Christianisierung der Wikinger

pan narrans schrieb:
Ich gebe zu, an diesen beiden Stellen reine Vermutungen geäußert zu haben, die ich im Fall von Nr. 4 ebenfalls als solche hätte deutlich machen sollen. Es ist halt meine Vorstellung, wie sich der Vorgang der Missionierung bei einzelnen Personen abgespielt haben könnte und ergab sich aus dem vorangegangenen Gedankenaustausch mit beorna. Aber belegbar ist es mit Sicherheit nicht, anfechtbar dafür schon.
Das Gulathingslov, das auf alten Rechtsvorstellungen fußt, verbietet Zauberei u.ä. Das sind die ältesten Zeugnisse aus dem Rechtsleben, die wir haben. Das Allthing hat im Jahre 1000 beschlossen, dass offiziell nur noch Christentum praktiziert werden dürfe, heidnische Bräuche im Verborgenen aber noch toleriert. Mehr war von den Vertretern des Christentums nach dem Stand der Dinge nicht zu erreichen. Das sind Belege, die eher auf einen Druck der Christen auf die Bürger zur Ablegung des Heidentums hindeuten und einer Deutung der Integration ins Heidentum entgegenstehen. Der zweifellos vorhandene Synkretismus wurde keineswegs von den Missionaren begrüßt.

pan narrans schrieb:
Ich verweise nochmals auf die Behauptung Adam von Bremens, die Missionierung Dänemarks sei durch den deutschen Kaiser vorangetrieben worden und möchte diesmal die entsprechende Stelle aus dem Buch "The Oxford Illustrated History of Vikings" von Peter Sayer (Hg.) zitieren, das mir als Übersetzung in der zweiten deutschen Auflage vorliegt. In Kapitel 9 "Alte und Neue Religion", das von Preben Meulengracht Sörensen verfasst wurde, steht auf Seite 229:

"Über die Bekehrung Harald Blauzahns existieren zwei Berichte. Der ältere findet sich in Widukinds um 970 geschriebener Sachsengeschichte. Laut Widukind überzeugte ein Priester namens Poppo den König durch ein Wunder von der Macht des christlichen Gottes...Etwa ein Jahrhundert später behauptete Adam von Bremen, dass Haralds Bekehrung auf Druck des deutschen Kaisers zustande gekommen sei. Dies ist ein typisches Beispiel für politische Propaganda krichlicherseits. Hatte der Kaiser das Christentum in Dänemark eingeführt, hätte dies der christlichen Reichsideologie zufolge die Unterwerfung des Dänenkönigs unter den Kaiser bedeutet. Im Angesicht einer solchen Bedrohung war Haralds Behauptung auf dem Runenstein in Jelling, dass er "die Dänen christlich machte", eine bedeutsame politische Aussage, eine Beteuerung der Unabhängigkeit Dänemarks."
Hier irtt der Gewährsmann. Eine Reichsideologie, wonach das Christentum eine Unterwerfung unter den Kaiser bedeutete, gab es nicht. Irland, England, Schottland waren christlich, ohne dem Kaiser unterworfen zu sein. Richtig ist vielmehr, das Harald bereits als Heide 948 die Oberhoheit des Deutschen Kaisers anerkannt hatte, dann rebellierte und nach der Niederlage sich 960 taufen ließ und damit Dänemark erhielt, was ihn aber von erneuter Rebellion 974 nicht abhielt. Also die Christianisierung hatte mit dem Herrschaftsanspruch Kaiser Ottos II. nichts zu tun. Aber es lag im Interesse des Kaisers, christliche Herrscher an seinen Grenzen zu haben, damit alle die gleichen Spielregeln für verbindlich erachteten.

pan narrans schrieb:
Ich glaube nicht, dass Adam von Bremen diese Darstellung ohne Hintergedanken niederschrieb. Die einzige sinnvolle Motivation, die ich mir vorstellen kann, ist ein Interesse Adams an einem Herrschaftsanspruch des Kaisers in Dänemark, denn darauf läuft die Darstellung hinaus. Nach einem Blick in den dtv-Atlas bin ich mir auch sicher, dass Hamburg damals zum Hoheitsgebiet des deutschen Kaisers gehörte.
Kaiser Otto hatte seinen Herrschaftsanspruch bereits vorher geltend gemacht, wie bereits ausführte. Außerdem ist seine Auseinandersetzung mit Håkon Jarl über die Missionierung Norwegens nicht verständlich, wenn es nur um deutsche Machtinteressen ging. Denn Otto II. hatte keine Ambitionen in Norwegen.

pan narrans schrieb:
Dass christianisierte Herrscher Skandinaviens den gleichen Kniff anwendeten, ist natürlich richtig. Allerdings hatten auch deren Widersacher gelernt. So bekräftigte der Allthing von Island, dass er den Religionswechsel beschlossen hätte und keineswegs von Olaf Tryggvasson bekehrt wurde.
Das verstehe ich nicht ganz. In den Sagas wird Olavs Druck auf Island ausführlich dargestellt und dass sich das Allthing durch Beschluss dem Druck gebeugt hat. Nirgendwo wird behauptet, dass das Allthing seinen Beschluss einfach so getroffen habe.



pan narrans schrieb:
Da möchte ich nochmals aus dem oben genannten Buch zitieren.

"...sein (Adam von Bremens) Werk spiegelt nicht nur die zeitgenössische christliche Ideologie wieder, sondern auch eigene Sympathien un die kontinentale Kirchenpolitik. Besonders offenkundig ist dies in seiner Behandlung von Herrschern, die in ihren Reichen den Einfluss der angelsächsischen Kirche förderten. Wir erfahren, dass Sven Gabelbart, der dänische König, der England eroberte und englische Missionare bevorzugte, in Dänemark Christen verfolgt habe. Olaf Tryggvasson, der in den nordischen Sagas als der große Bekehrer Norwegens und Islands dargestellt wird, ist in Adams Bericht praktisch ein Heide. Olaf wurde wahrscheinlich in England getauft und wurde von englischen Geistlichen begleitet, als er dem heidnischen Jarl Hakon Norwegen wegnahm. Dies brachte ihn in Konflikt mit den Missionspraktiken Hamburgs, und Adam wies ihn in die Schranken, indem er berichtete, dass manche Leute sagten, er sei ein Abtrünniger, und alle sich einig seien, dass er Zauberei praktiziere und Omen von Vögeln empfange."
Eine Konkurrenz hat es nicht gegeben, da Adam keine Missionare nach Norwegen schickte. Unter "Konkurrenz" verstehe ich Verhältnisse wie in England, wo kontinentale und irische Missionare nebeneinander auf dem gleichen Felde ackern. Das war in Norwegen definitiv nicht der Fall.

Ich zitiere aus dem Wikipedia-Artikel über die Geschichte Norwegens, der eine Zusammenfassung aus "Aschehougs Norges Historie", das wohl momentan seriöseste auf dem Markt, darstellt.
" Seit dem 9. Jh. hatte Hamburg/Bremen das Erzbistum über die nordischen Lande inne. Aber die norwegischen Bischöfe hatten in der Missionszeit ihre Verbindungen vor allem nach England. So hatte die Herrschaft des norddeutschen Bischofs nur einen begrenzten Einfluss auf die norwegischen Verhältnisse. Adalbert wollte sein Erzbistum sogar zu einem nordeuropäischen Patriarchat erhöhen. Da Magnus d. Gute nach seiner Krönung 1041/1042 immer wieder Widerstände erfuhr, suchte er einen Schulterschluss mit dem Erzbischof. Daher brachte er auch einen deutschen Bischof nach Norwegen, Bernhard "den sakslanske" (= der Deutsche). Als Harald Hardråde die Herrschaft übernahm, endete die Zusammenarbeit abrupt. Sein Nachfolger Olav Kyrre suchte wiederum ein besseres Verhältnis zum Bremischen Erzbischof. Unter seiner Regierungszeit begann die norwegische Kirchenorganisation Gestalt anzunehmen. Die Bischöfe bekamen Bistümer zugewiesen, die sich an Verwaltungsbezirke der Thingverbände anlehnten. Bischof Bernhard wurde Bischof im Gulathings-Bezirk."
Also hat das Erzbistum Hamburg mal gerade 1 (in Worten "einen") Bischof plazieren können. Von Priestern ist keine Rede. Und da war die Christianisierung schon weit fortgeschritten. Also hatten die englischen Missionare in Norwegen gar keine Konkurrenten. Daher gab es auch keine Konkurrenzsituation. Ob das dem Erzbischof gefiel? Siehe unten.

pan narrans schrieb:
Ich entnehme daraus, dass die englische und kontinentale Kirche sehr wohl in einem Konflikt bzw einer Rivalität in Skandinavien zueinander standen. Scheinbar hat es Adam nicht gefallen, dass englische Missionare unter seinen potentiellen Schäfchen wilderten oder ist dir eine andere Motivation bekannt, warum er Herrscher mit Verbindungen zur englischen Kirche derart verleumdete.

Hier zitiere ich mal Adam selbst (Gesta II 36 Ende, 37 Anfang):
"Olav Tryggvason kam nach seiner Vertreibung aus Norwegen nach England; hier nahm er das Christentum an, das er als erster in die Heimat mitbrachte ...
Andere behaupten, früher und auch damals hätten Bischöfe und Priester aus England zur Verkündigung des Evangeliums ihre Heimat verlassen und sie hätten Olav und die anderen getauft; der bedeutendste unter ihnen sei ein Bischof Johannes gewesen.; andere werden später noch genannt werden. Wenn das stimmt, so erklärte ich: Die Mutterkirche Hamburg sieht es ohne Neid, wenn auch Fremde ihren Kindern Gutes tun...."
Er sagt ihm Zauberkunst und Wahrsagerei nach. Nun davon hatte er seienen Beinamen "Tryggvason", das war also sicher keine Verleumdung. Und seinen Tod kommentiert er mit den Worten: "...und so ging er zu Grunde, weil er sich von falschen Behauptungen täuschen ließ". Na ja, das ist keine Verleumdung, das würde ich auch von einem sagen, der seine Entscheidungen ausschließlich auf Horoskope baut. Mehr erzählt Adam über Olav nicht. Die Wertung, dass Olav nach Adam "praktisch ein Heide" gewesen sei, lässt sich an seinem Text nicht belegen.

Und jetzt zunächst mal gute Nacht.
 
Ich denke das es im Ganzen eher eine sehr langwierige Sache war, da es im Grunde nur "die oberen Zehntausend" waren die sich einen neuen Gott genommen hatten. Cristianisierung aus Staatsräson, weil die Zeichen der Zeit so standen, sozusagen um "dazu zu gehören".

Das gemeine Volk wird wohl noch sehr lange bei ihren vertrauten Kult geblieben sein. Jedenfalls von Norddeutschland wird ähnliches überliefert, das noch viele Generationen nach der offiziellen Christianisierung, das gewöhnliche Volk "zwar getauft, aber noch den Sitten und Kulte ihrer Väter frönte".
 
askan schrieb:
Ich denke das es im Ganzen eher eine sehr langwierige Sache war, da es im Grunde nur "die oberen Zehntausend" waren die sich einen neuen Gott genommen hatten. Cristianisierung aus Staatsräson, weil die Zeichen der Zeit so standen, sozusagen um "dazu zu gehören".

Das gemeine Volk wird wohl noch sehr lange bei ihren vertrauten Kult geblieben sein. Jedenfalls von Norddeutschland wird ähnliches überliefert, das noch viele Generationen nach der offiziellen Christianisierung, das gewöhnliche Volk "zwar getauft, aber noch den Sitten und Kulte ihrer Väter frönte".
Das ist im Großen und Ganzen richtig. Das hängt aber nicht unmittelbar mit den "oberen Zehntausend" zusammen, sondern damit, dass das Christentum eine Stadt-Religion ist. Das heißt, dass die Missionierung zwar bei den Meinungsführern einsetzte (das war die Aristokratie), als nächster Schritt aber die Entsendung von Bischöfen kam. Diese ließen sich an einem Bischofssitz nieder, der eine zentrale Stadt in ihrer Umgebung war. Durch ihre Bautätigkeit blühte diese weiter auf. In der Stadt saß also der Bischof, in der Stadt war seine Bischofskirche, in der Stadt wurde die Liturgie mit vielen Priestern gefeiert, in der Stadt wurde gepredigt. Der ländliche Bereich wurde zwar nicht außen vor gelassen, aber doch bedeutend weniger intensiv betreut. Dazu kamen die Eigenkirchen auf dem Lande, bei denen es lange dauerte, bis der Bischof die Herrschaft über deren Besetzung mit Priestern bekam. Aber der Bildungsstand dieser Priester war nach heutigen Maßstäben katastrophal. Wenn man in den ganz alten "Kirchengesetzen", die der Bischof für seine Diözese, oder die Synode für ihren Bereich die Voraussetzungen, die für die Priesterweihe aufgestellt wurden, und ihren Pflichtenkatalog liest, dann stehen einem heute die Haare zu Berge. Zu den wichtigsten Pflichten der norwegischen Priester auf dem Lande gehörte die Überwachung des Festkalenders. Der Priester hatte sich die entsprechenden Informationen über Beginn und Ende der Fastenzeit beim Bischof einzuholen und sich zu vergewissern, dass er sie richtig an seine Gemeinde weitergab. Wenn er da einen Fehler machte, konnte er beim zweiten Mal abgesetzt werden. Die religiöse Unterweisung spielte so gut wie keine Rolle. Die Anschauung dahinter war, dass die Verletzung des Fastengebotes durch die Gemeinde ein schweres Vergehen war, für das der Priester die Verantwortung trug - die Gemeinde ar ja unschuldig, weil falsch informiert. Die religiöse Unterweisung war ja an der Bischofskirche sichergestellt, und man konnte sich offenbar gar nicht vorstellen, dass das auf dem Lande wesentlich anders sein sollte, so dass man im Reglement nichts findet, was dieser Aufgabe gerecht geworden wäre. Daher kommt es, dass auf dem Lande sehr lange (nicht nur in Norwegen, sondern auch in Franken und sonst überall) ein heilloser Synkretismus an der Tagesordnung war. In Notlagen rief man eben sicherheitshalber sowohl den Christengott als auch die zuständigen heidnischen Götter an. Dieser Synkretismus lässt sich deutlich an den Verboten des ersten Christenrechts in Norwegen ablesen. Dort werden die verbotenen Praktiken aufgezählt und mit schweren Strafen bedroht.
 
@ fingalo

Wünsche gut geruht zu haben. :winke:


fingalo schrieb:
Hier irtt der Gewährsmann. Eine Reichsideologie, wonach das Christentum eine Unterwerfung unter den Kaiser bedeutete, gab es nicht. Irland, England, Schottland waren christlich, ohne dem Kaiser unterworfen zu sein. Richtig ist vielmehr, das Harald bereits als Heide 948 die Oberhoheit des Deutschen Kaisers anerkannt hatte, dann rebellierte und nach der Niederlage sich 960 taufen ließ und damit Dänemark erhielt, was ihn aber von erneuter Rebellion 974 nicht abhielt. Also die Christianisierung hatte mit dem Herrschaftsanspruch Kaiser Ottos II. nichts zu tun. Aber es lag im Interesse des Kaisers, christliche Herrscher an seinen Grenzen zu haben, damit alle die gleichen Spielregeln für verbindlich erachteten.
Dann stellt sich mir die Frage, was Adam tatsächlich geschrieben hat, das Sörensen zu seiner Interpretation veranlasste. Leider habe ich Adams Bericht nicht, sonst wäre ich diesen Irrtümern nicht aufgesessen.

Das verstehe ich nicht ganz. In den Sagas wird Olavs Druck auf Island ausführlich dargestellt und dass sich das Allthing durch Beschluss dem Druck gebeugt hat. Nirgendwo wird behauptet, dass das Allthing seinen Beschluss einfach so getroffen habe.
Sörensen schreibt dazu, dass sich Ari Thorgilssons Islendigabok entnehmen ließe, Olafs Missionar Thangbrand sei bei der Bekehrung nicht erfolgreich gewesen und Ari würde in seinem Werk bekräftigen, die Entscheidung zum Religionswechsel sei vom Allthing getroffen worde. An anderer Stelle in seinem Text führt Sörensen dann an, diese Entscheidung sei durch den Druck Tryggvasons zustande gekommen. Das kling in der Tat widersprüchlich.

Eine Konkurrenz hat es nicht gegeben, da Adam keine Missionare nach Norwegen schickte. Unter "Konkurrenz" verstehe ich Verhältnisse wie in England, wo kontinentale und irische Missionare nebeneinander auf dem gleichen Felde ackern. Das war in Norwegen definitiv nicht der Fall.
Dann habe ich das falsch verstanden. Ich war davon ausgegangen, dass das Erzbistum Hamburg/Bremen sehr wohl missioniert hätte, schließlich soll es zu diesem Zweck gegründet worden sein. Ich frage mich, was die Herren dann den ganzen Tag lang getrieben haben.:confused: ;)

Aufgrund Sörensens Darstellung, Missionierung wäre ein Machtpolitisches Instrument und meinem Gedanken, Hamburg/Bremen hätte tatsächlich missioniert, war ich von einer Konkurrenz ausgegangen.

Mehr erzählt Adam über Olav nicht. Die Wertung, dass Olav nach Adam "praktisch ein Heide" gewesen sei, lässt sich an seinem Text nicht belegen.

:S :(

Und jetzt gehe ich das Buch verbrennen. :mad: :motz:
 
pan narrans schrieb:
@ fingalo

Wünsche gut geruht zu haben. :winke:
Danke.



pan narrans schrieb:
Dann stellt sich mir die Frage, was Adam tatsächlich geschrieben hat, das Sörensen zu seiner Interpretation veranlasste. Leider habe ich Adams Bericht nicht, sonst wäre ich diesen Irrtümern nicht aufgesessen.
Also, von einer Reichsideologie hat Adam sicher nichts geschrieben. Das ist auf Sörensens Mist gewachsen.
Dem kann abgeholfen werden. Adam I, 59: Als nun der Bekenner Gottes [Erzbischof Unni] nach Dänemark kam, wo damals, wie gesagt, der grimme Gorm herrschte, konnte er es zwar nicht erreichen, dass dessen wilde Natur sich beugte; doch des Königs Sohn Harald soll er durch seine Verkündigung gewonnen haben. Ihn konnte er zu einem so treuen Gefolgsmann Christi machen, dass er den öffentlichen Kult des seinem Vater immer verhassten Christentums gestattete, obwohl er selbst das Sakrament der Taufe noch nicht empfangen hatte....
II, 3. Nachdem [Ott0] fast alle Reiche, die seit Karls Tode abgefallen waren, seiner keiserlichen Herrschaft unterworfen hatte, griff er zu den Waffen gegen die Dänen, die vordem schon sein Vater im Kampfe besiegt hatte. Sie hatten den Streit gesucht, Ottos Gesandte samt dem Markgrafen in Haithabu erschlagen und die ganze sächsiche Ansiedlung vernichtet .... Als er sich auf dem Rückweg befand, stellte sich Harald bei Schleswig und unternahm einen Angriff. In dieser Schlacht ... fiel der Sieg den Sachsen zu. Und als sich dann Gelegenheit zu Friedensverhandlungen ergab, beugte sich Harald unter Otto, erhielt sein Reich zurück und gelobte die Einführung des Christentums in Dänemark. Harald wurde unverzüglich getauft samt seiner Gemahlin Gunhild und seinem kleinen Sohn, den unser König aus der hl. Taufe hob und Sven-Otto nannte. Damals ist Dänemark diesseits der See ... in drei Bistümer geteilt und dem Bistum Hamburg unterstellt worden.

II. 24 König Harald von Dänemark, der sich durch Frömmigkeit und Tapferkeit auszeichnete, hatte mit Güte längst das Christentum in seinem Reiche eingeführt und bewahrte es standhaft bis an sein Ende...

Den 2. Aufstand 974 übergeht Adam höflich. Mehr schreibt er nicht über Harald.

pan narrans schrieb:
Sörensen schreibt dazu, dass sich Ari Thorgilssons Islendigabok entnehmen ließe, Olafs Missionar Thangbrand sei bei der Bekehrung nicht erfolgreich gewesen und Ari würde in seinem Werk bekräftigen, die Entscheidung zum Religionswechsel sei vom Allthing getroffen worde. An anderer Stelle in seinem Text führt Sörensen dann an, diese Entscheidung sei durch den Druck Tryggvasons zustande gekommen. Das kling in der Tat widersprüchlich.
Es hatte sich zwei Fraktionen auf dem Allzhing gebildet: Christen und Heiden, die jeweils unter ihrem Gesetz leben wollten. Þorgil meinte, der Frieden sei nicht zu gewährleisten, wenn zwei Gesetze gälten, was allgemeine Zustimmung fand. Darauf forderte die Thingversammlung ihn auf, das Gesetz vorzutragen, das er für das bessere halte. Daraufhin trug er das Christenrecht vor. Alle stimmten zu.
Vorher ist aber von erheblichen Versuchen des Königs die Rede, das Christentum einzuführen.
Aber ich muss nachsehen, es gibt nach meiner Erinnerung noch andere Quellen, nach denen der König mit Intervention drohte. Aber das muss ich bis morgen verschieben. Family ruft.


pan narrans schrieb:
Dann habe ich das falsch verstanden. Ich war davon ausgegangen, dass das Erzbistum Hamburg/Bremen sehr wohl missioniert hätte, schließlich soll es zu diesem Zweck gegründet worden sein. Ich frage mich, was die Herren dann den ganzen Tag lang getrieben haben.:confused: ;)
Er war mit Dänemark und Südschweden hinreichend beschäftigt.

pan narrans schrieb:
Und jetzt gehe ich das Buch verbrennen. :mad: :motz:
Na na, so schlimm ist's auch nicht. Außerdem musst Du Feuerchen vorher bei der Stadtverwaltung anzeigen ;).
 
Ich hab's gefunden: In Snorris Heimskringla gibt es die Saga Olaf Tryggvasons. Ich zitiere die Kap. 84 und 95:

[84] In demselben Herbst kam der Priester Þangbrand aus Island zurück zu König Olaf, und er erzählte, dass seine Fahrt schlecht ausgefallen sei. Er beschwerte sich, dass man in Island eine Spottweise auf ihn gedichtet habe, einige hätten ihn sogar töten wollen. Er meinte, es sei wenig Aussicht, dass das Land christliche werden würde. Darüber geriet der König in so wilden Zorn, dass er durch Hornblasen alle Isländer, die in die Stadt gekommen waren, zusammenrufen ließ und dann erklärte, alle sollten getötet werden. Kjartan aber und Gizur und Hjalti wie andere, die das Christentum angenommen hatten, traten vor den König und sprachen: “König, du sollst Dein Wort nicht brechen. Sagst du doch sonst, niemand könne dich derart erzürnen, dass du ihm nicht vergeben würdest, wenn er sich taufen lasse und willens sei, vom Heidentum zu lassen. Wir werden schon Rat zu finden wissen, dass sich das Christentum doch noch auf Island Bahn bricht. Hier sind vieler mächtiger Isländer Söhne, und deren Väter werden diese Angelegenheit auf Island bedeutend fördern können. Þangbrand aber ist dort, wie auch hier bei euch mit Gewalttätigkeit und Totschlag vorgegangen, und dies konnten die Männer von ihm sich dort nicht gefallen lassen.” Der König begann nun, solchen Vorstellungen Gehör zu schenken. So wurden alle Isländer, die damals in Nidaros waren, getauft.

[95] Als nun König Olaf so sein Heerr zur Ausfahrt aus Nidaros wohl ausgerüstet hatte, bestimmte er noch Männer für alle Bezirke und Ämter Drontheims. Damals schickte er auch nach Island Gizur den Weißen und Hjalti Skeggison, um das Christentum auf der Insel zu verkünden, und gab ihnen einen Priester mit namens Þormod nebst mehreren anderen geweihten Männern, bei sich selbst aber behielt er vier Isländer als Geiseln zurück, die ihm die angesehendsten dünkten, nämlich Kjartan Ólafsson, Halldór Guðmundsson, Kolbein Þorðsson und Sverting Rúnolfsson. Von dieser Fahrt Gizurs und Hjaltis wird nun berichtet, dass sie noch vor dem Allthing nach Island kamen und dann das Thing besuchten. Auf diesem Thing wurde das Christentum auf Island gesetzlich eingeführt, und in diesem Sommer wurde alles Volk auf Island getauft.
 
Island ist nie vollständig christianisiert wurden. Wer schon mal in Island war der weiss das es dort noch Leute gibt die an die alten Götter glauben. Dort gibt es sogar einen Elfenminister.
 
Efna schrieb:
Island ist nie vollständig christianisiert wurden. Wer schon mal in Island war der weiss das es dort noch Leute gibt die an die alten Götter glauben. Dort gibt es sogar einen Elfenminister.

Man sollte nicht jeder Urban Legend Glauben schenken... :still:
 
William Wallace schrieb:
Aber einen Elfenminister gibt es wirklich.

Nein, einen solchen Minister gibt es nicht. Es gibt folgende Ministerien:

- Ministerium für Landwirtschaft
- Ministerium für Kommunikation
- Ministerium für Kultur und Erziehung
- Ministerium für Umwelt
- Ministerium für Finanzen
- Ministerium für Fischerei
- Außenministerium
- Ministerium für Gesundheit und soziale Sicherheit
- Ministerium für Industrie und Handel
- Ministerium für Justiz und "Ecclesiastical Affairs" (wohl Kirchenrecht)
- Ministerium für soziale Angelegenheiten

http://www.europa-auf-einen-blick.de/island/politik.php
 
William Wallace schrieb:
Aber einen Elfenminister gibt es wirklich.

Wie uns Mitglied Fingalo glaubhaft versichern konnte ist das Gedöns mit dem Elfenminister allemal eine Touristenattraktion und nichts weiter. Der muß es wissen, seine Frau ist nunmal eine isländische Historikerin!
 
Hallo Repo, ich bin ganz neu in diesem Forum, weil ich Kontakt zu Leuten suche, die etwas kompetent in Sachen Wikinger sind. Seit einem Jahr schreibe ich an einem Buch, einem Fantasieroman, der im Jahr 1000 beginnt. Ich möchte historisch richtig liegen und auch den Alltag meiner "Wikinger" möglichst realistisch beschreiben. Die Christianisierund spielt im Buch eine große Rolle und Ragnarök. Gibt es irgendwo eine Aufstellung über die Bischöfe, die für die norwegischen Skandinavier zuständig waren? Wo waren ihre Sitze? Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass es in Haithabu auch einen Bishof gab, aber ich finde nichts darüber. Haithabu ist für mein Buch von Bedeutung.
Vielleicht können sie mir weiterhelfen, ich wäre dankbar.
Mit herzlichem Gruß, Falki
 
Erstes Bistum in Norwegen war Oslo, um 1070 als Teil der Erzdiözese Hamburg-Bremen. Zu dieser Zeit waren Adalbert I und Liemar Erzbischöfe von H-B. Bischof in Oslo um 1070 war zB Asgaut, wohl gefolgt von Torolv und Aslak.

Ich vergaß, ein Suffraganbistum, ähnlich dem Oslos, war auch in Haithabu, seit 948, jedenfalls bis zu dessen Zerstörung. namen habe ich gerade nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Falki,
Repo ist in diesem Forum nicht mehr aktiv.

Bist Du auch daran interessiert, mit Quellen zu arbeiten? Viele Informationen zur Christianisierung Skandinaviens enthalten:
Adam von Bremen: Hamburger Kirchengeschichte Hamburgische Kirchengeschichte ? Wikisource
Rimbert: Leben des heiligen Anskar
anonym: Leben des Rimbert
 
wo wohnten die Wikinger?????

Hilfe!!!
Ich brauche dringend Hilfe.
Die Wikinger, die mich sehr interessieren sind die Norweger, weil ich an einem Buch schreibe, einem Roman.
Das Buch soll im Wesentlichen historisch stimmen, aber es soll kein historischer Roman sein.
Nun bin ich auch kein Historiker und im Internet finde ich keine guten Karten aus der Zeit um 1000. Mir wären Orte wichtig, die zu dieser Zeit existierten.
Wo hatten die Leute ihren Sitz, die über Land zogen und die Norweger christianisierten?
Immer wieder lese ich, dass da irgendwo in Bremen ein Bischof gesessen haben soll. Wie hat der denn von dort aus die Norweger christianisiert, doch nicht mit einem Mönchlein? Aber von kreuzugähnlichen Handlungen habe ich auch nichts gelesen.

Mein Buch wird ein Fantasieroman, in dem das Tägliche im Leben möglichst der Historie entsprechen soll. Es geht um Ragnarök, die Götter spielen mit, ein Troll und die Wölfe Geri und Freki (aber nicht die von Odin. Haupthelden sind Geschwister, die über 1000 Jahre alt werden und bis in unsere Zeit hinein leben müssen.


Ich würde mich sehr freuen, wenn sich da jemand meldet, dem ich einige Fragen stellen darf.


Freundliche Grüße, Alvitur (Gestalt aus dem Buch)
 
Immer wieder lese ich, dass da irgendwo in Bremen ein Bischof gesessen haben soll.

Du meinst sicher Adalbert von Bremen über den dessen Schüler Adam von Bremen eine Missionsgeschichte, die Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum verfasst hat. Die gibt's auch übersetzt, online in einer ÜS von 1893, in einer moderneren Übersetzung aus dem Jahr 2000 in jeder gut sortierten historischen Bibliothek.

Nun solltest du bei deinen Überlegungen folgendes berücksichtigen: Wikinger ist keine ethnische Begrifflichkeit. Wikinger ist eine Lebensweise bzw. Lebensunterhaltserwerbsweise. Die Frage "wo wohnten die Wikinger" muss also - im Hinblick speziell auf Norwegen - damit beantwortet werden, dass sie dort wohnten, wo sie Zugang zum Wasser hatten. Ergo an geeigneten Stellen in den Fjorden. Interessant ist da vielleicht der angelsächsisch überlieferte Reisebericht des norwegischen Händlers Ottar fra Hålogaland. Dieser erwähnt Sciringesheal, welches aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem archäologischen Fundplatz Kaupang bei Larvik (Südnorwegen) zu identifizieren ist. Aber ich nehme an, dich interessiert eher die norwegische Westküste.
 
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