excideuil
unvergessen
Schon einmal habe ich einen Beitrag (mit Anekdote) zum comte de Narbonne geschrieben:
http://www.geschichtsforum.de/478620-post85.html
Er war einer von etlichen Alt-Aristokraten, die Napoléon in seinen Dienst zog. Narbonne Louis Marie de Narbonne-Lara ? Wikipedia war nicht irgendwer. Lange galt er als natürlicher Sohn Louis XV, war unter anderem Kriegsminister unter Louis XVI.
Erst spät fand er unter Napoléon als Adjudant und Diplomat Verwendung.
Zamoyski schreibt über ihn zu 1812:
" Er war ein hochgebildeter Mann mit eigenständigem literarischen Geschmack und einem besonderen Interesse für die Diplomatie in der Zeit der Renaissance; hierin war er Experte [...] und verfügte über jene geschliffene Eleganz, die man mit den ancien régime verbindet. Wenn jemand Alexanders Vertrauen gewinnen konnte, dann er." [1]
Bekanntlich brachte seine Reise nach Wilna im Vorfeld des Feldzuges nach Rußland kein Ergebnis; Narbonne warnte, wie auch Caulaincourt Napoléon vor diesem Krieg.
1813 "verhandelten" er und Caulaincourt dann in Prag, natürlich vergeblich, Napoléon wollte nur Zeit gewinnen.
Nach der Rückkehr aus Prag wurde Narbonne zum Gouverneur der Festung Torgau bestimmt.
Dazu aus einem aktuellen Aufsatz:
"Das alsbaldige und ganz unerwartete Kommando für Narbonne in einer kleinen Festung wie Torgau wurde auch in der Umgebung des Kaisers nicht verstanden und als Zeichen - zumindest temporäer - Ungnade gewertet." [2]
Leider liefert der Autor keine Quelle zu dieser Aussage.
Daher meine Frage: Hat es Differenzen mit Napoléon gegeben, aus denen dann die Abkommandierung erfolgte, oder war die Festung Torgau (über 22000 Mann) doch so wichtig, dass es eines zuverlässigen Kommandanten bedurfte?
Noch eine Korrektur zu Wiki. Dort wird behauptet, dass Narbonne nach einem Unfall starb. Das ist nicht richtig, er starb am 17. Nov. 1813 an Typhus und teilte damit das Schicksal von ca. 30000 Menschen (bis Jan. 1814) in Torgau, darunter 1100 Bürger.
Als Letztes noch eine Anekdote:
Als Narbonne von seiner ersten Gesandtschaft zurückkehrte, wandte sich der Kaiser sich an ihn mit der Frage: „Was denkt man von mir an den nordischen Höfen?“ – „Sire“, antworte der Graf, einige halten Sie für Gott, andere für einen Teufel, keiner hält Sie für einen Menschen.“
Grüße
excideuil
[1] Zamoyski, Adam: 1812, Napoleons Feldzug in Russland, C.H. Beck, München, 2012 (2004), Seite 133
[2] Hansjochen Hancke: Graf Louis von Narbonne, Gouverneur von Torgau, in Niedersen, Uwe (Hrsg.): Sachsen, Preußen und Napoleon – Europa in der Zeit von 1806 – 1815, Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden/Torgau, 2013, Seite 389
http://www.geschichtsforum.de/478620-post85.html
Er war einer von etlichen Alt-Aristokraten, die Napoléon in seinen Dienst zog. Narbonne Louis Marie de Narbonne-Lara ? Wikipedia war nicht irgendwer. Lange galt er als natürlicher Sohn Louis XV, war unter anderem Kriegsminister unter Louis XVI.
Erst spät fand er unter Napoléon als Adjudant und Diplomat Verwendung.
Zamoyski schreibt über ihn zu 1812:
" Er war ein hochgebildeter Mann mit eigenständigem literarischen Geschmack und einem besonderen Interesse für die Diplomatie in der Zeit der Renaissance; hierin war er Experte [...] und verfügte über jene geschliffene Eleganz, die man mit den ancien régime verbindet. Wenn jemand Alexanders Vertrauen gewinnen konnte, dann er." [1]
Bekanntlich brachte seine Reise nach Wilna im Vorfeld des Feldzuges nach Rußland kein Ergebnis; Narbonne warnte, wie auch Caulaincourt Napoléon vor diesem Krieg.
1813 "verhandelten" er und Caulaincourt dann in Prag, natürlich vergeblich, Napoléon wollte nur Zeit gewinnen.
Nach der Rückkehr aus Prag wurde Narbonne zum Gouverneur der Festung Torgau bestimmt.
Dazu aus einem aktuellen Aufsatz:
"Das alsbaldige und ganz unerwartete Kommando für Narbonne in einer kleinen Festung wie Torgau wurde auch in der Umgebung des Kaisers nicht verstanden und als Zeichen - zumindest temporäer - Ungnade gewertet." [2]
Leider liefert der Autor keine Quelle zu dieser Aussage.
Daher meine Frage: Hat es Differenzen mit Napoléon gegeben, aus denen dann die Abkommandierung erfolgte, oder war die Festung Torgau (über 22000 Mann) doch so wichtig, dass es eines zuverlässigen Kommandanten bedurfte?
Noch eine Korrektur zu Wiki. Dort wird behauptet, dass Narbonne nach einem Unfall starb. Das ist nicht richtig, er starb am 17. Nov. 1813 an Typhus und teilte damit das Schicksal von ca. 30000 Menschen (bis Jan. 1814) in Torgau, darunter 1100 Bürger.
Als Letztes noch eine Anekdote:
Als Narbonne von seiner ersten Gesandtschaft zurückkehrte, wandte sich der Kaiser sich an ihn mit der Frage: „Was denkt man von mir an den nordischen Höfen?“ – „Sire“, antworte der Graf, einige halten Sie für Gott, andere für einen Teufel, keiner hält Sie für einen Menschen.“
Grüße
excideuil
[1] Zamoyski, Adam: 1812, Napoleons Feldzug in Russland, C.H. Beck, München, 2012 (2004), Seite 133
[2] Hansjochen Hancke: Graf Louis von Narbonne, Gouverneur von Torgau, in Niedersen, Uwe (Hrsg.): Sachsen, Preußen und Napoleon – Europa in der Zeit von 1806 – 1815, Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden/Torgau, 2013, Seite 389