Nochmal zurück zum Thema.
Die Frage ist interessant, wie es angesichts der britischen Flottenrüstung ab 1890 später zum "Navy Scare" kommen konnte, ausgelöst durch den Artikel vom 12.11.1904 in der Army and Navy Gazette: The Naval Horizon. Er gipfelte dann in der Forderung, die deutsche Flotte zu "kopenhagen".
Hallo,
als 1890 in England die ersten Flottenbauprogramme entstanden, war das die Konsequenz aus jahrelanger Planlosigkeit und "probiererei" die neuen Kampfschiffe und die dazu gehörige Taktik wieder in eine starke Flotte zu integrieren.
Mit dem Bau von gepanzerten Kriegschiffen und dem Dampfantrieb, sowie den neuen Geschützen und Geschoßen wurde eine jahrunderte alte Tradition im Kriegschiffbau umgeworfen.
In den Jahren von 1860 - 1880 wurden die verschiedensten möglichkeiten geprüft, das ultimative Panzerschiff zu bauen. Allen voran England, Frankreich und Rußland.
Somit wurden praktsch nur Prototypen gebaut, kein Schiff glich dem anderen, selbst innerhalb einer Marine. Die neuen technischen Möglichkeiten wurden nicht immer gleich richtig erkannt und umgesetzt, was nicht zuletzt von alten Traditionen der Segelkriegschiffära blockiert wurde.
Zum Beispiel verhinderte die Segeltakelage auf den Panzerschiffen jahrelang die bestmögliche Aufstellung der in Türmen oder Barbetten aufgestellten Geschütze. Zusätzlich verhinderte die Takelage auch ein günstiges Aufstellen der Schornsteine ohne dabei das Schiff in Brand zu setzen, da aus dem Schornstein heisse Funken des Feuers aus den Kessel flogen, die sich nicht gut mit dem Segeltuch vetragen. Außerdem waren die Expansionsdampfmaschinen alles andere als zuverläßig. Und das war nur ein Beispiel, für die neuen Probleme. Also schlich sich immer wieder Altes im Kriegschiffbau ein. Denn die neuen Schiffe sollten ja auch brauchbar sein. Denn durch die Industrialisierung der Werften und dem Einsatz von Stahl, beim Kriegschiffbau, stiegen die Kosten für neue Schiffe enorm in die Höhe. Somit war auch der finanzielle Aspekt nicht außer acht zu lassen.
In den 1890iger Jahren zeichnede sich im Kriegschiffbau die ersten Wende an. Die technischen Grundlagen waren weitgehend erprobt und mittlerweile im Einsatz. Allerdings war die vielfalt an Kriegschiffen nicht befriedigend. So hatte England in den 80iger Jahren 14 Panzerschiffe gebaut, mit Verdrängungen von 6.200 bis 12.131 t , die zu 8 verschiedenen Typen gehörten. Die Hauptbewaffnung war in drei verschieden Kaliber geteilt, die in vier verschiedene Arten aufgestellt war.
Doch die neue Kampftaktik sah wieder vor, die Schiffe in der Breitseite Kämpfen zu lassen und in geschlossen Geschwadern, da sich hier die größte Kampfkraft erzielen läßt. Somit war der Übergang zum Einheitsschlachtschiff gegeben.
Der zweite Aspekt, also das finanzielle, machte nun Flottenbauprogramme notwentig die in Gesetze verankert wurden, um nicht für jedes einzelne Schiff Geldmittel bewilligen lassen zu müssen. Mit den Flottengesetzen konnte nun eine Nation programmäßig eine einheiliche Flotte aufbauen.
Bis Anfang 1900 bauten die Engländer die stärkste Flotte an Einheitsschlachtschiffen ( ab ca. 1900 wieder die Bezeichnung Linienschiffe ) auf.
Auch in Deutschland fing man ab 1899 an, eine einheitliche Flotte zu bauen, anfänglich von den Engländern belächelt, stellte dieser Aufbau noch keine Gefahr für das Königreich dar. Hauptgegner waren immernoch Frankreich und Russland. Doch durch den schnellen Aufbau der deutschen Flotte, des neuen Flottengesetzes von 1900, was die Verdoppelung des Flottengesetzes von 1899 vorsah und außenpolitischen Ereignissen, wendete sich das Blatt und es lief alles auf eine Rivalität mit der deutschen Flotte hinaus.
Die britische Regierung erhöhte somit Ihre Marineausgaben von 21.823.000 Pfund 1897, auf 34.457.000 Pfund 1904. Der Vorsprung zu Deutschland mit der Zahl an Linienschiffen sollte gehalten werden. Somit hatte man in dieser Zeit 28 neue Linienschiffe auf Kiel gelegt. Ein grundlegender Wechsel der Substanz maritimer Strategie bahnte sich wieder an, hervorgerufen durch die ständige Entwicklung von neuen Technologien im Bereich Maschinenwesen und der Waffen, auf den Linienschiffen.
Das deutsch-englische Verältnis hatte sich im Winter 1904 erheblich verschlechtert da die deutsche Flotte nun mehr als Bedrohung bedrachtet wurde. Angeheizt ebend durch diesen Presseartikel, in dem man die deutsche Flotte im eigenen Hafen liegend vernichten sollte, solange die britische Flotte noch stärker ist, also "to copenhagen". Außerdem glaubten einige englische Politiker und Militärs, das Deutschland versuche, England und Russland in einen Krieg zu hetzen.
Im Frühjahr 1905 kam der Navy Scare erneut hoch, als der Erste Lord der Admiralität in einer Rede offen mit einem Präventivschlag drohte.
Zu diesen Zeitpunkt bestand höchste Kriegsgefahr zwischen England und Deutschland, der aber durch diplomatische Arbeit abgwendet werden konnte.