Beziehungen Russland und USA zwischem ersten und zweiten Weltkrieg

thanepower schrieb:
zu 1. Diese Logik kann ich nicht ganz nachvollziehen. Es heißt zwar der Krieg würde den Krieg nähren, aber weder bei Tooze noch bei Milward finde ich eine Passage, die diese Logik für das Jahr 1939 !!!! (Benelux und Frankreich ist ein anderer Fall) unterstützt. Die Gewinne, die sich aus der Besetzung Polens ergaben, dürften im finanziellen Sektor, bei der Landwirtschaft (Getreide etc.) bei beweglichen Gütern (Eisenbahnen etc.), im Bereich der Rüstungswirtschaft (im Gegensatz zu "Skoda") und bei relevanten Rohstoffen (Eisen, Gummi, Öl) eher zu vernächlässigen gewesen sein.
Hjalmar Schacht wurde am 20.01.1939 als Reichsbankpräsident entlassen, weil er Hitler unverblümt erklärte, dass das Reich finanziell bankrott war. Ich stimme Dir zu, dass die hohen Devisen- und Goldreserven der CSR dann kurzfristig die Situation besserte. Ein hoher Teil der Auslandsforderungen der CSR waren Kredite an die Republik Österreich gewesen. Da das Reich sich beide Staaten ganz oder teilweise einverleibt hatte, waren diese Positionen auch hinfällig. Die ganze Aufrüstung war durch einen Wechsel auf die Zukunft finanziert, welcher durch den neu zu gewinnenden "Lebensraum im Osten" bezahlt werden sollte. Und wenn Polen sonst nichts gehabt hätte, es gab dort Agrarland.

thanepower schrieb:
Spielte eigentlich keine Rolle die Kooperation im Marinebereich. Würde ich dir Rohwer empfehlen
Danke für den Tipp. Das Werk kannte ich von ihm nicht.
:)

thanepower schrieb:
Naja, ob die Polen über das Warschauer Getto glücklich waren und die ethnischen "Säuberungen" als Präludium zum systematischen Vernichtungskrieg, halte ich auch für unwahrscheinlich. Es ist doch vielmehr die Frage, welches das kleinere Übel gewesen wäre und es ging nicht um Maximalpositionen (wengleich die polnische Regierung es teilweise wohl so sah, in Verkennung der Realitäten).
Auch hier stimme ich Dir zu. Hätten das polnische Volk gewusst, was von deutscher Seite auf sie zukommen würde, hätten sie eine sowjetische Besetzung wohl geschluckt. In Hinblick auf Katyn wäre jedoch dies für die Führungselite Polens auch keine Alternative gewesen.
 
Aber mir ist in Erinnerung, dass die Sowjets vom Deutschen Reich nach dem Hitler-Stalin-Pakt genau solche 40,6-cm-Geschütze in Drillingstürmen forderten, was von Deutschland abgelehnt wurde. Jedoch wurden von den Deutschen sechzehn 38-cm-Geschütze in acht Zwillingstürmen nebst Feuerleitanlagen zugesagt, welche nach Breyer für zwei auf sowjetischen Werften zu bauenden Schlachtkreuzer verwendet werden sollten.

Nach den ausführlichen Dokumenten in den ADAP forderte die Sowjetunion als Gegenleistung:

- ursprünglich erster Lieferwunsch 14 Doppeltürme 38cm (vermutlich: 4-4-3-3, also zwei Schlachtschiffe, zwei Schlachtkreuzer, nebst weiterem Geschützmaterial, zB 15cm-Zwillinge und Drillinge) im Oktober 1939, nur falls verfügbar war wohl das Kaliber auch mit 40,6cm angefordert, bzw. war das Kaliber 15 oder 16inch offengelassen. Daneben wurden die Konstruktionszeichnungen Kreuzer Hipper, Schlachtschiff Scharnhorst, Flugzeugträger Graf Zeppelin angefragt, bei der Besichtigung außerdem die Materialanalysen für den neusten Krupp-Panzerstahl für Schlachtschiffe.
- das wurde auf 6 Doppeltürme 38cm sowie 6 Doppeltürme 28cm am 24.12.1939 vor dem angesprochenen Führerentscheid reduziert. ergänzend forderte man die Baupläne für das Schlachtschiff Bismarck sowie die Ablieferung von 3 Schweren Kreuzern (Seydlitz, Lützow, Prinz Eugen).
- in den Gesprächen 1940 waren die 6 Doppeltürme 38cm genehmigt, deutscherseits wies man auf die Bauzeit von 3 Jahren hin - ein Turm sollte auf Anordnung Hitlers noch 1941 geliefert werden; nunmehr wurden zusätzlich die Baupläne für die 38cm- und die 40,6cm-Doppeltürme verlangt (als Ausgleich für die reduzierte Anzahl). Für die Konstruktionspläne der bismarck wurde übrigens 45 Mio. RM verlangt, für Graf Zeppelin 25 Mio. RM.

zB: 1.12.39 Interministerielles Rundschreiben des AA über russische Bestellungen in Deutschland:
Schiffskörper Seydlitz und Lützow, Prinz Eugen, Pläne der Bismarck, ein Schulschiff, Werkstättenschiff und mehrere Tankdampfer, 31.000 to. Panzerplatten als Schiffsbaumaterial, kontaktlose Torpedozünder neuster Konstruktion, Minen neuster Konstruktion mit magnetischen Zündern, Me209 und andere Typen neuster Konstruktion, Flugzeugmotoren.
2.12.1939: Protokoll Ministeriensitzung vor Führerentscheid: für Lieferung der Me209 und He 110 (???), Lieferung Seydlitz und Prinz Eugen, Lieferung Baupläne Bismarck und 15cm-Zerstörer, Gesamtwert 1,5 Mrd. RM (ADAP D VIII, 412)
15.12.1939 Raeder ist mit Weitergabe der Bismarck-Pläne einverstanden, wenn diese zu einem hohen Preis erfolge und Weitergabe an GB ausgeschlossen sei. - ADAP D VIII, 457
30.1.1940 Antwort auf Stalin-Programm (vom 24.12.1939): Freigabe der Schiffstürme 6 * 38cm-Zwillinge, Flugzeuge, 2 Sätze Werkzeugmaschinen für 15cm Munition, Periskope, U-Boot-Akkumulatoren. Stalin diskutiert nunmehr über 28cm-, 30cm und 38cm-Türme, er wolle 38cm-Drillingstürme, 3 für das wohl geplante oder in Bau befindliche Schiff. Das andere könne mit 3 Drillingstürmen 28cm aus deutscher Lieferung ausgerüstet werden. ADAP D VIII, 584.
11.2.1940 Wirtschaftsabkommen D-SU, ADAP D VIII, 607.
Deutsche Lieferungen: Lützow-Baukörper, Schiffsbaumaterial, u.a. 31000 to Panzerplatten, elektrische Anlagen, Meßgeräte, Motoren, Marineartillerie (38,1cm Doppelturm mit voller Ausrüstung und Ersatzteilen zum 1.4.41, Zeichnungen für 40,6cm und 28cm-Drillingsturm, 2 Stück 8,8cm Antikorrosionskanonen für U-Boote, 8m-Periskop für U-Boote, Richt- und Meßgeräte), Minen-und Torpedoausrüstung, hydroakustische Geräte, hydrographische und optische Geräte, Baupläne für Schlachtschiff Bismarck und einen Zerstörer mit 15cm-Geschützen, komplette Motorenausrüstung für einen großen Zerstörer

neben den ADAP-Dokumenten siehe Schwendemann, Heinrich: Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem DR und der SU 1939-41, aus 1993


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Mit Nikolajew als Werft hast Du natürlich recht, ich habe das mit Nikopol verwechselt.
Die Absage der USA kann eigentlich 1939 noch keine rolle gespielt haben, da das Embargo erst vom August 1940 stammt (bei Annäherung SU/JAP).
 
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