jahren gelernt (jedenfalls teilweise ...).

Deswegen:
Wenn dieser Plan von der Stasi für eine Provokation der Eskalation ausgenutzt wurde, zeigt das auch, wie berechenbar brutal die Westberliner Polizeileitung damals war.
Berechenbar normal, würde ich sagen. So war halt die Zeit.

Und unprofessionell handelten Polizei und Justiz zudem.
Wohl schon - wobei man sich natürlich jetzt fragen muß, wie stark die StaSi beim Vertuschen eine Rolle spielte.

Wäre der Kerl gleich verhaftet und seine Wohnung durchsucht woren, wäre die Stasi-Mitgliedschaft vermutlich schon früher herausgekommen.
Glaube ich nicht. Seine Verpflichtungserklärung lag in der StaSi-Zentrale, und er wird nicht so dumm gewesen sein, belastendes Material bei sich aufzubewahren.
Und für die Aufklärung der Vorgänge selber hätte die Wohnungsdurchsuchung wohl auch nichts gebracht. Da ist am Tatort selber die Spurensicherung nicht ordentlich erfolgt.


Was halt wirklich auffällig ist: Nicht nur Kurras gehörte zur DDR, sondern auch der Photograph, der sofort zur Stelle war (als einziger Journalist am richtigen Ort zur richtigen Zeit!) und die Bilder schoß, die dann die Bluttat medienwirksam machten.
Wie Du schon oben sagtest: Da gibt es noch viel aufzuklären.
 
Wann hat er versucht wieder Kontakt aufzunehmen? 1976
Da sind die Wellen aber immer noch hoch gegangen. Stammheim, Schleyer, Mogadischu kam doch alles erst.

So hatte ich das nicht gemeint. Ich meinte die Person Kurras, die aus dem öffentlichen Interesse (und den Ermittlungen) entschwunden war.

Ich kenne diesen Plan nicht, vermute aber, daß Deine Formulierung mißverständlich ist.
Es würde mich sehr überraschen, wenn die Polizeiführung eine Eskalation beabsichtigte, das widerspricht der Polizeidenke.

Ich sag nur das Stichwort Leberwursttaktik: "in die Mitte hineinstechen und zu den Seiten hinausdrücken." Auch die Polizei musste die Demokratie erst lernen. Vor ca. 15 Jahren wurde die Berliner Polizei von den nordrheinwestfälischen Kollegen kritisiert, weil sie auf Sitzstreikende einprügelten, obwohl die Einsatzleitung Deeskalation eingefordert hatte.
 
So hatte ich das nicht gemeint. Ich meinte die Person Kurras, die aus dem öffentlichen Interesse (und den Ermittlungen) entschwunden war.

Habe ich mich nicht richtig ausgedrückt. Pardon.

Das Risiko, dass Kurras wegen irgendeinem Hühnerdreck auffällt und als Stasi-Mann enttarnt wird, und die Bombe mit dem 1976 noch viel aktuelleren Bezug platzt, steht doch in keinem Verhältnis mit dem was er noch für die Stasi hätte leisten können.
Und wenn man ihn nicht mehr aktiviert, ist das Risiko, dass er entdeckt wird gleich null
 
Die Zeit, 9. Juni 1967:

Offenbar um die Kampfesfreude der Beamten zu steigern, wurde zunächst als Flüsterparole, dann von einem Einsatzleiter über Lautsprecher die Nachricht verbreitet, ein Polizist sei durch Messerstiche von Demonstranten getötet worden. Dünsing konnte auch dieses »Missverständnis« später der Presse erklären: Ein Beamter habe, von einem Stein am Kopf getroffen, »geblutet wie ein Schwein«. Da das Blut am Hals heruntergelaufen sei, habe man vermutet, ihm sei die Halsschlagader durchstochen worden. Dass diese Nachricht noch über Lautsprecher verbreitet wurde, als der verletzte Beamte sich längst zum Einsatz zurückgemeldet hatte, ist freilich ein Schönheitsfehler in dieser Geschichte.
 
Ich kenne diesen Plan nicht, vermute aber, daß Deine Formulierung mißverständlich ist.
Es würde mich sehr überraschen, wenn die Polizeiführung eine Eskalation beabsichtigte, das widerspricht der Polizeidenke.
Ich meinte wirklich Eskalation. Dafür gibt es viele Hinweise: das Dulden der SAVAK-Schläger durch die Polizei, das Plazieren der Demonstranten vor der nichtgesicherten Baustelle (dort gab es Steine! - "zufälligerweise" stand auch noch ein ungesicherter LKW mit Eiern rum), das Einkesseln der Demonstranten, um sie besser verprügeln zu können (nachdem der Schah in der Oper war, wollten die eigentlich nach Hause), die Lautsprecherdurchsage vom getöteten Polizeibeamten, die Leberwursttaktik des Polizeipräsidenten, etc.

Zudem muss bei der Berliner Bereitschaftspolizei bedacht werden, dass diese eigentlich wie Infanteriesoldaten ausgebildet waren. Die sollten die Grenze sichern bzw. kommunistische Aufstandsversuche niederschlagen. Deren Einsatz ist mit dem einer normalen Schutzpolizei nicht vergleichbar gewesen.
Glaube ich nicht. Seine Verpflichtungserklärung lag in der StaSi-Zentrale, und er wird nicht so dumm gewesen sein, belastendes Material bei sich aufzubewahren.
Und für die Aufklärung der Vorgänge selber hätte die Wohnungsdurchsuchung wohl auch nichts gebracht. Da ist am Tatort selber die Spurensicherung nicht ordentlich erfolgt.
Kurras war ein Agent. Der hatte zu Hause den üblichen Spionagekram. Die Stasi funkte nach dem Vorfall folgenden Spruch an Kurras: "Material sofort vernichten. Vorerst Arbeit einstellen. Betrachten Ereignis als sehr bedauerlichen Unglücksfall.“

Das "betrachten Ereignis" könnte auch eine Sprachregelung gewesen sein. Die Stasi konnte Kurras schlecht zum Treffer gratulieren.
Was halt wirklich auffällig ist: Nicht nur Kurras gehörte zur DDR, sondern auch der Photograph, der sofort zur Stelle war (als einziger Journalist am richtigen Ort zur richtigen Zeit!) und die Bilder schoß, die dann die Bluttat medienwirksam machten.
Meineswissens waren auch noch andere Journalisten in dem Hinterhof auf der Krummen Straße, in dem Benno Ohnesorg erschossen wurde. Von BZ-Reporter Uwe Danneberg stammt sehr wahrscheinlich das erste Foto des getroffenen Ohnesorg; vom SEW-Mann Michael Ruetz das berühmt gewordene Bild mit der sich um Ohnesorg kümmernden Studentin Friederike Dollinger.

Uwe Soukup beschreibt in seinem Buch "Wie starb Benno Ohnesorg?" (2007) welchen Eindruck Bernd Rabehl, der sich unmittelbar vor dem Schuss in dem Hinterhof aufhielt von Kurras hatte. Der sei ihm unheimlich vorgekommen. Er habe einen hochroten Kopf gehabt und sehr nervös gewesen. Es vermittelte den den Anschein, als habe er etwas vor. Rabahl habe intuitiv den Hof verlassen. Danach fiel der Schuss (Seite 96 f.). Das klingt gar nicht nach Versehen.
Repo schrieb:
Ist die Einschätzung eigentlich zutreffend, dass Kurras kein Verfahren zu erwarten hat?
Die Staatsanwaltschaft wird wohl nochmals ermitteln. Aber viele Zeugen dürften bereits tot sein. Wenn in den Stasi-Akten oder sonst nicht noch etwas auftaucht, wird es wohl kein Mordverfahren gegen Kurras geben. Alles andere dürfte verjährt sein. Vielleicht befragt man den kleinen Jungen (Augenzeuge, der am Fenster stand) nochmals, der Kurras damals schwer belastet hat und dem damals nicht geglaubt wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zudem muss bei der Berliner Bereitschaftspolizei bedacht werden, dass diese eigentlich wie Infanteriesoldaten ausgebildet waren. Die s(2007) welchen Eindruck Bernd Rabehl, der sich unmittelbar vor dem Schuss in dem Hinterhof aufhielt von Kurras hatte. Der sei ihm unheimlich vorgekommen. Er habe einen hochroten Kopf gehabt und sehr nervös gewesen. Es vermittelte den den Anschein, als habe er etwas vor. Rabahl habe intuitiv den Hof verlassen. Danach fiel der Schuss (Seite 96 f.). Das klingt gar nicht nach Versehen.

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Werde ich etwas OT:
Bernd Rabehl in den 60ern einer der bekanntesten Studenten. Mitautor mit Dutschke und Lefevre von "Rebellion der Studenten" (zierte mindestens ein halbes Jahr ständig meine Parkatasche)
später Lehrauftrag an der FU, heute muss man ihm zumindest Nähe zu rechten Kreisen vorhalten. Schreibt zB in der "Jungen Freiheit"

Insgesamt eine sehr interessante Gestalt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich meinte wirklich Eskalation.
Wir haben hier vielleicht nur einen Unterschied im Sprachgebrauch.
Für mich bedeutet Eskalation, daß man einen Konflikt vergrößern und verlängern möchte. Polizei will aber eigentlich immer Konflikte beenden - die Frage ist nur, mit welchen Mitteln.

Aber das sind Nuancen, inhaltlich sind wir hier wohl gar nicht auseinander.

Zudem muss bei der Berliner Bereitschaftspolizei bedacht werden, dass diese eigentlich wie Infanteriesoldaten ausgebildet waren.
Richtig.
Und man darf nicht vergessen, daß die Führungsoffiziere ihr Handwerk meist in den 20er Jahren gelernt hatten, als es nicht um friedliche Demos ging, sondern um die Beendigung von Straßenschlachten.

Kurras war ein Agent. Der hatte zu Hause den üblichen Spionagekram. Die Stasi funkte nach dem Vorfall folgenden Spruch an Kurras: "Material sofort vernichten. Vorerst Arbeit einstellen. Betrachten Ereignis als sehr bedauerlichen Unglücksfall.“
OK, dann hätte man bei einer Durchsuchung wohl wirklich etwas gefunden.

Das "betrachten Ereignis" könnte auch eine Sprachregelung gewesen sein.
Plausibel.

Ansonsten dürfen wir bei der ganzen Diskussion nicht vergessen, daß die StaSi-Akten nicht vollständig sind, daß sogar gezielt Teile entfernt wurden.
Das kann ein Schießbefehl an Kurras gewesen sein, kann aber auch ein ganz anderer Vorgang gewesen sein, den wir hier gar nicht erraten können.

Uwe Soukup beschreibt in seinem Buch "Wie starb Benno Ohnesorg?" (2007) ...
Das ist jetzt aber eine sehr problematische Quelle, Soukup verfolgt da seine politische Agenda und ist kein Wissenschaftler.

Die Staatsanwaltschaft wird wohl nochmals ermitteln. Aber viele Zeugen dürften bereits tot sein. Wenn in den Stasi-Akten oder sonst nicht noch etwas auftaucht, wird es wohl kein Mordverfahren gegen Kurras geben.
Richtig.
Sehr ärgerlich, aber Kurras wird wohl ungeschoren bleiben.
 
Fritz Teufel wurde am 2. Juni 1967 verhaftet und 6 Monate in Untersuchungshaft gehalten.

".... der Gebrauch des Polizeiknüppels wurde eingeschränkt. Vor den Berliner Gerichten jedoch, fernab von jeder Publizität, ging man weiter gegen Demonstranten vor. Eine Kette von Prozessen gegen Studenten kam in Gang, in denen häufig schon die Tatsache der Festnahme als Schuldbeweis ausreichte. Bei anderen, die Flugblätter in Steckbriefform gegen den Generalstaatsanwalt verteilt hatten, machte man sich gar nicht erst die Mühe einer Verhandlung. Sie erhielten Strafbescheide zugestellt mit einer Strafe von drei Monaten Gefängnis ohne Bewährung."

aus "Bergmann, Dutschke, Lefévre, Rabehl, Rebellion der Studenten oder Die neue Opposition" Rowohlt, Hamburg Mai 1968"
Seite 33


Die Justiz wusste genau wo der Feind sitzt=)=)=)=)=)=)
 
Wir haben hier vielleicht nur einen Unterschied im Sprachgebrauch.
Für mich bedeutet Eskalation, daß man einen Konflikt vergrößern und verlängern möchte.
Ich denke bei Eskalation an Steigern und Verschärfen eines Konfliktes.
Polizei will aber eigentlich immer Konflikte beenden - die Frage ist nur, mit welchen Mitteln.
Nachdem der Schah in der Oper war, um sich dort 3,5 Stunden lang die Zauberflöte anzuhören, war der Konflikt eigentlich beendet. Die Demonstranten wollten nach Hause oder in die Kneipe. Um die dem Schah beim Verlassen der Oper in 3,5 Stunden drohenden Gefahren abzuwenden, hätte es genügt, die Demonstranten und Schaulustigen einfach gehen zu lassen und den harten Kern der blieb, eine Stune vorher wegzujagen.

Doch die Polizei agierte anders. Sie kesselte alle ein, ließ niemand gehen und begann dann in die Mitte reinzuhauen, auf das Panik entstünde und der fliehenden Masse, die aufgrund der Absperungen in die Krumme Straße abgedrängt wurde, setzte die Polizei dann noch nach und an dieser Jagd durften sich die SAVAK-Schläger beteiligen.

Mit dem Polizeirecht war diese Vorgehensweise nicht zu vereinbaren. Darauf wies unmittelbar nach dem 2.6.1967 Roman Herzog hin, der damals in Berlin schon Ordinarius für Staats- und Verfassungsrecht war.
Das ist jetzt aber eine sehr problematische Quelle, Soukup verfolgt da seine politische Agenda und ist kein Wissenschaftler.
Die Quelle für die geschilderte Beobachtung ist eigentlich Rabehl.

Soukups sammelt in seinem wie ich finde dennoch lesenswerten Buch alle möglichen Beobachtungen und Bilder zum Todesschuss. Er berichtet auch von den Auseinandersetzungen innerhalb der SPD, des Berliner Senats und um den Posten des Polizeipräsidenten. In seinem Buch stellt er die Merkwürdigkeiten des 2. Juni in eine Linie weiterer Merkwürdigkeiten, die sich nach dem 2. Juni in Berlin ereigneten. Dabei geht es insb. um den Verfassungsschutz, der über den V-Mann Peter Urbach ("S-Bahn-Peter") studentische Aktivisten mit Waffen und Bomben ausstattete. - Dass er die Stasi 2007 nicht auf dem Plan hatte, wird man ihm kaum vorwerfen können.
 
Ich lese gerade bei Wikipedia, dass Kurras ein Waffennarr war, der in der damaligen Ostzone sogar wegen illegalen Waffenbesitzes weggesperrt wurde. Er soll später im Westen 400 DM im Monat für Munition zum Übungsschießen ausgegeben haben.
Das wirft wieder ein Shlaglicht. Der Typ wollte einfach nur mal einen Menschen abknallen. Vielleicht hat er sich auch deshalb beim MfS gemeldet, weil er hoffte, dort, sagen wir mal, die Lizenz zum Töten zu erhalten. Letztendlich hat ihm diese der Westen erteilt.
Man sollte mal die Stasi-Akten nach der damaligen Staatsanwaltschaft und den Richtern durchsuchen. Wenn die auch Stasiverbindungen hatten, dann...
 
Man sollte mal die Stasi-Akten nach der damaligen Staatsanwaltschaft und den Richtern durchsuchen. Wenn die auch Stasiverbindungen hatten, dann...
Der Richter hat m. W. sogar Bedauern über den Freispruch geäußert, weil er Kurras eigentlich nicht glaubte (aber es fehlten eben die Beweise).
Die Staatsanwaltschaft oder generell die Ermittler waren wohl das Problem.

Das Problem, die Akten nach etwas gezielt zu durchsuchen, liegt wohl an der Menge. Ich habe da etwas von 160 Kilometern (!) Aktenordnern gelesen ...
Und ich vermute, daß es da kein alphabetisches Personenregister gibt, sondern daß das nach StaSi-Dienststelle, Führungsoffizier und Jahrgang geordnet ist.
Und dann kann man raten, wer vielleicht für so eine Person zuständig gewesen sein könnte und wo in den Akten sich etwas finden könnte.
 
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