Brauchtümer/Bräuche

ursi

Moderatorin
Teammitglied
Wir sind doch ein gemischtes Völklein von Forenteilnehmer und ich dachte man sollte mal ein Thema eröffnen wo es um die verschiedenen Brauchtümer und Bräuche geht.

Hier mal zwei aus unserem Dorf:

Das Brötliexamen

Dieser Brauch beruht auf einer Begebenheit aus dem 14. Jahrhundert, als die Bewohner des Eigenamtes ihren „Zehnten“ noch nach Königsfelden ablieferten:

Da die Leute damals sehr arm waren, erbarmte sich Königin Agnes ihrer und verteilte jedes Jahr einmal Brot im Eigenamt. Königin Agnes war die Witwe des im Jahre 1308 ermordeten Königs Albrecht.

Für das Brötliexamen, das ursprünglich an Mariä Verkündigung (25. März) angesetzt war, besass die Verwaltung in Königsfelden einen gewaltigen Ofen und Getreide aller Art genug auf Lager. Dieses Fest der Eigenämtler wurde 1842 auf den Sonntag nach dem Osterfest, den Weissen Sonntag, festgelegt. Und seit einigen Jahren findet es jeweils am ersten Sonntag im Mai statt. Bis 1847 galt die Anordnung, die Examenbrötchen seien aus dem Kirchengut zu bezahlen. Heute begleichen die Gemeinde, jede nach Bedürfnis ihrer Schülerzahlen, die Rechnung.

Auch dem Brötliexamen drohten Gefahren. Von 1847 bis 1851 wurden keine Examenbrote ausgeteilt, da der Fruchtpreis zu hoch war. Durch Geldsammlungen von Haus zu Haus konnte dann dieser Brauch wieder eingeführt werden. Mit bekränzten Wagen und der Aufschrift: „Niemand soll uns das Alte wegnehmen!“ wurde dazu aufgemuntert.

Ein zweites Mal drohte diesem alten Brauch Gefahr durch Intrigen aus Scherz und Lupfig (!). Damals sollte das Examen beseitigt werden und dafür die Kinder mit einem Sommerausflug entschädigt werden. Heute hat sich dieser Brauch gefestigt. Von Abschaffen kann nicht die Rede sein - höchstens von zeitgemässen Anpassungen. Neue Zeiten bringen neue Gedanken und Modifikationen. Trotzdem ist man gewillt, diesen Brauch zu pflegen und damit fortbestehen zu lassen. Das Brötliexamen ist jedes Jahr ein besonderes Ereignis und wird, nebst den Kindern, auch von vielen Heimweh-Lupfigern sehr geschätzt. Es bietet immer wieder Gelegenheit, seinem Heimatdorf einen Besuch abzustatten.


Maitannli-Setzen

Ein weiterer Brauch ist das „Maitannli-Setzen“ am letzten Samstag im April auf die Hausdächer der heiratsfähigen Dorfschönen, doch nur der „Braven“. Nach dem Löschen der Strassenbeleuchtung um 24 Uhr beginnt die harte Arbeit der 16- bis 25jährigen „Maibuebe“ und dauert bis in den Morgen. Inbegriffen ist die von den Mädchen gespendete Stärkung. Zum nächtlichen Treiben gehört auch die „Dorf-Kosmetik“: Was im Dorf nicht niet- und nagelfest und gut versorgt an seinem Platz ist, wird entführt und auf dem Dorfplatz zur Schau gestellt. Einen dritten Akt dieser „Nachtübung“ zeigen die an Hauswände gehängten „Stichproben“ der Dichtkunst mit Themen aus der „Dorf-Jahreschronik“.
 

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Schöner Beitrag Ursi@!

Ein Brauch bei uns ist das "lattchen" der Neubürger, das am Kirmesmontag der "Salatkirmes" zelebriert wird. Die Zugezogenen werden durch dieses Ritual in den Kreis der Ureinwohner aufgenommen. Sie werden mit einem Salatkopf am Arm dreimal in die Luft geschleudert. Diese Salatkirmes gibt es bereits seit 1728, vermutlich aber noch länger. Das Ereignis nimmt Bezug auf den Versuch Landgraf Karls den Kartoffelanbau zu betreiben. Um die hessischen Bauern dafür zu gewinnen, mußte Überzeugungsarbeit geleistet werden, da man diesem obskuren Nachtschattengewächs mißtraute. Der Landgraf ließ daher bei einer Kirmes Kartoffeln und in Schmand eingelegten Kopfsalat servieren und ging mit gutem Beispiel voran. Die Bauern verschmähten aber die Kartoffeln, und so ist es bis heute bei der Salatkirmes mit den genannten Ritualen geblieben.

Der Kartoffelanbau wurde dann aber trotzdem bald schon in Hessen betrieben, wenn er sich flächendeckend auch erst unter Karls Enkel Friedrich II. in Hessen Kassel durchsetzte. Landgraf Friedrich II. ging dabei moderner vor, als sein preußischer Namensvetter. Diesem sagt man ja nach, daß er die Kartoffelfelder von Soldaten bewachen ließ, um die Bauern neugierig zu machen. Tatsächlich befahl der Preußenkönig und drohte Strafen an. Sein hessischer Namensvetter schrieb Ideenwettbewerbe für die Landwirtschaft aus und setzte Prämien aus. Am Ende aber war der Kartoffelanbau weder einem König, noch Landgrafen, auch keinem Professor oder Bauern zu verdanken, sondern der Hungerkatastrophe von 1770/71.
 
Wir sind doch ein gemischtes Völklein von Forenteilnehmer und ich dachte man sollte mal ein Thema eröffnen wo es um die verschiedenen Brauchtümer und Bräuche geht...

... weswegen ich mir erlaube, zumal es auch zeitlich einigermaßen passend erscheint, drei ausgewählte Beispiele des erzgebirgischen Brauchtums vorzustellen. Manchen mögen sie bekannt sein, aber vielleicht ist es ja dennoch interessant...

Zunächst einige "kurze" Vorbemerkungen zur grundsätzlichen kulturgeschichtlichen Einordnung:
Die Mittelgebirgsregion im heutigen Freistaat Sachsen zeichnet sich nicht nur dadurch aus, daß die hier traditionell gesprochenen Dialekte Vogtländisch und Erzgebirgisch als - sprachwissenschaftlich gesehen, nicht geographisch - ostfränkische Dialekte in Abgrenzung zu den ostmitteldeutschen Dialekten der Thüringisch-Obersächsischen Gruppe und Lausitzischen Gruppe eigenständig zu betrachten sind, sondern auch durch ein eigenständiges Brauchtum. Dieses Brauchtum muß jeweils in der Tradition der Entwicklung von Gewerbe und Industrie gesehen werden, speziell Textilgewerbe und - industrie sowie Bergbau.
Für das Erzgebirge - nicht streng geographisch zu sehen, sondern als Kulturraum (der z.T. weit ins Vorland reicht) - hat sich nun jenes typisch erzgebirgische Brauchtum im Wirkungskreis des Bergbaus entwickelt und zudem auch andere Bergbauregionen in ihrem Brauchtum teilweise beeinflußt.
Das erzgebirgische Brauchtum, welches sich bis 1945 ebenso wie der erzgebirgische Dialekt auch auf die böhmische Seite erstreckte, ist dabei durchaus - gerade auch in der Weihnachtszeit - mit dem christlichen Glauben verbunden (die sächsische Seite traditionell evangelisch-lutherisch, die böhmische Seite römisch-katholisch), wenngleich dies inzwischen stark säkularisiert ist (auch infolge von 40 Jahren DDR Geschichte).

Soviel zu Ursprüngen und Charakteristiken; kommen wir nun zu drei ausgewählten Beispielen erzgebirgischen Brauchtums, welches besonders während der Advents- und Weihnachtszeit hervortritt...

1. Bergparade
Kurioserweise ist dazu zunächst zu sagen, daß die Bergparade ursprünglich gar keine explizit weihnachtliche Tradition ist.
Sie ist im Erzgebirgsraum entstanden und hat nachfolgend das Brauchtum auch an anderen Orten, wo Erze verhüttet wurden bzw. werden, beeinflußt. Sie wird oftmals auch als Berg- und Hüttenparade oder Bergaufzug bezeichnet.
Es handelt sich dabei um Formationen von Bergleuten zu festlichen Anlässen, und sie diente und dient der öffentlichen repräsentativen Darstellung einer Gemeinschaft oder Körperschaft, deren Erwerbsleben mit dem Bergbau und dem Hüttenwesen verbunden ist. Sie findet statt zu festlichen Höhepunkten, war in ihrer Geschichte aber auch ebenso Protestaufzug, um die Abstellung von Mißbräuchen zu erkämpfen - wurde und wird sie doch als Aufzug vor hochgestellten Persönlichkeiten durchgeführt bzw. für diese veranstaltet. Heute findet die Bergparade noch in der (Vor-)Weihnachtszeit (auf großen Weihnachtsmärkten), zu Jubiläumsfeiern und Stadtfesten statt.
Die Bergparade zeigt die Vielfalt der bergmännischen Standeskleidung, wenngleich die Tracht der Berg- und Hüttenleute durch ein Berghabit abgelöst und dieses Berghabit zudem immer wieder verändert wurde, bis es schließlich mit der Einführung der Rangklassen, der Revierfarben und anderer Vorschriften ab 1768 einen uniformartigen Charakter annahm.
Ursprünglich waren weder Aufbau, Marschfolge und Anlaß sowie die Anzahl der Teilnehmer einheitlich (letztere konnte zwischen 100 und 3000 liegen) noch die Struktur. Gemein war dem Ganzen lediglich, daß sich der Aufzug aus Personen von Bergbau, Hüttenwesen oder auch beiden rekrutierte. Aber auch die Anzahl der beteiligten Bergbeamten und Offizianten, Häuer oder Schmelzer, der mitgeführten Fahnen, der kunstvoll für diesen Zweck hergerichteten berg- und hüttenmännischen Arbeitsgeräte und der teilnehmenden Beamten zu Pferd war unterschiedlich. Ihre Anzahl sowie damit zusammenhängend die Größe der Abteilungen war stark abhängig von der Bedeutung der Paraden. Und letztendlich war von der Größe der Paraden wiederum abhängig, wie viele Bergkapellen mitwirkten.
Heute hat sich dies schon vereinheitlicht - zumindest was die Reihenfolge der Aufstellung/Formation in der Bergparade im Erzgebirge betrifft: Oberberghauptmann zu Pferde mit Säbel und Steigerhäckchen; Bergfahne, getragen vom ältesten Steiger, von Obersteiger und Steiger begleitet; Berghandwerker, Bergschmiede, Maurer, Zimmerer (erkennbar sind diese an den handwerklichen Abzeichen Hammer, Kelle, Zimmermannsbeil). Es folgen Berghoboisten mit Musikmeister und die Kesselpauken. Danach folgt der Häuerzug mit geschulterter Bergbarte, dann die Hüttenleute und Blaufarbenwerker. Die "Drackiten" (ungelernte Hilfsarbeiter), Invaliden und Rentner sowie die Grubenjungen bilden den Schluß.

Die Bedeutung der Bergparade für das erzgebirgische Brauchtum erkennt man auch sehr deutlich in der erzgebirgischen Volkskunst wieder: Gemälde, Schnitzereien und Gußarbeiten zeigen oft dieses Motiv.

Heute werden die Bergaufzüge im Erzgebirge von den "Erzgebirgischen Bergbrüderschaften" getragen.

Traditionsorte der Bergparade sind Annaberg-Buchholz (größte Bergparade Deutschlands), Brand-Erbisdorf, Chemnitz, Freiberg und Schneeberg. Orte der Bergparade außerhalb des Erzgebirgsraumes, die diese erzgebirgische Tradition übernommen haben, sind Goslar in Niedersachsen (in diesem Landkreis gibt es eine erzgebirgische Dialektinsel: Clausthal-Zellerfeld, St. Andreasberg und Umgebung) sowie die rheinland-pfälzischen Orte Fell und Thomm bei Trier.

2. Hutznohmde (Hutzenabende)
Ursprünglich geht dies auf die sogenannte Hutznstube zurück, eine kleine Arbeitsstube. Um Heizkosten zu sparen und der Geselligkeit wegen kamen die Klöpplerinnen aus der Nachbarschaft in einer Stube zu einer "Rix" (Reihe) zusammen. Es wurde dabei natürlich viel geredet, aber auch viel gesungen, so daß nicht wenige erzgebirgische Mundartlieder in diesem Umfeld entstanden sind. Abends holten die Männer ihre Frauen und blieben dabei gern bei einem "Dibbl" (Tasse) Malzkaffee und/oder einem "Rährnkuchn" (Röhrenkuchen); und man erzählte, neckte sich und sang noch ein bißchen.
Ebenso fand die Holzschnitzerei, welche die Männer ausübten, später Eingang in dieses Abende.
Heute hat sich der Begriff Hutznohmd erweitert und wird für die Zusammenkünfte geselliger Vereine verwendet, da auch hier erzählt, gesungen und gegessen wird. Auch Klöppeln und Schnitzen sind mitunter bei solchen Abenden noch gegenwärtig, wenngleich sie inzwischen v.a. von entsprechend enthusiastischen Vereinen wahrgenommen werden.

Noch zur Erklärung dieser Handwerke, welche eigentlich als Neben- und Neuerwerb wegen des immer stärkeren Rückgangs des Bergbaus entstanden waren:
Klöppeln - durch den Austausch von Musterbüchern gelangte das Klöppeln aus Italien nach Annaberg und verbreitete sich von dort aus rasch über das gesamte Erzgebirge. Es handelt sich hierbei um ein Handgewerbe, auch wenn es heute mehr eine volkskünstlerische Freizeitbeschäftigung darstellt. Neben der traditionellen Gebrauchsspitze haben sich mittlerweile Formen der Bildklöppelei und andere künstlerische Formen textiler Gestaltung entwickelt.
Schnitzen - diese Holzbearbeitungstechnik ist eine verbreitete Freizeitbeschäftigung der Bergleute, und es erscheint kaum verwunderlich, daß die figürliche Darstellung von Bergmännern und Tieren sehr beliebt war und ist. Mit Beitel, Eisen und Schnitzmesser wird das Holz bearbeitet, wobei Lindenholz bevorzugt wird, da es leichter bearbeitet werden kann als andere Holzarten. Zum Abschluß werden die Figuren meist nur lasiert oder transparent bemalt, um die Maserung des Holzes hervorzuheben.

3. Mettenschicht
Die Mettenschicht ist ein alter bergmännischer Brauch und bezeichnet die letzte unter Tage gefahrene Schicht vor Weihnachten. Sie wurde vom Steiger vorzeitig durch Klopfzeichen beendet; er "klopfte die Bergleute heraus" und hielt im geschmückten Huthaus ein kleine predigtartige Rede, den Bergmannssegen.
Die Bergleute dankten dem Steiger für den Segen mit einem Lied - hier ist bspw. das alte Lied Der Steiger oder Steigerlied ("Glück auf, glück auf, der Steiger kommt. Und er hat sein helles Licht bei der Nacht, schon angezündt'...") bekannt geworden.
Ein einfaches Essen und ein Schnaps beendeten die Schicht.

Heute wird die Mettenschicht von vielen Bergmannsvereinen aufrecht erhalten und vor Weihnachten in alten Stollen abgehalten, unter anderem auch im Besucherbergwerk Zinngrube Ehrenfriedersdorf, im "Markus-Röhling-Stolln" Frohnau und im Schaubergwerk "Herkules-Frisch-Glück" in Waschleithe.

Auch die Idee der Mettenschicht wurde ausgehend vom Erzgebirge von vielen Besucherbergwerken zur Gestaltung einer von bergmännischem Brauchtum geprägten Weihnachtsfeier aufgegriffen (vgl. Bergparade).



In diesem Sinne möchte ich schon einmal vorausgreifen und Euch allen ein besinnliches Weihnachtsfest wünschen.

Viele Grüße & Glück auf!

Timo
 
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Biike oder Biake (auf Amrum), auf den nordfrisieschen Inseln und Halligen sowie dem Küstenfestland. Ursprüngliche Bedeutung (Übersetzung): Feuerzeichen
Dieses Fest wird im allgemeinen am Abend des 21.02. gefeiert.
Es hat heidnischen Ursprung und wurde Wodan zu Ehren veranstaltet. Den Göttern wurden damals heilige Hügel und Altäre errichtet, auf welchen dann auch am 21.02. ein Opferfeuer angezündet wurde. Männer und Frauen tanzten um den Hügel und das Feuer herum und hofften, von Wodan bei ihren kurz darauf stattfindenden Seezügen mit gutem Wetter und Beuteglück bedacht zu werden. Insofern hattte das Biiken auch den Charakter eines Abschiedsfestes, sowohl vom Winter, als auch von der Heimat. In späterer Zeit kam auch die Bedeutung des miteinander Verbundenseins hinzu, was mit farbigen Bändern ausgedrückt wurde.
Heutiges Feiern
Da vor allem die Inseln wenig Baumbestand aufweisen, wird meist von den Kindern schon Wochen vorher brennbares Material gesammelt, wie z,B. naturbelassenes Treibholz. Auch sollen bisweilen alte Christbäume verwendet werden.
Dies Material wird an gut sichtbarer Stelle aufgeschichtet und auf den Stapel oftmals noch eine Strohpuppe als Opfergabe aufgelegt.
Dann wird der ganze Stapel angezündet, man tanzt und beschmiert sich die Gesichter mit Ruß.
Besonders reizvoll ist das Biike auf einer Hallig. Bei gutem Wetter kann man die verschiedenen Feuer der anderen Halligen und Inseln und auch die vom Festland sehen.
Jede Insel/ Hallig feiert das Fest etwas anders als die andere,
Auf Amrum z.B. zündet jede Gemeinde (5) ein eigenes Feuer auf der selben Inselseite (Wattseite) an, sodass sich dem Bewohner der Insel Föhr das Bild einer Feuerperlenkette bietet.
Es kommt wohl bisweilen auch zum Wettstreit, welche Gemeinde das größte Feuer zustande gebracht hat.
Nach dem Biiken gehts meist zu einem deftigen Grünkohlessen, wobei der Schnaps auch nicht zu kurz kommt.
 
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Fischerstechen in Nürnberg auf der Pegnitz
Der Brauch geht auf das Mittelalter zurück. In einem Ratsverlass von 1592 findet man den ersten Beleg für ein Fischerstechen in Nürnberg. Es wurde am 2. Pfingstfeiertag gefeiert. Hierbei wurde auch getanzt.
Ablauf
6 - 8 Kähne waren auf 2 Parteien aufgeteilt. In jedem Kahn befanden sich 2 Kämpfer. Der Lenker hatte die Aufgabe, den Kahn zu steuern und trug grün-rote Kleidung. Der Staker war braun gekleidet und mit einer rotweißen Stake "bewaffnet". Die Kähne fuhren nun aufeinander los, wobei die Lanzenträger versuchten, sich gegenseitig ins Wasser zu stoßen. Ein ebenfalls in einem Kahn befindlicher Spruchredner hielt Spottreden auf den ins Wasser Gefallenen, so dass dieser vom Publikum tüchtig ausgelacht wurde. Zur allgemeinen Stimmung trugen auch Musikanten bei, die ebenfalls in einem Kahn das Geschehen verfolgten.
1822 fand das Fischerstechen wohl vorerst das letzte Mal in Nürnberg statt, so berichtet jedenfalls Philipp Körber im Bildband "Volksbelustigungen und Mummereien.
Das Fischerstechen war nicht immer ungefährlich, einmal soll sogar ein Staker ums Leben gekommen sein, so berichtet jedenfalls die Chronik.
Besonderheiten
Interessant ist auch der Name Stechen. Das Nürnberger Stadtarchiv stellt einen Zusammenhang zum Gesellenstechen her, ein Turnier zwischen Patriziersöhnen, die sich mittels einer Lanze gegenseitig vom Pferd zu stoßen versuchten. Eine Nachahmung seitens der Fischer wird hier vermutet.

Fischerstechen heute
1964 wurde das Fischerstechen erneut ins Leben gerufen und zwar vom Karnevalisten Broming und dem damaligen Stadtrat Horst Volk. Seit 1970 findet es regelmäßig zur Eröffnung des Altstadtfestes am 14.09. statt.
Die Nürnberger Mannschaft heisst "Pegnitz-Ratzn" und tritt gegen Mannschaften der Region an, wie z.B. Bamberg, Schliersee oder Bad Kreuznach.
Es gibt genaue Kampfregeln. So ist es z.B. verboten die gegnerische Lanze mit der Hand zu berühren, auch darf nur zwischen Hals und Gürtellinie gestochen werden. Ein Kampfgericht aus 3-4 Mann überwacht das Geschehen.

Quellen: wiki, Nürnberger Stadtarchiv
 
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ich wollte nichts neues aufmachen.

Seit einiger Zeit ist ja Halloween nach Deutschland über geschwappt. Was haltet ihr davon? Ich mag diesen Brauch nicht. Für Deutschland kann ich keinen Zusammenhang sehen. Wer von den Eltern geht mit seinen Kindern mit von Tür zu Tür? Welchen Hintergrund erklärt ihr den Sprösslingen?
 
Mögen tue ich den auch nicht, aber er ist da.
Spätestens, wenn das liebe Nachbarskind in voller Gespensterbemalung an der Haustüre scheppert.
 
Den Tag vor Allerheiligen haben die ausgehöhlten Kürbisköpfe besetzt, die Straße gehört den Kindergeistern, der Abend den Gruselparties. Bildungsforscher wie Heinz Reindler aus Würzburg finden es inzwischen positiv, wenn Kinder "auch mal 'ne Runde böse sein dürfen", Kürbissuppenrezepte machen die Runde, und dass Halloween ein fantastisches Geschäft ist, versteht sich von selbst.
...
Halloween Kirche gegen Kürbisköpfe - Kultur - sueddeutsche.de
 
Der Sache kann ich ganz persönlich auch nichts abgewinnen, doch ist es nun mal so.
Unsere grosse Tochter, fast 11 Jahre alt, wäre heute gewiß auch unterwegs, wenn sie sich nicht letzte Woche in den Ferien den Arm gebrochen hätte.
Ihr gefällt das schon.
Doch habe ich bemerkt daß ich mir dieses Brauchtum noch nicht ganz verinnerlicht habe. Bin total ausgeräubert (hatte zuwenig eingekauft und vorgesorgt für Halloween), kein Guzzi, nix mehr.
Wenn heute noch ein mal geklingelt wird muß ich die Kinder enttäuschen. Kann nichts mehr hergeben, nichts mehr da.
 
Da ich in einem protestantischem Land lebe, ist Halloween ein gesetzlicher Feiertag. =)

Mein Sohn (7) interessiert sich nicht für Halloween, da er keine Schokolade mag und auch nicht zum Betteln/Hausieren erzogen wurde.
 
Da ich in einem protestantischem Land lebe, ist Halloween ein gesetzlicher Feiertag. =)

Du spielst damit doch wohl auf den Reformationstag an; den gibt es kurioserweise aber nur in den neuen Bundesländern (welche - weiteres Kuriosum - zwar traditionell mehrheitlich evangelisch-lutherische Gebiete sind, hautzutage aber größtenteils konfessionslos). Die traditionell mehrheitlich evangelischen bzw. protestantischen Altländer haben den nicht... :cool:
Anm.: Außerdem weißt Du doch bestimmt selbst, daß Halloween und der Reformationstag nichts gemein haben, Du Schelm! ;)

Noch ein Kuriosum aus meinem Tätigkeitsgebiet: obwohl konfessionell quasi 50:50 geteilt - und aus diesem Grund nicht als traditionell katholisches Land i.d.S. zu bezeichnen -, hat bspw. Baden-Württemberg Allerheiligen als Feiertag... :fs:
 
Bei uns ist Umzug am St.Martins-Tag, da ziehen St. Martin und Bettler mit Laternenbegleitung der Kindergartenkinder auf den Kirchplatzzu Gesang und Spiel, immer wieder schön - vorallem der erste Glühwein des Jahres...


Gruß....
 
Da kann ich mich auch noch aus protestantischen Landstrichen dran erinnern. St. Martin und St. Nikolaus dürften die interkonfessionellsten Heiligen sein.
 
weil ich heut selbst unter einem Brauchtum "litt", hab ich den mal im Netz gesucht.

Es geht um das Braut/Bräutigam wecken. Sehr früh morgens werden die Brautleute (sie schläft die letzte Nacht zu Hause bei ihren Eltern) mit Böllerschüssen und manchmal auch mit der Blaskapelle geweckt.

Ich habe heute 5 Böllerschüsse gehört und es war erst 5 Uhr morgens. (nicht meine Wachzeit)


Andere Bräuche gibt es dann in der Fortsetzung: Wenn ein Mädchen geboren wird, gilt der Brauch, mit Konservendosen Wegweiser zur "Büchsenmacherei" aufzustellen. Auch an die Haustür der Eltern werden die Dosen gehängt.

Wird ein Sohn geboren, gibt es das "Weisertwecken":
Weisert/Weisat .... Chiemgau/Bayern .... ein langes (traditionell bis zwölf Meter!), süßes, aus Weizenmehl gebackenes Brot (Weisertwecken), das als Geschenk zur Geburt eines Kindes der Wöchnerin zur baldigen Stärkung überbracht wird (überliefert aus Zeiten, da Weizenmehlgebäck noch nicht alltäglich war); im Weiteren wächst sich die Geschenkübergabe zum fröhlichen Beisammensein („zum Weisert gehen“) aus, denn Gäste, die solch ein laaaanges Brot anschleppen, lassen sich allzugerne mit einer Brotzeit belohnen

So sieht das dann aus: http://www.hoerfurter.de/Vitus/Weisertw.JPG
 
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