Darstellungen des Marduk (Schicksalstafeln)

Nergal

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Ich habe da eine Frage zu einer Darstellungen des Gottes Marduk:
Marduk hat ja nach dem Sieg über den Salzwasserdrachen Tiamat die Schicksalstafeln erhalten, und soll diese danach am Körper getragen haben, bei der Wikipedia steht sie wurden an seiner Brust befestigt.

Die bekannte Darstellung Marduks auf einem Rollsiegel zeigt ihn mit kreisförmigen Objekten die von einer Kette um seinen Hals ab dem Gürtel herunterhängen.

Sind dies die Schicksalstafeln?
 
Das Interessante an der Frage ist, dass man spontan "Ja" rufen möchte. Deshalb habe ich mal nachgeschlagen, was es zu der Abbildung gibt.

Bei dem Rollsiegel handelt es sich um ein Göttersiegel, dass Marduk-zakir-sumi der Statue des Gottes geweiht hat. Das erklärt warum keine Abrollung sondern eine Zeichnung abgebildet wird. Das Siegel wird als reines Schmucksiegel (Halsschmuck) positiv geschnitten sein. Allein aufgrund der Kopfbedeckung (Federpolos) ist das Siegel in das 1. Jht. v. Chr. zu datieren, es handelt sich um ein neubabylonisches Werk aus Lapis-lazuli.

Ring und Krummstab komplettieren die Ausstattung, wobei der Begriff Ring inzwischen, obwohl im Reallexikon so genannt, nicht ganz zutrifft. Es handelt sich um eine Messleine. So eine Messleine hatte die Götter gern mal mit dabei, z.B. hatte Inanna eine mit auf dem Weg in die Unterwelt.
Der Schlangendrache als Marduks Göttersymbol fehlt ebenfalls nicht, nur Spaten oder Griffel vermisst man.

Die Frage nach der Gestalt der Schicksalstafeln finde ich schwer zu beantworten. Möglich, dass Auftraggeber oder Handwerker eine solche Intention hatten, ich würde in den runden Gegenständen aber eine weitere Verzierung des Gewandes sehen, die Symbole sind möglicherweise astral zu deuten.

Dier Schicksalstafeln mag man sich auch gegenständlich vorgestellt haben, besonders in Verbindung mit Marduks Schreiber Nabu, dessen Augfgabe es war, jährlich Marduks Anweisungen auf diesen zu notieren, bei den "me" handelt es sich aber eigentlich um eine krude Mischung von Kulturerrungenschaften. Hier mischen sich Inhalt und Träger, die me sind sowohl das "Schreiben", "der Schafstall", als auch eine "Tafel", die diese Errungeschaft fixiert.

Kurzum, Tontafeln waren selten rund, die Verzierungen deuten nicht auf Schrift oder Ähnliches hin, im Reallexikon werden die Kreise nicht gesondert erwähnt.
Auf der anderen Seite, als eine Art Rüstung gedeutet - vielleicht doch die Tafeln?
Das maßgebliches Werk zu diesem Siegel stammt von Weissenbach, da schaue ich später mal rein, das ist inzwischen gemeinfrei (1903).
 
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Bei Weissbach (so richtig) steht nicht viel, nur die Fundumstände und die Inschrift. Das Nachschlagen hat dennoch genützt, denn er zeigt auch eine Darstellung Adads, der auf dieser ebenso gewandet ist wie Marduk und einen fast identischen Brustschmuck trägt.

Da es sich um eine neuassyrische Arbeit handelt, darf man wohl entgegen Weissbachs Übersetzung von Assur sprechen.

An anderer Stelle steht, der König habe in Babylon anlässlich des Neujahrsfestes in seiner Rolle als Marduk die Tafeln als Pektorale getragen hat. Dass der Brustschmuck auch bei anderen Göttern zu finden ist (Assur) scheint gegen die Deutung als Schicksalstafeln zu sprechen. Allerdings gibt es Darstellungen, auf denen Assur den PLatz Marduks im Kampf gegen Tiamat einnimmt. Auch das Neujahrsfestzeremonie wurde übernommen, die Tafeln auf Assur übertragen.

Es scheint sich entgegen meiner ersten Vermutung also um die Tafeln zu handeln.

Sie (Tiamat) gab ihm (Kingu) die Schicksalstafeln,
befestigte sie an seiner Brust
...
Er (Marduk) nahm ihm (Kingu) die Schicksalstafeln fort,
die ihm nicht zukamen,
mit seinem Siegel versiegelte er sie,
nahm sie an seine Brust


enuma elisch
 
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