Das Germanenbild im Wandel der Zeit

Es saßen die alten Germanen
Zu beiden Ufern des Rheins
Sie saßen auf Bärenhäuten
Und tranken immer noch eins

Refrain:
Und eins und zwei und drei und vier,
Sie soffen unheimlich viel Lagen Bier
Und fünf und sechs und sieben und acht,
Sie soffen die ganze Nacht.

2. Da trat in ihre Mitte
Ein Jüngling römischen Bluts
Grüß Gott! ihr alten Germanen,
Ich bin der Tacitus.

Refrain:
Und eins und zwei und drei und vier,
Sie soffen unheimlich viel Lagen Bier
Und fünf und sechs und sieben und acht,
Sie soffen die ganze Nacht.

3. Da hoben die alten Germanen
Zum deutschen Gruße die Hand
Grüß Gott du römischer Jüngling,
Du bist uns wohlbekannt.

Refrain:
Und eins und zwei und drei und vier,
Sie soffen unheimlich viel Lagen Bier
Und fünf und sechs und sieben und acht,
Sie soffen die ganze Nacht.

4. Da huben sie an zu saufen
So manchen Humpen Met
Sie würfelten um ihre Weiber,
Es wurde ziemlich spät!

Refrain:
Und eins und zwei und drei und vier,
Sie soffen unheimlich viel Lagen Bier
Und fünf und sechs und sieben und acht,
Sie soffen die ganze Nacht.

5. Da mixten die alten Germanen
Dem Römer einen Trank
Den soff der fröhlich hinunter,
Bis er zu Boden sank.

Refrain:
Und eins und zwei und drei und vier,
Sie soffen unheimlich viel Lagen Bier
Und fünf und sechs und sieben und acht,
Sie soffen die ganze Nacht.

6. Da lachten die alten Germanen
Zu beiden Ufern des Rheins
Und ließen ihn trinken und trinken
Ein Glas und immer noch eins.

Refrain:
Und eins und zwei und drei und vier,
Sie soffen unheimlich viel Lagen Bier
Und fünf und sechs und sieben und acht,
Sie soffen die ganze Nacht.

7. Und als am anderen Morgen
Der Römer den Schaden besah
Schrieb er mit zitternden Händen
In seine Germania.

Refrain:
Und eins und zwei und drei und vier,
Sie soffen unheimlich viel Lagen Bier
Und fünf und sechs und sieben und acht,
Sie soffen die ganze Nacht.

8. Wir sind zwar keine Germanen,
Doch üben wir uralten Brauch
Wir würfeln nicht um unsre Weiber,
Doch saufen können wir auch.

Refrain:
Und eins und zwei und drei und vier,
Sie soffen unheimlich viel Lagen Bier
Und fünf und sechs und sieben und acht,
Sie soffen die ganze Nacht.

9. Und das ist unsre Devise,
An dieser halten wir fest
Früh ist noch keiner gestorben,
Der bis ins Alter gezecht.

Refrain:
Und eins und zwei und drei und vier,
Sie soffen unheimlich viel Lagen Bier
Und fünf und sechs und sieben und acht,
Sie soffen die ganze Nacht.
aus dem 19. Jh.
 
Vielen Dank für eure Antworten! Und "sorry" für den Fehler mit Cäsar, das habe ich so in einem Fachbuch gelesen. Finde es gerade nicht mehr, reiche es aber nach wenn ich noch einmal drüberstolpere. Oder ich habe mich falsch ausgedrückt. Eigentlich stand da nicht dass Cäsar den Begriff erfunden hat, sondern dass er ihn bewusst für viele vereinzelte Stämme benutzt hat, um den Römern mehr Angst zu machen (dargestellt war es aber schon so, als sei Cäsar der erste mit dieser Idee des Überstülpens). Danke für die anderen Beispiele. Einige davon sind zu wissenschaftlich oder zu schwer nachzuweisen. Die Schulbücher geben da auch wenig her. Ich denke ich werde mich die bereits angeführten Aussagen Diodors ( [FONT=&quot]"Die Germanen sind meist halb nackt, ihre Blöße bedecken sie nur notdürftig mit Tierfellen.[/FONT]") und einige weitere angebliche Eigenschaften aus der Germania beschränken. Man soll es bei solchen Stunden auch nicht total übertreiben. Schade. Aber das, was ich dort nicht verwerte, kann ich ja trotzdem für mich selbst sammeln. Das Thema hat mich jetzt gerade angesteckt, gerade weil auch der ziemlich derbe Kabaretist Serdar Somuncu in seinem Programm auf den Begriff des "Deutschen" eingeht und lustigerweise genau den Teil des Themas anspricht, über den wir uns hier unterhalten. Er ist zwar sehr intelligent, drückt das aber auf seine Weise aus

(Sinngemäß vom Liveauftritt in Darmstadt (dazu sei gesagt, er ist selbst Türke und übertreibt hemmungslos, man muss sich mit ihm beschäftigen um sein Programm nicht falsch zu verstehen):

Erst von einem Kanacken durch die Stadt fahren lassen, dann beim Türken Obst einkaufen und dann ein italienisches Eis schlecken. Aber kaum geht es einem schlechter: Rrrrraus, rrrrraus! [...]
Deutsch, deutsch. Deutsch ist eine Sprache, keine Herkunft. In diesem Land lebten schon immer viele verschiedene Menschen. (Er nennt ein paar germanische Stämme). Habt ihr euch eure deutschen Haare mal angeschaut? Straßenköterbrunett. Da durfte jeder mal reinstecken!

Das Thema Konstruktion von nationaler Identität ist superinteressant, aber für 6. Klässer leider viel zu komplex, da zu viel Transfer abverlangt wird, wenn man es ihnen nicht einfach nur erzählen möchte (und das ist schlechter Unterricht).
 
Eine kurze Rückfrage: Weiß jemand aus welchem Werk von Diodor folgende Behauptung kommt:

„Die Germanen sind meist halb nackt, ihre Blöße bedecken sie mit Tierfellen.“

Es steht in einem neuen Geschichtsbuch, hat aber absolut keine Daten (Werk, Geburtsjahr des Autors) im Gegensatz zu den anderen Zitaten auf der Seite. Über Diodor scheint man ja fast nichts zu wissen. Aber das Zitat kann doch nicht nur mündlich überliefert sein?
 
Von Diodor ist nur ein Werk erhalten, die "Bibliotheke historike", eine Art Universalgeschichte. Das Zitat müsste also aus diesem Werk stammen. Allerdings: Ich habe wirklich lange gesucht, konnte aber keine Stelle finden, in der Dein Zitat so oder so ähnlich steht. (Am ehesten müsste es im 5. Buch zu finden sein, wo es u. a. um die Völker des Nordens geht.) Also entweder habe ich sie übersehen, oder aber es gibt diese Stelle gar nicht. (Das ist nicht auszuschließen; man stößt immer wieder auf angebliche "Zitate" von antiken Autoren, die so gar nicht existieren. Das kommt davon, weil in der Sekundärliteratur anscheinend oft nur von anderer Sekundärliteratur abgeschrieben wird, statt direkt die Quellen zu studieren.) Aber vielleicht kennt sie jemand anderer.
 
Ab wann gilt ein Volk als Volk?

Im Zusammenhang mit Früh- und Mittelalterlicher Geschichte taucht mir der Begriff "Volk" entschieden zu oft auf.
Das Bild oder besser die Vorstellung vom Leben unserer Ahnen, in diesem Fall der berühmt berüchtigten Germanen, ist zu jeder Zeit eine Projektion unserer eigenen Bedürfnisse und unseres Wunschdenkens. Wir versuchen Ordnung zu schaffen wo keine ist und Kohärenzen zu erzeugen die mehr als fragwürdig sind. Vernachlässigen wir mal kurz das Phänomen kollektiven Bewusstseins und akzeptieren dass wir in einer Welt und Zeit leben die heterogener nicht sein könnte, sowohl in ihren Wurzeln als auch in ihrer Präsenz, dann lässt sich erahnen dass wir keine Ahnung haben von dem was früher war und es auch nie haben werden (zumal durch das nahezu komplette Fehlen von zeitgenössischen Schriften). Um zum Ausgangspunkt zurück zu kommen; die Germanen waren weder arische Herrenmenschen noch primitive Pelzlümmel. Irgendwo dazwischen wird man sie ansiedeln müssen und mehr ist auch nicht drin!
Von einem Volk zu sprechen ist ein Phänomen der Kolonialzeit und dem ihr zugrunde liegendem Imperialismus, da es hier erstmals notwendig wurde im Austausch und Kontakt mit fremden und exotischen Kulturen die Grenzen abzustecken und die eigene Herkunft zu hinterfragen (abgesehen vom bereits in der Antike existierenden, kulturellem Superioritätsfanatismus mancher Gelehrter natürlich). Volk ist ein Kunstwort, das Menschen und ihre sozialen Gefüge nicht wirklich wieder gibt.
 
Bezeichnungen für Völker und Stämme gab es aber schon im Altertum, also hat man schon damals differenziert. Es stimmt zwar, dass man sich unter diesen Völkern nicht immer Abstammungs- oder Sprachgemeinschaften vorstellen darf, aber Differenzierungen zwischen verschiedenen Völkern (mögen das nun Sprachgemeinschaften gewesen sein, Kulturgemeinschaften oder auch die Angehörigen eines bestimmten Staates bzw. Untertanen eines bestimmten Herrschers) wurden vorgenommen. Schon damals hat man im Austausch und Kontakt mit fremden und exotischen Kulturen die Grenzen abgesteckt. Man siehe nur die Exkurse antiker Autoren, in denen sie Aussehen, Sitten und Gebräuche verschiedener Völker beschrieben, oder auch die beliebten Völkerkataloge, in denen z. B. die Zusammensetzung eines Heeres aus Angehörigen verschiedener Völker aufgelistet wurde.

Das "nahezu komplette Fehlen von zeitgenössischen Schriften" ist auch arg übertrieben. Das Problem ist eher, dass wir von vielen Völkern kaum Schriftzeugnisse von Angehörigen dieser Völker selbst haben, sondern weitgehend auf Fremdbeschreibungen angewiesen sind.
 
An Ravenik,

mit Sprachgemeinschaften und Staatsangehörigen zählen sie meiner Meinung nach bereits zwei Kategorisierungstypen für Menschengruppen auf, die den Begriff des "Volkes" doch eher vernünftig ersetzen als ihn zu präzisieren.
Und selbst hier wird es schon schwierig, da ich einfach mal frech behaupte, dass ein Holsteiner mehr mit dem dänischen Kulturraum verbindet als mit dem Oberbayerischen. Ich bin der Meinung dass gerade Deutschland wunderbar illustriert wie die Vorstellung eines Volkes eher politischer Natur ist als sozio-kultureller Art. Allenfalls die "Kulturgemeinschaft" trifft meines Erachtens nach am ehesten auf das zu, worauf sie und so viele Vorredner anspielen.
Dass die Antike oder besser gesagt das Altertum den Begriff der Völker kannte habe ich bereits vorweg genommen, aber auch dort war es das Produkt wirtschaftlich oder politisch motivierter Propaganda die meines Wissens nach in den meisten Fällen aus der Sicht der Einen über die Anderen geschildert wurde.
Eine Ausnahme mag in dieser Hinsicht vielleicht das "Volk Israels" darstellen wobei wir aber in das religiöse Fahrwasser abtreiben was ich hier nicht näher diskutieren will.
Alles was ich sagen will ist dies; Vorsicht beim Gebrauch des Attributs "Volk".
Es hat die Tendenz zu simplifizieren und unter umständen ein Bild oder unsere Vorstellung allzu leicht in eine implizite Richtung zu lenken.
 
Also, Huski
Volk ist mitnichten ein Kunstwort, es ist nur eben die Bezeichnung für "Menschenansammlung". Wen man jetzt zu welcher Ansammlung zählt und wer sich dazu zählt , kommt auf den Einzelfall an.

So können erschiedene "Stämme" durchaus ein Volk bilden und auch Einzelgruppen oder Personen dazu zählen.

Also der Stamm der Angrivarier ist mit anderen zum Stamm der Engern geworden und zählte dann zum Volk der Sachsen.

Irgendwie sind die Engern untereinander verwandt, haben aber wohl kaum Beziehungen mit z.B. den Dithmarschern, hatten und haben vielleicht aber gemeinsame Interessen
 
Die Vorstellung eines Volkes als Abstammungs- bzw. Blutgemeinschaft war auch schon dem Altertum bekannt, indem Völker von einem gemeinsamen Stammvater abgeleitet wurden. Zum Ausdruck wird das auch durch eines der lateinischen Wörter für "Stamm" gebracht, nämlich "gens". Damit bezeichneten die Römer auch die römischen Geschlechter, die sie auf mythische Ahnherrn zurückführten.Andererseits verwendeten sie für "Stamm" aber auch den Ausdruck "civitas", den sie auch für die Gesamtheit der Bürger eines (Stadt-)Staates verwendeten. Man sieht, zwischen Völkerschaften als Abstammungs- bzw. Blutsgemeinschaften und Völkerschaften als politischen Einheiten wurde nicht so klar unterschieden, aber grundsätzlich waren schon alle modernen Volksbegriffe vorhanden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben