Catharinasteuer

lokal

Neues Mitglied
In den Gemeinderechnungen eines kleinen Dörfleins des Herzogtums Sachsen-Gotha werden in den Jahren um 1639 neben Abgaben wie Rauchhühner und Fastnachtshühnern auch eine Catharinasteuer genannt, die in den Septembertagen des Jahres fällig wurden. Über die Art der Steuer, Geld- oder Naturalsteuer, gibt es keine Angaben.
Wer kennt sich aus und kann mir weiterhelfen?
 
In den Gemeinderechnungen eines kleinen Dörfleins des Herzogtums Sachsen-Gotha werden in den Jahren um 1639 neben Abgaben wie Rauchhühner und Fastnachtshühnern auch eine Catharinasteuer genannt, die in den Septembertagen des Jahres fällig wurden. Über die Art der Steuer, Geld- oder Naturalsteuer, gibt es keine Angaben.
Wer kennt sich aus und kann mir weiterhelfen?

September ist merkwürdig.
Im September würde ich eher eine Michaelissteuer erwarten.
Der Tag der heiligen Katharina war am 25. November.

Reichenbach, ursprünglich Sitz der Grundherrschaft, die vom Prior verkörpert wurde, und nur von den Konvantualen und einigen Dienstleuten bewohnt, hatte in der Klosterzeit praktisch keine Abgabepflicht. Dies änderte sich erst mit der Ansiedlung bürgerlicher Handwerker seit 1620 und nach dem Verkauf der großen Klostergüter 1651. Für diese Neubürger Reichenbachs wurde als neue Steuer statt der herkömmlichen Maien- und Herbststeuern eine Steuer auf Catharinae (25. November) eingeführt. Die Berechnungsgrundlage war einheitlich und betrug 15 x jährlich auf 100 fl Kaufsumme der erkauften Güter. Für die großen Klostergüter wurde dies im Lagerbuch 1667/68 noch einmal rekapituliert, und zwar mit folgenden Daten:
Abgaben und Fronen im Klosteramt Reichenbach (Teil 2)

Grundlage der Steuererhebung bildete vor allem das Vermögen, wobei für Haus- und Grundbesitz niedrigere Sätze als für Barkapital galten2. Unterschiedlich veranlagt wurden auch in Ulm ansässige Einwohner und außerhalb der Stadt lebende Bürger und Beiwohner. Personen ohne Vermögen mussten, sofern sie einen eigenen Hausstand unterhielten, eine Kopfsteuer bezahlen. Die Festsetzung der Vermögenswerte an liegenden Gütern und Kapitalien beruhte auf Selbsteinschätzung, die beeidigt werden musste ("geschworene Steuer"). Jährlicher Steuertermin war zunächst der Katharinentag (25. November), aber in Krisenzeiten mussten außer der "Katharinensteuer" jeweils durch "Vorhalte" bekanntgegebene "extraordinari Steuern" erhoben werden. Im 18. Jahrhundert wurden regelmäßig zusätzlich zur Katharinensteuer die März-, Johannis (24. Juni)- und Septembersteuer verlangt; letztere wurde als Folge von Bürgerunruhen 1784 abgeschafft.
http://www.onlinekatalog-stadtarchiv.ulm.de/Katalog.pdf
 
Lieber "Kleiner Tintenfisch",
vielen Dank für Deine Bemühung, Licht in mein Dunkel zu bringen. Die Frage bleibt noch offen, wofür diese Geldsteuer zu entrichten war.
Vielleicht übersehe ich in den Rechnungseinträgen etwas oder interpretiere es falsch. Im Folgenden die Einträge für Botenlohn bzw. Entschädigung für den Heimbürgen:

1613/14
1 fl verzehret, da uf zweine Termin, die Schatzung, alß Catarina 1613 undt 1614 eingesamlet wordenn
1639/1640
2 gl zue Ichtershaußen, als man etwas an der Catharinasteüer geliefert
2 gl als mann zue Ichtershaußen 2 fl ahn der Catharinasteüer erleget hadt, den 16 7bris 1639 2 gl als man zue Ichtershaußen ins Hl. Ambt 4 fl 14 gl ahn der Catharinasteüer geliefert denn 23. 7bris:
1 gl als mann die ordinary steüer Register, Catharina Anno 1637, p: paul Laetare Catharina Anno 1638, Laetare p. paul. Catharina 1639 dem Hl. Ambt zue Arnstadt eingeben
7 gl der landt Knecht verzehrt als er wegen der verkauften pferdte von Rehestedt, geschoß, undt die Catharinasteür Exequiren soll, wie auch Hans Meyen seine Kuhe ausgepfendet
1641/42
1 gl als die Catharina steür ahngekündiget worden
1 gl das die Catharina Steur soll gegeben werden den 7 Marty beneben dem Steur Register
Mit besten Grüßen
 
die ordinary steüer Register, Catharina Anno 1637, p: paul Laetare Catharina Anno 1638, Laetare p. paul. Catharina 1639 dem Hl. Ambt zue Arnstadt eingeben
Da wird es sich um die ganz normalen "ordinary" Abgaben gehandelt haben, wie Vermögenssteuer (Grundsteuer) und Zehnt.
Wie es aussieht, gab es drei jährliche Steuertermine, auf Laetare (drei Wochen vor Ostern), Peter und Paul (29. Juni) und Katharina.

Wie sich die Steuern und Abgaben zusammensetzten, was in Geld, was in Naturalien zu entrichten war, ist ohne Kenntnis der lokalen Verhältnisse nicht zu erraten. Da helfen auch die Spesenrechnungen für Amtsboten u. ä. nicht wirklich weiter.
Bestimmt können aber die Mitarbeiter der zuständigen Archive weiterhelfen.
Für Arnstadt wäre das Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt die erste Anlaufstelle. Sicher wird man dort auch über Ichtershausen oder Rehestädt Informationen erfragen können, auch wenn die entsprechenden Archivalien eher im Thüringischen Archiv Gotha zu suchen sind.
Archivportal Thringen


7. Zinsregister

Liber censuum civitatis Arnstete (Erbzinsbuch):
1412 (13 Blätter)

Erbbücher (Erbzinsbücher) des Rates: 1460 – 1478 (155 Blätter); 1490 (48 Blätter); 1551 – 1650 (21 Bände)

Heller und Zehent: 1565 – 1677 (39 Bände)

Erbücher (Erbzinsbücher) des Gotteskastens: 1608 – 1690 (6 Bände)

Erbbuch (Erbzinsbuch) des Hospitals St. Georg: 1668 – 1700 (1 Band)


8. Steuerbücher

Geschoßeinnahmebücher:

1460 – 1461 (109 Blätter); 1462 (42 Blätter); 1463 – 1464 (54 Blätter); 1550 – 1663 (12 Bände)

Rechtszettelbücher (Veranlagungslisten über Besitz von Gebäuden und
Liegenschaften):
1474 – 1480 (89 Blätter); 1487 – 1491 (27 Blätter); 1497 (40 Blätter); 1510 (81 Blätter); 1514 (72 Blätter); 1515 (82 Blätter); 1524 (80 Blätter); 1529 (92 Blätter); 1534 (75 Blätter); 1538 (91 Blätter); 1546 (204 Blätter); 1550 – 1800 (52 Bände)

Ungeldregister
: 1502 (27 Blätter); 1505 (78 Blätter); 1512 – 1513 (106 Blätter); 1515 (48 Blätter); 1522 (31 Blätter); 1550 – 1615 (2 Bände)

Rechtszettel: 1557 – 1704 (67 Bände)

Geschoß- und Kämmereimanual (Einnahmen und Ausgaben)
:
1564 – 1800 (253 Bände)

Ratsgeschoßpräsentation: 1654 – 1800 (93 Bände)
http://www.stadtbuecher.de/stadtbuecher/deutschland/thueringen/arnstadt/pdf
 
Zurück
Oben