Da muß ich mich jetzt auch einmal noch einmischen...
Ich kann bestimmte Analogien herstellen und vielleicht, Verhaltensmuster erkennen. Stasi ist daher durchaus ein Argument und gehört sehr wohl in diese Debatte. Ich habe DDR life erlebt. Ich habe versucht zu illustrieren, dass es sehr oft nicht besonders risikoreich ist, sich bestimmten Gruppen- oder sonstigen Zwängen zu entziehen...
Anmerkung im Voraus: ich habe auch von 1970/90 in der DDR gelebt.
Es sollte zwar wirklich nicht Gegenstand dieser Diskussion sein, aber da das DDR Thema als Vergleichsmaßstab herangezogen wurde: es ist also "oft nicht besonders risikoreich, sich bestimmten Gruppen- oder sonstigen Zwängen zu entziehen"?
Gehen wir mal vom Thema Staatssicherheit weg und betrachten das System als solches incl. besonders der alltäglichen Lebensbereiche.
Dazu nur einige ausgewählte Beispiele:
1. Wer sich als junger Mann weigerte, länger als 1,5 Jahre Wehrdienst in der NVA zu leisten, hatte das Risiko, sich in nicht wenigen Karrierewegen (auch eigentlich unpolitischen) nicht entfalten zu können, weil er nur angenommen wurde, wenn er mindestens 3 Jahre gedient hatte.
2. Wer sich als junger Mann gar weigerte, überhaupt Wehrdienst i.S.v. Dienst an der Waffe zu leisten, hatte das Risiko, in Haft zu gehen oder aber - was für die Gesundheit u. dgl. nicht besser war (vom gesellschaftlichen Stigma ganz abgesehen) - zu den Bausoldaten.
3. Wer sich weigerte, Mitglied der FDJ zu werden, hatte das Risiko, nicht zum Abitur zugelassen zu werden; für diejenigen (ich kenne selbst Beispiele) war nach der Mitleren reife Schluß, und dies selbst bei bestem Notendurchschnitt!
4. Wer sich weigerte, einer Partei beizutreten, hatte das Risiko, daß er zum höheren Bildungsweg (Studium) nicht zugelassen wurde.
5. Wer das Land verlassen wollte, hatte das Risiko, entweder nach dem Stellen des Ausreiseantrages bspw. im Berufsalltag isoliert zu werden oder an der Grenze verhaftet oder gar erschossen zu werden.
Die Liste ließe sich noch fortsetzen...
So bzw. analog lief bzw. läuft es in Gesellschaften, die nicht auf einer freiheitlich-demokratischen Ordnung aufbauen. Dies einmal dazu, was das korrekte methodische Herstellen von Analogien im Sinne einer Geschichtsbetrachtung angeht... :fs:
Damit aber genug zum angesprochenen DDR Thema (ich konnte die entsprechenden Aussagen nur nicht so stehen lassen) und zurück zur eigentlichen Diskussion. Vielen Dank...