Chamberlains Radioansprache zur Sudetenfrage

Z

Zehra

Gast
Hallo, die Aufgabe lautet folgende:
Analysiere, erkläre und bewerte diese Aussagen im Kontext der Sudentenfrage und des bevorstehenden Münchener Abkommen!


Radioansprache des britischen Außenministers Chamberlains vom 27 .Juli 1938:

"Es ist furchtbar, gespenstisch, unglaublich, dass wir hierzulande wegen eines Streites in einem fernen Land unter Leuten, von denen wir nichts wissen, Schützengräben anlegen und Gasmasken ausprobieren.
Wie groß unsere Sympathie für eine kleine Nation, die mit einem großen Nachbarn im Streit liegt, auch sei: Wir können uns nicht dazu verpflichten, das ganze britische Imperium unter allen Umständen nur zugunsten dieser Nation in einen Krieg hineinzuziehen. Wenn wir kämpfen müssen, muss es um wichtigere Angelegenheiten gehen.
Ich selbst bin zutiefst in meiner Seele ein Mann des Friedens. Ein bewaffneter Konflikt zwischen Nationen ist für mich ein Alptraum; aber wenn ich der Überzeugung wäre, dass eine Nation beschlossen hat, die Welt mittels der Furcht vor ihrer Macht zu beherrschen, würde ich denken, daß wir Widerstand leisten müssen."

In der Analyse gibst du seine Argumentation wieder.
In der Erklärung stellst du den historischen Zusammenhang dar, die der Argumentatio hinzuzufügen wäre, um die Aussagen wirklich zu verstehen.
In der Bewertung überprüfst du, ob diese Ausführungen ehrlich und politisch klug sind.

Ich habe diese Aufgabe schonmal gemacht und ich würde es nett finden, wenn ihr Vervesserungen in meine Hausaufgaben reinfügen würdet.

Hausaufgabe Nr.1

Aufgabe Arbeitszettel :

Analyse von “La position de Chamberlain la veille de Münich“

Im Münchner Abkommen sollte über die Sudetenfrage gesprochen werden, was der Vorschlag Chamberlain’s war, aber Hitler stimmte nur zu, wenn die Prager Regierung selbst nicht teilnehme an der Konferenz, was auch eingehalten wurde.
Im Münchner Abkommen versammelten sich also nur Hitler, Chamberlain und Mussolini.
In der Radioansprache Chamberlain’s vom 27.Juli 1938 verkündigte er, dass sich das britische Imperium nicht einmischen dürfe in den Kriegsangelegenheiten des Deutschen Reiches mit der Tschechoslowakei.
Er sagte, dass er seine eigenen englischen Soldaten nicht in so einen Krieg verwickeln möchte, da er befürchte, dass seine englischen Soldaten an den Gasmasken ausprobiert werden müssen und Schützengräben anlegen müssen. Außerdem bedauert die hoffnungslose Situation der kleinen Nation der Tschechoslowakei.
In dieser Radioansprache möchte Chamberlain vermitteln, dass er sein eigenes Land nicht in diesen Konflikt reinbeziehen möchte, weil es zu einem Krieg kommen könnte und seine eigenen englischen Soldaten gefährde.
Politisch gesehen ist es auch gut durchdacht, denn Chamberlain verhindert einen wahrscheinlicheren Ausbruch eines Krieges zwischen dem Deutschen Reich und der Tschechoslowakei, wenn er seine englischen Truppen nicht hinschickt.

Wäre nett, wenn ihr meine Hausaufgabe korrigieren würdet.:D
 
Zehra schrieb:
Politisch gesehen ist es auch gut durchdacht, denn Chamberlain verhindert einen wahrscheinlicheren Ausbruch eines Krieges zwischen dem Deutschen Reich und der Tschechoslowakei, wenn er seine englischen Truppen nicht hinschickt.

Hmm...Chamberlain hat Hitler nachgegeben, also nicht mit seinen Truppen gedroht. Hat es den Krieg zwischen dem DR und der Tschechoslowakei wirklich verhindert?
Es hat keine Schlachten gegeben, weil das kleine Land allein gelassen nicht den Funken einer Chance hatte und sich quasi seinem Schicksal ergab. Ist das nicht auch eine Form von Krieg gewesen? :grübel:
Ist das aus heutiger Sicht moralisch-politisch "als gut durchdacht" zu werten?
 
Sicherlich hat es temporär die Aussicht auf einen Krieg abgewendet und Chamberlain dürfte nicht der einzige gewesen sein, der dachte, diesen endgültig bzw. zumindest längerfristig abgewendet zu haben, aber bei Schulaufgaben macht es sich natürlich immer gut, wenn du schon ein bissl Hintergrundwissen mit reinbringst - also kannst du prinzipiell einen kurzen ausblickenden Verweis darauf bringen, dass dieses Einlenken gegenüber NS-Deutschland den Krieg letztendlich nicht verhindert hat sondern wie gesagt nur aufgeschoben.
 
Chamberlain hat Hitler völlig falsch eingeschätzt. Er dachte, Hitler wäre ein Revisionist, wie es fast jeder Kanzler der Weimarer Republik (bis zu einem gewissen Punkt sogar Stresemann war), dem man nur lange genug nachgeben muss, um den Frieden zu sichern.

Die Frage ist, ob Chamberlain es besser hätte wissen müssen - und da fürchte ich, muss er sich schon einen leichten Vorwurf gefallen lassen.

Aber: Wenn ich mich recht entsinne, war England zu diesem Zeitpunkt - und auch ein Jahr später - nicht kriegsbereit, weil man durch die Weltwirtschaftskrise und den Zerfall des Empires in finanzielle Schwierigkeiten geraten war und bei Rüstungsausgaben gespart hatte.

Ich denke übrigens nicht, dass es nötig ist, Chamberlain nochmal fast komplett in der Hausaufgabe zu zitieren.
 
Papa_Leo schrieb:
Ich denke übrigens nicht, dass es nötig ist, Chamberlain nochmal fast komplett in der Hausaufgabe zu zitieren.

Um meine obige "blumige" Andeutung noch einmal knallhart zu betonen: Ich denke auch nicht, daß es bei einer Lehrerin/einem Lehrer heute gut ankommt Chamberlain dafür Anerkennung zu zollen, daß er ein kleines Ländchen dem Wolf überlassen hat, weil er es nicht für "wertig genug" hielt, um dafür vielleicht in einen Krieg gezogen zu werden.
Das mag damals Ansicht der Engländer und der Regierung gewesen sein, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß es gute Noten bringt, wenn man dies heute mit "klug durchdacht" in einer Hausarbeit bezeichnet.... :grübel:
 
Die westlicehn Großmächte hatten in der Zeit nach der Weltwirtschaftskrise und wegen des immer noch gegenwärtigen ersten Weltkriegs gar kein Interesse an einer Konfrontation. Es war ja nicht nur Deutschland, auch Japan und Italien waren ungehindert auf Expansionskurs.
 
Man darf auch nicht vergessen, dass Chamberlain von Lord Runciman beeinflusst wurde, der GB empfohlen hatte das Sudetenland an das DR zu geben um das Nationalitätenproblem zu lösen. Dazu war die Tschechoslowakei nicht mehr ein guter Freund von Gb, denn die Lügereien von Bensch nach dem 1. WK zeigten nun ihre Auswirkungen. Deshalb wollte Chamberlain gar nicht, dass das Sudetenland tschechoslowakisch bleibt. Dazu muss man noch fügen, dass Chamberlain von Hitler auch ein falsches Bild hatte, denn er sah nicht den blutrünstigen Massenmörder, so wie wir ihn heute kennen. Chamberlain besuchte Hitler vor dem Münchener Abkommen auf dem Berghof und dort hat Hitler ihn um den Finger gewickelt.
 
1.
Zunächst einmal fällt mir auf, dass Du Dich bei der Lösung Deiner Hausaufgabe nicht an die vorgegebene Form hältst: Analyse, Erklärung und Bewertung. Deine Lösung enthält zwar einen Punkt „Analyse“, aber keine davon abgetrennten Punkte „Erklärung“ und „Bewertung“, so dass Deine Erklärungen und Bewertungen allesamt unter den Punkt „Analyse“ fallen. Das ist ungeschickt und lädt zu einer entsprechend negativen Fehlerkorrektur ein.

2.
Bei der Analyse solltest Du eigentlich nur Chamberlains Argumentation wiedergeben und diese in einer logisch verständlichen Reihenfolge aufbauen:
  • Er sieht sich als Mann des Friedens.
  • Er will sein Land wegen den Schrecken und Belastungen eines Krieges nur dann in einen Krieg führen, wenn wichtige Angelegenheiten seines Landes betroffen sind.
  • Im Streben eines anderen Landes nach der Hegemonialstellung (Weltherrschaft) sieht er eine solche wichtige Angelegenheit und somit einen Kriegsgrund.
  • ABER er sieht - im deutsch-tschechischen Konflikt - nicht, dass Deutschland nach der Hegemonialstellung (Weltherrschaft) strebt.
  • Deshalb lehnt er es bei aller Sympathie für die kleinere Tschechoslowakei ab, sich zu deren Gunsten zu militärischen Beistand zu verpflichten.
Du gehst bei Deiner Analyse auf Punkte ein, die recht wenig mit Chamberlains Argumentation zu tun haben und manches davon ist auch noch falsch. Am Münchener Abkommen wirkte auch Frankreich mit und nicht nur Deutschland, England und Italien.

3.
Bei der Erklärung solltest Du vor allem auf die Hintergründe, genannt wurden ausdrücklich die Sudetenfrage und das Münchener Abkommen, eingehen. Du solltest schildern, wann und wie die Sudentenfrage entstand (=> Versailler Vertrag, 1919) und weshalb England in München 1938 durchaus geneigt war der Revision dieser Frage zuzustimmen (Fehleinschätzung Hitlers: Revisionist und Benutzung als Bollwerk gegen den Bolschewismus, mangelnde Kriegsfähigkeit: Nachteile bei der Rüstung, Belastungen durch Kolonialkonflikte; schlechtes Gewissen Deutschland gegenüber; Rücksichtnahme auf Pazifismus).

4.
Auch bei der Bewertung wurden Dir die Maßstäbe vorgegeben: ehrlich und politisch klug.
  • Seine Argumentation ist im wesentlichen ehrlich. Kriege sollten in der Tat nur in wesentlichen Fragen geführt werden. Er hat zwar Deutschland fälschlicherweise attestiert nicht nach der Hegemonialstellung zu streben. Insoweit unterlag er jedoch einem Irrtum; gelogen hat er nicht. Freilich ist seine Darstellung als Pazifist fragwürdig. Ihm wird es eher um die pazifistischen Wähler gegangen sein. Zudem fällt auf, dass er eine ganze Reihe von Motiven nicht genannt hat. Hier muss aber berücksichtigt werden, dass er insoweit auch klug handelte. Aus seiner Sicht hätte das Hervorheben der eigenen Schwäche und des schlechten Gewissens Hitler gerade dazu eingeladen, künftig noch mehr Forderungen zu stellen.
  • Was die Klugheit seiner Entscheidung angeht, könnte man geneigt sein in Chamberlains Nachgeben einen Fehler zu sehen, weil es möglicherweise den Zweiten WK wahrscheinlicher machte. Hiergegen spricht jedoch, dass Hitler bereits 1938 zum Krieg entschlossen war. Der Krieg wurde durch das Münchener Abkommen nicht wahrscheinlicher gemacht sondern vertagt. Doch man kann das Münchener Abkommen auch nicht als Akt der Klugheit auffassen, da Chamberlain nicht erkannte, dass mit dem Abkommen der Krieg lediglich aufgeschoben wurde und er somit die mit dem Abkommen verbundene Chance, sein Land auf den kommenden Krieg besser vorzubereiten, nicht nutzen konnte. Der eigentliche Fehler der britischen Regierung lag deshalb nicht im Abkommen selbst, sondern in der dem Abkommen vorhergegangenen Politik: Hitler wurde verkannt und die eigene Rüstung wurde vernachlässigt, so dass diese 1938 keine abschreckende Wirkung auf Hitler entfalten konnte.
 
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