Bildstein 10. Jhdt. - Interpretation

El Quijote

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Ich habe vor kurzem in einem Museum folgendes Bild aufgenommen.

Reiter.jpg

Ich möchte euch nun nicht damit belasten, in welchem Museum ich die Aufnahme gemacht habe, welcher Kultur der Stein angehört etc. Das Museum hat seinen Besuchern eine Interpretation für diesen Stein vorgeschlagen, die ich euch vorerst vorenthalten möchte, weil ich gerne wissen möchte, ob ihr unbeeinflusst von der musealen Vorinterpretation zu ähnlichen Ergebnissen kommt. Also bitte nicht spekulieren sondern interpretieren. Ich selbst kann die Interpretation nachvollziehen, weiß aber nicht, ob ich nicht evtl. der Suggestion unterliege.

Ich werde euch dann demnächst Museum, Kultur und Interpretation durch das Museum nennen. Erinnert mich ggf. daran.
 
Ist das einer der schottischen / piktischen Bildsteine? Wenn ja, könnte der Reiter sich da gerade an einem Kaltgetränk aus einem verzierten Trinkhorn laben, was sich zur derzeitigen Jahreszeit ja anbietet :) Ich halte das eher für piktisch/schottisch und nicht für skandinavisch.
 
Ich kenne den Bildstein und möchte dazu nun auch nicht zu viel verraten. Allerdings hat mich die Gesamtkomposition dieses Stücks irritiert. Klar die Interpretation des Museums ist logisch und einleuchtend, wenn man sie liest und vielleicht wäre es auch das, worauf man selbst kommt, hätte man keine vorliegende Interpretation. Trotzdem irritiert es mich irgendwie... Aber dazu vielleicht dann, wenn ich nicht mehr kurz vor Spoileralarm bin, mehr. :D
 
Allerdings hat mich die Gesamtkomposition dieses Stücks irritiert.
Warum?
Weil es schief ist bzw. der Reiter bergauf zu reiten scheint?
Weil der Reiter möglicherweise glatzköpfig ist und dazu einen irgendwie sumerisch wirkenden langen Bart hat?
Wie auch immer: das Pferd samt Zaumzeug ist wie auf verschiedenen schottisch/piktischen Bildsteinen - jedenfalls kommt mir das so vor.
 
Weil es schief ist bzw. der Reiter bergauf zu reiten scheint?

Ich sehe es auch so, der Reiter reitet bergauf.

"Das Runde" sehe ich als Schild an, obwohl es sehr klein ist.
Für das "Trinkhorn" sehe ich eine andere Interpretation: Ein Musikinstrument*. Trinken beim Reiten macht sich nicht gut, man verschüttet so viel.

*lol*, er muesste es dann aber anders herum halten. Trotzdem.

Gruss, muheijo
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe es auch so, der Reiter reitet bergauf.

Es muß mit der Sauferei zu tun haben. Es wirkt doch irgendwie lustig. Er muß bergauf reiten, damit sein Riesenhorn leer wird und er endlich den Hals voll bekommt.

Hier gibt es eine Maske mit abnehmbaren und aufsetzbaren Trinkhörnern:

https://en.wikipedia.org/wiki/Torrs_Pony-cap_and_Horns

Vielleicht hat man bei Trinkgelagen seinen Spaß damit getrieben und mit einem "Vollen" Blindekuh gespielt.
 
Trinken beim Reiten macht sich nicht gut, man verschüttet so viel.
@muheijo bei einem soooo großen Trinkhorn (da passen gewiß 10 Liter Guinness rein) macht es nichts, wenn beim reiten paar Liter verschüttet werden (und bei großer Sommerhitze hat dann auch das Pferd ein wenig Erfrischung) :rofl:
 
Es muß mit der Sauferei zu tun haben. Es wirkt doch irgendwie lustig. Er muß bergauf reiten, damit sein Riesenhorn leer wird und er endlich den Hals voll bekommt.

Hier gibt es eine Maske mit abnehmbaren und aufsetzbaren Trinkhörnern:

https://en.wikipedia.org/wiki/Torrs_Pony-cap_and_Horns

Vielleicht hat man bei Trinkgelagen seinen Spaß damit getrieben und mit einem "Vollen" Blindekuh gespielt.

Kann es sein, dass du den Bildstein kennst oder ihn erfolgreich ergoogelt hast? Denn der englische Wiki-Artikel zum Bildstein leitet auch auf https://en.wikipedia.org/wiki/Torrs_Pony-cap_and_Horns
Das ist natürlich nicht der Sinn des Threads, der zu einer freien, von womöglichen Suggestionen unbeeinflussten Interpretation kommen sollte. Sonst hätte ich auch gleich den Namen des Steins, seinen Fund- und Aufstellungsort nennen können.
 
Ist das überhaupt ein Trinkhorn?
Er hält es sich zwar so an den Mund, als ob er daraus trinken würde, aber irgendwie sieht mir das Teil komisch aus.
Es ist so groß im Verhältnis zur Körpergröße von Ross und Reiter. Auch der Vogelkopf oben erinnert mich eher an einen Schiffsbug - verkehrtherum halt.
 
Das ist zwar eine interessante neue Perspektive, aber an der Interpretation des Trinkhorns würde ich erst mal festhalten. Durch deinen Beitrag hast du aber durchaus gefestigt, was das Museum als Interpretation vorschlägt. Ich möchte dennoch einige Beiträge mehr abwarten, bevor ich mich weiter zur Interpretation des Museums äußere.
 
Ist das überhaupt ein Trinkhorn?
Er hält es sich zwar so an den Mund, als ob er daraus trinken würde, aber irgendwie sieht mir das Teil komisch aus.
Es ist so groß im Verhältnis zur Körpergröße von Ross und Reiter. Auch der Vogelkopf oben erinnert mich eher an einen Schiffsbug - verkehrtherum halt.
...wenn das ein Schiff (ggf mit Drachenkopf a la Wikinger) wäre, dann hätte der Reitersmann gerade das komplette Achterdeck verspeist... :D ...dass piktische Glatzenreiter Boote verzehren, wäre ein sensationelles Novum.

Wie auch immer: piktisch/schottisch scheint das Ding ja zu sein, dazu aus der Wikingerzeit. Also will ich auch mal Sankt Speculatius bemühen:
Der Reitersmann frisst gerade die Midgardschlange! Die Wikinger, welche im 9.-11. Jh. u.a. auch England unsicher machten, prügelten sich in diesen wilden Zeiten auch gelegentlich mit schottisch-piktischen und irischen Konkurrenten. Thor- und Siegfriedsage gelangten so zu den Pikten, welche allerdings den Sieg über die Midgardschlange als Verzehr derselben missinterpretierten :rofl:
 
Ich kenne den Stein nicht, und hab’s jetzt auch nicht gegoogelt.

Für mich sieht der Dargestellte nach einem Krieger aus, der in ein Kriegshorn bläst. Dass er kein Jäger ist, z.B. ein Hirschrufer mit einem seltsamen Horn, der Brunftschreie nachahmt, verrät sein umgehängter Schild. Sein langer Bart wiederum deutet auf einen älteren Mann, der vmtl. wegen seines Alters zum Blasen des Kriegshorns auserkoren worden ist.

Die Version mit dem Trinkgefäß kann ich absolut nicht nachvollziehen, da mir die Tücken eines Bier-Stiefels bekannt sind. Das Ding ist – wie bereits erwähnt – auch zu groß dafür, das Gewicht (mit Flüssigkeit gefüllt) könnte man wohl kaum einhändig halten, und schon gar nicht beim Reiten. Und eben, warum sollte ein älterer Mann hoch zu Pferd, bergauf, das unmögliche Kunststück vorführen, aus dem tückischen 20-Liter-Gefäß zu trinken. Gut, die Proportionen bei alten Darstellungen müssen nicht unbedingt stimmen und die ursprüngliche Position des Steins ist ebenfalls fraglich, aber die Form eines Gefäßes müsste zweckdienlich sein, oder zumindest die Funktion nicht behindern. Zudem spricht sein Schild ebenfalls gegen diese These. Würde die Darstellung einen Krieger beim Trinken zeigen, müsste der Mann irgendwo auch eine Waffe haben. Die hat er aber nicht! Ergo: eindeutig Reiter mit Kriegshorn.
 
Noch eine andere Möglichkeit, auch wenn ich sie (noch) nicht so mag:

Der Mann hat keine Kopfbedeckung auf, das finde ich ungewøhnlich, zumindest fuer einen Krieger.
Eine Schlussfolgerung kønnte dann sein, dass es sich bei dem ominøsen "Horn" eben nicht um ein (Trink-; Musik- oder Was auch immer-)Horn handelt, sondern um seine Kopfbedeckung - vielleicht will er sie sich gerade aufsetzen...

Gruss, muheijo
 
Nur mal zum Vergleich hier ein bildliche Darstellung aus dem Rolandslied:

7786d1249049150-warum-galt-die-geige-als-instrument-des-todes-der-teufels-kon_ro11.jpg

Es handelt sich also bei dem Bildstein ziemlich eindeutig um ein Trinkgefäß, sicher nicht um ein "Musik"instrument.
 
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