(Berühmte) Schauspieler als Geschichtsvermittler

Brissotin

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Seit wann ist das eigentlich üblich, dass Schauspieler in Geschichtsdokus auftreten?

Mir ist jetzt heute "Battleground" von 1978 mit Edward Woodward empfohlen worden, wo anhand von Karten und Tabletopspielen Schlachten der Weltgeschichte (z.B. Gettysburg und Waterloo) präsentiert wurden.

In Deutschland fand ich am gelungensten die Reihe "Die Brandenburger - Chronik eines Landes" (1998) mit Kurt Böwe, die bei uns in der Schule gezeigt wurde. Der Film und Theaterschauspieler Böwe war damals schon ziemlich angeschlagen, so dass es mir manchmal bei seinem Gestöhne oder Röcheln etwas schwer fiel das Gesagte zu verstehen. Er starb dann auch 2 Jahre später, 2000.

Die verschiedenen Dokus des britischen Schauspielers Tony Robinson wie "Crime and Punishment", "Worst Jobs in History", "Walking through history", "Romans" oder "Time Team" habe ich ja schon andernorts erwähnt. Er hat sicherlich mit seiner Art und Weise seit den 1990ern die Welt der Geschichtsvermittlung im Medium Fernsehen bereichert.
 
Kann mich auch Irren oder Dich falsch verstehen.
Ich habe da Maximilian Schell im Gedächtnis.
Zum Beispiel: „Imperium der Päpste“.
 
Kann mich auch Irren oder Dich falsch verstehen.
Ich habe da Maximilian Schell im Gedächtnis.
Zum Beispiel: „Imperium der Päpste“.
Du verstehst mich schon richtig. Hat Dir die Doku gefallen? Ich habe die Reihe "Imperium" nur noch dunkel in der Erinnerung und sie kam mir, Schell ausgenommen, irgendwie ziemlich billig gemacht vor, vor allem was die Spielszenen anbelangt.

Etwas besser gemacht, wenn auch teilw. ebenfalls mit schlechteren Spielszenen, wurde 2012 "Das Bayerische Jahrtausend" ausgestrahlt. Eine Folge behandelte die Aufnahme von Glaubensflüchtlingen in Erlangen im 18.Jh.. Durch die Reihe führte Udo Wachtveitl.

Wobei oftmals wirklich die Schauspieler nur als eine Art Cameoauftritt auftauchen, um kurz drei Worte zu sagen.

Ähnlich empfand ich es bei "Geschichte Mitteldeutschlands" mit dem sehr guten Schauspieler Gunter Schoß (z.B. in "Sachsens Glanz und Preußens Gloria"). Die Qualität kann bei über 120 Episoden natürlich nicht gleich gut sein, aber ich fand da die Unterschiede schon sehr extrem. Manchmal gibt es sehr spannende Themen wie zum eventuellen Mord an Johann Georg IV., wo dann auch Wissenschaftler mehr als nur 2 Worte zum Thema verlieren dürfen.
 
Kann mich auch Irren oder Dich falsch verstehen.
Ich habe da Maximilian Schell im Gedächtnis.
Zum Beispiel: „Imperium der Päpste“.

Stimmt. Ich fand das auch garnicht soo schlecht.

Und selbst Hape Kerkeling hat schon so etwas gemacht.

Und ich erinnere mich an dieses Machwerk "Kampf um Germanien" bezügl. der Varusschlacht. Die Stimme des Erzählers war die von Otto Sander.
 
Im Vergleich zu Kerkeling fand ich Schell gar nicht so schlecht.
Katharina Thalbach hat mal die Preußen-Chronik" gemacht. Auch nicht schlecht.
 
In der Mitte der 90er Jahre hat Kurt Böwe durch die mehrteilige Doku-Reihe "Die Brandenburger" geführt. Um die gleiche Zeit hat es ihm Friedrich von Thun mit der Reihe "Die Habsburger" gleichgetan. Beides herausragend gut inszenierte Dokus, noch ohne die heute so obligatorischen aber in der Regel furchtbaren Schauspielszenen.
 
In der Mitte der 90er Jahre hat Kurt Böwe durch die mehrteilige Doku-Reihe "Die Brandenburger" geführt. Um die gleiche Zeit hat es ihm Friedrich von Thun mit der Reihe "Die Habsburger" gleichgetan. Beides herausragend gut inszenierte Dokus, noch ohne die heute so obligatorischen aber in der Regel furchtbaren Schauspielszenen.
Stimmt, "Die Habsburger" fand ich auch erstaunlich gut. Nur einmal die Rüstungen, die gezeigt wurden, waren nicht wirklich passend.=) Aber diese teilweise persönliche Sicht wirkte sehr überzeugend.
 
Recht gut gefallen hat mir die von Kevin Costner produzierte Dokumentation 500 Nations- The First Americans aus den 1990er Jahren, an der auch andere Schauspieler wie Wes Studi (Magua in The Last of the Mohicans, Geronimo), Eric Schweig (Uncas in The Last of the Mohicans) mit indianischen Vorfahren beteiligt waren. Die insgesamt mehr als 8-stündige Dokumentation beginnt in Folge 1 "where our Story ends" mit Augenzeugenberichten vom Wounded Knee Massaker von 1890, das die Periode der Indianerkriege beendete.

Die Dokumentation konnte natürlich nicht alle der mehr als 500 nordamerikanischen Indianerstämme berücksichtigen und musste sich auf einige Schlaglichter beschränken. Die Doku kam damals aber noch völlig ohne Spielszenen aus, und es wurden lediglich zeitgenössische Bilddokumente eingeblendet und Kommentare der historischen Akteure zitiert. Dennoch gelang es den Sprechern, dem Zuschauer fundierte Informationen zu vermitteln, ohne ihm in moralisierender Weise eine bestimmte Geschichtsdeutung nahezulegen, wie es so typisch ist, für das "Dokutainment" der letzten Dekade.
 
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