Blockade/Luftbrücke Berlin 1948

Berliner Blockade und Luftbrücke

Hallo,

ich schreibe gerade an meiner Facharbeit und komme bei einer Frage nicht weiter , da ich nicht so viele Informationen darüber gefunden habe. Ich hoffe, dass ihr mir weiterhelfen könnt .

Warum war die Gegenblockade der Westmächte nicht so erfolgreich? (Berliner Luftbrücke - Berliner Blockade)
 
Die Gegenblockade war eine Reaktion der Westmächte auf die Berliner Blockade. Ich habe das nicht missverstanden.
 
Darüber findet man etwas zB in einer älteren Publikation (Davison, Die Berlin-Blockade), aus 1959. Darin wird ausgeführt, dass die Unterbindung des Interzonenhandels die Nachkriegswirtschaft der DDR von der Einfuhr industrieller Erzuegnisse, zB Stahl und Maschinen, etc., abschnitt. Davison schätze die Auswirkungen als sehr gravierend ein, als Grund für das Einlenken Stalins.

Es gibt neuere Publikationen zur Wirtschaftsgeschichte der DDR, die auch die diesen Zeitraum umfassen. Auch dort (Steiner: Von Plan zu Plan, Wirtschaftsgeschichte der DDR) wird von beachtlichen Auswirkungen gesprochen.

Weiteres müsste ich auch erst nachlesen, selbst die oben genannten Publikationen sind dazu nicht sehr tiefgehend.
 
Hallo,

ich mache demnächst die 5.PK, also die Präsentationsprüfung im Abitur, in Berlin im Bereich Geschichte mit Bezug auf PW. Als Thema habe ich mir die Luftbrücke ausgesucht und schon komme ich zum Problem der Leitfrage. Ich hatte mir in etwas sowas überlegt: "Warum riskierten die Sowjets mit der Berliner-Blockade den dritten Weltkrieg?". (evtl. noch ein bisschen umformulieren :red:). Dann könnte man das erläutern und noch darauf eingehen warum die Sowjets die Luftbrücke nicht auch unterbunden haben.
Wollte einfach wissen, was ihr davon haltet und ggf. verbesserungsvorschläge.
thx und viele grüße :winke:
 
...Ich hatte mir in etwas sowas überlegt: "Warum riskierten die Sowjets mit der Berliner-Blockade den dritten Weltkrieg?". (evtl. noch ein bisschen umformulieren :red:). Dann könnte man das erläutern und noch darauf eingehen warum die Sowjets die Luftbrücke nicht auch unterbunden haben...

Ich würde die Frage umformulieren:
"Riskierten die Sowjets mit der Berlin-Blockade einen 3. Weltkrieg?"
Deine Formulierung unterstellt, dass sie das taten, und das erscheint mir doch sehr zweifelhaft.
Außerdem fehlte mir der Zusammenhang mit der Hauptursache der Blockade, nämlich der Währungsreform in den Westzonen und Westberlin und den zugehörigen ökonomischen und politischen Interessen der UdSSR.
Aber vielleicht hattest du das sowieso als selbstverständlich bereits im Hinterkopf. ;)
 
Es bieten sich doch interessante Fragen an, Klaus hat eine wichtige erwähnt: riskierte die SU damit tatsächlich einen Dritten Weltkrieg, oder lag ein "kalkulierbares" Risiko vor? (Wie stand es um die US-Atomkapazitäten, welche Lageverhältnisse schätzten die Westallierten ein?)

Wenn dies nicht riskiert wurde, und die Möglichkeiten der Westalliierte "beschränkt" waren, warum wurde dann unter diesen anscheinend günstigen Verhältnisse die Luftbrücke nicht unterbunden (war Stalin evt. an dieser Eskalation nicht interessiert, und wenn ja, aus welchen Gründen?)

Welche Vorgeschichte hatte die westdeutsche Währungsreform, die so genannte "Haupt"Ursache der sowjetischen Blockade? War sie Hauptursache? Abgesehen vom Kalten Krieg: wie verhielt sich die SU im Vorfeld der Währungsreform zu dieser Frage, welche Interessen hatte sie in der Frage der Währungsreform in den vier Besatzungszonen und wie verhielt sie sich? Welche Rolle spielte das "Besatzungsgeld", die Frage der Reichsmark bei der Zuspitzung um Berlin?
usw. usf. ... ...

Das Thema kann bei dieser Ursachenforschung möglicherweise ausufern. Hauptpunkt ist wohl die Berliner Blockade/Luftbrücke, so dass man den Fokus auch darauf belassen sollte: 1. Kriegsgefahr? 2. Und warum keine weitere Eskalation?
 
In Ergänzung zu meinen Mitdiskutanten Klaus und silesia.

Hätte die UdSSR wegen Berlin einen III. Weltkrieg billigend in kauf genommen, oder haben sich nicht die vier Siegermächte peinlichst an die Nachkriegsabkommen gehalten?

Die "Luftbrücke" ist für die gegenseitige Einhaltung der Nachkriegsabkommen doch schon ein erstes Indiz.

Recherchiere einmal unter "Luftkorridore".

Erster Ansatz:

Luftkorridor (Berlin) ? Wikipedia

M.
 
Ich würde die Frage umformulieren:
"Riskierten die Sowjets mit der Berlin-Blockade einen 3. Weltkrieg?"
Deine Formulierung unterstellt, dass sie das taten, und das erscheint mir doch sehr zweifelhaft.
[...]
Aber vielleicht hattest du das sowieso als selbstverständlich bereits im Hinterkopf. ;)

ich hab mir meine frage nochmal durchgelesen und festgestellt, dass ich ja tatsächlich die hälfte vergessen habe :grübel:
Ich meinte das eigentlich so: Die Sowjets haben die Berlin-Blockade "aufgebaut" und damit die Westmächte ziemlich provoziert. Aber die Luftbrücke haben sie nicht (wirkungsvoll) versucht zu unterbinden. So ungefähr dann die Frage, warum sie die Versorgung von West-Berlin unterbunden haben, aber nicht die Luftbrücke. War es den Sowjets zu gefährlich (z.B. wgn. Atomwaffen, etc.) oder was hatte es für gründe.
Die Frage "Riskierten die Sowjets mit der Berlin-Blockade einen 3. Weltkrieg?" ist aus meiner sicht ziemlich leicht zu beantworten. Den Sowjets war auch klar, dass die Westmächte West-Berlin nicht einfach aufgeben würden. Also ja bzw. wäre es schwierig eine konkrete Antwort zu finden.

EDIT: ja hatte ich im hinterkopf, aber mir geht es erstmal nur um die Leitfrage ;)
 
Die SU hat wohl nicht erwartet das eine große Stadt wie West-Berlin aus der Luft versorgt werden konnte, aufgrund der schieren Menge an Gütern.
Nicht nur Lebensmittel, sondern Kohle für die Kraftwerke, die Kraftwerke der SBZ hat die Belieferung der Tri-Zone Berlins eingestellt. Des weiteren alle Güter des täglichen Bedarfs und auch Treibstoffe.
Die Flugzeuge hatten damals zum einen eine deutlich geringere Reichweite als heute. Sowie das die Flugzeuge deutlich kleiner waren. Das nächste Problem in einer Stadt ist auch noch wo lande ich, vor allem wenn plötzlich viele Flugzeuge landen und starten sollen.
Und wenn man in ein Gebiet fliegt, welches man versorgen muss, kann man davon ausgehen das dort kein Kerosin vorhanden ist. Also musste auch der Treibstoff für den Rückflug mitgenommen werden. Die Konsequenz daraus? Geringere Nutzlast, da der Treibstoff auch Gewicht bedeutet.

Berliner Luftbrücke ? Wikipedia

Apvar
 
Funny,

was Du bei der Betrachtung nicht auslassen solltest,
ist der Einfluss der Luftbrücke auf das Verhältnis der Alliierten zu den Besiegten.
Es war ein wesentlicher Wendepunkt in der Beziehung zueinander und kristallisiert sich auch im Begriff "Rosinenbomber".

hatl
 
@hatl: Danke für den Hinweis, aber erstmal geht es mir nur um die Leitfrage, den rest kann ich später noch machen ;)
 
Die Berlin Blockade. War sie Stalins realpolitisches „Meisterwerk“, das im Fiasko endete? Ein paar Thesen zur Motivation seiner Außenpolitik. Es soll dabei den ideologischen Aspekten seines Weltbilds, außenpolitischen Aspekten seiner Realpolitik und Entscheidungsstrukturen nachgegangen werden, die an die Person von Stalin gebunden sind.

In seiner interessanten Biographie über Lenin unterstellt Lars Lih Lenin, dem Selbstbild einer Heroisierung seiner Rolle als Revolutionär erlegen zu sein und in 1923 vor dem Scherbenhaufen seiner Prognose über die kommende proletarische Revolution, auch vor allem in Deutschland, gestanden zu sein. Ein Aspekt, der bei der Beurteilung der Oktober Revolution häufig übersehen wird. Ihr Erfolg wurde von Lenin an den Erfolg einer weiterführenden proletarischen Revolution unter anderem auch in Deutschland geknüpft. In diesem Sinne hatte Deutschland aus ideologischen und industriepolitischen Gründen einen extrem hohen Stellenwert für die Akteure der Oktober Revolution.

Lenin - Lars T. Lih - Google Books

Dieses Erbe einer gescheiterten Revolution in Europa trat nach 1923 Stalin an, so beispielsweise auch Tucker, und reformulierte es im Rahmen des Konzepts vom „Sozialismus in einem Land“. Mit diesem realpolitischen Konzept brach er einerseits mit dem Anspruch auf die unmittelbare Revolution in Europa und andererseits bildete es via „Komintern“ dennoch einen latenten Anspruch auf die Fortführung der nicht eingetretenen Leninschen Prophezeiung über das Eintreten der proletarischen Revolution im Anschluss an den WW1 und die Russische Revolution.

Stalin As Revolutionary 1879-1929: A Study in History and Personality - Robert C. Tucker - Google Books

Diese ideologische Sichtweise auf Deutschland beeinflusste Stalins Beurteilung von Deutschland, neben reinen politischen oder militärischen Sicherheitsüberlegungen.

Betrachtet man die außenpolitische Einschätzung der Krise durch Stalin, dann kommt ein wichtiger Hinweis in Anlehnung an Kissinger. Er hatte Gromyko gefragt hatte, welche Überlegungen für Stalin als Entscheidungsrahmen relevant waren (Kissinger, S. 436). Gromyko wies darauf hin, dass Stalin durch eine Reihe von Beratern durchaus vor einer Eskalation zum Weltkrieg gewarnt wurde. Stalin wiese die Kritik zurück mit drei Argumenten.

- Die USA würde nie wegen Berlin A-Waffen einsetzen
- Sollte die USA auf dem Landweg nach Berlin durchzubrechen versuchen, dann würde die Rote Armee Widerstand leisten.
- Sollte die USA entlang der gesamten Front angreifen, dann würde Stalin die Entscheidung allein treffen und vermutlich deeskaliert haben.

Diplomacy - Henry Kissinger - Google Books

Diese Einschätzung, dass Truman keine A-Waffen eingesetzt hätte, um die Berlin Krise zu lösen ist zutreffend, wie aus der Abschlussrede im Januar 1953 ersichtlich wird (S. 117). Unabhängig von der Frage der Verlegung von ca. 60 B 29 nach Europa.

The Most Controversial Decision: Truman, the Atomic Bombs, and the Defeat of ... - Wilson D. Miscamble - Google Books

Die Entscheidungen von Stalin in der Berlin Krise weisen dabei m.E. Ähnlichkeiten zu seinem Verhalten in 1941 auf. In beiden Fällen bildeten ideologische Einschätzen seiner Kontrahenten zentrale Rahmenbedingungen für sein Handeln, wenngleich sehr unterschiedliche. In 1941 waren es die Annahmen über die Wahrscheinlichkeit von Kriegen zwischen den kapitalistischen Mächten und die Bismarksche Vorstellung, dass Hitler keinen Zweifrontenkrieg riskieren würde. Und er sich aus diesem Grund „sicher“ fühlte, trotz gegenteiliger Informationen.

Während der Berlin Krise waren es auch Überlegungen, die an Varga angelehnt waren und für Stalin einen Test bilden konnten, wie stark die Kohärenz des sich abzeichnenden neuen atlantischen Bündnisses von kapitalistischen Staaten sein würde. Dabei folgte die Eskalation der Krise, auch aus sowjetischer Sicht, eher einem improvisierten Konzept und war absolut nicht systematisch vorbereitet worden. Auch mit Widersprüchen innerhalb des sowjetischen Bereichs, da das Außenministerium beispielsweise auch die Sperrung des Luftraums verfolgte

Eugen Varga - Wikipedia, the free encyclopedia

Die Einführung einer separaten Währung in den Westzonen wurde von den Sowjets als ein nachträgliches Verlieren des WW2 interpretiert und erklärt damit die emotionale Brisanz, da es die Trennung der Einflussgebiete festschrieb und somit Stalin den Zugang zum Gesamtdeutschen Industriepotential, vor allem an der Ruhr, endgültig verlegte.

Vor diesem Hintergrund zielten die Verhandlungsinitiativen auch im Zuge der Berlin Krise von Stalin auf die Einheit Deutschlands ab, aber natürlich mit der Option, das Industriepotential zu nutzen, auch über eine verspätete proletarische Revolution. Und somit konnte sich Stalin auch in der Rolle des „Vollstreckers“ der Prophezeiung von Lenin interpretieren.

In diesem Sinne war die Berlin Krise eine „Theaterbühne“, um die unterschiedlichen Facetten der Außenpolitik eines „reifen“ Stalins zu erkennen, der allerdings in Bezug auf Deutschland als „gescheiterter Held“ seine Rolle spielen mußte. Das historische Drehbuch sah für Stalin lediglich ein außenpolitisches Fiasko als Ergebnis der Berlin Blockade vor.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Einschätzung, dass Truman keine A-Waffen eingesetzt hätte, um die Berlin Krise zu lösen ist zutreffend, wie aus der Abschlussrede im Januar 1953 ersichtlich wird (S. 117). Unabhängig von der Frage der Verlegung von ca. 60 B 29 nach Europa.

Stalins Einschätzungen, wenn sie denn tatsächlich so waren, wären zutreffend gewesen. Hier ist ein wesentlicher Aspekt, dass die SU und Stalin über die europäischen A-Waffen-Kapazitäten vollständig und richtig informiert waren.

Zwei britische Lokalitäten wurden seit Ende 1946 für den Einsatz voin A-Waffen hergerichtet, was insbesondere eine umfangreiche Bodenlogistik erforderte. Diese Arbeiten an der Bodenlogistik waren 1948/49 nicht abgeschlossen, und es wurde auch keine beschleunigte Fertigstellung wegen der Berlin-Krise angeordnet, dagegen jedoch 1949 die planmäßige Verlegung der B-29/B-50-Gruppen eingeleitet. Auch hierüber ist die SU aus britischen Quellen fortlaufend unterrichtet gewesen.

"When Lieutenant General Curtis E. LeMay replaced Kenney in October 1948, SAC developed rapidly as the dedicated nuclear strike force of the United States. LeMayLeMay seized the opportunity to accelerate the deployment to England. A SAC advance party arrived from the United States in January 1949, and although preparations were not complete, there was no postponement of the planned deployment, and the first B-29s, of the 92nd Bomb Group, flew in on 7 February. On completion of its ninety-day rotation, the 92nd was followed by the 98th, and, in August, by one squadron of nuclear-prepared B-50s of the 43rd. In May 1950 the station commander reported “a great number of transient aircraft. Including C-97s, C-47s and civilian operated DC-4s” as the deployment rapidly built up. At Lakenheath, twentyfour B-29s arrived in August 1948, and in June 1949 the first atomic-capable forces, the 509th Bomb Group was installed there, to be followed by the similarly capable 43rd in August." [*]

Der "Krisenverlauf" war, was die Einsatzfähigkeiten der US-Airforce mit A-Waffen betraf, sozusagen unter sowjetischer Beobachtung, und insoweit kalkulierbar, "kontrollierbar", gegebenenfalls deeskalierbar (hätte die Airforce die Verlegungen beschleunigt).

Ken Young, Special Weapon, Special Relationship: The Atomic Bomb Comes to Britain, JoMH 2013, S. 569 ff.


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[*] die B-29 war mangels Reichweite gegen strategische Schlüsselziele in der Sowjetunion (von Großbritannien) aus nur eine "Notlösung" für den europäischen Schauplatz, nach den damaligen US-Analysen und nach britischer Einschätzung ungeeignet. Über die Verlegung der B-50 war die SU informiert.

Daraus könnte man eine weitere Theorie ableiten: der gewählte Zeitpunkt der Berlin-Eskalation wäre tatsächlich unter dem Aspekt der A-Waffen-Bedrohung der Sowjetunion der "letztmögliche" gewesen, wenn Stalin diese Bedrohung einkalkuliert hatte.
 
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