Brainstorming - Die beiden Triumvirate

Aretas

Mitglied
Guten Abend,

ich stelle mir grade die Frage, inwieweit sich das erste vom zweiten Triumvirat unterscheidet. Dabei geht es mir nicht um biographische Details der Mitglieder, mehr um strukturelle Gemeinsamkeiten oder Unterschiede der beiden Bündnisse.

1.) Das erste Triumvirat war ein eher informelles Bündnis, das zweite hatte offiziellen Charakter.

2.) Bei beiden kristallisiert sich schnell ein Zweikampf um die führende Rolle innerhalb des Bündnisses heraus.

3.) Während man zur Zeit des ersten Triumvirats keine Politik ohne die Triumvirn machen konnte, machten die Triumvirn die Politik im zweiten Triumvirat gleich selber. Naja...fast. Durch das Designieren von Kandidaten wurde viel direkter Einfluss auf die politische Gestaltung genommen. Jedoch blieben viele politische Kompetenzen in den Händen des Senats.

4.) Die Proskriptionen gab es natürlich nur im zweiten Triumvirat (und unter Sulla...schon klar), das Vorgehen gegen politische Gegner lief im ersten Triumvirat "zivilisierter" ab.

5.) Beide Triumvirate beschränken sich auf Italien.

Wer hat denn noch Ideen, Ratschläge, Verbesserungen oder Ergänzungen?

Vielen Dank schonmal im voraus.
 
Ok...unklar geschrieben. Natürlich hatten sowohl Lepidus, als auch Antonius und Octavian ihre Provinzen (und Aufgaben), die sie ja durch Beschluss des Triumvirats zugeteilt bekamen, aber in Italien waren sie (anfänglich) gleichrangig. Dass Lepidus recht schnell politisch ausgeschalten wurde, steht auf einem anderen Blatt.
 
1.) Ja.

2.) Beim ersten eigentlich nicht.
Das 2. Triumvirat war eine absolute Notlösung zwischen drei Männern, die eigentlich nie miteinander klarkamen, schon vor dem Abschluss gegeneinander gekämpft hatten, stets rivalisierten und das Triumvirat nur als Interessensausgleich schlossen, um (auch unter dem Druck ihrer Truppen) einen Bürgerkrieg untereinander zu vermeiden und stattdessen gegen gemeinsame Feinde vorgehen zu können.
Das 1. Triumvirat hingegen war vermutlich durchaus ehrlich gemeint. Crassus und Pompeius waren zwar ewige Rivalen, aber Caesar konnte anfangs mit beiden gut. Sein Ziel war es, alle Beteiligten zu fördern, ihre Interessen auszugleichen und ihre Positionen gegenüber der Senatsaristokratie abzusichern. Caesar und Pompeius harmonierten lange Zeit durchaus miteinander, was auch dadurch begünstigt wurde, dass Caesar in Gallien war und Pompeius sich in Rom breitmachen konnte, während Crassus' Ambitionen, als die Rivalität zwischen ihm und Pompeius wieder stärker wurde, Richtung Syrien gelenkt wurden. Weder Caesar noch Pompeius strebten nach der Alleinherrschaft, sondern wollten nur eine gesicherte Stellung mit Einfluss und Ansehen, und dabei konnten sie sich gegenseitig helfen, ohne einander allzu sehr in die Quere zu kommen, zumal sie mit der Senatsaristokratie einen gemeinsamen Gegner hatten. Bis zum Tod von Iulia und Crassus funktionierte das ganz gut.

3.) Auch während des 1. Triumvirats dominierten die Triumvirn die Politik, indem z. B. hauptsächlich die von ihnen begünstigten Kandidaten gewählt wurden, außerdem hatten sie ihre Handlanger, die Politik in ihrem Sinne betrieben. Der Senat und die Optimaten hatten während des 1. Triumvirats allerdings wesentlich mehr Freiraum und konnten sich in manchen Fällen auch gegen die Triumvirn durchsetzen.

4.) Verglichen mit den Proskriptionen freilich. Aber trotzdem stand Gewalt an der Tagesordnung. Es kam schon vor, dass z. B. unerwünschte Kandidaturen gewaltsam verhindert wurden.

5.) Inwiefern?
Beim 1. Triumvirat verabschiedete sich Caesar nach seinem Konsulat nach Gallien und behielt seinen Einfluss in Rom nur indirekt bei, z. B. durch Clodius oder seinen Schwiegervater. Ansonsten machte in Italien vor allem Pompeius die Politik. Bei der Erneuerung des Triumvirats erhielten dann Pompeius Spanien und Crassus Syrien zugewiesen.
Beim 2. Triumvirat sollten erst einmal die gemeinsamen Gegner ausgeschaltet werden (während Octavian und Marcus Antonius gegen die Caesarmörder zogen, blieb Lepidus in Italien), aber als das erreicht war, wurde das Reich faktisch aufgeteilt. Marcus Antonius hielt sich meist im Osten auf. Anfangs konnte er seinen Einfluss in Italien durch seine Gattin Fulvia und seinen Bruder Lucius (die allerdings beide nicht unbedingt nach seinem Willen handelten) wahren, aber nach deren Ausschaltung im Perusinischen Krieg war Italien eindeutig die Domäne von Octavian.
 
zu 5.) Ich bin mir da eben nicht so sicher. Dass Octavian nach dem Perusinischen Krieg einen Machtzuwachs erfuhr, steht außer Frage. Die Beteiligung Antonius´ an der Aufruhr durch seinen Bruder scheint mir nicht gesichert. Grade die undankbare Aufgabe der Enteignungen zu Gunsten der Ansiedlung von Veteranen, die Octavian zu bewältigen hatte, ließ das Ansehen Antonius´ lange Zeit bestehen. Nach dem offiziellen Ende des Triumvirats waren immerhin zwei Fürsprecher Antonius (Ahenobarbus und Sosius) Konsuln. Der Einfluss Antonius´ in Rom wird wohl nicht zu unterschätzen gewesen sein.
 
Die Beteiligung Antonius´ an der Aufruhr durch seinen Bruder scheint mir nicht gesichert.
Stimmt, darum schrieb ich ja auch, "die allerdings beide nicht unbedingt nach seinem Willen handelten". Insbesondere Fulvia agierte durchaus eigenständig, aber sie und ihr Schwager hatten dennoch das Ziel, Octavians Position zu schwächen.

Nach dem offiziellen Ende des Triumvirats waren immerhin zwei Fürsprecher Antonius (Ahenobarbus und Sosius) Konsuln. Der Einfluss Antonius´ in Rom wird wohl nicht zu unterschätzen gewesen sein.
Das Triumvirat lief Ende 33 aus. Zum offenen Bruch zwischen Octavian und Marcus Antonius kam es erst 32 v. Chr. Bis dahin nahmen sie natürlich aufeinander Rücksicht, u. a. auch bei der Besetzung der Ämter, und natürlich ließen sie nicht die Anhänger des jeweils anderen verfolgen. Daher konnten Ahenobarbus und Sosius 33 für das Jahr 32 noch zu Konsuln gewählt werden. Freilich mussten sie schon bald nach Amtsantritt zu Antonius fliehen, nachdem der Versuch, in Italien gegen Octavian Opposition zu betreiben, gescheitert war. In Italien konnten Anhänger von Antonius sich nun nicht mehr offen betätigen.
 
Wenn ich Bringmann/Schäfer. Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums. Berlin 2002. richtig verstehe, dann betrat Augustus schon bei der ersten Senatssitzung unter Leitung von Ahenobarbus und Sosius den Senat mit Veteranen und setzte sich zwischen die beiden Konsuln, die daraufhin zu Antonius flohen. Da die Konsuln außerdem (glaube) fünf Jahre im voraus designiert werden konnten, bin ich auch nicht sicher, ob die beiden erst 33 "befördert" wurden. Dass der Bruch erst nach der Verlesung des Testaments, welches sich Octavian aus dem Tempel der Vestallinen "besorgt" hat erfolgt, da stimme ich dir zu.
 
Wenn ich Bringmann/Schäfer. Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums. Berlin 2002. richtig verstehe, dann betrat Augustus schon bei der ersten Senatssitzung unter Leitung von Ahenobarbus und Sosius den Senat mit Veteranen und setzte sich zwischen die beiden Konsuln, die daraufhin zu Antonius flohen.
Nicht ganz. Laut Cassius Dio (50,1) war Octavian bei der ersten Senatssitzung unter den neuen Konsuln Domitius Ahenobarbus und Sosius am 1.1.32 v. Chr. gar nicht in Rom. Sosius agitierte in dieser Sitzung hemmungslos gegen Octavian, wurde aber vom Volkstribunen Nonius Balbus ausgebremst. Das von Dir Erwähnte ereignete sich erst nach seiner Rückkehr.
 
Warum ging Antonius den Deal mit Octavian ein? ( 2. Triumvirat)

Hallo an alle,

ich habe da ne Frage für meine mündliche Staatsexamensprüfung in Fach Geschichte.

Meine Frage: Warum ging Antonius den Deal mit Octavian ein, wenn dieser doch sich im ständigen Machtkampf mit ihm befand?

Vielen Dank für jede hilfreiche Antwort.
 
Im Grunde rivalisierte jeder mit jedem, es wurden nur Zweckbündnisse geschlossen. Das 2. Triumvirat war eines davon.
Octavian hatte sich zunächst mit Cicero und dem (von Cicero und anderen Antonius-Gegnern dominierten) Senat zusammengetan, indirekt also auch mit den Mördern seines Adoptivvaters Caesar. Allerdings wollte er - mit gerade einmal 19 - unbedingt Konsul werden, was ihm der Senat verweigerte. So kam es zum Bruch. Außerdem wurden die Caesarmörder Cassius und Marcus Iunius Brutus, die sich im Osten des Reiches festgesetzt hatten und mit denen auf Dauer kaum ein Auskommen möglich war, militärisch immer stärker. Octavian brauchte also einen Verbündeten.
Antonius wiederum war mit Cicero und dem Senat zutiefst verfeindet. Einige Zeit lang hatte es so ausgesehen, als wäre er am Ende (im Mutinensischen Krieg gegen den Caesarmörder Decimus Iunius Brutus, den Senat und Octavian), mittlerweile befand er sich aber wieder im Aufwind.
Die beiden hatten also nunmehr gemeinsame Feinde (Caesarmörder, Senat) und somit gemeinsame Interessen. "Liebesehe" war ihr Bündnis keines.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben