Bundes- und Volksmarine im Kalten Krieg

Köbis17

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Die deutsche Marinegeschichte wird zumeist immer bis 1945 beleuchtet und findet wohl auch bis zu diesen Zeitpunkt mehr oder minder große Beachtung.
Momentan interessiere ich mich verstärkt für die Marinen im geteilten Deutschland.

Einen interessanten historischen Beitrag dazu habe ich als Einleitung anzubieten, der aus Sicht der DDR und der Angehörigen der Volksmarine eine neue Aufrüstung der Bundesmarine seit den Ende der 70er Jahre versucht zu erklären.

Die BRD-Marine im Konfrontationskonzept der NATO
Fregattenkapitän d.R. Fred Fleischer / Marinekalender der DDR 1985

Die BRD nimmt in der vom Imperialismus gegenüber den sozialistischen Staaten betriebenen Politik der Erpressung, der Bedrohung bis ihn zur militärischen Konfrontation einen besonderen Platz ein. Um diese Rolle im Rahmen des „Kreuzzuges“ gegen den Kommunismus spielen zu können, ist das ökonomische, wissenschaftliche-technische und vor allem das militärische Potential der BRD seit Ende der 70er Jahre beträchtlich an Umfang und Qualität gesteigert worden. Hauptgrund dafür ist die immer stärkere Einbindung dieses Staates in die zunehmend hektischer betrieben Vorbereitungen der USA auf einen Krieg gegen die Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages, in das geradezu krampfhafte Bestreben der NATO, eine militärische Überlegenheit über den realen Sozialismus zu erzwingen. Die Mitgliedschaft der BRD in der NATO wurde von der Regierung in Bonn zum wichtigsten Kriterium ihrer Politik, zum Kernpunkt der BRD-Staatsräson erhoben.
In diese gefährliche militärpolitische und militärische Orientierung auf Konfrontationskurs gegenüber den sozialistischen Staaten sind die Streitkräfte der BRD fest integriert. Das betrifft in vollen Maße auch die Seestreitkräfte, die gemäß eine allgemeinen Entwicklungstendenz in der NATO seit den 70er Jahren eine größere Bedeutung als vordem erhalten haben.
Führende Politiker und Militärs der NATO sehen in den Seestreitkräften ein militärisches Mittel, das sich ausgezeichnet zur militärischen Absicherung des aggressiven außenpolitischen Kurses eignet und als Droh- und Erpressungsinstrument gegenüber der sozialistischen Staatengemeinschaft sowie gegenüber national befreiten Staaten eingesetzt werden soll. Der Inspektor der BRD-Marine, Vizeadmiral Ansgar Bethge, hat in den vergangenen Jahren mehrfach und recht präzise die Eigenarten der Seestreitkräfte hervorgehobenen, die sie so geeignet für die imperialistische Konfrontationsstrategie erscheinen lassen:

  • Seestreitkräfte verfügen über ein weites Spektrum von Einsatzmöglichkeiten; sie ermöglichen eine schnelle Schwerpunktbildung und sind offensiv und defensiv flexibel einsetzbar.
  • Seestreitkräfte sind zur überraschenden Anlandung von Truppen befähigt.
  • Seestreitkräfte können durch ihre Präsenz und ihr gezieltes Vorgehen in ausgewählten Seegebieten dem politischen Willen der NATO Nachdruck verleihen und die Politik anderer Staaten beeinflussen.
  • Seestreitkräfte können durch ihr Erscheinen Gegenpotentiale neutralisieren und unwirksam machen.
  • Seestreitkräfte sollen jeden denkbaren Feind durch gezielte Präsenz dazu veranlassen, den damit erhobenen Anspruch auf ungehinderte Nutzung des Seeraumes als Normalzustand zu empfinden.
Aus solchen und ähnlichen Erklärungen der BRD-Marineführung wird deutlich, daß der Auftrag der Seestreitkräfte der Bundeswehr darin besteht, die expansiven und aggressiven Ziele des Monopolkapitals gewaltsam durchzusetzen. Die BRD-Marine, die gegenwärtig über rund 37.000 Mann Personal, 13 Raketenzerstörer und -fregatten, 40 Raketenschnellboote, 24 U-Boote, etwas 140 andere Schiffe und Boote sowie 190 Flugzeuge und Hubschrauber verfügt, ist schwerpunktmäßig in das operativ-taktische und strategische Konzept zur Kriegführung an der sogenannten europäischen Nordflanke der NATO einbezogen. Diesem Raum wird seitens der Nordatlantikpaktes große strategische Bedeutung beigemessen. Zu ihm werden gerechnet: das BRD-Territorium nördlich der Elbe, Dänemark und Norwegen, Ostsee und Nordsee und die zwischen ihnen liegenden Meerengenzone, Seegebiete des nördlichen Atlantiks und neuerdings auch Seegebiete des Europäischen Nordmeeres, die der Nordwestküste der UdSSR vorgelagert sind.
Die Beherrschung dieses Raumes wird von der NATO-Führung als eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Kriegführung gegen die Warschauer Vertragsstaaten angesehen.
In den Ergebnissen der Falkland/Malwinen-Aggression, die Großbritannien mit aktiver Unterstützung und politischer Rückendeckung der USA und der NATO durchführte, sehen die Verfechter imperialistischer Konfrontationspolitik eine Bestätigung der eigenen Konzeption für den Seekrieg an der Nordflanke der NATO. Einige Hauptgedanken dieser Konzeption äußerte US-Admiral James Holloway 1982 in der BRD-Zeitschrift „Marineforum“. Hier entwickelte er seine Vorstellungen über den Ausbau einer „Vorwärtsstrategie“ zur See, „bei der die Ozeane als Sperren in der Verteidigung und als Zugangswege zur Ausübung von Einfluss im Ausland ausgenutzt werden“. Ziel dieses Prinzips sei es, in einem allgemeinen Krieg den Feind näher an seine eigenen Grenze zum Kampf zu stellen. Holloway forderte den Ausbau einer Kriegs- und Handelsmarine, die anderen Flotten überlegen ist und die Fähigkeit und Bereitschaft zu längerer Kriegführung und Versorgung „in jedem, wenn auch noch so fernen Gebiet unserer Welt besitzt“.
Ergänzend dazu hält Vizeadmiral Günter Fromm, Befehlshaber der Flotte der BRD, den Ausbau und die Aufrechterhaltung sicherer Seeverbindungen zwischen den USA und ihrem europäischen Hauptkriegsschauplatz für erforderlich, „da sichere und zeitgerechte Zuführung von Verstärkungen und Nachschub auch in den Raum der Nordflanke … eine unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgversprechende Vorwärtstrategie in Zentraleuropa sind“ - so war 1982 in der BRD-Zeitschrift „ Marineforum“ zu lesen.
Die Seestreitkräfte der BRD betrachten die Ostsee, den Bereich der Ostseezugänge und die Nordsee als ihr gegenwärtiges Hauptoperationsgebiet. Als vorwiegend für die Ostsee geeignete Kampfmittel betrachten ihre Admirale Marine-Jagdbomber, U-Boote, Kampfhubschrauber, Raketenschnellboote und Minen. Seekriegsmittel für die Nordsee sollen in erster Linie Raketenzerstörer und -fregatten, Tornado-Jagdbomber, U-Jagd- und Aufklärungsflugzeuge des Typs „Atlantic“ und die geplanten U-Boote des Typs 211 sein. Diesen Kräften und Mitteln der BRD-Marine werden in einem möglichen Aggressionskrieg gegen die sozialistischen Staaten umfangreiche Aufgaben gestellt: Da wäre als erstes das offensive Hineinwirken in die Ostsee mit fliegenden und schwimmenden Stoßkräften zu Beginn und im Verlaufe eines Krieges zu nennen, wobei eine breite Skala von herkömmlichen, nuklearen und chemischen Waffen zum Einsatz gebracht werden soll. Ein weiteres, erklärtes Anliegen ist die Sperrung der Ostseeausgänge für die Seestreitkräfte der Warschauer Vertragsstaaten und das gleichzeitige Offenhalten der Ostseezugänge für Verstärkungskräfte der NATO, um die Ostsee als „unzerstörbare Rollbahn“ gegen die Flanken der sozialistischen Ostseeanliegerstaaten nutzen können.
Für die NATO soll in jedem Falle ein günstiges operatives Regime in der Ostsee aufrechterhalten werden, wozu in einer Spannungsperiode die frühzeitige Vorentfaltung von Kräften – z.B. U-Booten – bis in die nördliche Ostsee und das präventive Minenlegen gehören.
In der Nordsee hat die BRD-Marine an der Heranführung überseeischer Verstärkung, des Nachschubs und der Versorgung teilzunehmen, um die Aggressionsfähigkeit der westeuropäischen Partnerstaaten der USA im Kriege und die Aktionsfähigkeit der NATO-Streitkräfte auf dem europäischen Kontinent zu gewährleisten. Im Rahmen dieser Aufgaben soll die BRD-Marine vor allem mit den Seestreitkräften Dänemarks und Norwegens zusammenwirken. Bei der Notwendigkeit der Verstärkung dieser Kräfte will die NATO vor allem auf Kontingente der USA, Großbritanniens und der Niederlande zurückgreifen.
Diese Kräftepotential umfaßt nach Angaben in der westlichen Militärpresse:
Anhang anzeigen 13261
Bis 1984 werden die Seestreitkräfte der BRD mit vier neuen Waffensystemen voll ausgerüstet. Einen besonderen Stellenwert hat hat dabei das Marinejagdbombenflugzeug „MRCA Tornado“, weil es sich für alle Arten der Kriegführung eignen soll. Es ist vorgesehen, davon 112 Maschinen in Dienst zu stellen. Für den Einsatz vor allem in der Nordsee und angrenzenden Seegebieten vorgesehen sind sechs Raketen-Fregatten vom Typ 122 „Bremen“, die jeweils ach Startanlagen für Harpoon-Schiff-Schiff-Raketen und Sea-Sparrow-Schiff-Luft-Raketen sowie zwei Kampfhubschrauber mit sich führen. Zehn neue Raketenschnellboote (Flugkörperschnellboote des Typs 143 A) sind unter anderem für das „Hineinwirken“ in die Ostsee gedacht. Mit dem ferngesteuerten Minenräumsystem „Troika“ will die BRD-Marine ihre Minenräumkapazität erheblich steigern und eine höhere Effektivität der Minenabwehr erreichen. Außerdem sollen bis zum Beginn der 90er Jahre beschafft bzw. umgebaut werden:

  • 3 modernisierte Rakentenzerstörer Typ 103 B „ Lütjens“ (auf Harpoon-Raketen umgerüstet);
  • 13 modernisierte U-Boote des Types 206 A (mit neuer Sonar-Anlage, Feuerleitanlage, Sehrohr und optoelektronischer Technik);
  • 10 Minenkampfboote Typ 343 (ab 1987 als Minenleg- und -räumschiffe zugeführt, mit akustischer Minenräumtechnik, 40-mm-Geschütz, leichten Fla-Raketen sowie Werfern für Funkmeß- und Infrarottäuschungskörpern ausgerüstet);
  • 20 Minenjagdboote Typ 232 (ab 1991 für direkte Minenbekämpfung mit moderner Minenräumtechnik und Minentauchern zugeführt);
  • eine Anzahl Flottendienstboote Typ 423 (ab 1990 als Spezialschiffe für elektronische Kampfführung vorgesehen) und
  • etwa 20 Marine-Kampfhubschrauber eines mittelschweren Tys, der vor allem Präzisions-Lenkraketen und FEK-Technik einsetzen kann.
Politiker und Militärs der USA fordern seit Jahren, daß die NATO-Verbündeten mehr für den Konfrontationskurs tun, das heißt höhere eigene Rüstungsbeiträge leisten sollen, damit sie im angewiesenen Gebiet militärisch im weitgehenden Maße auf USA-Unterstützung verzichten und die USA ihrerseits weltweit und außerhalb des NATO-Bereiches ein höheres Maß an militärischer Stärke als bisher demonstrieren können. Maßgebliche Militärs der BRD arbeiten deshalb daran, Rolle, Engagement und Einsatz der Seestreitkräfte der BRD im eigenen Großmachtinteresse und gemäß den USA-Wünschen zu verstärken. So verlangte der Generinspekteur der BRD umfassender zu definieren. Er stellte dazu 1983 im „Marineforum“ die Frage: „Wo enden oder beginnen denn unsere Seeverbindungen - wieweit westlich, wie weit nördlich – bei relativ schwacher Präsenz … (der) Verbündeten?“ und Vizeadmiral Ansgar Bethge äußerte in diesen Zusammenhang bereits 1982 in der BRD-Zeitschrift „Wehrtechnik“, daß im Interesse des Konfrontationskurses der USA „das Gefechtsfeld Nordatlantik und Norwegensee in wenigen Jahren anders beurteilt werden“ müsse. Vizeadmiral Günther Fromm fordert in seinem im November 1982 in der „Marinerundschau“ erschienen Artikel, die Bereichsgrenzen der NATO in See viel flexibler zu handhaben. Wörtlich: „ Es gibt eine Reihe von Plänen, Abkommen und Absprachen, die diese Grenzen durchlässig und überschreitbar machen, die im Grunde genommen darauf hinauslaufen, daß wir überhaupt keine Grenzen mehr kennen“.
Bei alldem drängen der BRD-Militärs darauf, stärker denn je in führenden Positionen der NATO vertreten zu sein. Dazu General Altenburg in der 83er Aprilausgabe des „Marineforums“: „Hierzu gehört auch immer wieder die Stellen- und Spitzenstellenbestzung in integrierten Stäben: Sie werden feststellen, daß die heutige Besetzung nicht den Aufgaben entspricht, die wir wahrnehmen oder der wir in Zukunft wahrnehmen werden.“ Dieser Anspruch läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Aus alldem geht hervor, daß die Seestreitkräfte der BRD im NATO-Konzept zur Erfesselung und Führung offensiver Operationen gegen sozialistische Flottenkräfte, insbesondere der UdSSR, in Atlantik und Nordsee einen erheblich höheren Stellenwert als bisher erhalten sollen. Die Erweiterung des Auftrages der Seestreitkräfte der BRD-Admiralität auf die operativ.strategische Seekriegsführung der NATO. Aus diesem Grunde hat sie ihre Bereitschaft erklärt, bei einem möglichen Abzug von Seestreitkräften der USA und Großbritannien aus der NATO-Vertragsbereich in andere Räume oder Gebiete (z.B. Falkland, in die Golf-Region oder Nahost) durch Einsatz eigener Seestreitkräfte ausgleichend zu wirken. Zugleich soll damit ein größerer Spielraum geschaffen werden für die Durchsetzung expansionistischer Interessen des BRD-Imperialismus. In der „Süddeutschen Zeitung“ von 15.Juli 1983 war dazu u.a. zu lesen: „Der strategische Begriff Vorneverteidigung erhielt damit für die Marine eine neue Dimension. Hatte man sich bisher – was die U-Boote angeht – auf die Ostsee und das Vorfeld der Häfen der Baltischen Flotte der Sowjetunion beschränkt, wurde nun der Weg ins Nordmeer frei.“
Diese Tatsachen sind entlarvend für die unwahren Behauptungen von Politkern, Militärs und Ideologen der BRD, die BRD-Marine habe angeblich nur einen Verteidigungsauftrag; sie sei nur eine „Mittlere Marine“; der Staat stelle für deren Auftrag viel zu wenig Finanzen zur Verfügung usw. Diese Behauptungen sollen die Öffentlichkeit irreführen und den Aggressionsauftrag kaschieren. Doch allein das recht offene und dabei großsprecherische Bekenntnis von Vizeadmiral Fromm in der 83er Dezember-Ausgabe der BRD-Zeitschrift „Marineforum“ unterstreicht: Auch für die Marine der BRD liegt Konfrontationskurs an. Fromm schrieb: „Sicher könnte ich unsere U-Boote auch gegen die neuesten schweren Einheiten der Sowjets ansetzen und mit ihnen auch in der Norwegen-See operieren. Unsere Boote sind gut bewaffnet und schwer ortbar.“ Nach solchen „Bekenntnissen“ eines führenden Angehörigen der Seestreitkräfte der BRD wird einmal mehr deutlich, daß es im Interesse der zuverlässigen Erhaltung des Friedens und des jederzeit zuverlässigen Schutzes des sozialistischen Vaterlandes zu den Pflichten der Armeen und Flotten der sozialistischen Militärkoalition gehört, die imperialistischen Streitkräfte und ihre friedensgefährdenden Aktivitäten zu jeder Stunde und in jede Lage sehr wachsam im Auge zu behalten.

Diese Aufrüstung der Bundesmarine hatte natürlich nach heutiger Sicht, den Grund, in einer zuvor verstärkten Rüstung der Sowjets zur See zu suchen.
Aber wie standen die Bundes- und Volksmarine im taktischen wie technischen Blickwinkel sich gegenüber, vielleicht auch ohne der Einbindung in militärische Blocksysteme?
Bisher hatte ich den Eindruck, daß die Bundesmarine auf ihre U-Boote baute, die Volksmarine auf U-Jagt und groß angelegte Landetechnik ausgelegt war.
Was wisst Ihr zu dem Thema?
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu den Absichten und Aktivitäten der NATO-Marine in Nordeuropa
Fregattenkapitän Fred Fleischer / Marinekalender der DDR 1981

„[...]Dänemark, Island, die BRD, Norwegen, die Türkei und Griechenland haben zwar (selbst) keine starken Flotten, nehmen aber eine günstige strategische Lage auf den Seeschauplätzen ein. Dadurch ist es der NATO möglich, von Westen her einen Halbkreis um die UdSSR zu schließen und ständig die Ausgänge der Ostsee und des Schwarzen Meeres zu kontrollieren.“
(Flottenadmiral der Sowjetunion S.G. Gorschkow: „Seemacht des Staates“, Militärverlag der DDR, Berlin 1978, S 221-222)

[...]Unsere Betrachtung soll Norwegen, Dänemark und das BRD-Territorium nördlich der Elbe sowie die angrenzenden Seeräume an der norwegischen Küste, die Nordsee, die Ostseezugänge und die Ostsee umfassen.
[…]
Nach offizieller NATO-Auffassung gelten die „europäische Nordflanke“ und der Nordatlantik als „Raum mit großer strategischer Bedeutung“. Seine Beherrschung wird als „Grundvoraussetzung für die Sicherheit des Bündnisses“ angesehen.
Das heißt, die Führung des imperialistischen NATO-Paktes erachtet Seeherrschaft und „Überlegenheit auf dem Nordatlantik als notwendig für die NATO“. Nach ihrer Auffassung hätte eine für sie ungünstige Situation an der Nordflanke „schwerwiegende Folgen für das Prinzip der Vorneverteidigung im Mittelabschnitt“. Die Kontrolle dieses Raumes soll sicherstellen, „daß der Zusammenhang der beiden wahrscheinlichen Hauptkriegsschauplätze in einer großen Auseinandersetzung zwischen dem WP (gemeint sind die Warschauer Vertragsstaaten – d.Verf.) und der NATO in Mitteleuropa und auf dem Nordatlantik gewahrt wird und so die Allianz als Einheit wirken kann“. (Zitate aus „Marine-Rundschau“ 1/78)
Im Klartext: Eine NATO-Aggression gegen die sozialistischen Staatengemeinschaft in der Hauptstoßrichtung Mitteleuropa, die so irreführend als „Vorneverteidigung“ umschrieben wird, ist nur möglich, wenn starke Kräfte, Kriegsmittel und andere für die Kriegsführung notwendige Ressourcen aus den USA nachgeführt werden können. Dazu braucht die NATO die Beherrschung der Seewege, um die sozialistischen Streitkräfte des Warschauer Vertrages daran zu hindern, diese Seewege zu stören oder zu unterbrechen. Deshalb möchte sie die Seestreitkräfte der sozialistischen Koalition in der Barentsee und in der Ostsee einsperren, sie dort niederhalten und vernichten, um im weiteren selbst dort einzudringen und diese Seewege ihrerseits als „unzerstörbare Rollbahn bis weit in die Flanken“ sozialistischen Territoriums zu nutzen. Die NATO-Führung stellt deshalb in ihrer Einsatzplanung dem NATO-Kommando Nordeuropa folgende Aufgaben:

  1. Erringung der Seeherrschaft im europäischen Nordmeer und im Nordatlantik im Zusammenwirken mit anderen NATO-Seebereichskommandos.
  2. Kontrolle und Sperrung der Ostseeausgänge für sozialistische Flottenkräfte sowie deren Offenhalten für die NATO zum Hineinwirken in die Ostsee.
  3. Deckung der Flanke der zentraleuropäischen Gruppierung der NATO und aktive Unterstützung ihrer Stoßrichtung.
  4. Sicherung des Nachschubs dieser wichtigsten Gruppierung der NATO und der eigenen Kräfte über den Atlantik und in der Nordsee.
Strategische Waffen der Seestreitkräfte, die auf das Territorium der Staaten des Warschauer Vertrages einwirken können bestehen aus:

  • aus kernkraftgetriebenen Angriffs-U-Schiffen des NATO-Kommandobereiches Nord-Ostatlantik, die weitreichende Raketen mit Kernsprengköpfen verschießen können. Sie werden von den USA gestellt und von Großbritannien (im SALT II-Vertrag nicht erfaßt!);
  • aus Flugzeugträgergruppierungen der USA und eventuell Großbritanniens sowie landgestützten strategischen Luftangriffskräften, die nach dem NATO-Raketenbeschlüssen vom Dezember 1979 mit Cruise missiles ausgerüstet werden.
[…]
Im Rahmen des NATO-“Langzeitprogramms“ sollen bis in die 90er Jahre hinein in den Seekriegsflotten der BRD, […] aufwendige Zurüstung und Neubeschaffung von Waffensystemen der dritten bis vierten Generation, d.h. Der dritten und vierten Modernisierung nach dem zweiten Weltkrieg, vorgenommen werden. […]
Acht Fregatten des Typs „Bremen“ (122), Raketenfregatten mit Bordhubschrauber, sollen bis 1983/1985 in der Bundesmarine eingeführt sein. Ihnen sollen bis etwa 1990 vier weitere Einheiten folgen. Zehn neue Raketenschnellboote der Klasse 143 A, die zusätzliche Minen mitführen können, werden bis 1985 in Dienst gestellt, dazu zehn Minenkampfboote der Klasse 343, die auf Minenlegen und – räumen spezialisiert sind.
Die 24 U-Boote des Typs 206 werden bis etwa 1990 im Führungs- und Waffeneinsatzsystem und durch die Fähigkeit zum offensiven Minenlegen weiter modernisiert. […]
Mein erster Gedanke hier zu war: Haben die auch das Werk Der Einfluss der Seemacht auf die Geschichte von A.T. Mahan gelesen?

Aber hier die tatsächlichen Daten zur Erweiterung/Verstärkung Bundesmarine ab Ende der 70iger Jahre:

Fregatten Bremen- Klasse 3.680t:
Bremen 1982
Niedersachsen 1982
Rheinland-Pfalz 1983
Emden 1983
Köln 1984
Karlsruhe 1984
Augsburg 1989
Lübeck 1990

Flugkörper-Schnellboot (143A) Gepard - Klasse 391t:
S 71 Gepard 1982
S 72 Puma
1983
S 73 Hermelin
1983
S 74 Nerz
1983
S 75 Zobel
1983
S 76 Frettchen
1984
S 77 Dachs
1984
S 78 Ozelot
1984
S 79 Wiesel
1984
S 80 Hyäne
1984

Umbau U-Boote Klasse 206 zur 206 A (^) 450t:
U 13 nicht erfolgt
U 14 nicht erfolgt
U 15 1989
U 16 1988
U 17 1989
U 18 1990
U 19 nicht erfolgt
U 20 nicht erfolgt
U 21 nicht erfolgt
U 22 1989
U 23 1987
U 24 1991
U 25 1988
U 26 1990
U 27 nicht erfolgt
U 28 1989
U 29 1987
U 30 1988

Schnelles Minensuchboot/ Minenkampfboot (343) Hameln-Klasse 635t:
Alle Boote wurden nach 1989 in Dienst gestellt.

Damit sind die Zahlen, die in der DDR Propaganda aufgeführt werden, viel zu hoch, zumindest was die Erweiterung der Bundesmarine betrifft.

Die dargestellt strategische Ausrichtung der Bundesmarine innerhalb der NATO wurde nur durch die geographische Lage interpretiert und ließ auch keine andere Möglichkeit zu, wie zu versuchen die Ostsee abzuriegeln und zu versuchen die Ostsee zu beherrschen, sowie die eigenen Nachschubwege über die Nordsee zu sichern. Einen Aspekt hat die Admiralität der Volksmarine aber unterschlagen; die starke offensive Gefahr der Anlandung von Truppen des Warschauer Paktes in der westlichen Ostsee.
Bundesmarine ? Wikipedia

Als Vergleich stell ich die in diesen Zeitraum von der Volksmarine als Erweiterung/Verstärkung in Dienst genommen Einheiten:

Fregatten Koni-Klasse (sowj.Projekt 1159) 1.760t:
Rostock 1978
Berlin – Hauptstadt der DDR 1979
Halle 1986

Korvetten (U-Jagdschiff Projekt 133.1) Parchim-Klasse 800t:
Wismar 1981
Parchim
1981
Perleberg
1981
Bützow
1981
Lübz
1982
Bad Doberan
1982
Güstrow
1982
Waren
1982
Prenzlau
1983
Ludwigslust
1983
Ribnitz-Damgarten
1983
Teterow
1984
Gadebusch
1984
Grevesmühlen
1984
Bergen
1985
Angermünde
1985

Flugkörperkorvetten Trantul-I-Klasse (sowj.Projekt 1159) 420t:
Albin Köbis 1984
Rudolf Eglhofer
1985
Fritz Globis
1985
Paul Eisenschneider
1986
Hans Beimler
1986

Die großen Landungsboote der Frosch I-Klasse (Projekt 108) wurden bereits zum Ende der 70iger Jahre in Dienst genommen. Diese Schiffe Verdrängten 1.744t war stark bewaffnet und hatten ein Ladevermögen von je 280 Soldaten und 7 Panzern. 12 Stück wurden davon für die Volksmarine gebaut, 2 davon waren zusätzlich als Versorger ausgerüstet.


Im Vergleich dieser Erweiterungen der beiden deutschen Marinen stellt sich die Volksmarine in der Art ihrer Ausrüstung eindeutig als sehr offensive ausgelegte Einheit, also weniger für Sicherungsaufgaben angedacht, mehr als sofortige offensive Kampfhandlungen zu unterstützen oder zu leiten. War die Reaktion mit der Erweiterung der Bundesmarine nur als Antwort vor allem auf die schweren Landungsschiffe anzusehen?

Quellen:
Liste der Schiffe der Bundeswehr ? Wikipedia
Liste der Schiffe der Nationalen Volksarmee ? Wikipedia
 
Danke Köbi für die informative Darstellung! :winke:

Die Marineplanungen in der Ostsee zeigen exemplarisch, dass an allen Nahtstellen von Ost und West jede Seite versuchte, die militärische Oberhand zu gewinnen. Was die Flotten angeht, so waren BRD und DDR im Kalten Krieg nur kleine Lichter. Interessant wäre es, mehr über die Flottenpräsenz der Sowjetunion in der Ostsee zu erfahren, denn die wird die Gesamtstärke der NATO-Staaten und Ostseeanrainer BRD und Dänemark weit übertroffen haben.

Wo wurden die Fregatten und Korvetten der DDR eigentlich gebaut? Auf eigenen Werften in Rostock oder vielleicht noch Wismar, oder gab es Leihgaben der UdSSR?
 
Wo wurden die Fregatten und Korvetten der DDR eigentlich gebaut? Auf eigenen Werften in Rostock oder vielleicht noch Wismar, oder gab es Leihgaben der UdSSR?

Die Parchim-Klasse wurde auf der Peene-Werft in Wolgast gebaut.
Die 3 Schiffe der Koni-Klasse auf einer Werft in Selenodolsk.
Die 5 Schiffe Trantul-I-Klasse auf Werft 341 „Wympel” in Rybinsk.
Die Frosch I-Klasse wurde auch auf der Peene-Werft in Wolgast gebaut.

Die Peene-Werft in Wolgast war die Hauptwerft für den Bau von Kriegsschiffen für die Volksmarine aber auch an weitere Staaten zum WP.
Peene-Werft ? Wikipedia
 
@Köbis17

Ich denke, man kann die Bundesmarine und die Volksmarine nicht als souveräne Marinen vergleichen. Beide waren Bestandteile (die Bundesmarine ist es auch heute noch) komplexer multinationaler Militärbündnisse. Diese beiden Bündnisse hatten/haben nicht nur integrierte Kommandostrukturen die übernational geprägt waren/sind, sondern die einzelnen Teilstreitkräfte der verbündeten Staaten übernahmen im Rahmen der Bündnisverpflichtungen auch spezielle Aufgaben, die übernationalen Zielstellungen im Rahmen des jeweiligen Bündnissystems geschuldet waren und in diesen übernationalen Strukturen/Zielsetzungen aufgingen.

M. :winke:
 
Ich denke, man kann die Bundesmarine und die Volksmarine nicht als souveräne Marinen vergleichen. Beide waren Bestandteile (die Bundesmarine ist es auch heute noch) komplexer multinationaler Militärbündnisse.

Das glaube ich auch, daher wird auch in der Propagandaschrift des Herrn Fleischer immer die NATO über die Bundesmarine gestellt, sowie weiter maritime Länder der NATO mit einbezogen.

Die Aufstellung von mir als Vergleich zwischen den beiden Flottenkräfte der jeweiligen Bündniskonstellationen, war nur als Übersicht gedacht, aber in einem Konflikt wären diese Einheiten in der Ostsee hauptsächlich Gegenüber gestanden, da der Kampfplatz im Kriegsfall die beiden deutschen Staaten dargestellt hätten, somit auch die Küstenstreifen der Ostsee.
 
... aber in einem Konflikt wären diese Einheiten in der Ostsee hauptsächlich Gegenüber gestanden ....

Falls es überhaupt zu einem konventionellen Schlagabtausch gekommen wäre und nicht zu einem atomaren.

Ich denke mal, dass die geringen Marinestreitkräfte in der Ostsee keine kriegsentscheidende Rolle gespüielt hätten. Wichtig wären die Flugzeugträger, Lenkwaffenkreuzer und mit Atomwaffen bestückten U-Boote gewesen, die im Pazifik, Indischen Ozean, Atlantik und Mittelmeer stationiert waren.
 
[...]Im Vergleich dieser Erweiterungen der beiden deutschen Marinen stellt sich die Volksmarine in der Art ihrer Ausrüstung eindeutig als sehr offensive ausgelegte Einheit, also weniger für Sicherungsaufgaben angedacht, mehr als sofortige offensive Kampfhandlungen zu unterstützen oder zu leiten. War die Reaktion mit der Erweiterung der Bundesmarine nur als Antwort vor allem auf die schweren Landungsschiffe anzusehen?

Zu den Fregatten der Bremen-Klasse (F122) F122 ? Wikipedia steht im Spiegel-Artikel (52/1975) etwas: DER SPIEGEL 52/1975 - Viele kleine Schiffchen

Auch am militärischen Wert der Fregatten haben einige SPD-Abgeordnete nach wie vor ernste Zweifel. Laut Nato-Auftrag ist es Aufgabe der Bundesmarine. die Küsten der Ostsee und der Nordsee (östlich der Linie Stavanger-Vlielang. fünf Grad östlich Greenwich) und den Durchgang zwischen beiden Meeren zu sichern sowie Nachschub-Konvois in der Nordsee südlich des 55. nördlichen Breitengrades Geleitschutz zu geben.[...]
Bei dem Admirals-Hearing war vom Flaggezeigen denn auch nicht mehr die Rede. Statt dessen argumentierten die Offiziere streng militärisch: Fregatten seien zur Zeit die einzigen Schiffe, die drei wichtige Aufgaben gleichzeitig erfüllen können -- Flugabwehr, Bekämpfung von Seezielen und U-Boot-Jagd. Die Alternative zu den neuen Fregatten. eine Kombination verschiedener Schiffs- und Flugzeugtypen, werde wahrscheinlich mehr als drei Milliarden kosten und die Steuerzahler damit noch teurer kommen,

Für die Fregatten ist speziell für die Abwehr der Landungsboote nicht die Rede, sofern die Landungsboote nicht allgemein unter "Seeziele" subsumiert werden können.

Wie das für die anderen Klassen (also Schnell- und U-Boote) aussieht, kann ich nicht beurteilen.

Vielleicht kann man hier noch etwas finden: PHP - US AND NATO MILITARY PLANNING ON MISSION OF V CORPS/US ARMY DURING CRISES AND IN WARTIME

hier findet sich der General Defense Plan von 1982 in einer deutschen Übersetzung - in der Ausgabe für das Ministerium für Staatssicherheit!*.

* ich mußte hierbei an einen Cartoon denken, den ich in den 80er Jahren vor dem Mauerfall irgendwo gesehen habe. Folgende Szenerie: Ministerium für Staatssicherheit in Ost-Berlin. Eine Sekretärin betritt mit Telefon in der Hand das Büro von ihrem Chef und sagt: "Es ist das Bundesministerium für Verteidigung in Bonn, sie haben ihren Verteidigungsplan verlegt und fragen, ob wir ihnen eine Kopie schicken könnten". Fand ich damals sehr witzig=).
 
...Vielleicht kann man hier noch etwas finden: PHP - US AND NATO MILITARY PLANNING ON MISSION OF V CORPS/US ARMY DURING CRISES AND IN WARTIME

hier findet sich der General Defense Plan von 1982 in einer deutschen Übersetzung - in der Ausgabe für das Ministerium für Staatssicherheit!*....


@Carolus

Nein, in dem von Dir verlinkten GDP des V. AK finden sich keine Angaben zu der Teilstreitkraft „Marine“, da das Operationsgebiet des V. AK zu weit südlich lag.

M.
 
Einen Seekrieg in der westlichen Ostsee kann ich mir kaum bis gar nicht vorstellen. Zwischen den Inseln ist man quasi gefangen und allen Luftangriffen ausgeliefert.
Vor vier Jahren hatte ich ein Erlebnis am Strand von Skagen. Da donnerten zwei dänische F-16 im Tiefstflug, dass man die Piloten im Cockpit erkennen konnte, die Küste entlang. Die war'n plötzlich da und auch schon wieder weg. Die hätten jedes Landungsschiff weggekloppt. So ähnlich, wie im Falklandkrieg am 8. Juni 1982 durch argentinische A-4-Skyhawk mit der "Sir Galahad" geschehen.
Und vor allem, auf welcher der vielen dänischen Inseln, einschließlich Fehmarn, wollte man landen, um dann dort isoliert zu sein?
Was ging da in den Köpfen der NVA-Strategen vor? Dachten sie an Erfolge, wie die Landung auf der Insel Ösel (Unternehmen Albion)? Da hätten sie aber vorher mit Zeppelinen aufklären müssen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ging da in den Köpfen der NVA-Strategen vor?

Also von einem Seekrieg in der westlichen Ostsee bin ich anhand des Flottenmaterials des WP ausgegangen, immerhin hatten von den großen Landungsschiffen auch noch die Polen und Sowjets einige, also nicht nur die Volksmarine.

Aber so eine richtige Strategie oder Taktik für die Teilstreitkräfte des WP im Bereich der Ostsee habe ich noch nirgens richtg lesen können, außer im Wiki Artikel:
Volksmarine ? Wikipedia

Und die Marineflieger habe ich bisher nicht stark eingebunden, denn ein Seekrieg in der Ostsee, wäre natürlich auch von der Seite des WP ohne Luftkrieg unmöglich gewesen.
 
Einen Seekrieg in der westlichen Ostsee kann ich mir kaum bis gar nicht vorstellen.


Im Beitrag von F. Jensen (The Warsaw Pact special target: planning the seizure of Denmark) werden aufgrund der bekannt gewordenen Stabsübungnen des WP folgende Überlegungen als wahrscheinlich diskutiert.

War Plans and Alliances in the Cold War: Threat Perceptions in the East and West - Google Books

1. Die Kontrolle der Ostsee diente dem politischen Ziel, Schweden neutral zu halten

2. Das militärische Ziel diente einem defensiven und einem offensiven Zweck.

3. Der defensive Zweck hatte das Ziel irgendwo zwischen Süd Jütland und Seeland eine defensive Position aufzubauen, die ein weiteres Eindringen von Nato-Marinen verhindert.

4. In Kombination mit dem Vordringen der polnischen Streitkräfte Richtung Jütland sollte der Nord-Ostsee-Kanal genommen, gesichert und in Betrieb genommen werden. Er war die Voraussetzung für offensive maritime Operationen zur Kontrolle der seegestützen Zufuhr / Unterstützung nach Europa.

Zur Abwehr der Invasion in Seeland waren ca. 40.000 dänischen Soldaten bereitgestellt, die für amphibische Streitkäfte ein hohes Risiko darstellten. Das von hohen russischen Militärs auch so eingeschätzt worden ist.

Die Abwehr sollte aus einer Reihe von "Linien" bestehen, die aus Minen, U-Booten, Luftwaffe und natürlich den Armeeeinheiten bestand.

Große Nato- Überwassereinheiten wären nicht vorgesehen gewesen, auch aus den Gründen der Verwundbarkeit, die ja bereits erwähnt worden sind.

Eine zentrale Rolle spielte dabei die Option, "taktische" Atomwaffen einzusetzen. Bei den Planspielen des WP hatte man - so Jensen - von einer Erstanwendung abgesehen. Der Einsatz durch Nato hätte allerdings zu einer schwer zu kontrolierenden atomaren Eskalation geführt.
 
Dunkle Erinnerungen an eine Dokumentation: Die Gesamtstrategie des WP sah im Falle eines konventionellen Krieges den Angriff vor, da die Kampfhandlungen unbedingt auf dem Gebiet des Gegners (also der NATO-Staaten) ausgetragen werden sollte. Für die Ostsee hieß das a) Seeherrschaft in der Ostsee zum Schutz der eigenen Küsten und b) schnelle Angriffe auf die dänischen und deutschen Ostsee-Küsten, um die vorgesehenen massiven Operationen vom Gebiet der DDR aus zu unterstützen. Dass das Konzept ohne Luftherrschaft schwierig bis unmöglich umzusetzen ist, und wann eigentlich die ersten A-Bomben fallen, la außen vor gelassen...
 
In Ergänzung, die Volksmarine und die polnischen Seestreitkräfte hätten der Baltischen Rotbannerflotte unterstanden, die wohl auch das militärische "Rückgrat" der vereinten Seestreitkräfte des WP in der Ostsee gebildet hätte.

Vergl.:

"... Mit der Polnischen Seekriegsflotte und der Volksmarine der DDR bildete die Baltische Flotte die Verbündeten Ostseeflotten, die im Kriegsfall als Vereinigte Ostseeflotte aktiv werden sollten. Die Führung der Verbündeten Ostseeflotten lag bei der Baltischen Flotte. Ihre Aufgabe war außer dem Schutz eigener Küsten hauptsächlich offensiv. Insbesondere war sie dafür ausgestattet, amphibische Operationen gegen die Küsten Westdeutschlands, Dänemarks oder anderer Ostseeanliegerstaaten auszuführen..."

Baltische Flotte ? Wikipedia

M.
 
Mal ein anderer Zwischengedanke ... (bald ist Weihnachten ;)) ... kennt Ihr ein gutes Buch zum Thema der Volksmarine - Bundesmarine bzw. die Problematik um die Seestreitkräfte in der Ostsee- NATO - WP?

Das habe ich bisher ins Auge gefasst:
Gegner wider Willen: Konfrontation von Volksmarine und Bundesmarine auf See / Ingo Pfeiffer
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal ein anderer Zwischengedanke ... (bald ist Weihnachten ;)) ... kennt Ihr ein gutes Buch zum Thema der Volksmarine - Bundesmarine bzw. die Problematik um die Seestreitkräfte in der Ostsee- NATO - WP?

Das habe ich bisher ins Auge gefasst:
Gegner wider Willen: Konfrontation von Volksmarine und Bundesmarine auf See / Ingo Pfeiffer
Du bist gut. Wer soll dir denn bei deinen Kenntnissen einen guten Tipp geben?

Für den "ins Auge gefassten" Titel gibt es bei einem großen Online-Händler eine recht großzügige Voransicht; diese könnte vllt. deine Entscheidung beeinflussen, zumal der Autor selbst Stabsoffizier der Marine war und damit wissen sollte, worüber er redet.

Grüße
excideuil
 
:eek:fftopic:: Kann mir jemand erklären, was der Unterschied zwischen einer Fregatte und einem Zerstörer ist? Und warum setzt die Bundesmarine nur noch auf Fregatten, während Großbritannien und die USA reihenweise Zerstörrer bauen?
 
:eek:fftopic:: Kann mir jemand erklären, was der Unterschied zwischen einer Fregatte und einem Zerstörer ist? Und warum setzt die Bundesmarine nur noch auf Fregatten, während Großbritannien und die USA reihenweise Zerstörrer bauen?

Chronologie:
Der Ursprung dieser kleinen und schnellen Boote war das Torpedoboot, als Träger der Torpedowaffe (etwa um 1870).
Diese Boote wurden im laufe der nächsten Jahrzehnte immer größer und auch mit Kanonen bewaffnet. Als Gegenstück entstanden die Torpedoboot-Zerstörer. Diese waren genauso schnell, hatten aber mehr Kanonen an Bord und waren demzufolge auch etwas größer als die T-Boote.
Dieser Zerstörer entwickelten sich als schnelle Kampfschiffe, die vor allem nach 1945 wichtiger mit der Ablösung der schweren Artillerie durch die Raketenflugkörper als Sekundärwaffe für den Schiff-Schiff Kampf, weiter.
Im 2. WK kamen noch die kleineren Korvetten zur U-Boot Abwehr zum Einsatz, die sich jetzt auch nach 45 durch die neuen Waffensysteme durch Raketenantrieb stärker etablierten.
Die Fregatte stellt damit nur eine kleiner Version eines Zerstörers dar, als neuen Bindeglied zwischen dem Zerstörer und der Korvette.
Zerstörer ? Wikipedia
Fregatte ? Wikipedia
Korvette ? Wikipedia

Hab noch einen interessanten Link gefunden, der die Größenunterschiede benennt:
Zerstörer: ca. 4.000 ts bis 8.000 ts
Fregatten: ca. 3.000 ts bis zu 6.000 ts
Korvetten: ca. 600 t bis zu 2.500 t
http://www.kriegsschiffe.privat.t-online.de/
 
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Chronologie:
Der Ursprung dieser kleinen und schnellen Boote war das Torpedoboot, als Träger der Torpedowaffe (etwa um 1870).
Diese Boote wurden im laufe der nächsten Jahrzehnte immer größer und auch mit Kanonen bewaffnet. Als Gegenstück entstanden die Torpedoboot-Zerstörer. Diese waren genauso schnell, hatten aber mehr Kanonen an Bord und waren demzufolge auch etwas größer als die T-Boote.
Dieser Zerstörer entwickelten sich als schnelle Kampfschiffe, die vor allem nach 1945 wichtiger mit der Ablösung der schweren Artillerie durch die Raketenflugkörper als Sekundärwaffe für den Schiff-Schiff Kampf, weiter.
Im 2. WK kamen noch die kleineren Korvetten zur U-Boot Abwehr zum Einsatz, die sich jetzt auch nach 45 durch die neuen Waffensysteme durch Raketenantrieb stärker etablierten.
Die Fregatte stellt damit nur eine kleiner Version eines Zerstörers dar, als neuen Bindeglied zwischen dem Zerstörer und der Korvette.
Zerstörer ? Wikipedia
Fregatte ? Wikipedia
Korvette ? Wikipedia

Hab noch einen interessanten Link gefunden, der die Größenunterschiede benennt:
Zerstörer: ca. 4.000 ts bis 8.000 ts
Fregatten: ca. 3.000 ts bis zu 6.000 ts
Korvetten: ca. 600 t bis zu 2.500 t
Moderne Kriegsschiffe

Das ist eine sehr gute Zusammenfassung.

Ergänzend möchte ich nur hinzufügen, dass die Begriffe und vor allem die Größen sich im Laufe der Zeit verschoben haben. Viele Zerstörer aus dem späten 2 WK oder aus der Nachkriegszeit, waren bzw. sind größer als frühere kleine oder leichte Kreuzer, viele heutige Fregatten größer als ältere Zerstörer. Die alte Königsberg-Klasse aus dem 1 Weltkrieg hatte eine Verdrängung von Maximal 3.800 Tonnen. Die ersten Zerstörer hatten damals ca. 1.500 Tonnen. Die Charles-F-Adams-Klasse zu der die Rommel der Bundesmarine gehörte, hatte ca. 4.000 Tonnen.

Die Fregatte Bremen der Bundesmarine hat inzwischen auch 3.800 Tonnen Verdrängung.

Es gibt dazu auch noch einen kleinen Unterschied in der Funktion: Der Begriff Fregatte wurde von den Briten für Escortschiffe wiedereingeführt, während genau der selbe Typus bei der US-Marine als Escort-Destroyer bezeichnet wurde. Zerstörer haben eigentlich eine gößere Zerstörungskraft und waren für den Kampf Schiff gegen Schiff, darunter auch ausdrücklich gößere Oberflächeneiheiten ausgelegt.

Eine Fregatte war dagegen primär für die Verteidigung gegen U-Boote und Luftziele ausgerüstet. Sie hatte also einen defensiveren Charakter. Bei der alten Köln-Klasse (2.900 Tonnen) war das auch so, sie hatten nur eine relativ leichte Artilleriebewaffnung und dagegen starke U-Waffen. Moderne Fregatten verfügen jedoch auch über Lenkwaffen mit denen sie auch andere Schiffe zerstören können. Die Brandenburg-Klasse verfügt zum Beispiel u.A. über 4 Exocet-Raketenwerfer und hat eine Verdrängung von 4.900 Tonnen. Ich würde diesen Schiffstypen eindeutig als Zerstörer Klassifizieren und denke es war wohl eine politische Entscheidung ihn als eine "harmlose" Fregatte darzustellen.
 
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