Beurteilung des Spanischen Bürgerkriegs durch Alfred Kantorowicz

xo_jane

Neues Mitglied
Hallo ihr Lieben,

Ich muss ein Referat zum Thema Spanischer Bürgerkrieg halten. Wir sollen uns nun mit einem Schriftsteller befassen, der als Freiwilliger auf Seiten der Republik am Krieg teilgenommen hat. Ich habe den Text "Madrid, den 20. Dezember 1936" von Alfred Kantorowicz gewählt.

Die Fragestellungen, auf die wir eingehen sollen:
- Wie wird der Bürgerkrieg im Text beurteilt, welches sind die Hauptaussagen?
- Inwiefern ist der Text von Bedeutung für historische Kenntnisse?

Ich habe wirklich Probleme, diese Fragen zu beantworten. Ich erkenne im Text einzelne Aussagen zu verschiedenen Organisationen (Quinto Regimiento, die fünfte Kolonne usw.), aber eine wirkliche 'Hauptaussage' kann ich nicht erkennen. Meiner Ansicht nach wird schlichtweg das Geschehen an der Front beschrieben - aber da muss doch noch mehr dahinterstecken. :( Weil ich eben keine Hauptaussage erkenne, kann ich auch nicht sagen, inwiefern dieser Text bedeutend ist - natürlich sind Kriegstagebücher immer ein Einblick in die damalige Zeit, aber so allgemein darf ich das wohl kaum formulieren bei meinem Referat.
Falls jemand über den Autor Bescheid weiss, den Text kennt oder mir sagen kann, inwiefern Kriegstagebücher bedeutend sind, wäre ich unendlich dankbar.

Liebe Grüsse
 
Da ich den Text nicht kenne, weiß ich leider nicht, ob mein Hinweis taugt: Einen Monat zuvor wurde die Schlacht um die Schlacht um die Ciudad Universitaria und die Puente de los Franceses geschlagen, wobei es den Milizen gelang, die nationalistischen Truppen zurückzuschlagen. Der Schlachtruf "¡No pasarán!" ("sie werden nicht durchkommen!!") war für die kommenden 2 1/2 Jahre der Schlachtruf der republiktreuen Kämpfer, der nach 1939 von den Franquisten in ein genüßlich-hämisches "¡Ya hemos pasao!" ("wir sind schon durch") verwandelt wurde. So, wie für die Putschisten die Schlacht um den Alcázar von Toledo zum Durchhaltemythos wurde, war es die Puente de Franceses und die Ciudad Universitaria für die Legalisten.
 
Ich habe diesen Text leider auch nicht gelesen.

Zu diesen Punkten:

....Ich erkenne im Text einzelne Aussagen zu verschiedenen Organisationen (Quinto Regimiento, die fünfte Kolonne usw.)...

kann man jedoch etwas im Kontext erläutern. Das "Quinto Regimiento de Milicias" war die Übergangsform von den Arbeitermilizen zu einer organisierten Volksarmee. Es war de militärische Struktur der spanischen Kommunisten und der Sozialistischen Jugenden die aus den losen Freiwilligenverbänden zu Kriegsbeginn eine schlagkräftige Formation bildeten. Andere politische Organisationen hatten ihre eigenen Milizen, die teilweise sogar zahlreicher waren, keine war jedoch so gut organisiert, was zu einem überproportionierten Einfluss der Kommunisten in der republikanischen Seite führte. 1937 ging das Quinto Regimiento in die Republikanische Volksarmee auf.

Die "Quinta Columna" ist dagegen keine Organisation. 1936 marschierten 4 Kolonnen der Rebellen auf Madrid zu. Einer der Führer des Aufstandes, General Quipo de Llano, gab jeden Abend von Sevilla aus lange Radioansprachen um die Gegenseite zu demoralisieren. Während einer dieser Reden, behauptete er, die "fünfte Kolonne" wäre bereits in Madrid.

Diese Aussage kostete vielen Leuten das Leben. Es gab zweifellos unterstützer der Rebellen in Madrid, nach der Zerschlagung des Aufstandes im "Cuartel de la Montaña" waren diese jedoch nicht mehr organisiert. Die Drohung Queipos führte jedoch zur fieberhaften Suche nach Rebellen und zur Erschiessung von zahlreichen vermeintlichen (und gelegentlich echten) Spionen und Saboteuren.
 
Laut Wiki wars nicht Queipo, sondern Mola. Allerdings hatte ich nicht gewusst, dass der Begriff der Fünften Kolonne so jung ist.
 
Laut Wiki wars nicht Queipo, sondern Mola. Allerdings hatte ich nicht gewusst, dass der Begriff der Fünften Kolonne so jung ist.
Kann sein, ich habe es aus der Erinnerung geschrieben und es ist lange her, dass ich es gelesen habe. Queipo war ja bekannt für seine Radioansprachen, andere Generäle haben dieses jedoch auch gelegentlich getan, so dass ich es nicht auschliessen kann, dass es vielleicht Mola war. (Laut Mikhail Koltsov, war es Varela, was ich jedoch nicht glaube). Tatsache ist jedoch, dass der Begriff in jenen Tagen entstand.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Leute,

Vielen Dank für eure Antworten! Hilft mir schon weiter.
Ich hätte noch einige Fragen.. falls jemand gerade Zeit hat, wär das echt super..

1.) Textstelle:

Im Auto begann ich zu fragen: "Wieso heisst dieser Truppenteil, der Zehntausende von Männern umfasst, Fünftes Regiment?" Er erklärte, dass die vier in Madrid stationierten Regimenter sich bei Ausbruch der Revolte zuerst Franco angeschlossen hätten. Die Madrider antifaschistischen Organisationen riefen zur Bildung eines neuen, des Quinto Regimiento, auf, das schon in den ersten Tagen der Abwehr Tausende von Freiwilligen sammeln und zum Kampf einsetzen konnte.

Soll das heissen, dass die Regimenter in Madrid sich Franco angeschlossen haben, also faschistisch eingestellt waren und dadurch erst die Bildung eines neuen militärischen Verbandes nötig wurde, der sich gegen Franco stellen wollte - eben des Quinto Regimiento? Oder versteh ich da was komplett falsch?

2.) Der Text zeigt immer wieder, wie schlecht organisiert die einzelnen Brigaden waren, z.B. merkwürdige Uniformen trugen, alte Waffen bei sich hatten usw. Woher also der Optimismus? (Ich schätze mal, dass das Mitwirken von ausländischen Freiwilligen neuen Kampfwillen hat aufkommen lassen, aber trotzdem ...)

:( Ich muss in den nächsten Tagen daraus ein 'Handout' zusammenbasteln. Ich werde das dann posten..vielleicht findet ja jemand Zeit, dieses dann auf Richtigkeit zu überprüfen :))

Ich danke danke danke danke euch!!!!!!
(Und ja, ich weiss, meine Geschichts(er)kenntnisse lassen wohl viele von euch den Kopf schütteln, aber ich geb echt mein Bestes :))
 
(Und ja, ich weiss, meine Geschichts(er)kenntnisse lassen wohl viele von euch den Kopf schütteln, aber ich geb echt mein Bestes :))
Da mach dir mal keine Sorgen, das geht auch Fachwissenschaftlern und das in allen Fachbereichen so, dass sie nicht von allem eine Ahnung haben.

Nur ein Hinweis: Das fünfte Regiment, von dem hier die Rede ist, das ist nicht mit der fünften Kolonne Molas zu verwechseln, über die Bdaian und ich schrieben.

Was nun die - ich sag mal - Euphorie der Brigaden anging, so muss man wohl festhalten, dass in den Städten sie einfach eine Bevölkerungsmehrheit darstellten. Ein Erklärungsansatz, ohne Gewähr auf Richtigkeit: Die Nationalisten hatten mit dem Putsch gewissermaßen ihre Legitimität eingebüßt und so konnten die republiktreuen Kräfte ihre Projekte durchsetzen. Für die Marxisten wird der Putsch der Nationalisten sicher auch als Bestätigung des Historischen Materialismus gewesen sein, so hatte man ja schon in Dtld. und Italien den Faschismus und Nationalsozialismus erklärt, als ein letztes Aufbäumen der bürgerlichen Kräfte vor der proletarischen Revolution. Und man muss ganz klar sagen, dass, wenn der Putsch nicht von den Italienern und Deutschen militärisch unterstützt worden wäre, dass dann gute Chancen bestanden hätten, dass die Republik den Bürgerkrieg gewonnen hätte. Die Frage ist, ob sie sich nach einem gewonnenen Bürgerkrieg hätte halten können oder ob nicht die Selbstzerfleischung, die auch teilweise während des Brügerkriegs stattfand, sich direkt daran angeschlossen hätte (siehe Maiereignisse).
 
Vielen lieben Dank!
Falls jemand Zeit hätte, sich das durchzulesen.. ich wäre unendlich froh darüber. Ich weiss nämlich nicht genau, ob alle diese "Erkenntnisse", die ich aus dem Text ziehe, auch wirklich stimmen.

Erkenntnisse über die Internationalen Brigaden
- schlechte Organisation: ab Oktober 1936 Rekrutie-rung für Fronteinsatz, Francos Truppen zu diesem Zeitpunkt bereits in Anmarsch --> Ausbildung der Freiwilligen unter grossem Zeitdruck, gleichzeitig müssen neue Ströme der Freiwilligen reguliert werden --> schlechte Organisation
- militärische Unterlegenheit: Putschisten erhalten Unterstützung von Deutschland und Italien, Waf-fenlieferungen der UdSSR für die Republikaner qualitativ schlecht und mengenmässig knapp
- strategische Unterlegenheit: Anhänger der Fa-schisten halten sich in republikanischen Gebieten auf (Fünfte Kolonne), verüben Morde an der re-publikanischen Bevölkerung --> fieberhafte Suche nach diesen Anhängern --> kostet viele Menschen das Leben, sie werden ermordet, weil sie fälschli-cherweise für Spione gehalten werden
- Optimismus: Beteiligung der ausländischen Frei-willigen zeigt psychologisch-motivierende Wirkung, Gefühl einer internationalen Solidarität kommt auf --> Begeisterung und Kampfwillen - No pasaran!
- grosse Bedeutung: bietet vielen Menschen Halt und Möglichkeit zur aktiven Beteiligung, Angriffe können relativ lange abgewehrt werden --> wären die Putschisten nicht von Deutschland und Italien unterstützt worden, hätten gute Chancen bestan-den, dass die Republik den Bürgerkrieg gewonnen hätte
 
Erkenntnisse über die Internationalen Brigaden
- schlechte Organisation: ab Oktober 1936 Rekrutie-rung für Fronteinsatz, Francos Truppen zu diesem Zeitpunkt bereits in Anmarsch --> Ausbildung der Freiwilligen unter grossem Zeitdruck, gleichzeitig müssen neue Ströme der Freiwilligen reguliert werden --> schlechte Organisation

Ich glaube, Du bringst die spanischen Arbeitermilizen der Frühphasse des Bürgerkriegs und die aus Nicht-Spaniern bestehenden Interbrigaden durcheinander. Erstere hatten aus Mangel an Erfahrung und militärischer Ausbildung tatsächlich eine unzureichende Organisation und Disziplin. Die Interbrigaden konnten als kurzfristig aufgestellte Freiwilligen-Verbände vielleicht nicht die militärische Effizienz einer Berufsarmee erreichen, galten für die Verhältnisse der republikanischen Seite des Bürgerkriegs aber als Elite-Einheiten, und hatten auch dieses Selbstverständnis.

Ich hab in zwei anderen Threads schon mal was dazu geschrieben, vielleicht interessiert es Dich:

http://www.geschichtsforum.de/f67/s...ationale-brigade-39192/index2.html#post595567

http://www.geschichtsforum.de/f76/anarchosyndikalismus-43635/#post649154

- militärische Unterlegenheit: Putschisten erhalten Unterstützung von Deutschland und Italien, Waf-fenlieferungen der UdSSR für die Republikaner qualitativ schlecht und mengenmässig knapp

Neben den Lieferungen von Waffen, Munition undAusrüstung wurden die Putschisten von Deutschland und Italien auch mit Truppen unterstützt; auf republikanischer Seite gabs nur die Interbrigaden, und deren Mannschaftszahlen waren weit geringer.

Legion Condor ? Wikipedia

Corpo Truppe Volontarie ? Wikipedia

- strategische Unterlegenheit: Anhänger der Fa-schisten halten sich in republikanischen Gebieten auf (Fünfte Kolonne), verüben Morde an der re-publikanischen Bevölkerung --> fieberhafte Suche nach diesen Anhängern --> kostet viele Menschen das Leben, sie werden ermordet, weil sie fälschli-cherweise für Spione gehalten werden

Interessant; ich kenne den Begriff der "Fünften Kolonne" wurde innerhalb des "republikanischen Lagers", um politische Gegner zu verleumden. MWn traf das besonders Anarchisten der CNT/FAI und die links-marxistische (Trotzkistische) POUM in der Auseinandersetzung mit den Moskau-treuen Kommunisten; aber evtl war die Benutzung weiter verbreitet. Über das tatsächliche Ausmaß eines franquistischen Untergrundes weiß ich hingegen nichts... was aber nichts heißen muss; hast Du da Beispiele für Morde o.ä.? Wäre toll.:winke:

- Optimismus: Beteiligung der ausländischen Frei-willigen zeigt psychologisch-motivierende Wirkung, Gefühl einer internationalen Solidarität kommt auf --> Begeisterung und Kampfwillen - No pasaran!
- grosse Bedeutung: bietet vielen Menschen Halt und Möglichkeit zur aktiven Beteiligung, Angriffe können relativ lange abgewehrt werden --> wären die Putschisten nicht von Deutschland und Italien unterstützt worden, hätten gute Chancen bestan-den, dass die Republik den Bürgerkrieg gewonnen hätte

Vor allem innerhalb Spaniens könnte man sich noch anschauen, auf was sich die vorhandene Begeisterung der Franco-Gegner eigentlich bezog; die Anarcho-Syndikalisten kämpften für andere Ziele als die bürgerlichen Republikaner oder die von der UdSSR beeinflussten Kommunisten.
 
Waf-fenlieferungen der UdSSR für die Republikaner qualitativ schlecht und mengenmässig knapp

In einem anderen Kontext hatte ich im GF geschrieben:

"Lieferungsumfang:
zwischen Ende September 36 und Ende 37 wurden 37 Schiffe mit Waffen und Personal nach Spanien verschickt. Bis Mitte August 38 insgesamt 52 Schiffe. Die einzelnen Lieferungen erhielten ein "Y" als Kennzeichnung.

- geliefert wurden insgesamt: 331 Panzer (T 26) und 60 Panzerspähwagen, weitere 40 waren vorgesehen, aber aufgrud der Ereignisse nicht mehr geliefert.


- zudem wurde eine Reihe von Jagdflugzeugen und Bombern geliefert, die entscheidend für eine Reihe von Erfolgen (u.a. Madrid) der Republikaner waren.


- die Panzer und die Flugzeuge wurden insgesamt (auch von Deutschen etc.) als technisch hochwertig klassifiziert und insbesondere der T26 anderen Modellen zu dem Zeitpunkt als überlegen (Feuerkraft) klassifiziert. Ähnliches gilt für die I-15, I-16 und die i-15bis.


Quelle: Schauff: Der verspielte Sieg, 2004, S. 200ff und auch Anhang mit Waffenlieferungen, S. 366ff
"

Das war eindeutig zu wenig, um gegen die Putschisten zu gewinnen, allerdings darf man auch die Möglichkeiten der UdSSR in der damaligen Situation nicht überschätzen.

Bei dieser Betrachtung bleibt insgesamt die teilweise unverständliche Rolle von GB, Frankreich und der USA unberücksichtigt. Frankreich ist "entschuldigt", aufgrund seiner komplizierten innenpolitischen Situation.

Und GB war auf einem "Appeasement-Kurs" mit Hitler und suchte tendenziell nach politischen und ökonomischen Wegen der Verständigung auf dem Kontinent. Und bezog tendenziell eher gegen die Regierung in Madrid Position, wie Day es thematisiert.

Franco's Friends: How British Intelligence Helped Bring Franco to Power in ... - Peter Day - Google Books

Besonders tragisch ist dabei die Rolle von FD Roosevelt, der Bowers (US-Botschafter in Spanien) gegenüber 1939 zugab: We have made a mistake. You have been right all along". (Chapter 1)

FDR and the Spanish Civil War: Neutrality and Commitment in the Struggle ... - Dominic Tierney - Google Books

Wichtig ist in diesem Kontext der Einschätzung der europäischen Situation durch FDR die "Quarantäne Rede".

http://www.geschichtsforum.de/279227-post36.html

Damit möchte ich die These wagen, dass nicht Stalin die rechtmäßige Regierung in Madrid retten konnte, sondern die westlichen Demokratien. Allen voran die, zu dem Zeitpunkt noch isolationistisch eingestellte, USA.
 
....

Preston beleuchtet beide Seiten im Spanischen Bürgerkrieg, bis hin zu den 20.000 Hinrichtungen nach Francos Sieg 1939. Die Verwendung des Titels (Holocaust) ist durchaus umstritten, Preston erläutert das im Vorwort.

....

Stammt diese Zahl von Preston? Ich habe mal die Listen der nach dem Kriegsende allein in Valencia offiziell erschossenen gesehen. Das waren etliche Tausende nur in dieser Provinz, die Hinrichtungen gingen bis weit in die Vierziger Jahre hinein.

Ich denke die nach dem Krieg Hingerichteten müssen insgesamt mehr als 20.000 gewesen sein.
 
Valencia ist sicher ein Sonderfall, immerhin war hier der Regierungssitz der Republikaner. Und andere Regionen sind ja schon vor dem Kriegsende "gesäubert" worden.
 
Valencia ist sicher ein Sonderfall, immerhin war hier der Regierungssitz der Republikaner. Und andere Regionen sind ja schon vor dem Kriegsende "gesäubert" worden.

Ja, wobei die meisten auf den Listen einfache Arbeiter und Bauern aus der Umgebung waren. Es fand damals auch eine bedeutende "Umverteilung" des Grundbesitzes in der Huerta statt.

Ein weiterer Grund, um später nicht an der Geschichte rütteln zu wollen.
 
Stammt diese Zahl von Preston? Ich habe mal die Listen der nach dem Kriegsende allein in Valencia offiziell erschossenen gesehen. Das waren etliche Tausende nur in dieser Provinz, die Hinrichtungen gingen bis weit in die Vierziger Jahre hinein.

Ich denke die nach dem Krieg Hingerichteten müssen insgesamt mehr als 20.000 gewesen sein.

Eine Gesamtzahl nennt er nicht, das lässt sich nur kursorisch über die vielen beispielhaft erwähnten Prozesse in den Provinzen und Städten zusammenzählen.

Die Inhaftiertenzahlen gingen in die Hunderttausende, ebenso davon als Bruchteil die durchgeführten Prozesse. Die Relation der Todesurteile schwankte, so dass das auch mehr als 20.000 Mitte 1939 bis in die 1940er sein können.

Dazu kommen die ungezählten Opfer in den Lagern, auf den Transporten etc. Preston erwähnt eine Vielzahl von Beispielen, "budgetiert" das aber nicht abschließend, soweit ich das gelesen habe. Auch außen vor - aber von ihm geschildert - sind die Exekutierungen im Verlauf des Feldzuges in den franco-beherrschten Gebieten.


EDIT:
Für die drei Regionen um Valencia (Castellon, Valencia, Alicante) gibt er nur für 1939/43 an: 15.000 Inhaftierte, 1.165 Todesfälle in Haft, 4.700 Exekutionen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei Anderson findet sich in seiner Einleitung eine Zahl von 50.000, die nach 39 bis 45 durch Todesschwadronen und durch die zunehmende Bedeutung der Militär-Justiz zum Tode verurteilt worden sind.

The Francoist Military Trials: Terror and Complicity, 1939-1945 - Peter Anderson - Google Books

Das ist aber immer nur die eine Seite der Betrachtung und sie muss ergänzt werden. Mindestens genauso tragisch sind die Hunderttausende, die nach ihren Strafen in die spanische Gesellschaft zurück kehren mußten und als politische Paria stigmatisiert waren.

Ein sehr ähnliches Schicksal ergibt sich für die Betroffenen aus den stalinistischen Gulags, wie bei Cohen eindrucksvoll beschrieben. Und zeigt die verheerenden Auswirkungen von totalitären politischen Systemen von links und rechts auf die Betroffenen und ihre Familien.

The Victims Return: Survivors of the Gulag after Stalin - Stephen F. Cohen - Google Books
 
Zuletzt bearbeitet:
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Für die drei Regionen um Valencia (Castellon, Valencia, Alicante) gibt er nur für 1939/43 an: 15.000 Inhaftierte, 1.165 Todesfälle in Haft, 4.700 Exekutionen.

Eine Ziffer von ca. 5.000 vollstreckten Todesurteilen in der Region Valencia (die drei zitierten Provinzen) hatte ich auch in Erinnerung. Im Zentralfriedhof von Valencia wurden enorme Massengräber angelegt, über denen später die Gebäude für in Spanien typischen Nischengräber angelegt wurden, so das bis heute dort Kirche und Verwaltung die Suche nach Opfern verweigern, mit dem Hinweis dass man an die Gräber nicht mehr herankommt.
 
Eine Ziffer von ca. 5.000 vollstreckten Todesurteilen in der Region Valencia (die drei zitierten Provinzen) hatte ich auch in Erinnerung. Im Zentralfriedhof von Valencia wurden enorme Massengräber angelegt, über denen später die Gebäude für in Spanien typischen Nischengräber angelegt wurden, so das bis heute dort Kirche und Verwaltung die Suche nach Opfern verweigern, mit dem Hinweis dass man an die Gräber nicht mehr herankommt.

So wie für Valencia reißt Preston das Thema wirklich detailliert auf. Es wird auch die republikanische Seite behandelt, so zB die Vorgänge in Madrid.
 
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