Brüder vom gemeinsamen Leben

4.) Kugelherren Marburg

Entstehung

Die Brüderschaft war eine am Ende des 14. Jahrhunderts in Deventer um Geert Groote entstandene religiöse Gruppe, deren Mitglieder keine Mönchsgelübde ablegten, sich aber in kleinen klosterähnlichen Gemeinschaften oder sogenannten Brüder- oder Fraterhäusern zusammenschlossen. Die erste Niederlassung der Fraterherren in Deutschland war das Fraterhaus Springborn in Münster (Westfalen).
Ein schlichter schwarzer Kapuzenumhang war das typische Kleidungsmerkmal der "Brüder vom gemeinsamen Leben". Diese auch in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitete lange Kapuze als Kopfbedeckung wurde Gugel (auch Kogel oder Kugel) genannt. Nach ihr bezeichnete man die Brüder bald überall als "Kugelherren".

Das Fraterhaus zum Löwenbach und die Kugelkirche der Brüder des gemeinsamen Leben zu Marburg

In der Oberstadt zwischen der Barfüßer- und der Ritterstraße befinden sich in der Kugelgasse zwei Gebäude, die im 15. Jahrhundert im Auftrag des Ordens „Brüder zum gemeinsamen Leben“ erbaut wurden.
Heute ist dort die Völkerkundliche Sammlung des Institut für Vergleichende Kulturforschung: Religionswissenschaft und Völkerkunde im sogenannten "Kugelhaus" neben der Kugelkirche untergebracht. Das 1491 fertig gestellte, spätgotische Kugelhaus, wurde früher auch "Fraterhaus zum Lewenbach" genannt. Der angesehene Marburger Schöffe Heinrich Imhof gen. Rode und seine zweite Ehefrau Elisabeth v. Treisbach stiftete 1476 aus ihrem Vermögen das Haus und übertrugen ihm bis zu ihrem Tode ihr gesamtes Hab und Gut. Der seit 1477 in Marburg ansässige Brüdergemeinde betrieb im Kugelhaus eine Lateinschule (ab 1500), mit der sie einen wichtigen Platz innerhalb der Marburger Bildungseinrichtungen einnahmen. Neben der Schule bestritten die Brüder ihr Einkommen über das Verleihen von Geld und das Abschreiben von Büchern.
Zum Grundstock der Stiftung gehörten auch fast zweihundert Urkunden aus dem Imhofschen Familienbesitz. Sie reichen bis 1325 zurück und haben nicht selten mehrere Hände durchlaufen. Das Kugelhaus erwarb bis zu seiner Auflösung etwa 200 weitere Urkunden hinzu.
Die Kugelkirche, die 1485 von Johannes Bonemilch von Laasphe geweiht wurde, ist das zweite Gebäude des Ordens. Sie wurde zwischen 1478 und 1520 erbaut. Die Kirche besitzt Spitzbogenfenster und einen Dachreiter. Im Innern befindet sich ein Netzgewölbe mit spätgotischen Rankenmalereien. Orgel, Kanzel und Hochaltar stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Im Zuge der Reformation löste der ehemalige Schüler der Kugelherren, Landgraf Philipp, der kurz darauf die Universität gründen sollte, das Bruderhaus auf. Nach Gründung der Universität am 30. Mai 1527 ging das Gebäude in deren Besitz über, wie auch viele andere Klöster und Stiftungen.
 
Kugelhaus und Kugelkirche, Blick auf Marburg mit Schloss und Kugelkirche.

habe fertig
 

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